DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 11/2022

energie | wasser-praxis 11/2022 energie | wasser-praxis e 73 Jahrgang | November 2022 | ISSN 1436-6134 Wasser | Recht Neue Ansätze für Genehmigungsverfahren Roadmap | Gas Untersuchungen zur H₂-Verträglichkeit von Gasanwendungen Tr nkwasser | Aufbere tung Aluminiumabgabe von granulierten Aktivkohlen Versorgungssicherheit & Speicherreichweite www energ e-wasser-prax s de Wir projektieren für Sie das passende Produkt: • Individuelle Auslegung • Explosionsgeschützte Ausführung möglich • Inklusive aller Sicherheitsarmaturen • Große Leistungsbandbreite • Optimierter Energieverbrauch durch elektronische Drehzahlregelung • Lieferung »steckerfertig« auf Rahmen montiert • Inbetriebnahmen und Wartungen Sie wünschen weitere Informationen zu unseren Gasdruckerhöhungseinrichtungen? Dann blättern Sie um und entdecken Sie unser bundesweites Netzwerk! MIT SICHERHEIT DEN RICHTIGEN DRUCK GASDRUCKERHÖHUNGSEINRICHTUNGEN NACH DVGW ARBEITSBLATT G620

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energie | wasser-praxis 11/2022 energie | wasser-praxis 11 73. Jahrgang | November 2022 | ISSN 1436-6134 Wasser | Recht Neue Ansätze für Genehmigungsverfahren Roadmap | Gas Untersuchungen zur H₂-Verträg- lichkeit von Gasanwendungen Trinkwasser | Aufbereitung Aluminiumabgabe von granulierten Aktivkohlen Versorgungssicherheit & Speicherreichweite www.energie-wasser-praxis.de

Kommunizieren und informieren in Ulm am 26. 01.2023 Jetzt anmelden unter www.tiefbau-forum.com Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Branchentreff der Tiefbauspezialisten in Versorgung – Entsorgung – Ober äche 2023

Dr. Ralph Donath ist Präsident des Rohrleitungsbauverbands. ▸ Dr. Ralph Donath Wir brauchen ein Denken aller Möglichkeiten! Liebe Leserinnen und Leser, beim Thema Klimaneutralität ist ein Dreh- und Angelpunkt, wie wir mit vernünftigen Mitteln sicher, schnell und nachhaltig auf die Zielgerade einbiegen können. Diese Frage treibt selbstverständlich auch den Leitungsbau intensiv um. Dabei hat sich unsere Branche – im Gegensatz zur Politik, könnte man meinen – eine in diesem Zusammenhang vielleicht essenzielle Erkenntnis zu eigen gemacht: Im Pool der vielen zur Verfügung stehenden Technologieoptionen geht es bei diesem wichtigen Zukunftsthema nicht um ein „Entwederoder“, sondern vielmehr um ein „Sowohl-als-auch“. Denn was wir nun brauchen, ist eine generationengerechte Berücksichtigung sämtlicher zur Verfügung stehenden Transformationspfade, ein Denken aller technischen Möglichkeiten. Nur wennwir das gesamte Technologiespektrumnutzen – das heißt nicht nur die Wärmepumpe, sondern auch Fern- und Nahwärmenetze, H2-ready-Gaskraftwerke und klimaneutrale Gase in den Bereichen Wärme, Industrie und Verkehr –, werden wir die Energie- und Klimawende zeitnah schaffen und vor allem auch bezahlbar gestalten. Denn gerade die politisch favorisierte Elektrifizierung der Verbrauchssektoren – die sogenannte All-electric-World – kann zu erkennbarenNachteilen bei derWirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit führen. Vor diesemkomplexenHintergrund wird der rbv imSchulterschluss mit dem DVGW nicht müde, im Rahmen vieler koordinierter Initiativen immer wieder darauf hinzuweisen, dass eine Umstellung der Gasverteilnetze auf klimaneutrale Gase – darunter Wasserstoff – ein entscheidendes Puzzleteil der Energie- und Wärmewende ist. Und der Wille zu einer schnellstmöglichen Emanzipation von Gaslieferungen aus Russland darf nicht dazu führen, die von Leitungsbauern über Jahre geschaffenen Gasnetze und Infrastrukturwerte zu verteufeln und in die Nichtigkeit zu verbannen. Ganz imGegenteil: Wasserstoff – dies belegen viele wissenschaftliche Untersuchungen – kann schon in naher Zukunft einen entscheidenden Beitrag zur Herstellung von Klimaneutralität hierzulande leisten. Nach aktuellemKenntnisstand ist es technisch und organisatorisch bereits zeitnah möglich, klimaneutrale Gase in den Gebäudesektor zu bringen. Dies belegen auch die aktuell im Rahmen der Erstellung eines Gasnetzgebietstransformationsplans 2022 von 180 Gasverteilnetzbetreibern ermittelten Planungsdaten. Hier wird auf der Basis empirischer Daten ablesbar, dass Wasserstoff schon bald zu einem Gamechanger einer erfolgreichen Dekarbonisierung heranwachsen kann. Dieser Faktencheck über das schon bald abrufbare Leistungspotenzial klimaneutralenWasserstoffs zeigt sehr klar, dass wir hier nicht davon sprechen, anachronistische Infrastrukturbauwerke künstlich am Leben zu halten. Vielmehr tritt unsere Branche mit ihrem technischen Sachverstand und all dem ihr zur Verfügung stehenden Engagement dafür ein, eines der größten Anlagevermögen unseres Landes, mit dem rund 1,8 Mio. Industrie- und Gewerbekunden mit Energie sowie rund 50 Prozent aller Haushalte mit Wärme versorgt werden, fit für die Zukunft zu machen. Auf demWeg zu einer erfolgreichen Dekarbonisierung unserer Gesellschaft ist Wasserstoff nicht, wie so oft geschrieben wurde, der Champagner der Energiewende, sondern – natürlich in einer Reihemit anderen klimaneutralen Energieträgern und Transformationspfaden – ihre Superkraft! Dies gilt es für einen erfolgreichen Zieleinlauf zu erkennen und auch in politisches Handeln umzusetzen. Ihr Ralph Donath 3 energie | wasser-praxis 11/2022 E D I T O R I A L

I N H A LT Titel Quelle: ne2pi/adobe.stock.com, Photocreo Bednarek/adobe.stock.com 30 Digitale Tools für die Trinkwasserversorgung der Zukunft 68 GWI in Essen feiert 85-jähriges Bestehen 88 Anlagen in CO₂-Transportsystemen – das DVGW-Arbeitsblatt C 491 112 Ich mach was mit … 68 3 | EDITORIAL 6 | NACHRICHTEN TECHNIK 18 | Wie kommen wir über den nahen Winter? Erläuterungen und Prognosen zu Speicherreichweiten und zur Versorgungssicherheit in Deutschland • Prof. Dr. Gerald Linke 30 | „Wasserversorger stehen zunehmend vor der Aufgabe, digitale Prozesse zu moderieren!“ • Die Redaktion im Gespräch mit Prof. Jochen Rabe vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin 36 | Neue Lösungsansätze für wasserrechtliche Genehmigungsverfahren • Egon Harms 42 | Aluminiumabgabe von granulierten Aktivkohlen • Dr. Brigitte Haist-Gulde, Ralf Schäfer, Dr. Marcel Riegel 48 | „Wir wollen günstigere und gleichzeitig nachhaltigere Verfahren für die PFAS-Entfernung entwickeln!“ • Die Redaktion im Gespräch mit Dr. Marcel Riegel (TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser) und Olaf Kaspryk (Stadtwerke Rastatt) 54 | Marktübersicht Trinkwasser TECHNIK 60 | Energieeffiziente Gasdruckregelanlagen mit paralleler Produktion von LNG oder Wasserstoff • Dr.-Ing. Steffen Päßler, Brahim Hamid Oudjana FORSCHUNG & ENTWICKLUNG 68 | 85 Jahre GWI: Gas stand und steht im Fokus (Teil 2) • Dr.-Ing. Rolf Albus, Prof. Dr.-Ing. Klaus Görner, Dr.-Ing. Anne Giese, Margit Thomeczek, Dr.-Ing. Frank Burmeister, Dr. Manfred Lange, Dr. Bernhard Naendorf 77 | Ergebnisse des DVGW-Leitprojektes „Roadmap Gas 2050“ – Teil 2: Untersuchungsergebnisse zur H₂-Verträglichkeit von Gasanwendungen • Dr. Frank Burmeister, Eren Tali, Sabine Feldpausch-Jägers, Philipp Pietsch, Frank Erler, Dr. Holger Dörr 88 | Anlagen in CO₂-Transportsystemen – das DVGW-Arbeitsblatt C 491 • Dr. Klaus Steiner, Andreas Schrader 112 88 30 SPEZIAL Versorgungssicherheit in Deutschland Ab Seite 18 4 energie | wasser-praxis 11/2022

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt eine Beilage der Staub Designlight AG bei. TECHNISCHE REGELN & NORMEN 94 | Anforderungen an die Qualifikation und Organisation von Unternehmen für den Betrieb von Anlagen zur Sammelversorgung mit Flüssiggas • Aida Bučo-Smajić 95 | Building Information Modeling (BIM) in der Wasserwirtschaft – Teil 1: Grundlagen • Kirsten Wagner 96 | Ankündigung zur Fortschreibung des DVGW-Regelwerks 96 | Fortschreibung des DVGW-Regelwerks DVGW AKTUELL 98 | Mit fachlichen und personellen Informationen und Nachrichten aus der Vereinsarbeit sowie Terminen und Veranstaltungen VERANSTALTUNGEN 110 | DVGW-Veranstaltungsvorschau für November und Dezember 2022 ARBEITS | welten 112 | Ich mach was mit Gas, Wasser und Fernwärme BILDUNGS | welten 114 | „Siemens Energy H₂ Akademie“ – Wasserstoff- Pilotveranstaltungen: Kooperationsprojekt von Siemens Energy und DVGW Beruflicher Bildung gestartet SERVICE 117 | Grüne Gase 117 | Rohrleitungsbauunternehmen 118 | Bezugsquellen 122 | Impressum MIT JAHRES- PLANER FÜR DIE WASSER- WIRTSCHAFT 2023 5 energie | wasser-praxis 11/2022 • Höhere Rissbeständigkeit im Vergleich zu PE 100 • Sandbettfreie, wirtschaftliche Verlegung • Sichere Schweißverbindungen • Einsetzbar für Versorgung, Entsorgung und Industrie AGRULINE PE 100-RC Rohrsystem für höchste Betriebssicherheit Wir beraten Sie gerne info@frank-gmbh.de T. +49 6105 4085-0 www.frank-gmbh.de www. agru . at @ a g r u w o r l d

Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft 2022: Die Gewinnerinnen und Gewinner stehen fest! Am 12. Oktober 2022 ist in Berlin der Innovationspreis Gas 2022 verliehen worden. Zum 22. Mal zeichnete die Branche zukunftsweisende Projekte der deutschen Gaswirtschaft aus. Getragen wird der Preis von den drei Branchenverbänden BDEW, DVGW und Zukunft Gas sowie dem Kompetenzpartner ASUE; Wintershall Dea unterstützt den Preis als Partner. Über 50 Projektträger hatten sich in vier verschiedenen Kategorien um den Preis beworben. Jury-Chef Frank Behrendt, Leiter des Fachgebiets Energieverfahrenstechnik undUmwandlungstechniken regenerativer Energien an der TU Berlin, betonte bei der Preisverleihung: „Um die Transformation des deutschen Energiesystems zu realisieren, brauchen wir innovative Ideen und Mut zum Wandel. Die ausgezeichneten Projekte zeigten das Diversifizierungs- und Zukunftspotenzial gasförmiger Energieträger.“ Gleichzeitig demonstrierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur einen bemerkenswerten Pioniergeist, sondern auch ein ausgeprägtes Engagement für den Klimaschutz. „Sie zeigen, dass die Gasbranche sich ihrer Verantwortung bewusst ist und aktiv an Lösungen für morgen arbeitet“, so Behrendt. Gas könne an vielen Stellen noch effizienter eingesetzt, nachhaltig erzeugt und sein Potenzial als vielseitiger Energieträger komplett ausgeschöpft werden. ThiloWieland, Vorstand bei Wintershall Dea, ergänzte: „Der russische Angriffskrieg und seine Folgen haben gezeigt, dass Deutschland ein resilienteres und effizienteres Energiesystem braucht. Daher muss die Diversifizierung der Gasimporte in die EU ein Hauptthema für die Branche sein.“ Zugleich versprachWieland, das Know-how als Branche einzusetzen, um den Klimaschutz voranzutreiben und die Transformation zu Die Gewinner der einzelnen Kategorien sind: ANWENDUNGSORIENTIERTE FORSCHUNG Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH – Wasserstoffdorf Bitterfeld Mit der Testinfrastruktur im Wasserstoffdorf Bitterfeld liefert der Verteilnetzbetreiber Mitnetz Gas zusammen mit Partnern praxisbezogene Erfahrungswerte bei Transport, Verteilung und Anwendung von 100 Prozent Wasserstoff. So werden das Wissen und die Grundlagen geschaffen, die für die Umstellung der bestehenden Gasinfrastruktur auf Wasserstoff benötigt werden. NACHHALTIGE ERZEUGUNG Landwärme GmbH & Reverion GmbH – Negativemissionen mit CO₂ aus Biogas und Brennstoffzelle Um den Klimawandel aufhalten zu können, muss zusätzlich zur Emissionsminderung CO₂ aktiv aus der Atmosphäre gezogen werden. Die Unternehmen „Landwärme“ und „Reverion“ nutzen dazu das in Biomasse gebundene CO₂, indem die Biogaserzeugung mit einem hocheffizienten Brennstoffzellen- und CCSSystem vereint wird. Dabei wird neben Biomethan reversibel entweder Strom aus Biogas oder Wasserstoff mithilfe von Strom erzeugt und das CO₂ langfristig gelagert. Diese Lösung ermöglicht schon heute Negativemissionen in Kombination mit der Erzeugung erneuerbarer Energieträger. INTELLIGENTE INFRASTRUKTUR PSI Software AG – Netzsimulation Grüne Gase Die Gasnetze übernehmen neue Aufgaben. Künftig wird es verschiedene Gase mit unterschiedlicher Beschaffenheit in der bestehenden Infrastruktur geben. Mit seiner Netzsimulation Grüne Gase hat PSI eine Vorschau-Lösung auf den klimaneutralen und flexiblen Betrieb von Gasnetzen geschaffen. Damit unterstützt das Unternehmen Netzbetreiber beim Umbau für den Transport erneuerbarer und dekarbonisierter Gase. EFFIZIENTE ANWENDUNGSTECHNIK Kawasaki Gas Turbine Europe GmbH/B&B-AGEMA GmbH/ Institut für Dampf- und Gasturbinen an der RWTH Aachen/ FH Aachen – H₂-Micro-Mix-Brenner Kawasaki Gas Turbine Europe und seine wissenschaftlichen Partner B&B-Agema, das Institut für Dampf- und Gasturbinen an der RWTH Aachen sowie die FH Aachen haben sich erfolgreich einer wesentlichen Herausforderung gestellt. Die mit Wasserstoff und bis zu 50 Prozent Methan betriebsfähigen Gasturbinen-Brenner stellen einen wichtigen Beitrag zur CO₂-freien Stromversorgung sowie zur Flexibilisierung der Energieversorgung dar. Die große Brennstoff-Flexibilität erhöht die Attraktivität von Gasturbinen bei der emissionsarmen Erzeugung von Residuallast auf Basis erneuerbarer Energie. INFORMATIONEN 6 energie | wasser-praxis 11/2022 N A C H R I C H T E N

erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen zu gestalten. Den Sonderpreis „Gamechanger“ erhielt der Energy Hub Wilhelmshaven. Hier finde mit hoher Geschwindigkeit die Transformation eines Energie- und Industriestandortes in vielfältigen Projekten statt, so die Jury. Der Hafen werde die gesamte Wertschöpfungskette der zukünftigen Wasserstoffwirtschaft abbilden: Dazu zählen nicht nur der Aufbau einer LNG-Importinfrastruktur und die Erzeugung von grünem und blauem Wasserstoff sowie neue Importkapazitäten für Wasserstoff, Ammoniak sowie synthetischem Methan, sondern auch die Wasserstoffspeicherung, der Bau vonWasserstoffleitungen und weitere industrielle WasserstoffAnwendungen. P Quelle: Claudius Pflug Gruppenbild der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger 7 energie | wasser-praxis 11/2022 Gemischtes Doppel Lesen Sie die DVGW energie | wasser-praxis nicht nur in gedruckter Form, sondern auch digital! Egal, ob auf dem heimischen Bildschirm oder unterwegs via Tablet und Smartphone: Abonnenten und DVGW-Mitglieder können kostenlos auf das E-Paper zugreifen. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie unter epaper.energie-wasser-praxis.de! Die führende Fachzeitschrift der deutschen Energie- und Wasserbranche + immer als E-Paper mit dabei. energie | wasser-praxis

VERANSTALTUNGSTIPPS 22. November 2022, online Prüfung von Energieanlagen auf Explosionssicherheit gemäß BetrSichV Nach der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), §§ 15, 16 und Anhang 2, Abschnitt 3, Nrn. 4.1 und 5.1, sind Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen vor der erstmaligen Inbetriebnahme, nach prüfpflichtigen Änderungen und wiederkehrend mindestens alle sechs Jahre auf Explosionssicherheit zu prüfen. Die Veranstaltung vermittelt kompakt die Anforderungen an die Prüfung von Energieanlagen der Gasversorgung. www.dvgw-kongress.de/explosionsschutz 6. Dezember 2022, online Infrastruktur für die sichere Energieversorgung – LNG- und H₂-Terminals Die Gewährleistung eines resilienten Energiesystems und die Sicherstellung der Versorgungssicherheit Deutschlands muss vor allem in jüngster Zeit die Maxime jedes wirtschaftlichen und staatlichen Handels sein. Eine kurzfristige Absicherung soll unter anderem durch die Errichtung von LNG-Terminals als vorübergehende Alternative zu russischem Gas erfolgen. Die OnlineFachkonferenz gibt einen Überblick über den globalen LNG-Markt, geht auf die Versorgungsstrategie durch LNGImporte ein und erörtert die deutsche Förderlandschaft. www.dvgw-kongress.de/lng GW 130: 13. Dezember 2022, online GW 118: 14. Dezember 2022, online Digitale Netzdokumentation Die Veranstaltungsreihe bildet die einheitlichen Standards für Versorgungsunternehmen zur Erstellung einer qualitativen digitalen Netzdokumentation ab. Neben der inhaltlichen Darstellung der Merkblätter erfahren die Teilnehmenden alles rund um Methoden und Werkzeuge, sowie zu Strategien der Qualitätssicherung. www.dvgw-kongress.de/ digitale-netzdokumentation 27. Kolloquium des TZW Anpassungsstrategien und Handlungsoptionen für die Wasserbranche „Panta rhei – Alles fließt“, ist ein in der Wasserbranche beliebtes Zitat, das dem griechischen Philosophen Heraklit zugesprochen wird. An seiner Aktualität hat es in den letzten 2500 Jahren nichts verloren. Die Wasserversorgung ist ebenso wie andere Branchen mit einer Vielzahl an Veränderungen in oft hohem Tempo konfrontiert. Seien es klimatische Bedingungen oder andere Umweltfaktoren, technische Innovationen oder neue gesetzliche Regelungen. Das 27. Kolloquiumdes TZW: DVGW-Technologiezentrums Wasser informiert am 30. November 2022 von 9:30 bis 12:00 Uhr online über Strategien und Optionen, wie den Neuerungen auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse sachlich und angemessen begegnet werden kann. Wie gewohnt bieten kurze Vorträge einen kompakten Rundblick auf aktuelle Themen aus der Wasserbranche. Neben der neuen Trinkwasserverordnung und ihre Bedeutung für das Risikomanagement werden auch erste Erfahrungen mit den neuen chemischen Parametern im Fokus stehen. Weitere Themen sind die Flexibilisierung von Eichfristen bei Wasserzählern und die Nachbehandlung von Trinkwasser in der Trinkwasser-Installation durch Enthärtungsanlagen. Das ausführliche Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Interessierte unter www.tzw.de. 8 energie | wasser-praxis 11/2022 N A C H R I C H T E N

Quelle: IWW Zentrum Wasser Mülheim Water Award geht 2022 an gleich zwei Gewinnerprojekte F Bereits zum insgesamt achten Mal wurde am 14. September 2022 der MülheimWater Award verliehen. Marc Buchholz, Oberbürgermeister der Stadt Mülheim/Ruhr, nahm als Schirmherr die Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten und von der RWWmbHund der GERSTELGmbH & Co. KG gesponserten Preises im Rahmen des Mülheimer Wasseranalytischen Seminars vor. Die international besetzte Jury des Mülheim Water Award sprach sich in diesem Jahr für die Prämierung von zwei Projekten aus, die jeweils mit einem Preisgeld von 5.000 Euro ausgezeichnet wurden. Für das Projekt „Die Wasserwand: Geschlossene Kreisläufe für Handwasch- oder Toilettenspülwasser“ zeichnen Eva Reynaert und Prof. EberhardMorgenroth vomSchweizer Wasserforschungsinstitut Eawag aus Dübendorf verantwortlich. Das entwickelteModul recycelt Abwasser mit demZiel einer vollständigenWiederverwendung. Dies ermöglicht den Zugang zu sauberemHandwasch- und Toilettenspülwasser an Orten ohne zentralisierte Infrastruktur. Das zweite Gewinnerprojekt, eingereicht von Dionysios Nikolopoulos und seinemTeam von der UrbanWater Management and Hydroinformatics Group in Athen/Griechenland, trägt den Titel: „RISKNOUGHT: Cyber-Physical Stress-Testing Platform for Water Distribution Networks“. Dabei handelt es sich umeine digitale Plattform für Stresstests an Wasserverteilungssystemen, die sich auf den Schutz vor cybertechnischen und physischen Bedrohungen konzentriert. In seiner Laudatio verdeutlichte OB Bucholz den besonderen Stellenwert der Wasserwirtschaft inMülheim als prägendenWirtschaftsfaktor. „Durch die Ansiedlung und Etablierung von modernen, innovativen Unternehmen rund um die Wasserwirtschaft konnten Entwicklungen weit über die Stadtgrenze und die Region hinaus mitbestimmt werden. Ihren Teil dazu beigetragen haben Versorgungsunternehmen, Anbieter von analytischen Systemen und auch Forschungsinstitute.“ Die gut funktionierende Partnerschaft zwischen diesen habe viele positive Ergebnisse hervorgebracht. Dazu zähle auch die Auslobung eines Innovationspreises wie denMülheim Water Award, so Buchholz. Der Mülheim Water Award zeichnet regelmäßig Projekte zur praxisorientierten Forschung und Entwicklung und zur Implementierung innovativer Konzepte imBereich der Trinkwasserversorgung und Wasseranalytik aus. Er wurde erstmalig 2006 verliehen. ImRahmen der bislang erfolgten acht Wettbewerbe wurden über 170 Bewerbungen aus 25 verschiedenen europäischen Ländern eingereicht, die das gesamte SpektrumderWasserwirtschaft abdeckten. Weitere Informationen unter www.muelheim-­ water-award.com. P 9 energie | wasser-praxis 11/2022

FDie zahlreichen Besucher des Hydrogen Dialogue, der im September 2022 in der Messe Nürnberg stattfand, waren sich einig: Das Ende aller Energiesorgen ist dankWasserstoff fern am Horizont zu erahnen. Es werde höchste Zeit für „eine starke Wasserstoffwirtschaft“, sagte etwa Messe-Chef Prof. Roland Fleck. Optimistisch äußerte sich auch der DVGW Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Linke, der im Rahmen der Messe mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zusammentraf: „Für die Transformation unserer Energieversorgung in die Klimaneutralität gibt es zahlreiche innovative Ansätze und neue Technologien entlang der gesamten energetischen Wertschöpfungskette. Wasserstoff wird dabei die Verbrauchssektoren Wärme, Stromerzeugung undMobilität maßgeblich neu prägen. Der Hydrogen Dialogue ist ein wichtiges Forum für den konstruktiven Austausch und die Präsentation dieser neuartigen Lösungen vor internationalem Publikum.“ Nach Ansicht des DVGW erhöhe der russische Angriffskrieg auf der einen und die schnell voranschreitenden Klimaveränderungen auf der anderen Seite den Transformationsdruck auf die Energiesysteme. In Deutschland setzt die Politik auf neue Importgase und LNG und dabei auf die Diversifizierung der Energiebezugsquellen. „Positiv ist, dass dabei bereits jetzt in den Gesprächen mit den neuen Lieferländern auch der Bezug vonWasserstoff auf der Agenda steht und es nahezu wöchentlich Erfolgsmeldungen zu abgeschlossenen Lieferverträgen überWasserstoff- oder Wasserstoffderivatmengen gibt“, so Linke. Er betonte zudem, dass vor Ort die technische Implementierung von kleineren bis mittleren Erzeugungseinheiten (Power-to-Gas) voranschreite. Die deutschen Verteilnetzbetreiber hätten zudem Anfang September 2022 den ersten Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP) vorgelegt, wonach Wasserstoff schneller in die Netze der Stadtwerke Einzug halte, als viele gedacht hätten. „Damit tun sich vielversprechende Chancen auf, Industrie undWärme kostengünstig zu dekarbonisieren“, so Linke. Als Schlüssel des Erfolgs bewertete der DVGW dieWiederverwendung der Verteilnetze, die mit geringen Modifikationen „H2-ready“ werden. Auf dem Weg dahin werde die sogenannte Umstell-Datenbank für den Anpassungsprozess von Erfolgreicher Hydrogen Dialogue in Nürnberg „Wasserstoff wird die Verbrauchssektoren neu prägen“ (v. l.) Prof. Dr. Gerald Linke (CEO DVGW); Hubert Aiwanger (Bayrischer Staatsminister für Wirtschaft); Prof. Dr. Veronika Grimm (Wirtschaftsweise und Co-Vorständin Zentrum Wasserstoff Bayern); Frank Gröschl (DVGW Leiter Technologie & Innovationsmanagement); Prof. Dr. Roland Fleck (Geschäftsführer Messe Nürnberg) Quelle: DVGW 10 energie | wasser-praxis 11/2022 N A C H R I C H T E N

Leitungen und Komponenten wichtig sein, mit deren Markteinführung Anfang 2023 gerechnet wird. Auch anwendungsseitig bietet der Markt inzwischen eine Auswahl von wasserstofftauglichen Technologien, einschließlich neuer H2-Heizungssysteme. „Wenn der Wasserstoff-Hochlauf im Wärmemarkt gelingen soll, ist es jetzt wichtig, die Netzplanung bzw. den GTP in der kommunalenWärmeplanung zu verankern. Für den Hochlauf der Infrastruktur ist eine gemeinsame Gasnetzregulierung zwingend erforderlich“, erläutert der DVGW-Vorstandsvorsitzende weiter. Das von der EU-Kommission vorgeschlagene Unbundling von Erdgas- und Wasserstoffnetzbetreibern hingegen würde einer schnellen Transformation Steine in denWeg legen. Gebot der Stunde könne nur sein, Effizienzen zu heben – sei es in Bezug auf die Nutzung der Infrastruktur oder den effizienten gemeinsamen Netzbetrieb –, um einem weiteren Anschwellen der Energiekosten auf demWeg zur Klimaneutralität vorzubeugen. P EU-Kommission genehmigt milliardenschwere WasserstoffFörderung Für die Energiewende dürfen 13 EU-Staaten die Wasserstoffindustrie mit weiteren bis zu 5,2 Mrd. Euro fördern. Die EU-Kommission gab Ende September 2022 grünes Licht für die staatlichen Beihilfen. Die Behörde geht einer Mitteilung zufolge davon aus, dass dadurch zusätzlich private Investitionen von 7 Mrd. Euro mobilisiert werden. Zu den beteiligten Staaten gehören Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen und Spanien. Es handelt sich um die zweite Runde großer Wasserstoff-Förderprojekte, die die EU-Kommission in diesem Jahr genehmigt – weitere sind in Vorbereitung. Die Bundesrepublik ist diesmal nicht dabei. Die nun genehmigte Förderung für insgesamt 35 Projekte soll u. a. den Bau von Wasserstoffinfrastruktur unterstützen, ein weiterer Bereich ist die Entwicklung von Technologien zur Nutzung von Wasserstoff in der Industrie. Dabei sollen laut Kommission Sektoren im Fokus stehen, in denen die Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes schwierig ist – etwa die Stahl-, Zement- und Glasindustrie. 11 energie | wasser-praxis 11/2022 29. Nov – 01. Dez 2022 Düsseldor f, Germany WODURCH WIRD DIE WICHTIGSTE RESSOURCE REGULIERT? Industriearmaturen und Ventile für das Wasser- und Abwassermanagement! Erleben Sie die neuesten Produkte, Prozesse und Technologien. Besuchen Sie das VALVE WORLD EXPO FORUM und diskutieren Sie mit anderen Experten. Jetzt informieren: valveworldexpo.de/wasser Darüber hinaus bietet die integrierte ecoMetals-Initiative Führungen zu Ausstellern, die sich mit ihren Produkten und Verfahren dem Schutz der Umwelt verpflichtet fühlen. Schließlich spielen Energieeffizienz und Ressourcenschonung gerade in energieintensiven Branchen eine zentrale Rolle. EFFICIENT PROCESS SOLUTIONS Metals Sponsored by: Messe Düsseldorf GmbH Postfach 10 10 06 _ 40001 Düsseldorf _ Germany Tel. +49 211 4560 01 _ Fax +49 211 4560 668 www.messe-duesseldorf.de Eintrittskarte sichern! OnlineTicketverkauf: valveworldexpo.de/1130 29. Nov – 01. Dez 2022 Düs eldor f, Germany DURCH WIRD DIE ICHTIGSTE RESS URCE RE ULIERT? Industriearmaturen und Ventile für das Wasser- und Abwassermanagement! Erleben Sie die neuesten Produkte, Prozesse und Technol gien. Besuchen Sie das VALVE WORLD EXPO FORUM und iskutier n Sie mit ander n Experten. Jetz informier n: valveworldexpo.de/wasser Darüber hinaus biet t die integrierte coMetals-Initiative Führungen zu Ausstellern, die sich mit hren Produkten und Verfahren dem Schutz der Umwelt verpflichtet fühlen. Schließlich spiel n Energie ffizienz und Ressourcenschonung gerade in energieintensiven Branchen eine zentrale Rolle. EFFICIENT PROCESS OLUTIONS Metals Sponsored by: Mess Düsseldorf GmbH Postfach 10 06 _ 400 1 Düsseldorf _ Germany Tel. +49 211 4560 01 _ Fax +49 211 4560 668 w .messe-duesseldorf.de Eintrittskarte sichern! OnlineTicketverkauf: valveworldexpo.de/1 30 29. Nov – 01. Dez 2 Düsseldor f, Germany WODURCH IRD DIE WICHTI STE RESSOURCE REGULIERT? Industriearmaturen und Ventile für das Wasser- und Abwassermanagement! Erleben Sie die neuesten Produkte, Prozesse und Technologien. Besuchen Sie das VALVE WORLD EXPO FORUM und diskutieren Sie mit anderen Experten. Jetzt informieren: valveworldexpo.de/wasser Darüber hinaus bietet die integrierte ecoMetals-Initiative Führungen zu Ausstellern, die sich mit ihren Produkten und Verfahren dem Schutz der Umwelt verpflichtet fühlen. Schließlich spielen Energieeffizienz und Ressourcenschonung gerade in energieintensiven Branchen eine zentrale Rolle. EFFICIENT PROCESS SOLUTIONS Metals Sponsored by: Messe Düsseldorf GmbH Postfach 10 10 06 _ 40001 Düsseldorf _ Germany Tel. +49 211 4560 01 _ Fax +49 211 4560 668 www.messe-duesseldorf.de Eintrittskarte sichern! OnlineTicketverkauf: valveworldexpo.de/1130

Stockender H₂-Markthochlauf: DVGW und DWV werben erneut für Wasserstoff-Turbo FFür einen ambitionierten Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft appellieren der DVGW und der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband (DWV) an die Politik und schlagen dazu drei wesentliche Maßnahmen vor. Hintergrund ist die Befürchtung der Verbände, dass Deutschland eine Spitzenposition in der Wasserstoffwirtschaft an andere Länder zu verlieren droht. „Leider hängt Deutschland bei attraktiven Investitionsbedingungen hinterher, sagte Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des DWV. Um aufzuholen, empfehle sein Verband zusammen mit dem DVGW den politischen Entscheidungsträgern drei Maßnahmenbündel für die Wasserstofferzeugung, Wasserstoffpipeline-Infrastruktur und Wärmeversorgung. Diese sollten noch in diesem Jahr gesetzlich verankert werden. Bremsklötze für den Hochlauf klimaneutraler Gase seien den Verbänden zufolge nicht auf der Seite der Technologien zu finden. Prof. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW, betonte: „Endgeräte und Netzkomponenten wie beispielsweise Druckregler und Ventile sind bereits heute in hohem Maße H2-ready und werden weiter auf die zukünftigenHerausforderungen hin optimiert. Der Ball liegt nun bei der Politik, Markt und Wettbewerb attraktiv auszugestalten, damit Wasserstoff als unverzichtbarer Energieträger der Zukunft zügig zu Diversifizierung und Dekarbonisierung beitragen kann.“ DVGW und DWV fordern die Umsetzung folgender drei Maßnahmen: PRIORISIERUNG DES HOCHLAUFS KLIMANEUTRALER GASE Der ambitionierte Hochlauf klimaneutraler Gase soll nach Ansicht der Verbände ab sofort mit höchster Priorität politisch forciert werden. Hierzumüsste nicht nur in Deutschland der Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern auch die heimische Produktion von grünem Wasserstoff sowie dessen Import massiv vorangetrieben werden. Auch bedürfe es eines gesetzlichen Zieles zur Treibhausgasminderung der in den Verkehr gebrachten Gasen gegenüber dem heutigen Referenzwert „Erdgas“, so die Verbände in ihrem Positionspapier. Hierzu müsse es ein Förderprogramm geben, das auch die Genehmigung von Elektrolyseuren beschleunigt. Davon eingeschlossen sei auch der BiomethanHochlauf. Daher fordern die DVGWund DWV, bestehende Anlagen für die Methanisierung umzurüsten und an das Gasnetz anzuschließen. SCHNELLER AUFBAU EINER WASSERSTOFF-INFRASTRUKTUR DWV undDVGWraten erneut dazu, das Wasserstoff-Netz aus dembestehenden Gasnetz heraus zu entwickeln. Mit Blick auf die Kosten sei es essenziell, dass die finanziellen Aufwendungen zwischen den Erdgas- und Wasserstoffnutzern und dem Staat erfolgen. Auch müssten die Kosten der Netzbetreiber für die Anpassungen von Komponenten und Leitungen regulatorisch anerkannt werden. GRÜNEN WASSERSTOFF ALS OPTION FÜR DIE KÜNFTIGE WÄRMEVERSORGUNG VERANKERN Eine erfolgreiche Energiewende imWärmesektor halten die Verbände nur durch ein Zusammenspiel verschiedener klimaneutraler Energieträger, Infrastrukturen und Technologien für erreichbar. Im bereits angekündigten Eckpunktegesetz für die KommunaleWärmeplanung und die Umsetzung der 65-Prozent-Erneuerbaren-Vorgabe für neue Heizungen sehen DVGWund DWV eine große Chance, die Klimaziele im Gebäudesektor und eine bedarfsgerechteWärmeplanung vor Ort zu erreichen. Allerdings raten sie dem Bund dazu, keine starren Vorschriftenmit Blick auf einzelne Technologien oder die Gasinfrastruktur zu machen. Der Gestaltungsspielraumder Kommunen würde dadurch eingeschränkt und die Transformation hin zu erneuerbarerWärme unnötig verzögert. Das gemeinsame Positionspapier „Mit drei Maßnahmen denWasserstoff-Turbo einlegen“ stellen DVGW und DVW auf deren jeweiligen Webseiten zum Download bereit. P Quelle: Smirkdingo/iStock.com 12 energie | wasser-praxis 11/2022 N A C H R I C H T E N

Um die Energieversorgungssicherheit in Deutschland in dieser politischen wie wirtschaftlichen Krisensituation zu gewährleisten, sind weitere Maßnahmen in den kommenden Monaten erforderlich. Dazu zählen Maßnahmen, die zur Beschleunigung des Stromnetzausbaus und zur Erhöhung der Übertragungskapazitäten des bestehenden Stromnetzes beitragen. Vorgesehen ist unter anderem die Höherauslastung von Stromübertragungstrassen auf der Höchstspannungsebene über das bisher übliche Maß hinaus. Entsprechende Ergebnisse liefert der nun abgeschlossene Stresstest zur Stromversorgung (Quelle BMWK). Insbesondere geht es um den Ausbau, die Ertüchtigung und kurzfristige Änderungen des Betriebskonzeptes der Strom-Übertragungsnetze, was technische Infrastrukturen wie metallene Rohrleitungen der Gas- und Trinkwasserversorgung elektromagnetisch stärker beeinflussen kann. Das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) ist entsprechend ergänzt und hat zusätzliche Regelungen zur dauerhaften elektromagnetischen Beeinflussung (§ 49a) und zur Duldung einer temporären Höherauslastung (§ 49b) erhalten, insbesondere im Zeitraum zum Jahreswechsel 2022/2023 und 2023/2024. Die neuen § 49a und § 49b EnWG kodifizieren und konkretisieren das rechtlich bereits anerkannte Verursacherprinzip. Das heißt, dass die Kosten für die betrieblichen, organisatorischen und technischen Schutzmaßnahmen an Rohrleitungen einschließlich der notwendigen Kosten für Unterhaltung und Betrieb durch den Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) erstattet werden. Weitere Vorgaben werden zur gegenseitigen Informations- und Auskunftspflicht für eine Betroffenheitsprüfung sowie zu Fristen zur Einigung zwischen ÜNB und Rohrleitungsbetreiber gemacht. Der neue § 49b EnWG fordert von den Rohrleitungsbetreibern die während der temporären Höherauslastung verursachte verstärkte elektromagnetische Beeinflussung zu dulden. Auch dafür werden die jeweiligen Kosten erstattet. Die Herausforderung liegt jedoch in der kurzfristigen organisatorischen und technischen Umsetzung von Maßnahmen, insbesondere zur Sicherstellung des Personenschutzes bei einer möglichen Gefährdung durch zu hohe elektrische Berührungsspannungen. Die Anfragen zur Auskunftserteilung zur Klärung der Betroffenheit erfolgt über die Informationssysteme zur Leitungsrecherche (z. B. BIL). Der Übertragungsnetzbetreiber ist außerdem verpflichtet, die geplante Höherauslastung im Bundesanzeiger zu veröffentlichen und die betroffenen Gemeinden zu informieren. Die Frist der Rohrleitungsbetreiber zur Meldung der Betroffenheit ist nach § 49a sehr kurz auf 2 Wochen festgelegt. Nach § 49b hat der ÜNB den betroffenen Rohrleitungsbetreiber über die geplante temporäre Höherauslastung rechtzeitig zu informieren. Des Weiteren erfolgt eine Information über den Beginn der temporärenHöherauslastungmindestens 2 Wochen vor Beginn, es sei denn es wurde bereits in der ersten Information ein konkreter Termin genannt und das mindestens 4 Wochen, aber nicht länger als 10 Wochen vor Beginn der temporären Höherauslastung. Wir empfehlen daher, sich direkt mit demVerursacher (ÜNB) in Verbindung zu setzen und rechtzeitig zu klären, ob vorhandeneMaßnahmen ausreichend sind oder zusätzlicheMaßnahmen erforderlich werden. Diese können betrieblicher oder organisatorischer Art sein. Beeinflussung von Rohrleitungen der Gas- und Trinkwasserversorgung durch Höherauslastung der Hochspannungsstrom-Übertragung Quelle: Tinky Delta/unsplash.com Änderung des Energiesicherungsgesetzes und anderer energiewirtschaftlicher Vorschriften 13 energie | wasser-praxis 11/2022

Alle erforderlichen Kosten für betriebliche und organisatorische sowie neue oder weitergehende technische Schutzmaßnahmen an Rohrleitungen einschließlich deren Unterhaltung und Betrieb, auch für die temporäre Höherauslastung, werden sowohl nach § 49a als auch § 49b durch den Verursacher ersetzt. Dabei kann es sich umKosten handeln, welche organisatorischer und betrieblicher Art anfallen (z. B. Schulung der Mitarbeiter, Schutzausrüstung) oder technischer Art (z. B. erforderliche Messungen oder Berechnungen, Planung und Errichtung von technischen Maßnahmen zur Reduzierung von Berührungsspannungen, Maßnahmen zur Anpassung des kathodischen Korrosionsschutzes oder Fehlstellenbeseitigung in der Umhüllung). Da in der Regel technische Maßnahmen für Rohrleitungsbetreiber bei temporärer Höherauslastung § 49b kurzfristig nicht umsetzbar sein werden, kommen zur Sicherstellung des Personenschutzes bei zu hohen Berührungsspannungen nur betriebliche und organisatorische Maßnahmen in Frage (z. B. erforderliche Standortisolierung, Potentialsteuerung und/oder Schutzausrüstung bei Arbeiten an Rohrleitungen). Dauerhafte technische Maßnahmen werden eher unter § 49a fallen. Bei Anfrage des ÜNB bzgl. einer temporären Höherauslastung nach § 49b empfehlen wir allen betroffenen Rohrleitungsbetreibern zu klären, ob eine weitergehende dauerhafte Höherauslastung nach § 49a durch den ÜNB bereits vorgesehen ist. Damit können bereits erforderliche technische Maßnahmen direkt ohne Zeitverzögerung geplant, vereinbart und umgesetzt werden. Neben der Sicherstellung des Personenschutzes sind hier ebenfalls Maßnahmen zur Einhaltung eines wirksamen Korrosionsschutzes erforderlich (siehe dazu die DVGW-Arbeitsblätter GW 22, GW 10 und GW 28). Vorgehensweise Rohrleitungsbetreiber: • Rohrleitungsbetreiber werden voraussichtlich kurzfristig durch die ÜNBs nach § 49b (ggf. auch zusammenmit einer Anfrage nach § 49a zur dauerhaften Höherauslastung) zur Klärung der Betroffenheit bei temporärer Höherauslastung über die gängigen Auskunftsportale angefragt. Sofern nicht bereits zusätzlich eine Anfrage nach § 49a bereits vorliegt, sollte der Rohrleitungsbetreiber den ÜNB anfragen, ob auch eine dauerhafte Höherauslastung nach § 49a geplant ist. Hierzu müssten die Rohrleitungsbetreiber die entsprechenden Anfragen sorgfältig sichten, damit Fristen nicht verpasst werden. Hier könnte bereits ein konkreter Termin zum Beginn der temporären Höherauslastung durch den ÜNB genannt sein, sodass es zu keiner weiteren Information über den Beginn kommen kann, sofern die Anfrage des ÜNB nicht älter als 10Wochen undmindesten 4Wochen vor dem genannten Termin erfolgt ist. Rohrleitungsbetreiber, welche nicht an den gängigen Auskunftsportalen teilnehmen, müssen diese Information aus demBundesanzeiger entnehmen. Zusätzlich werden durch die ÜNBs die betroffenen Gemeinden informiert. Aufgrund der sehr kurzen gesetzlichen Fristsetzung wird empfohlen proaktiv auf den ÜNB zuzugehen und vorab die Informationen zur möglichen Betroffenheit einzuholen. • Eine direkte schriftliche Rückmeldung des Rohrleitungsbetreibers an den ÜNB zur Meldung der Betroffenheit ist dringend erforderlich, da keine weiteren Informationspflichten des ÜNB vorgesehen sind. Bei Unklarheit sollte auf jeden Fall eine Betroffenheitsanzeige beimÜNB in der Form erfolgen, dass eine Betroffenheit grundsätzlich angezeigt wird, um keine Ansprüche an Ersatzleistungen zu verlieren. • Sofern keine sichere Abschätzung oder konkrete Berechnung zur kurzfristigen temporären Beeinflussung möglich ist und eine Überschreitung der zulässigen Berührungsspannung aller zugänglichen Anlagenteile der Rohrleitung nicht ausgeschlossen werden kann, würden organisatorische und betriebliche Maßnahmen zu Sicherstellung des Personenschutzes bei Arbeiten an der Rohrleitung, z. B. Standortisolierung, Schutzausrüstung notwendig werden. Der Rohrleitungsbetreiber hat bei temporärer Höherauslastung nach § 49b mit der Umsetzung der betrieblichen und organisatorischenMaßnahmen unverzüglich zu beginnen und über die hinreichende Betriebsbereitschaft und Wirksamkeit der Maßnahmen insbesondere zur Sicherstellung des Personenschutzes zu informieren. • Austausch aller für die Beurteilung der temporären elektromagnetischen Beeinflussung nötigen technischen, betrieblichen und organisatorischen Parameter und Abschätzung der Höhe der maximalen induzierten Spannungen auf die Rohrleitung. Sofern bereits eine dauerhafte Höherauslastung nach § 49a über den Zeitpunkt der temporären Höherauslastung hinaus vorgesehen ist, sollte bereits hier mit der Planung technischer Maßnahmen begonnen werden. • Sämtliche Kosten für zusätzliche Schutzmaßnahmen (organisatorischer, betrieblicher und technischer Art) und für deren Unterhaltung sowie Betrieb für die Dauer der temporären Beeinflussung nach § 49b oder der dauerhaften Beeinflussung § 49a entsprechend der zu erwartendenNutzungsdauer der Maßnahme werden durch den Verursacher (ÜNB) imWege einer einmaligen Ersatzzahlung erstattet. Die direkt anfallenden und zukünftigen Kosten sind durch den Rohrleitungsbetreiber entsprechend zu ermitteln und demÜNB in Rechnung zu stellen. Diese umfassen alle Kosten von zusätzlichen Aufwendungen, welche durch die temporäre und dauerhafte Höherauslastung und die damit verbundene höhere Beeinflussung erforderlich werden, z. B.: • Aufwendungen zur Ermittlung aller Kosten und Gestaltung der vertraglichen Vereinbarung • Planungsarbeiten der betrieblichen und organisatorischen Maßnahmen nach § 49b • Betriebliche Maßnahmen (intern, extern), erforderliche Schulungen der Mitarbeiter, Anschaffung von Schutzausrüstung, personelle Aufwendungen 14 energie | wasser-praxis 11/2022 N A C H R I C H T E N

• Standortisolierung, Materialien und Schutzausrüstung auf Einsatzfahrzeugen • Messungen an der Rohrleitung • Berechnungen zur Ermittlung der Beeinflussung als Grundlage zur Planung und Abschätzung • Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung erforderlicher technischer Maßnahmen (z. B. Erdungsmaßnahmen, Abgrenzeinheiten, Fehlstellenbeseitigung, Potentialsteuerung, siehe die beiden DVGW-Arbeitsblätter GW 22 und GW 28) • Maßnahmen zur Sicherstellung des wirksamen Korrosionsschutzes und Erhalt der Nutzungsdauer der Rohrleitung (Änderungen am kathodischen Korrosionsschutzsystem technischer und betrieblicher Art, Fehlstellenbeseitigung der Umhüllung) • In Anspruch genommene Dienstleistungen • Aufwendungen zur Genehmigung entsprechender Maßnahmen Technische Regeln des DVGW: DVGW-Arbeitsblatt GW 22 (AfK Empfehlung Nr. 3): Maßnahmen beim Bau und Betrieb von Rohrleitungen im Einflussbereich von Hochspannungs-Drehstromanlagen und Wechselstrom-Bahnanlagen DVGW-Arbeitsblatt GW28 (AfK-Empfehlung Nr. 11): Beurteilung der Korrosionsgefährdung durch Wechselstrom bei kathodisch geschützten Stahlrohrleitungen und Schutzmaßnahmen DVGW-Arbeitsblatt GW 10: Kathodischer Korrosionsschutz (KKS) erdüberdeckter Rohrleitungen, Rohrleitungen in komplexen Anlagen und Lagerbehälter aus Stahl; Planung, Einrichtung, Inbetriebnahme, Betrieb und Instandhaltung AfK-Verhaltenskodex: Umsetzung beeinflussungsrelevanter Vorhaben (≥ 110 kV) Geschäftsordnung der AfK-Klärungsstelle: Geschäftsordnung der Klärungsstelle zur Vermeidung von Streitfällen Ansprechpartner im DVGW e V. und in der AfK-Klärungsstelle ist Peter Frenz Josef-Wirmer-Str. 1–3 53123 Bonn Tel.: 0228 9188-654 E-Mail: peter.frenz@dvgw.de INFORMATIONEN DVGW Kongress GmbH www.dvgw-kongress.de/ resilienz-wasserversorgung l Themen l Normativer Rahmen des Merkblattes W 1001 lUmsetzung eines prozessorientierten und risiko- basierten Managementsystems lErfahrungsberichte zum Umgang mit Krisen und Learnings lPraxistipps für die Krisenstabsarbeit und -kommunikation Resilienz in der Wasserve rsorgung Maßnahm en des te chnischen Risiko- un d Krisenm anageme nts 22.-23. N ovember 2022, Onl ine © abodestock.com/ThomBal Jetzt anm elden! 15 energie | wasser-praxis 11/2022

Erste 100% 2030 H ² -Netze werden in vielen Teilen Deutschlands bereits bis 2030 erwartet. In den 2030er Jahren geschehen großflächige Umstellungen. wird in großen Teilen Deutschlands die H ² -Einspeisung beginnen. Bis 2040 werden alle gasversorgten Regionen erreicht. Bis Die Abbildungen 1 (links) und 2 zeigen den ersten Einsatz von Wasserstoff im Gasverteilnetz allgemein und das erste Vorhandensein von 100-Prozent-H₂-Netzen, jeweils aufgerundet auf Landkreisebene. Unternehmen können mit der Vorbereitung für den Gasnetzgebietstransformationsplans (GTP) 2023 beginnen Mit dem GTP 2023 werden die Transfomationspläne der Verteilnetzbetreiber weiterentwickelt F Anfang September 2022 hat die Initiative H2vorOrt zusammen mit DVGW und VKU den Ergebnisbericht des Gasnetzgebietstransformationsplans (GTP) 2022 vorgestellt. Mit dem GTP arbeitet die deutsche Verteilnetzbranche in einem jährlichen Planungsprozess daran, ein kohärentes Zielbild der zukünftigen klimaneutralen Gasversorgung in Deutschland zu zeichnen und dieses Zielbild möglichst zeitnah umzusetzen. Neben dem Einsatz von klimaneutralemMethan wie Biomethan liegt der zentrale Fokus auf der Transformation der Bestandsnetze zum Transport von reinem Wasserstoff. Nach Angaben von H2vorOrt geht der Planungsprozess jedoch über die reine Verteilnetzebene hinaus: • In einem intensiven Austauschprozess von Verteilnetzbetreibern, Fernleitungsnetzbetreibern undDVGW, VKU, BDEW, FNB Gas sowie H2vorOrt wurde der GTP als Planungsinstrument für die Verteilnetzebene im Wasserstoffbericht nach §28q EnWG verankert und ist Teil eines Gesamtplanungskonzepts über alle Netzebenen (https://fnb-gas.de). • Darüber hinaus ist der GTP europäisch eingebettet – mit ihm implementiert Deutschland als erstes Land die Ziele der Wasserstoff-Roadmap der europäischen Verteilnetzbetreiberinitiative Ready4H2 mit Mitgliedern aus mittlerweile 21 Ländern (www.Ready4H2.com). Der Ergebnisbericht 2022 ist die Auswertung der Rückmeldung von 180 deutschen Verteilnetzbetreibern auf Basis des im März erstmalig veröffentlichten GTP-Planungsleitfadens (www.H2vorOrt.de). Die teilnehmenden Verteilnetzbetreiber hatten in einem strukturierten Prozess ihre Netzgebiete hinsichtlich ihrer Kundenbedarfe, der dezentralen Einspeisesituation, der Belieferung durch vorgelagerte Netzbetreiber und der technischen Eignung ihrer Leitungsnetze für Wasserstoff untersucht. Die nun erfolgten Rückmeldungen decken die Mehrheit der deutschen Verteilnetzkilometer und Netzanschlüsse ab und sind räumlich weit verteilt – in fast jedem Landkreis gibt es Gasleitungen, die von einem der GTP-Teilnehmer betrieben werden. Quelle: H2vorOrt 16 energie | wasser-praxis 11/2022 N A C H R I C H T E N

Rund 96 Prozent der Rohrnetzmaterialien sind H₂-tauglich „Die Verteilnetzbetreiber wollen ihre Netze ambitioniert zur Klimaneutralität transformieren und planen bereits jetzt großflächig, ihre Netze auf eineWasserstoffversorgung umzustellen. In vielen Landkreisen deutschlandweit wird ein erster Einsatz von Wasserstoff bereits in den nächsten acht Jahren gesehen“, erläutert Florian Feller, Vorsitzender vonH2vorOrt. Großflächige Umstellungen auf 100 ProzentWasserstoff würden vielfach in den 2030er-Jahren antizipiert, bedingt durch den Zeitbedarf, den die Umstellung der Kundenanlagenmit sich bringe, und die geplanten Umstellungszeitpunkte der Leitungen der Fernleitungsnetzbetreiber auf Wasserstoff. Das Verteilnetz muss zeitnah ertüchtigt werden, damit derWasserstofftransport schnell vorangehen kann. Daher werden im Rahmen des GTP in den nächsten Jahren die Netzkomponenten progressiv auf H2-Tauglichkeit untersucht. „Ein Anfang wurde 2022 mit einer Analyse der Rohrnetzmaterialien auf Basis der G 410 Gas-Wasser-Statistik des DVGW gemacht – mit einem sehr positiven Ergebnis: 95,9 Prozent sind aus den wasserstofftauglichen Materialien Stahl oder Kunststoff. Nur 0,2 Prozent sind ungeeignet, die verbleibenden 3,9 Prozent sind in Klärung“, betont Feller. Der Großteil des Wasserstoffs wird im Bezug über die Fernleitungsnetzbetreiber erwartet. Ein Bezug von – dannmöglichst klimaneutralem – Methan über Fernleitungen imJahr 2045 wird gegenwärtig nur noch von wenigen Verteilnetzbetreibern gesehen, da die Verfügbarkeit von Wasserstoff derzeit höher eingeschätzt wird als die Verfügbarkeit von klimaneutralem Methan. Je nach Regionwird auch von einemlangfristigen und umfangreichen Einsatz von lokal erzeugtem Biomethan ausgegangen. Wie geht es mit dem GTP weiter? Damit dieTransformationder deutschen Verteilnetze gelingt, ist es aus Sicht von Florian Feller wichtig, dass möglichst vieleNetzbetreiber der Empfehlung von DVGWund VKU folgen, sich amGTP zu beteiligen. „Neben den jährlichen Meldungen ist der GTP insbesondere ein kontinuierlicher Prozess der Beschäftigung mit der Transformationsplanung. Diese Arbeit muss jetzt von allen VNBs angegangenwerden. Zentrale Bedeutung hat hierbei die technische Analyse des Netzes hinsichtlich der H2-Readiness und der Dialog mit Großkunden und Kommunen“, so der H2vorOrt-Vorsitzende und rät Unternehmen Folgendes: • „Falls sich Ihr Unternehmen 2022 noch nicht amGTP beteiligt hat, können Sie sich jetzt schon auf Ihre Abgabe in 2023 vorbereiten. Es lohnt sich, zeitnah damit zu starten, so können Sie wichtige Vorarbeiten bereits jetzt erledigen. Wir empfehlen Ihnen hierzu die Durchführung der Planung gemäß dem Planungshandbuch 2022. Sprechen Sie mit Ihren vorgelagerten Netzbetreibern und erstellen Sie eine erste Planung Ihrer Umstellzonen, beginnen Sie mit der Analyse Ihrer Netze. Auf dieser Basis haben Sie die Grundlage, mit Großkunden und Kommunen in den so wichtigen Dialog zu treten. So sind Sie gut auf den GTP 2023 vorbereitet. • Falls Sie 2022 bereits am GTP teilgenommen haben, empfehlen wir Ihnen anhand der Liste im Ergebnisbericht zu prüfen, inwiefern Ihre nach- und gegebenenfalls vorgelagerten Verteilnetzbetreiber jeweils am GTP teilgenommen haben. Ermutigen Sie diejenigen, die 2022 keine Abgabe gemacht haben zur Teilnahme und stimmen Sie sich mit Ihnen über Ihre Planungen ab. Eine zeitnahe Harmonisierung ihrer Pläne hilft Ihnen bei der Fortentwicklung Ihres GTPs – denn eine umfassende Netztransformation kann nur mit Ihren Partnern vor Ort gelingen.“ H2vorOrt plant die Veröffentlichung des GTP-Planungsleitfadens für das Jahr 2023 im kommenden März. Vorab sollen folgende erste Hilfestellungen für denGTP 2023 zur Verfügung stehen: • EinGesprächsleitfaden für denDialog mit RLM-Kunden wird gegenwärtig in H2vorOrt erarbeitet, der in einer ersten Version noch dieses Jahr veröffentlicht werden soll. • EinGesprächsleitfaden für denDialog mit Kommunen ist für Anfang 2023 geplant. • Erste Informationen zur Technikanalyse 2023 sollen ebenso noch dieses Jahr veröffentlicht werden. • Die DVGW-Datenbank zur Überprüfung der Wasserstofftauglichkeit von Materialien und Komponenten soll im Januar 2023 starten. P Neue twin „Energie sparen beim warmen Trinkwasser – geht das?“ Die neue twin stellt Möglichkeiten vor, wie man auch bei der Trinkwasser-­ Installation Energie einsparen kann, und erklärt, warum es keine gute Idee ist, einfach die Temperatur herabzusenken. Die twin-Reihe wendet sich an Verbraucher, Installateure, Fachplaner, Architekten und Gesundheitsämter. Diese finden dort Informationen zu relevanten Fragestellungen und aktuellen Themen rund um die Trinkwasser-Installation übersichtlich und kurz dargestellt. INFORMATIONS-PLUS Unter www.dvgw.de/ twin können Sie sich die aktuelle Ausgabe kostenlos herunterladen. Deutschland steht aufgrund der aktuellen Situation im Energiesektor vor einer herausfordernden Zeit. Viele Verbraucher fragen sich, was sie selbst tun können, um Energie zu sparen. Eine öffentlich genannte Möglichkeit sei z. B. die Warmwassertemperaturen beim Trinkwasser zu verringern. Was viele Verbraucher jedoch nicht wissen: Warmwasser ist nicht nur aus Komfort- gründen so warm, sondern auch zum unmittelbaren Schutz der eigenen Gesundheit. So können sich im erwärmten Trinkwasser (Warmwasser) Krankheitserreger vermehren, wenn die Temperaturen für sie günstig sind. In der Trinkwasser-Installation in Gebäuden finden die Legionellen optimale Bedingungen vor, um sich zu vermehren – im warmen und/oder stagnierenden Trinkwasser. Die wichtigsten Krankheitserreger im warmen Trinkwasser sind Legionellen und unter diesen die für den Menschen besonders gefährlichen Legionellen Species Legionella pneumophila. Diese vermehren sich bei Temperaturen zwischen 25 °C bis 45 °C sehr gut. Bei Temperaturen über 55 °C vermehren sie sich nicht mehr. Legionellen können über feinste zerstäubte Wassertröpfchen (sog. Aerosole), die zum Beispiel beim Duschen entstehen, bis in tiefe Lungenabschnitte eingeatmet werden. Sie können zu schweren Lungenentzündungen (die sog. Legionärskrankheit) führen, die aufgrund der Schwere in den meisten Fällen zu einem Krankenhausaufenthalt führen und in ca. 10 % tödlich verlaufen. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen über 60 Jahre, Menschen mit chronischen Erkrankungen der Lunge, Personen, die mit Medikamenten behandelt werden, die das Immunsystem schwächen, und insbesondere Raucher. Gesundheitsschutz geht vor Energieeinsparung. Diesen Grundsatz hat das Umweltbundesamt in der Kollisionsregel zu den Anforderungen der Trinkwasserverordnung und des Gebäudeenergiegesetzes noch einmal klar herausgestellt. Wie kann die Vermehrung von Legionellen sicher vermieden werden? Eine Infektion mit Legionellen ist eine vermeidbare Gesundheitsgefährdung. Deshalb ist es wichtig, dass auch beim Energiesparen die Anforderungen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes eingehalten werden. Durch Einhaltung der Anforderungen der Trinkwasserverordnung und der allgemein anerkannten Regeln der Technik ist der Schutz der Gesundheit gewährleistet. Um die Legionellen sicher an der Vermehrung zu hindern, ist die Temperatur neben der Aufenthaltszeit des Trinkwassers in der Trinkwasser-Installation die wichtigste Stellschraube. TWIN - Information des DVGW zur Trinkwasser-Installation · Oktober 2022 Energie sparen beim warmen Trinkwasser – geht das? 17 energie | wasser-praxis 11/2022

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