DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 12/2022

energie | wasser-praxis 12/2022 www energ e-wasser-prax s de energie | wasser-praxis e Spe cherung | Wasserstoff Erster Untertage-Wasserstoffspeicher ist im Bau Wasser | D g ta s erung Cloud-basierte Plattform zur Optimierung vonWassersystemen Gas | Messung Aktueller Überblick über das Smart Metering 73 Jahrgang | Dezember 2022 | ISSN 1436-6134 m J hresr ckblick 2022 bil-leitungsauskunft.de Partner für Infrastruktursicherheit: Rechtssichere Zuständigkeitsprüfung für Planungs- und Bauanfragen

Das bundesweit ausgerichtete, zentrale und kostenfreie Serviceportal zur Leitungsrecherche erreicht alle Versorgungssparten, Breitband- und Infrastrukturbetreiber, sowie Erzeuger erneuerbarer Energien. Auch Behörden und Verwaltungen sind eingebunden in die durchgehend digitale Informationsstruktur. bil-leitungsauskunft.de Die BIL eG bringt Leitungsbetreiber und Bautätige, Planer und Architekten zusammen. bil-leitungsauskunft.de wird unterstützt und gefördert durch folgende Verbände: Wirtschaftsverband Fuels und Energie e.V. Verband der Chemischen Industrie e.V. Verband Sichere Transport- und Verteilnetze/KRITIS e.V. Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für nachhaltige Energieträger, Mobilität und Kohlenstoffkreisläufe e.V. Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.

energie | wasser-praxis 12/2022 www.energie-wasser-praxis.de energie | wasser-praxis Speicherung | Wasserstoff Erster Untertage-Wasserstoff- speicher ist im Bau Wasser | Digitalisierung Cloud-basierte Plattform zur Optimierung vonWassersystemen Gas | Messung Aktueller Überblick über das Smart Metering 73. Jahrgang | Dezember 2022 | ISSN 1436-6134 12 mit Jahresrückblick 2022

Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. www.dvgw.de/ifat l Wir gestalten die IFAT 2024! Trinkwasser und H2 – Seien Sie dabei! www.dvgw.de/ifat Werden Sie Aussteller auf der IFAT 2024! 13.05. – 17.05.2024 Anmeldeschluss ist der 30.04.2023

Liebe Leserin, lieber Leser, bei all den schlechten Nachrichten, nicht endenden Hiobsbotschaften und dem steigenden Konfliktpotenzial in der Welt konnte einem2022mitunter mulmig werden. Gleichwohl zeigt ein genauer Blick auf das Geleistete in unseren Branchen, dass wir in vielen Bereichen auch guter Dinge sein können: Wie elementar wichtig gerade Erdgas für die Energieversorgung hierzulande ist, ist der breiten Öffentlichkeit in diesem Jahr eindringlich bewusst geworden. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat das Bild einer sicheren Energieversorgung mit uneingeschränkt nach Deutschland fließenden Energiemengen eine Zäsur erfahren. Die Erdgassubstitutionsaufgabe, die vor uns liegt, und die Notwendigkeit, auch Kohle- und Ölimporte aus Russland zu ersetzen, bedeutet einen nie dagewesenen Stresstest für die deutschen Energiewirtschaft. Der DVGW und seine Mitgliedsunternehmen beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit dem Fuel-, Content- und Modal-Switch – also mit der Frage, wie fossile Energieträger durch klimaneutrale Energieträger ersetzt werden können. Dies ist insofern nicht banal, wenn man bedenkt, dass in unserer auf Industrie fußendenWohlstandsgesellschaft mehr als zwei Drittel des Primärenergieverbrauches auf Molekülen basiert. Erfreulich ist in diesen schwierigen Zeiten, dass wir immer noch handlungsfähig sind und es auch 2023 sein werden. Die eingeleiteten Maßnahmen haben schnell Früchte getragen. So ist es nicht selbstverständlich, dass wir in Rekordzeit Zugang zumLNG-Markt erhalten haben; ebensowenig selbstverständlich sind volle Gasspeicher. Bei allen Sorgen, die wir uns zuletzt umden Zu- und Füllstand der Gasspeicher gemacht haben, erlauben Sie mir hier die Frage: Wo wären wir heute energie- undmarktwirtschaftlich, wenn man die Gasinfrastruktur vor Jahren zurückgebaut oder sogar ganz abgeschafft hätte? Derzeit sind die Speicher mit nahezu 100 Prozent besser gefüllt als noch im Sommer von Experten erwartet und von der Politik als Ziel vorgegeben. Entscheidend sind jedoch nicht nur die aktuellen Füllstände, sondern auch die Einspeicher- und Entnahmeraten. Auf einer neu eingerichteten Informationsseite ermöglicht der DVGW den Zugriff für jedermann auf ein interaktives Prognosetool, mit dem sich die Speicherparameter „Importzuflüsse“, „Wetterlage“ und „Veränderungen des Verbrauchs“ variieren lassen. Basierend darauf stimmt die aktuelle Situation optimistisch: Selbst unter Annahme der ungünstigsten Prognoseszenarien wird Deutschland mit der derzeitigen Strategie diesenWinter gut bewältigen. Zeitnah entscheidend sein wird jedoch nicht zuletzt der Hochlauf klimaneutraler Gase. Endgeräte und Netzkomponenten sind bereits heute in hohem Maße H2-ready. Jetzt gilt es, einen ambitionierten Hochlauf von klimaneutralen Gasen sicherzustellen. Dazumuss nicht nur die heimische Produktion von grünemWasserstoff sowie der Import massiv vorangetrieben werden, sondern auch der schnelle Aufbau einer Leitungsinfrastruktur für den Transport erfolgen. Und auch in unserem zweiten Aufgabenbereich, der Wasserwirtschaft, können wir optimistisch zurück- und zuversichtlich vorausblicken: Zwar haben Extremereignisse wie Dürrephasen und Starkregen die Grenzen einer sicheren Versorgung und die Vulnerabilität von Versorgungssystemen deutlich gemacht. Die öffentlicheWasserversorgung ist jedoch weiterhin solide aufgestellt und wird den imZuge des Klimawandels auf sie zukommenden Herausforderungen robuste Lösungen entgegensetzen. Der DVGWhat dazu das Zukunftsprogramm Wasser gestartet, das drängende Themen der künftigen Trinkwasserversorgung aufgreift und sowohl eine Zukunftsvision als auch eine Handlungsagenda für den Zeitraum bis 2030 entwickelt. Nebenbei bemerkt ist Nachhaltigkeit auch im Wasserbereich schon immer Kern unserer Arbeit gewesen und auch hier haben wir uns seit jeher den Zukunftsthemen wie Klimawandel, Urbanisierung, Demografie, Versorgungssicherheit und Krisenmanagement mit Ausdauer und Leidenschaft gewidmet. Neustes Werk aus der Arbeit der Kolleginnen und Kollegen aus dem Wasserbereich ist z. B. das DVGWArbeitsblatt W 1003 „Resilienz und Versorgungssicherheit in der öffentlichenWasserversorgung“, das Versorgungsunternehmen dabei unterstützt, auch im Krisenfall mit konkreten Maßnahmen ihre Versorgungssicherheit und Resilienz zu erhalten. Auch in Bezug auf die Trinkwassergüte wird es 2023 neue Anforderungen geben: ImFrühjahr kommt nach über 20 Jahren eine komplett überarbeitete Fassung der deutschen Trinkwasserverordnung zur Verabschiedung in den Bundesrat, die die Anforderungen der seit 2021 geltenden europäischen Richtlinie umsetzt. Es wird demnach erstmals verpflichtende Regelungen zur Gefährdungsanalyse und Risikobewertung für das Wasserversorgungssystem bis zur Entnahmearmatur bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern geben. Zudem werden strenge Grenzwerte für neue Parameter (wie z. B. PFAS) eingeführt. Mein Vorstandskollege Wolf Merkel und ich sind uns einig, dass die umfangreiche Verordnung nicht nur das geeignete Instrument für einen wirksamen Gesundheitsschutz von Bürgerinnen und Bürgern ist, sondern auch für eine hohe Effizienz bei der Qualitätskontrolle für das Trinkwasser sorgt. Sie sehen: Auch hier ist der Blick ins neue Jahr ein hoffnungsvoller. Ihr Gerald Linke „Lassen Sie uns zuversichtlich in das Jahr 2023 starten!“ 3 energie | wasser-praxis 12/2022 E D I T O R I A L

I N H A LT Impressionen 2022 Ab Seite 6 3 | EDITORIAL 6 | IMPRESSIONEN 2022 TRINKWASSER 34 | Objektivierung von präventiven und korrektiven Instandhaltungsentscheidungen – Teil 1 • Werner Friedrichs, Erik Geiß, Jonas Becker 42 | W-Net 4.0: eine Cloud-basierte Plattform zur Betriebs- optimierung von Wassersystemen • Thomas Bernard, Mathias Ziebarth, Naga Mamatha Gonuguntla, Armin Canzler, Heiko Keifenheim, Susanne Wiese, Jochen Deuerlein, Salomé Parra, Rüdiger Höche, Achim Rapp, Tabea Broecker, Regina Gnirß 52 | Einsatz der MALDI-TOF-Massenspektroskopie zur BakterienIdentifizierung in der Trinkwasser-Mikrobiologie • Dr. Michael Hügler, Dr. Carolin Leister, Dr. Beate Hambsch GAS 60 | „Das Brennglas der Zukunft liegt auf dem Leitungsbau!“ • Die Redaktion im Gespräch mit Dr. Ralph Donath, Präsident des Rohrleitungsbauverbandes e. V. (rbv) 64 | Klimafreundlicher Wasserstoff – Ist Deutschland interessant für das zukünftige Exportland Norwegen? • Kilian Martin, Karsten Frese, Prof. Dr. Mark Oelmann 70 | Erster Untertage-Wasserstoffspeicher bei Rüdersdorf im Bau • Paul Schneider 74 | Unfälle an Wasserstofftankstellen: eine retrospektive Analyse zurückliegender Schadensereignisse • Prof. Dr.-Ing. Uwe Arens, Mattis Zegers 80 | Aktueller Überblick über das Smart Metering im Bereich Gas • Manfred Schwarzmüller 42 00 34 64 4 energie | wasser-praxis 12/2022

Titel Quelle: MicroOne/stock.adobe.com 34 Instandhaltungsentscheidungen auf Basis objektivierter Zustandsinformationen 42 Neue Cloud-basierte Plattform für kleine und mittlere Wasserversorgungsunternehmen 64 Deutschland als Zielland für den Wasserstoffexport aus Norwegen 70 Zur Speicherung von Wasserstoff in bestehenden Gaskavernenspeichern DVGW 86 | Erfolgreiche gat | wat 2022 in Berlin: Resilienz-Strategien der Energie- und Wasserbranche stehen weiter im Fokus 90 | Das „Zukunftsprogramm Wasser“ des DVGW: ein Überblick über den Stand der Dinge • Dr. Julia Rinck SERVICE 96 | Jahresinhaltsverzeichnis 101 | Biogasunternehmen 101 | Rohrleitungsbauunternehmen 102 | Bezugsquellen 106 | Impressum MIT JAHRES- PLANER FÜR DIE GASWIRTSCHAFT 2023 Die Redaktion der „DVGW energie | wasser-praxis“ wünscht Ihnen und Ihrer Familie eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für das Jahr 2023! 70 5 energie | wasser-praxis 12/2022

15 JANUAR Am 12. Januar 2022 wird die Erweiterung der Akkreditierung von Wasserstoff in die Sachverständigentätigkeit der DVGW CERT GmbH abgeschlossen. Damit kann die Umstellung der bereits bestehenden Zertifizierung nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 100:2021 starten. Zuvor hatte die DVGW CERT GmbH bereits im August des letzten Jahres eine Geschäftsstellenbegutachtung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH erfolgreich abschließen können. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2 6 energie | wasser-praxis 12/2022

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Die Gasverteilnetze in Europa sind für den zukünftigen Transport von Wasserstoff bestens geeignet und bieten einen flexiblen, kostengünstigen Weg hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung – so lautet die zentrale Schlussfolgerung eines Berichts von Ready4H2, einem Zusammenschluss von 90 europäischen Gasversorgern sowie Unternehmen und Organisationen, der am 15. Januar 2022 vorgestellt wird. Demnach bestehe zwar Investitionsbedarf, aber die in die Gasnetze investierten Summen bedeuteten deutlich geringere Gesamtinvestitionen, als ausschließlich den Ausbau der Strominfrastruktur zu forcieren. Im Ergebnis würden Investitionen in eine kombinierte Strom- und Gasinfrastruktur pro Jahr 41 Mrd. Euro weniger kosten, als nur auf Elektrifizierung zu setzen. Quelle: Photocreo Bednarek/stock.adobe.com Ende Januar 2022 gründet sich die „AiF-Forschungs- und Transferallianz Wasser und Nachhaltigkeit“ (FWN). Neben dem DVGW gehören ihr die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V., der Verein für das Forschungsinstitut für Edelmetall und Metallchemie e. V. (fem) und das Institut für Energie- und Umwelttechnik e. V. (IUTA) an. Kooperationspartner ist das Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien (IWT). Die Forschungsallianzen der AiF Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e. V. leisten als interdisziplinäre und branchenübergreifende Verbünde wichtige Beiträge zur Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Verfahren innerhalb der deutschen Wirtschaft. 7 energie | wasser-praxis 12/2022

FEBRUAR Am 2. Februar 2022 stuft die EU-Kommission Erdgas und Kernenergie als „nachhaltige Brückentechnologien“ ein. Die Verordnung werde die Transparenz erhöhen und private Investitionen fördern, sagt EU-Kommissarin Mairead McGuiness. Der DVGW begrüßt die Pläne der Europäischen Union, bestimmte Investitionen in Gaskraftwerke als nachhaltig einzustufen: Die EU-Kommission beweise mit ihrem Vorschlag Rücksicht und Weitsicht zugleich, denn Investitionssicherheit schaffe die Voraussetzung für die zuverlässige und zugleich bezahlbare Versorgung von 450 Mio. EU-Bürgerinnen und -Bürgern mit Wärme, Strom und Kraftstoffen, so der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Linke. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 8 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

24 16 17 18 19 20 21 22 23 25 26 27 28 Trotz schärfster internationaler Proteste marschieren russische Streitkräfte am 24. Februar 2022 völkerrechtswidrig in die Ukraine ein. Noch am gleichen Tag stellt der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Linke klar, dass die Versorgung mit Gas aktuell nicht gefährdet ist. Gemeinsam mit weiteren Verbänden richtet der DVGW außerdem einen Krisenstab ein, der wöchentlich tagt und die Situation aufs Neue bewertet. Die deutsche Wasserwirtschaft reagiert auf Hilfsanfragen des ukrainischen Wasserverbandes „Ukrvodokanalecologiya“ und schickt nicht nur technische Hilfsgüter per Zug in die Ukraine, sondern sagt auch umfangreiche finanzielle Unterstützung zu. Quelle: Deutsche Bahn AG/Pablo Castagnola Am 18. Februar 2022 senden das Bundesumweltministerium und das Bundeslandwirtschaftsministerium ihren Vorschlag zur Neuausweisung der stark mit Nitrat belasteten Regionen („rote Gebiete“) in Deutschland an die EU-Kommission. Dieser Vorschlag ist zuvor in mehreren Gesprächen mit der EU-Kommission und den deutschen Bundesländern vorbereitet worden. Nach Angaben der Ministerien würde sich die Fläche der Nitrat-Gebiete in Deutschland bei Anwendung des vorgeschlagenen Entwurfs signifikant verändern: Deutschlandweit würde sich die Gebietskulisse durch den Wegfall der Modellierung und das neue Verfahren der Binnendifferenzierung von rund 2,0 Mio. Hektar auf rund 2,7 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche vergrößern. Dies entspreche einer Zunahme der Fläche der roten Gebiete von insgesamt 33,8 Prozent. 9 energie | wasser-praxis 12/2022

MÄRZ Ab dem Jahr 2030 werden ausreichende Wasserstoffmengen für den Bedarf in Deutschland bereitstehen – das ist das Ergebnis einer Studie, die der DVGW am 2. März 2022 der Öffentlichkeit vorstellt. Voraussetzung hierfür sei aber, dass bereits heute die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen geschaffen würden. Wenn dies geschehe, stünden 2030 rund 290 Terawattstunden (TWh) CO₂-armer bis klimaneutraler Wasserstoff zur Verfügung. Etwa 60 Prozent davon wären grüner Wasserstoff aus heimischer Elektrolyse und aus anderen europäischen Ländern. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Unter dem diesjährigen Motto „Unser Grundwasser: der unsichtbare Schatz“ findet am 22.März 2022 der Weltwassertag statt. In seiner mittlerweile 30. Auflage möchte der von den Vereinten Nationen ausgerufene Tag in diesem Jahr auf die elementar wichtige Bedeutung des Grundwassers als unverzichtbare Ressource aufmerksam machen – auch und gerade deshalb, weil menschliche Tätigkeiten und der Klimawandel dem Grundwasser immer stärker zusetzen. In einem Statement anlässlich des Weltwassertags betont DVGW-Vorstand Wasser Dr. Wolf Merkel die zentrale Rolle, die das Grundwasser in Deutschland für die Trinkwassergewinnung spielt. Gleichzeitig würden Schadstoffeinträge, z. B. aus landwirtschaftlichen Aktivitäten sowie durch Pflanzenschutz- und Arzneimittel, die Ressource immer stärker belasten. Merkel appelliert in diesem Zusammenhang dafür, das Vorsorge- und Verursacherprinzip zu stärken und den Vorrang der öffentlichen Wasserversorgung zu gewährleisten, um auch in Zukunft die auf Grundwasser basierende Trinkwassergewinnung sicherstellen zu können. Quelle: sonne_fleckl/stock.adobe.com 10 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 18 19 20 21 23 24 25 26 27 28 29 30 31 22 Am 23. März 2022 wird in Schopsdorf die finale Phase eines in Deutschland einmaligen Projektes eingeläutet: In Anwesenheit von Landesumweltminister Willingmann beginnt die Einspeisung von bis zu 20 Prozent Wasserstoff in ein bestehendes Gasnetz. Das Gemeinschaftsprojekt von Avacon und dem DVGW soll zeigen, dass es technisch möglich ist, Wasserstoff zu einem deutlich höheren Prozentsatz in ein existierendes Gasnetz einzuspeisen, als es die Technischen Regeln des DVGW bislang vorsehen. Pünktlich zum Weltwassertag tritt die Freie und Hansestadt Hamburg Ende März 2022 der Initiative „Blue Community“ bei, deren Mitglieder Trinkwasser in besonderer Weise als öffentliches Gut ansehen. Mit dem Beitritt bekennt sich Hamburg zu den vier Grundsätzen der Community – darunter u. a. demVerbleib der Wasserdienstleistungen in öffentlicher Hand und der Förderung von Trink- anstelle von Flaschenwasser. 11 energie | wasser-praxis 12/2022

APRIL Unter dem Titel „Habecks Frühwarnstufe – Dreht Putin den Gashahn zu?“ diskutieren Expertinnen und Experten in der Phoenix-Runde am 1. April 2022 zu den energiepolitischen Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Live zugeschaltet aus dem neuen DVGW-Medienraum ist dabei auch Frank Dietzsch aus der Einheit Gastechnologien und Energiesysteme: Sein Auftritt ist ein Indikator dafür, dass das Know-how des DVGW geschätzt und benötigt wird – und zwar nicht nur in der Branche selbst, sondern zunehmend auch in der breiten (Medien-)Öffentlichkeit. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Die zukünftige Gestaltung des deutschen Wärmemarktes steht im Fokus eines Parlamentarischen Abends, den der DVGW gemeinsam mit der Avacon AG am 28. April 2022 in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin ausrichtet. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft, darunter die beiden Bundestagsabgeordneten Andreas Rimkus (SPD) und Thomas Heilmann (CDU), diskutiert der Verein u. a. darüber, wie die Wärmewende klimafreundlich und sozialverträglich zugleich gestaltet werden kann. Am Ende der Veranstaltung sind sich die rund 150 Anwesenden einig: Die Versorgungssicherheit mit Wärme im Gebäudesektor lässt sich in Zukunft nur dann sicherstellen, wenn auch konsequent auf den Einsatz von klimaneutralen Gasen wie Wasserstoff in Kombination mit effizienten Technologien gesetzt wird. Quelle: DVGW/Bildschön 12 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

28 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 29 30 Die deutschen Wasserversorgungsunternehmen erfüllen für die Gesellschaft elementar wichtige Aufgaben und gehören deshalb zur Kritischen Infrastruktur. Um sie in Zukunft noch besser vor Cyberangriffen zu schützen, veröffentlicht der DVGW gemeinsam mit der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) am 7. April 2022 ein umfangreiches Update des IT-Sicherheitsstandards Wasser/Abwasser (B3S WA). Am 20. April 2022 stellen die Berliner Wasserbetriebe ihre Bilanz für das zurückliegende Jahr vor. Trotz einer guten Bilanz für 2021 mahnt Finanzvorstand Bruckmann einen sorgsamen Umgang mit Wasser an: Da die Grundwasserstände in Berlin deutlich unter dem langjährigen Mittel liegen und der Klimawandel sowie das Wachstum der Metropolregion einen Stresstest für die Ressourcen bedeuten, gewinne ein bewusster Umgang mit Wasser an Bedeutung. 13 energie | wasser-praxis 12/2022

MAI 3. Mai 2022: Der TransHyDE-Verbund „Normung, Standardisierung und Zertifizierung“, zu dem auch der DVGW gehört, stellt eine neue Datenbank zur Normung, Standardisierung und Zertifizierung der Wasserstoff-Transportinfrastruktur vor. Die Datenbank liefert Planern und Betreibern von Wasserstoff-Infrastruktur eine rechtssichere Basis und ist eine unverzichtbare Unterstützung beim zügigen Hochlauf einer Energieversorgung auf Basis von Wasserstoff. Die statistische Gesamtauswertung, die im Rahmen der Datenbank durchgeführt wurde, liefert indes ein erfreuliches Ergebnis: Bereits mehr als die Hälfte der existierenden Regel- und Standardisierungswerke kann bereits vollständig auf Wasserstoff angewendet werden bzw. ist nicht direkt betroffen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Um sowohl die Forschung als auch die internationalen Kooperationen zum Thema Wasserstoff auszubauen und zu stärken, kündigt Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger am 16. Mai 2022 an, in den kommenden vier Jahren insgesamt zwei Milliarden Euro zu investieren. Neben dem Ausbau der H₂-Forschung stehen dabei vor allem verstärkte Beziehungen mit Australien über den Bezug von Wasserstoff auf der Agenda des Ministeriums: Unter dem Leitsatz „Australiens Sonnenschein für Europa“ soll das Land mit entsprechenden Exporten zur Energiewende hierzulande beitragen. Dass Australien trotz der großen Entfernung zur Bundesrepublik hierfür prädestiniert ist, verdeutlichen die folgenden Zahlen: Die Geowissenschaftliche Forschungsanstalt Australien hat in dem Land eine Fläche von insgesamt 873.000 km² identifiziert, die für die Produktion von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien geeignet ist – das ist 2,5-mal so viel wie die Fläche von Deutschland. Günstige und effiziente Transportwege wiederum werden seit geraumer Zeit in der Machbarkeitsstudie „HySupply“ identifiziert, die deutsche und australische Forschende gemeinsam durchführen. Quelle: jmimages/stock.adobe.com 14 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Am 4. Mai 2022 ist in Deutschland „Overshoot Day“ – also der Tag, an dem die Bundesrepublik pro Einwohner so viele biologische Ressourcen verbraucht hat, wie der Planet innerhalb eines Jahres ausgleichen kann. Dass der sogenannte Erdüberlastungstag in Deutschland auch 2022 zeitlich sehr früh im Kalender verortet ist, verdeutlicht eindrücklich, das dringend mehr für den Klima- und Ressourcenschutz getan werden muss. Möglichkeiten hierfür sind z. B. der konsequente Einsatz klimaneutraler Gase in den verschiedenen Sektoren oder der entschlossene Schutz elementar wichtiger Ressourcen wie z. B. der Grund- und Oberflächenwässer. 15 energie | wasser-praxis 12/2022

MAI Die Forschungsexpertise für den Umstieg auf Wasserstoff bündeln – das ist das Ziel des „H₂-Kompetenzverbunds der deutschen Energiewirtschaft“, den der DVGW am 3. Mai 2022 gründet. Der Zusammenschluss der Institute des DVGWForschungsnetzwerks soll den Markthochlauf des Energieträgers vorantreiben und Synergien in der anwendernahen Wasserstoffforschung schaffen. Zum Verbund gehören die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (DVGW-EBI), das DBI mit der Gas- und Umwelttechnik GmbH in Leipzig (DBI-GUT) und dem Gastechnologischen Institut in Freiberg (DBI-GTI) sowie das Gas- und Wärme-Institut Essen e. V. (GWI). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Nach vier Jahren Pause öffnet am 30. Mai 2022 die IFAT in München ihre Pforten für die Fachbesucherinnen und -besucher. Über 3.000 Aussteller aus aller Welt präsentieren bis zum 3. Juni auf der Weltleitmesse für Umwelttechnologien ihre Lösungen und Produkte für die Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft. Auch der DVGW ist in diesem Jahr wieder Partner der IFAT und bringt sich mit seinen Kompetenzen in vielfacher Hinsicht 16 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 31 30 Eine Aussage schlägt hohe Wellen: Im Rahmen der Handelsblatt Jahrestagung Stadtwerke 2022 in Berlin am 10. Mai 2022 fordert Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, den Rückbau der deutschen Gasnetze. Die Reaktion aus der Branche folgt schnell und fällt eindeutig aus: So kritisiert beispielsweise DVGW-Präsident Michael Riechel die Aussagen Graichens scharf und verweist auf die elementar wichtige und unverzichtbare Rolle, die die Gasnetzinfrastruktur bei der Bewältigung der Wärmewende spielt. Widerspruch kommt u. a. auch aus den Reihen des Rohrleitungsbauverbandes (rbv), der eindringlich vor der Vernichtung eines der größten deutschen Anlagevermögen und der damit einhergehenden Gefährdung zukünftiger Generationen warnt. in das Messegeschehen ein: u. a. mit einem eigenen Messestand, in Form von Fachforen und Lösungstouren für die Besucherinnen und Besucher sowie mit Live-Demonstrationen wie der Leitungsbau Challenge oder der World University Challenge. Zudem zeigt der Verein auf der H₂-Sonderfläche der IFAT, wie der vielseitige Energieträger Wasserstoff in eine nachhaltige kommunale Kreislaufwirtschaft integriert werden kann. Gleichzeitig wird die Veranstaltung erneut auch ihrer Funktion als wichtige Austauschplattform der Branche gerecht: So nutzen z. B. DVGW-Präsidiumsmitglied Dr. Dirk Waider und DVGW-Vorstand Wasser Dr. Wolf Merkel die Gelegenheit, um Bundesumweltministerin Steffi Lemke bei ihrem Messerundgang die aktuellen Herausforderungen und Themen des DVGW näherzubringen. Quelle: Studio SX HEUSER 17 energie | wasser-praxis 12/2022

14 JUNI 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 15 Bereits seit rund 30 Jahren gibt es die EU-Nitratrichtlinie – und seit ebenfalls 30 Jahren reißt die Bundesrepublik zuverlässig die darin enthaltenen Nitrat-Grenzwerte im Grundwasser. Der unweigerlich folgende Rechtsstreit zwischen Deutschland und der EU füllt mittlerweile ganze Regalmeter und gipfelte in einem Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof, in dessen Verlauf die Richterinnen und Richter Deutschland im Juni 2018 aufgrund der Verletzung von EU-Recht verurteilten. Ein Ende des jahrzehntelangen Streits zeichnet sich erst Anfang Juni 2022 ab, als die EUKommission sich mit den neuen Vorschlägen des Bundes zum Schutz des Grundwassers einverstanden zeigt. 18 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 13. Juni 2022: Gemeinsam mit dem Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e. V. (BVEG) sowie der Initiative Energien Speichern e. V. (INES) stellt der DVGW die Studie „Wasserstoff speichern – soviel ist sicher: Transformationspfade für Gasspeicher“ vor. In ihr haben Forscherinnen und Forscher unter der Leitung des Gastechnologischen Instituts gGmbH (DBI-GTI) die technischen Möglichkeiten untersucht, heutige Gasspeicher an die Nutzung von Wasserstoff anzupassen. Das Ergebnis: Die bereits heute existierenden Gasspeicher können für die Speicherung von insgesamt bis zu 32 Terawattstunden Wasserstoff genutzt werden. Mit der EGATEC startet am 14. Juni 2022 in Hamburg eine der wichtigsten europäischen Austauschplattformen zur Zukunft des Energieträgers Gas. Insgesamt zwei Tage lang diskutieren in der Freien und Hansestadt hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der europäischen Gasindustrie über mögliche zukünftige Entwicklungen und generieren dabei wertvolle Impulse für den Klimaschutz mit Gasinnovationen. Gleichzeitig fungiert die EGATEC für die Branche auch als wichtiges Leistungsschaufenster und spielt bei der Verknüpfung von Labor und Praxisanwendungen eine wesentliche Rolle. Veranstaltet wird die Konferenz von den europäischen Verbänden Marcogaz und GERG, dem Forschungsnetzwerk ERIG – und dem DVGW, dessen Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Gerald Linke gleichzeitig amtierender ERIG-Präsident ist. Quelle: Bildschön GmbH 19 energie | wasser-praxis 12/2022

JULI Am 7. Juli 2022 beschließt der Deutsche Bundestag das sogenannte „Osterpaket“ zum Ausbau der erneuerbaren Energien und zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes. Bereits anlässlich des Kabinettsbeschlusses Anfang April 2022 kritisiert der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Linke, dass das Osterpaket weit hinter den Erwartungen und Notwendigkeiten zurückbleibe: So seien die ausschließliche Nutzung von Biomethan in Spitzenlastkraftwerken und die Entscheidung, dass die zusätzlich zum Elektrolyseziel produzierten Mengen von grünem Wasserstoff ausschließlich der Rückverstromung dienen sollen, kritisch zu sehen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Hitzewellen und Dürren in großen Teilen Europas prägen den gesamten Sommer 2022 und bereits Mitte Juli 2022 gilt für die Hälfte der Fläche der EU eine Dürrewarnung. Für die Menschen wie auch für die Natur hat das weitreichende Folgen: In zahlreichen Regionen werden neue Hitzerekorde aufgestellt, schwere Waldbrände erschüttern insbesondere die südeuropäischen Länder und die Statistiken verzeichnen für die Monate Juni, Juli und August eine deutliche (und aller Wahrscheinlichkeit mit der Hitze korrelierende) Übersterblichkeit in der Bevölkerung. Auch für die deutschen Wasserversorgungsunternehmen haben die langanhaltende Trockenheit und die hohen Temperaturen Auswirkungen: Insbesondere die Gewinnung aus Oberflächenwasser ist mitunter erheblich eingeschränkt und in zahlreichen Kommunen wird eine Wasserknappheit gemeldet. Besonders deutlich wird die Situation auch an den Fließgewässern: So fällt beispielsweise der Rhein im weiteren Verlauf des Sommers auf einen so geringen Pegelstand, dass die Schifffahrt eingeschränkt werden muss und weitab vom Ufer liegende „Hungersteine“, die an frühere Niedrigwasserphasen erinnern, nach Jahrzehnten wieder sichtbar werden. Quelle: Friedemann Vogel/picture alliance/EPA 20 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 25. Juli 2022: Das Bundesministerium für Gesundheit veröffentlicht seinen Referentenentwurf zur neuen Trinkwasserverordnung (TrinkwV). Die neue und mittlerweile auf insgesamt 73 Paragrafen angewachsene Verordnung wurde vollkommen neu strukturiert und soll die europäische Trinkwasser-Richtlinie umsetzen. Aufgefordert zur Stellungnahme ist u. a. auch der Fachbereich Trinkwasser des DVGW, der nun bis zum 19. August dieses Jahres Zeit hat, Stellung zu dem Neuentwurf zu nehmen. 21 energie | wasser-praxis 12/2022

AUGUST Am 4. August 2022 starten die Bauarbeiten für die Anbindungsleitung, die in Zukunft das LNG-Terminal in Wilhelmshaven mit einem Knotenpunkt beim Gasspeicher in Etzel verknüpfen soll. Bereits Ende dieses Jahres soll über die 26 km lange Leitung Flüssigerdgas in das Gasnetz eingespeist werden. Gerade einmal zehn Monate Zeit wären dann für Genehmigung, Planung, Bau und Fertigstellung erforderlich gewesen – anstelle der sonst üblichen acht Jahre. Möglich ist dies durch die intensive Zusammenarbeit von Politik, Behörden, Landpächtern und Unternehmen – und durch das neue LNG-Beschleunigungsgesetz, das den Bau von Pipelines erlaubt, noch bevor das gehörige Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 22 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Gleich mehrere Fernsehteams statten dem beschaulichen Schopsdorf im sachsen-­ anhaltischen Landkreis Jerichower Land Anfang August 2022 einen Besuch ab. Grund für den Medienrummel ist die Wasserstoff-Beimischanlage, die der DVGW gemeinsam mit der Avacon AG im Rahmen des F&E-Vorhabens „20 Prozent Wasserstoff im Gasnetz“ in der kleinen Gemeinde betreibt. Nachdem bereits SachsenAnhalts Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann Ende März zu Gast war, um dem Start der Einspeisung von 20 Prozent Wasserstoff in ein bestehendes Gasnetz beizuwohnen, weckt die Anlage – auch unter dem Eindruck der aktuellen Versorgungssituation mit Erdgas – erneut das Interesse von Politik und Medien. Als kompetenter Ansprechpartner vor Ort steht den anwesenden Journalistinnen und Journalisten u. a. Frank Gröschl aus der DVGW-Hauptgeschäftsstelle zur Verfügung, um sowohl die Anlage selbst als auch das dahinterstehende Vorhaben zu erläutern. Quelle: Norbert Perner Bereits seit vielen Jahren kooperieren der DVGW, das Gas- und Wärme-Institut Essen e. V. (GWI) und der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) im Bereich der beruflichen Bildung miteinander. Um die Qualitätsstandards in Zukunft noch weiter zu erhöhen, verkünden die drei Partner am 15. August 2022 den Abschluss einer neuen Rahmenvereinbarung. 31. August 2022: Der DVGW und der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) unterzeichnen in Bonn einen neuen Kooperationsvertrag über ein einheitliches und digitales Prüfausweissystem. Der Vertrag regelt u. a. die Zusammenführung der bislang voneinander getrennten Prüfausweissysteme der beiden Verbände und legt damit einen wichtigen Grundstein für ein einheitliches Prüfausweissystem. 23 energie | wasser-praxis 12/2022

SEPTEMBER 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 12 13 14 15 Seit Oktober 2020 gehen mittlerweile 37 Akteure der Gaswirtschaft gemeinsammit dem DVGW im Projekt „H2vorOrt“ der Frage nach, wie sich eine regionale und sichere Versorgung mit klimaneutralen Gasen in Zukunft bundesweit realisieren lässt. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin ist der sogenannte Gasnetztransformationsplan, der am 6. September 2022 veröffentlicht wird. Insgesamt 180 Gasverteilnetzbetreiber hatten zuvor für den Plan Daten und Angaben darüber abgegeben, wann sie mit einer Umstellung auf klimaneutralen Wasserstoff, Biomethan sowie weiteres klimaneutrales Methan bzw. Mischgase rechnen. 11 24 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Die Bundesländer Berlin, Brandenburg und Sachsen wollen in Zukunft enger zusammenarbeiten, um die Herausforderungen im Bereich der Wasserwirtschaft gemeinsam besser bewältigen zu können. Zu diesem Zweck unterzeichnen Sachsens Umweltminister Wolfram Günther, sein brandenburgischer Amtskollege Axel Vogel sowie die Berliner Staatssekretärin für Umwelt und Klimaschutz, Silke Kracher, am 19. September 2022 ein entsprechendes Positionspapier. Kernpunkte der zukünftigen Zusammenarbeit sind u. a. die Schaffung einer länderübergreifenden Trägerstruktur und die Einrichtung einer gemeinsamen Wasserbewirtschaftungszentrale. Auch in der deutschen Wasserwirtschaft ist in den letzten Jahren eine verstärkte Internationalisierung zu beobachten: Wichtige gesetzgeberische Entscheidungen werden zunehmend in Brüssel (und nicht in Berlin) getroffen und globale Herausforderungen wie der Klimawandel lassen sich nicht in nationalen Alleingängen lösen. Vor diesem Hintergrund bildet der Weltwasserkongress der IWA, der am 11. September 2022 in Kopenhagen beginnt, eine wichtige Plattform für den internationalen Austausch. Gemeinsam mit dem IWA-Nationalkomitee Deutschland, der DWA und dem BDEW bietet der DVGW eine Delegationsreise mit umfassendem Rahmenprogramm für die Teilnehmenden an. Ein besonderes Highlight ist dabei eine Fahrradexkursion zum Thema „Wasser in der Stadt“, bei der die Teilnehmenden die wasserwirtschaftlichen Sehenswürdigkeiten der dänischen Kapitale auf zwei Rädern entdecken können. Quelle: Sergii Figurnyi/stock.adobe.com 25 energie | wasser-praxis 12/2022

SEPTEMBER 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Am 22. September 2022 endet in der Messe Nürnberg der Hydrogen Dialogue. Zwei Tage lang hatten sich zuvor Expertinnen und Experten der Wasserstoffwirtschaft getroffen und die Veranstaltung als Plattform genutzt, um z. B. über den Wasserstoff-Hochlauf imWärmemarkt oder die Nutzung der Gasinfrastruktur für den H₂-Transport zu diskutieren. Prominenten Besuch erhalten sie dabei vom stellvertretenden Bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger und der Wirtschaftsweisen und Vorständin des Zentrums Wasserstoff.Bayern, Prof. Dr. Veronika Grimm, die sich bei einem Messerundgang mit DVGW-Vorstand Prof. Dr. Gerald Linke über aktuelle Branchenthemen informieren. Die beiden durch die Ostsee verlaufenden NordStream-Pipelines geraten im Kontext des Ukrainekriegs in diesem Jahr immer wieder in die Schlagzeilen. Nachdem die russische Seite seit Kriegsbeginn die Gaseinspeisungen in Nord Stream 1 mit bisweilen hanebüchenen Erklärungen wahlweise gedrosselt oder ganz eingestellt hat, ereignen sich im Verlauf des 26.September 2022 vor der Insel Bornholm mehrere Unterwasser-­ Explosionen, die alle vier Stränge der beiden Pipelines schwer beschädigen. Aufnahmen der schwedischen Küstenwache zeigen in den darauffolgenden Tagen das ganze Ausmaß der Schäden: An mehreren Stellen der Ostsee tritt großflächig und unkontrolliert Gas aus und an einen Weiterbetrieb der Pipelines ist nicht zu denken. Für die östlich von Greifswald gelegene Gemeinde Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern, wo die beiden Nord-Stream-Pipelines auf deutschem Boden anlanden, wird das Thema Gas trotzdem auch in Zukunft eine Rolle spielen: Nur wenige Tage vor den Explosionen starten im örtlichen Hafen die Bauarbeiten für ein neues LNG-Terminal, über das bereits ab Dezember dieses Jahres Flüssiggas angelandet werden soll. Quelle: Kustbevakningen 26 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 27 28 29 30 Die niederländische Vereinigung der Wasserversorgungsunternehmen (Vewin) schlägt Ende September 2022 Alarm: Das Trinkwassersystem des Landes droht in absehbarer Zeit die Grenzen seiner Kapazitäten zu erreichen und könne, so der Verband, innerhalb weniger Jahre mit einem Mangel an Trinkwasser konfrontiert werden. Bereits jetzt sei die Situation angespannt: Von den insgesamt zehn Wasserversorgern müssten drei auf zusätzliche Quellen oder Produktionsweisen von Trinkwasser zurückgreifen. Als Grund für die drohende Notlage identifiert Vewin u. a. die Trockenheit infolge des Klimawandels, die Versalzung und Verschmutzung der Wasserressourcen sowie die stetig wachsende Nachfrage nach Trinkwasser durch Bevölkerungswachstum, Wirtschaft und Urbanisierung. 26 27 energie | wasser-praxis 12/2022

OKTOBER Zum mittlerweile 22. Mal wird am 12. Oktober 2022 der Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft verliehen. Über 50 Projektträger hatten sich in vier Kategorien um die Auszeichnung beworben, die von den drei Branchenverbänden BDEW, DVGW und Zukunft Gas getragen wird. Im Mittelpunkt des diesjährigen Wettbewerbs steht die Transformation des deutschen Energiesystems sowie die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Dementsprechend beschäftigen sich die vier Siegerprojekte u. a. mit dem Transport und der Anwendung von Wasserstoff, dem klimaneutralen und flexiblen Betrieb von Gasnetzen und der CO₂-freien Stromversorgung mittels Gasturbinen-Brennern. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Willkommen in Berlin! Am 18. und 19. Oktober 2022 informieren sich zahlreiche Branchenvertreterinnen und -vertreter auf der gat | wat über die wichtigsten Themen der Energie- und Wasserversorgung. Hierfür bietet der Leitkongress der beiden Branchen ein gewohnt attraktives und vielfältiges Programm: Unter dem Motto „Resilienz und Versorgungssicherheit – Stark in unsicheren Zeiten“ sind u. a. Bundesbauministerin Klara Geywitz, die Umwelt-Staatssekretärin Bettina Hoffmann und weitere prominente Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft anwesend und diskutieren neue Handlungsoptionen und Lösungsstrategien. Abgerundet wird die gat | wat auch in diesem Jahr wieder durch ein Online-Programm mit technischem Fokus, bei dem kurze Formate wertvolle Einblicke in DVGW-Projekte, Regelwerk-Updates sowie neueste Forschungsergebnisse der DVGW-Tochterinstitute geben. Am Ende der beiden Veranstaltungstage ist die gat | wat ihrem Ruf als wichtigstes Leitformat der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft einmal mehr gerecht geworden und hat wichtige Impulse in der Diskussion um eine zukunftsfeste Energie- und Wasserversorgung gesetzt. Quelle: Bildschön GmbH/Trenkel 28 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 18 19 Mit rund 200 Mrd. Euro will die Bundesregierung sowohl Wirtschaft als auch Privathaushalte unterstützen, um die Härten der Energiekrise abzufedern. Die Errichtung des dafür notwendigen Sondervermögens ist unter Finanzexperten und -expertinnen wie auch in der Politik nicht unumstritten, bedeutet es doch die zeitweise Aussetzung der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse. Allen Einwänden zum Trotz nimmt die von Bundeskanzler Olaf Scholz lautmalerisch als „Doppel-Wumms“ bezeichnete Maßnahme am 21. Oktober 2022 eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Umsetzung: Mit den Stimmen der Ampelparteien SPD, Grüne und FDP wird das Sondervermögen im Deutschen Bundestag gebilligt. Es bleibt zu hoffen, dass im Verlauf dieses Winters keine zusätzlichen Maßnahmen notwendig werden – und sich der deutsche Bundeskanzler in der Folge nicht zu weiteren Wortneuschöpfungen genötigt sieht. 29 energie | wasser-praxis 12/2022

6 NOVEMBER Gemeinsam mit dem BDEW und Bioland e. V. veröffentlicht der DVGW am 3. November 2022 ein Statement, in dem sich die drei Verbände für ein Anwendungsverbot für chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und die Ausweitung des Ökolandbaus in Einzugsgebieten, die der Trinkwassergewinnung dienen, aussprechen. Hintergrund ist der sogenannte Verordnungsentwurf über die nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, welchen die EU-Kommission kurz zuvor veröffentlicht hat. Das Statement des Verbändebündnisses zu diesem Entwurf ist insofern eine Besonderheit, weil sich in ihm erstmals Akteure aus der deutschen Wasserwirtschaft und dem Ökolandbau gemeinsam äußern. 1 2 3 4 5 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Am 6. November 2022 beginnt im ägyptischen Scharm ElScheich die insgesamt 27. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen. Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 190 Ländern diskutieren dabei bis zum 18. November u. a. über die Frage, wie die bereits im Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2015 vereinbarten Ziele für mehr Klimaschutz und die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius wirksam umgesetzt werden können. Dass hierfür die Zeit mehr als drängt, haben leider auch im zurückliegenden Jahr mehrere Klimawandel-induzierte Naturkatastrophen deutlich gemacht: Die Überschwemmungskatastrophe im Sommer in Pakistan mit mehr als 1.700 Toten, eine Serie mehrerer schwerer Tornados in der ersten Jahreshälfte in den USA oder die Rekordanzahl an Waldbränden in Europa sind deutliche Indikatoren dafür, dass die Erderwärmung mittlerweile weltweit schwere Folgen hat. Gastgeberland Ägypten möchte bei der Klimakonferenz vor allem das Thema Finanzen in den Mittelpunkt stellen – so sollen insbesondere arme und finanzschwache Länder, die häufig mit am stärksten von den Folgen der Erderwärmung betroffen sind, stärker als bisher unterstützt werden. Quelle: Saood Rehman/picture alliance/EPA 30 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Aussetzung der Gaslieferungen aus Russland sind die Preise, die die Endverbraucherinnen und -verbraucher für den Energieträger bezahlen müssen, stark angestiegen. Die Auswertung eines Vergleichsportals, die Anfang November 2022 veröffentlicht wird, zeigt hierbei indes große regionale Unterschiede: Während der Gaspreis insbesondere in den deutschen Stadtstaaten weniger stark angestiegen ist, hat sich der Energieträger insbesondere in den Flächenstaaten Sachsen-Anhalt und NordrheinWestfalen am stärksten verteuert. Grund für die regionalen Preisunterschiede sind nach Angaben des Portals vor allem die verschiedenen Netzentgelte in den einzelnen Bundesländern. 31 energie | wasser-praxis 12/2022

DEZEMBER Am 5. Dezember 2022 gibt der DVGW mit seiner kostenlosen Online-Veranstaltung „Update Versorgungssicherheit Gas – Sind wir für den Winter ausreichend vorbereitet?“ zum Ende des Jahres einen Überblick über den Stand der Dinge bei der Gasversorgung der Bundesrepublik. Auf der Agenda stehen dabei – neben einer Bewertung der Gesamtlage – u. a. Vorträge zu Sicherheitsplattformen, zum Ab- und Anfahren von Gasnetzen sowie zur Wiederinbetriebnahme von industriellen Großbrenneranlagen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 32 energie | wasser-praxis 12/2022 I M P R E S S I O N E N 2 0 2 2

31 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Die Diskussion um eine mögliche Gasmangellage im Winter 2022/2023 in Deutschland hat die Füllstände der Gasspeicher insbesondere in der zweiten Jahreshälfte in das Interesse der Öffentlichkeit rücken lassen. Vor diesem Hintergrund hat der DVGW ein interaktives Tool entwickelt, das die tagesaktuellen Füllstände darstellt sowie eine wetterabhängige Verbrauchsprognose und Speicherreichweite ermöglicht. Das Ergebnis der Prognose: Zum 31. Dezember 2022 werden die Speicher noch zu deutlich mehr als 80 Prozent gefüllt sein. Quelle: DVGW (Grafik), VNG Gasspeicher GmbH (Hintergrund) Willkommen in der Wasserstoff-WG! Die neue Veranstaltungsreihe des DVGW beschäftigt sich seit dem 6. Dezember 2022 mit den wichtigsten Fragen rund um eine erfolgreiche Energiewende mit dem Energieträger. Mehrmals im Jahr wird die Wasserstoff-WG in Zukunft ihre Türen öffnen und den Teilnehmenden als modernes Dialogformat eine ungezwungene und anregende Atmosphäre für den offenen Austausch bieten. Das Thema des ersten WG-Treffens: die Verwendungsmärkte für Wasserstoff! 33 energie | wasser-praxis 12/2022

Die gezeigte Rohrgehäusepumpe lieferte die Daten, anhand derer die Praktikabilität der Methode überprüft wurde. Quelle: RheinEnergie AG 34 energie | wasser-praxis 12/2022 T R I N K WA S S E R

Der vorliegende Fachaufsatz ist in zwei Teile gegliedert: Teil 1 beschreibt die notwendigenGrundlagen, die Lösungsansätze und eine in der Praxis gelebte Verifizierung anhand eines Beispiels. Daran anschließend, stellt Teil 2 ein zweites Beispiel vor und erweitert somit die Möglichkeiten der Objektivierung von präventiven und korrektiven Instandhaltungsentscheidungen. Abgeschlossenwird der Aufsatz durch eine Diskussion der Ergebnisse. Grundlagen, Lösungsvorschlag und Verifizierung an Beispiel 1 Die Veränderungen der Rahmenbedingungen in derWasserversorgung ermöglichen und erfordern Anpassungen im Bereich Produktionskapazitäten. Eine ggf. damit einhergehende Reduktion in der Anzahl der Anlagenmacht eine stärkere Fokussierung auf den Aspekt der Anlagenverfügbarkeit notwendig. Für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit bedarf es einer angepassten und optimierten Vorgehensweise in der Instandhaltung. Die vorliegende Arbeit beschreibt die Entwicklung eines Konzeptes zur Erzeugung objektiver Entscheidungsgrundlagen für die Instandhaltung von Produktionsanlagen in der Wasserproduktion. Neben der Identifikation geeigneterWerkzeuge und passender Beurteilungskriterien zur Zustandsbestimmung wurde das Verfahren der Regressionsanalyse für die Definition mathematischer Beziehungen zur Darstellung eines Anlagenzustandes geprüft. Anhand repräsentativer Beispiele aus der Wasserproduktion wurde die generelle Eignung des mathematischen Verfahrens zur Zustandsdarstellung bestätigt. Die Überprüfung der Einhaltung terminierter Instandhaltungsmaßnahmen lässt sich ebenfalls auf Basis mathematischer Funktionen näherungsweise durchführen. Ausgangspunkt Die Anforderungen an die Instandhaltung wachsen stetig. Um hohe Maschinenzuverlässigkeit mit einem vertretbaren Investitionsaufwand zu gewährleisten, muss die Instandhaltung in der Wasserproduktion optimiert werden. Betriebsleiter stehen in der Pflicht, eine effiziente Anlagenbewirtschaftung durchzuführen und Instandhaltungsentscheidungen sowie Erneuerungsmaßnahmen fundiert zu begründen. Die genaue Kenntnis über den aktuellen Zustand, die Verfügbarkeit sowie die Zuverlässigkeit einer Produktionsanlage ist dazu wesentliche Voraussetzung. Daraus ergibt sich die Forderung, den Zustand von Anlagen, bezogen auf den Abnutzungsvorrat einzelner Komponenten, zu erfassen und möglichst genau über die Nutzungsdauer zu dokumentieren, um auf Basis dieser Daten eine objektivierte Instandhaltungsentscheidung treffen können. Instandhaltungsentscheidungen werden bisher meist situativ oder auf Basis von Erfahrungswerten des Instandhaltungsmanagements oder des technischen Personals getätigt. Eine objektive Entscheidungsgrundlage hingegen steht nur punktuell zur Verfügung. Im Zuge turnusmäßiger Anlagenwartungen werden die Produktionsanlagen derWasserversorgung durch erfahrene Instandhaltungsmitarbeiter begangen und begutachtet. Hierbei werden während einer Maschineninspektion sowohl Messdaten erfasst als auch subjektive Bewertungen des visuellen Anlagenzustandes aufgezeichnet. Die so ermittelten Erkenntnisse werden zudem für eine optimierte Instandhaltungsentscheidung oft nur unzureichend aufbereitet. Instandhaltungsentscheidungen werden aktuell meist situativ oder auf Basis von Erfahrungswerten des Instandhaltungsmanagements getätigt, eine konkrete Entscheidungsgrundlage steht hingegen nur in seltenen Fällen zur Verfügung. Im Wasserwerk Köln-Weiler wurde vor diesem Hintergrund eine Methode entwickelt, welche die Instandhaltung der dortigen Wasserproduktion zukunftsorientiert verändert. Durch die Fokussierung auf eine zustandsorientierte Instandhaltung lassen sich Instandhaltungsentscheidungen auf Basis objektivierter Zustandsinformationen treffen. von: Werner Friedrichs (Rheinische Fachhochschule Köln), Erik Geiß & Jonas Becker (beide: RheinEnergie AG) Objektivierung von präventiven und korrektiven Instandhaltungsentscheidungen – Teil 1 Teil 2 des Beitrags wird in der JanuarAusgabe 2023 dieser Fachzeitschrift erscheinen. INFORMATIONEN 35 energie | wasser-praxis 12/2022

Eine konsequente, weitere Verwendung der dokumentierten Informationen als übergreifende Entscheidungsgrundlage findet bislang nicht statt. Aus den generierten Daten werden häufig lediglich fallabhängig und unsystematisch Schlüsse gezogen. Ein vorhandenes Prozessleitsystem erfasst eine Vielzahl von Betriebsparametern, welche imWasserproduktionsprozess, vorwiegend zur Prozesssteuerung, Verwendung finden. Würden diese Informationen weitergehend für den Instandhaltungsprozess nutzbar gemacht, so könnten sie ebenfalls als Entscheidungsgrundlage in der Instandhaltung herangezogen werden. Hieraus ergeben sich zwei Kernprobleme: • Innerhalb der Instandhaltung werden Daten erhoben, welche nicht effizient in den Wertschöpfungsprozess zurückfließen. • Es besteht keine durchgängige Informationsbasis, die als fundierteGrundlage im Entscheidungsprozess der Instandhaltung herangezogenwerden kann. Zielsetzung Das Ziel der vorliegenden Ausarbeitung liegt in der Aufstellung einer allgemein gültigen Vorgehensweise zur Objektivierung von präventiven und korrektiven Instandhaltungsentscheidungen in der Wasserproduktion. Die Ergebnisse sollen künftige Entscheidungen sowohl zur Instandhaltung (in Bezug auf den Erhalt durch Wiederherstellung) als auch zur Bestimmung notwendiger Erneuerungsmaßnahmen für Produktionsanlagen der Wasserproduktion P: Instandhaltungsmethode entwickeln C: Schwachstellen analysieren A: Optimierung ableiten . Anl gens r k r nd -d en fes legen . Z s ndsbeschreibende Sollmerkm le fes legen . Be riebs r en nd Be riebsz s nde bes immen . Mess echnik nd Ins r men ier ng sw hlen . Messwer e erf ssen nd Is -Merkm le bilden . Archivieren . S is ik swer en . Soll-Is -Vergleich ‚. Di gnose, Prognose s ellen . Ins ndh l ngsen scheid ng reffen D: Instandhaltungsprozess †. F nk ion le Sˆs ems r k r fs ellen Abb. 1: PDCA-Zyklus in der zustandsorientierten Instandhaltung unterstützen. Im Sinne der weiteren Digitalisierung der Wasserproduktion liegt eine zentrale Anforderung zudem in der Anwendung und Integration digitaler Werkzeuge. Dabei muss folgende Schlüsselfrage beantwortet werden: Wie muss ein Instandhaltungskonzept gestaltet werden, um objektivierte Entscheidungsgrundlagen für die Instandhaltung zu erzeugen? Vorgehensweise Es werden allgemeine Anforderungen an den Aufbau eines Instandhaltungsmanagementsystems sowie die objektspezifische Erhebung und Verwaltung von zustandsbeschreibenden Anlageninformationen abgeleitet. Darüber hinaus wird einModell zur Objektivierung vonMessdatenmittels Regressionsanalyse aufgestellt. Durch die Extrapolation der durch die Regressionsanalyse ermitteltenmathematischenGleichungen wird eine Prognose möglich, ob die Betrachtungseinheit die an sie gestellten Anforderungen noch bis zum geplanten Instandsetzungstermin erfüllen wird. Die Verfahrensverifikation erfolgt anhand von zwei repräsentativen Beispielen zur Bestimmung der Restnutzungsdauer einesWälzlagers: Hierbei werden die Messdaten eines Temperatur- und eines Schwingungssensors verarbeitet. Zustandsorientierte Instandhaltung in der Wasserproduktion Gemäß der VDI 2888 [1] lässt sich die zustandsorientierte Instandhaltungmithilfe eines Referenzmodells unter Berücksichtigung der kontinuierlichen Prozessverbesserung einführen (Abb. 1). Das Referenzmodell enthält prozessbeschreibende Elemente, Funktionen, Werkzeuge und Abfolgen und visualisiert die systematische Vorgehensweise zur Umsetzung der zustandsorientierten Instandhaltung von Produktionsanlagen. Neben dem reinen, zustandsorientierten Instandhaltungsprozess, der unter demHauptpunkt InstandhalQ tungsprozess (D) angeordnet ist, wuruelle: eigene Darstellung in Anlehnung an [1] 36 energie | wasser-praxis 12/2022 T R I N K WA S S E R

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