DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 12/2023

www.energie-wasser-praxis.de energie | wasser-praxis 12 Sicherheit | Infrastrukturen IT-Sicherheit in der Trinkwasserversorgung Energie | Wende Zur Umstellung von Gasinfrastrukturen auf Wasserstoff Wasser | Versorgung Ermittlung von Wasserverlusten mit digitalen Werkzeugen 74. Jahrgang | Dezember 2023 | ISSN 1436-6134 energie | wasser-praxis 12/2023 mit Jahresrückblick 2023 Sicherheit für die Infrastruktur bil-leitungsauskunft.de | Die Portallösung

bil-leitungsauskunft.de | Die Portallösung Sicherheit für die Infrastruktur und die Leitungsauskunft im Griff Infrastrukturbetreiber, die BIL für ihre Leitungsauskun nutzen, sind im Vorteil: Unabhängig von Art und Bekanntheit ihres Leitungsportfolios erhalten sie alle Planungsanfragen in ihrem Netzgebiet. bil-leitungsauskun .de wird unterstützt und gefördert durch folgende Verbände: Bundesverband Glasfaseranschluss e.V. Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. Wirtscha sverband Fuels und Energie e.V. Verband der Chemischen Industrie e.V. Verband Sichere Transport- und Verteilnetze/ KRITIS e.V. Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. Deutsche Wissenscha liche Gesellscha für nachhaltige Energieträger, Mobilität und Kohlensto‡kreisläufe e.V. Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. Sie möchten mehr wissen? Sprechen Sie uns an: www.bil-leitungsauskun .de

www.energie-wasser-praxis.de energie | wasser-praxis 12 Sicherheit | Infrastrukturen IT-Sicherheit in der Trinkwasserversorgung Energie | Wende Zur Umstellung von Gasinfrastrukturen auf Wasserstoff Wasser | Versorgung Ermittlung von Wasserverlusten mit digitalen Werkzeugen 74. Jahrgang | Dezember 2023 | ISSN 1436-6134 energie | wasser-praxis 12/2023 mit Jahresrückblick 2023

Handlungsagenda zur Zukunft der Wasserwirtschaft in Deutschland Roadmap 2030 Handlungsagenda zur Zukunft der Wasserwirtschaft in Deutschland Roadmap 2030 Handlungsagenda zur Zukunft der Wasserwirtschaft in Deutschland Roadmap 2030 Weitere Informationen finden Sie hier:

Bleiben Sie zuversichtlich! Liebe Leserinnen und Leser, das zurückliegende Jahr hat uns allen viel abverlangt: Nicht genug, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine noch immer nicht beendet werden konnte. Der Terrorakt gegen Israel hat einen weiteren Krisenherd vor den Toren Europas entfacht. Im Lichte dessen erscheinen die Herausforderungen, die die deutschen Bürgerinnen und Bürger bewältigen müssen, vergleichsweise klein. Auch wenn hierzulande kaum jemand politischer Willkür oder staatlicher Gewalt ausgesetzt ist, so gibt es doch besorgniserregende Entwicklungen – wirtschaftlich wie politisch. Inflation, sinkende Wirtschaftsleistung, Energiekrise auf der einen sowie zunehmende Radikalisierung, Rechtsextremismus und Fremdenhass auf der anderen Seite legen davon Zeugnis ab. In dieser Gemengelage fällt es mitunter schwer, auch die guten Nachrichten wahrzunehmen. Aber es gibt sie! Bezogen auf die Aktionsfelder des DVGW, Energie und Wasser, sind es sogar zahlreiche. Beispielsweise, dass Wasserstoff als Option im Gebäudeenergiegesetz verankert und Wasserstoffnetzausbaugebiete in der kommunalen Wärmeplanung aufgenommen werden. Damit wird klimaneutraler Wasserstoff als Option im Wärmemarkt anerkannt und der Weg für Technologieoffenheit ist geebnet. Für die notwendige Transformation der Gas- in eine Wasserstoffwirtschaft hat der DVGW gemeinsam mit Verbändepartnern bereits einen Transformationspfad hin zur Klimaneutralität entworfen. Die Ergebnisse des neuen Gasnetzgebietstransformationsplans untermauern die Richtigkeit der politischen Weichenstellungen, denn sie zeigen: Bis 2030 wird in großen Teilen Deutschlands mit der Wasserstoffeinspeisung in die Verteilnetze begonnen und die dezentrale Erzeugung klimaneutraler Gase wird stark an Bedeutung gewinnen. Wegbahnend war in diesem Jahr darüber hinaus der im Rahmen des Forschungsprojekts SyWeSt H2erbrachte Nachweis, dass alle in Deutschland eingesetzten Rohrleitungsstähle wasserstofftauglich sind. Damit haben wir den Beweis geliefert, dass das vorhandene Gasnetz kostengünstig und klimaneutral Energie liefern kann. Dazu passt auch, dass die Bundesregierung die Planungen für das Wasserstoff-Kernnetz zuletzt vorangetrieben hat: Dieser Schritt ist ein klares Bekenntnis zu diesem Energieträger und schafft gleichzeitig eine Planungssicherheit für die erforderlichen Investitionen. Basierend auf diesen positiven Aussichten wollen wir auch 2024 unser technisch-wissenschaftliches Know-how in Gesetzesvorhaben und Strategien einbringen, die die Wasserstoffwirtschaft vorantreiben. Wichtig wird z. B., dass das geplante Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet wird, damit der Infrastrukturausbau nicht durch restriktive, langatmige oder umständliche Planungs- und Genehmigungsverfahren unterminiert wird. Gut ist, dass die Bundesregierung in einer Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes einen gesetzlichen Rahmen für die schnelle Genehmigung und den Aufbau des bereits genannten Wasserstoff-Kernnetzes vorgelegt und auf den Weg gebracht hat. Neben der Infrastruktur-Ertüchtigung ist die Bereitstellung ausreichender Mengen notwendig. Entgegen vielen Annahmen muss Wasserstoff keine Mangelware bleiben. Bereits ab dem Jahr 2030 kann der Bedarf mehr als gedeckt werden. Demnach stehen im Jahr 2030 rund 290 Terawattstunden CO2armer bis klimaneutraler Wasserstoff zur Verfügung. Etwa 60 Prozent davon sind grüner Wasserstoff aus heimischer Elektrolyse und anderen europäischen Ländern. Klar ist aber auch: Zusätzlich zur heimischen Erzeugung wird die Bundesrepublik Wasserstoff in großen Mengen importieren müssen. 3 energie | wasser-praxis 12/2023 ED I TOR I AL

Wir erwarten daher, dass die Bundesregierung zügig die Details dazu im Rahmen ihrer angekündigten Importstrategie klärt und damit Planungssicherheit für Industrie und Verbraucher schafft. Ebenfalls noch ausstehend ist die CarbonManagement-Strategie, die mögliche Einsatzgebiete für die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlendioxid benennen sowie verlässliche Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Hochlauf einer Industrie bzw. Infrastruktur identifizieren soll. All diese Vorhaben sind zu begrüßen, denn sie zahlen auf die klimaneutrale Transformation unserer Energieversorgung mit Wasserstoff ein. Für die Wasserversorgung kommt es mehr denn je auf die Verfügbarkeit des Wassers in ausreichender Menge und Güte auch in Zeiten längerer Hitze- und Dürreperioden an. Immerhin sind laut einer Umfrage, die wir 2023 unter knapp 360 Unternehmen durchgeführt und ausgewertet haben, bereits knapp ein Fünftel von Engpässen in der Versorgung betroffen. Vor diesem Hintergrund richtet sich die Wasserwirtschaft an den Klimawandel-Herausforderungen neu aus und stellt die Weichen für Maßnahmen und Innovationen zur Steigerung der Resilienz – fast zwei Drittel der befragten Unternehmen haben Maßnahmen umgesetzt oder planen sie aktuell. Mit der Vision 2100 und der Roadmap Wasserwirtschaft 2030 haben wir zusammen mit der DWA eine belastbare Zukunftsperspektive für die Branche in sechs Handlungsfeldern entwickelt und veröffentlicht. Dazu zählen die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, der Erhalt einer naturnahen Wasserqualität oder resiliente Infrastrukturen. Die Roadmap 2030 will Betreiber von Wasserinfrastrukturen ebenso wie Behörden in die Lage versetzen, die Voraussetzungen für die notwendige Wasserwende zu schaffen. Dazu werden wir die Roadmap 2030 im kommenden Jahr auch in die parlamentarische Arbeit einbringen und die Umsetzung der Nationalen Wasserstrategie unterstützen – u. a. mit dem Ziel, dass zeitnah Anpassungen im Gesetzesrahmen vorgenommen werden. Einen Durchbruch haben wir bei der anstehenden Umsetzung der neuen Trinkwasserverordnung zum Risikomanagement in der Wasserversorgung erzielt. Das verpflichtende Risikomanagement bietet die Chance auf eine strukturierte Weiterentwicklung der Branche hinsichtlich Ressourcenschutz, nachhaltiger Infrastrukturentwicklung und damit höherer Resilienz. Der DVGW wird sein technisches Regelwerk auf den aktuellen Stand bringen, das Bundesgesundheitsministerium bei der Erarbeitung eines Datenmodells zur Durchführung und Dokumentation des Risikomanagements unterstützen und passgenaue Arbeitshilfen für kleinere Wasserversorger und den rund 400 Gesundheitsbehörden entwickeln. Vergleichbare Ansprüche an die Branche finden sich auch in der Nationalen Wasserstrategie, die ambitionierte Maßnahmen und Handlungsfelder benennt, aber deren Finanzierung in weiten Teilen bislang noch offenlässt. Gespannt schauen wir auf das Zukunftsprogramm Wasser, das 2024 weitere Forschungsergebnisse präsentieren wird – darunter beispielsweise eine wissenschaftliche Studie zum künftigen Wasserbedarf – und das der Wasserwirtschaft weitere relevante Daten für die Anpassung an den Klimawandel liefern wird. Spannend wird das Jahr auch für den DVGW selbst. Am 21. Mai 2024 wird unser Verein 165 Jahre alt. Wir nehmen dies zum Anlass, uns einer optischen Auffrischung zu unterziehen – lassen Sie sich überraschen! Zu dem Stichtag passt auch ganz hervorragend, dass die Nachwuchsinitiative „Junger DVGW“ auf breiter Basis an den Start gehen wird. Und damit wünschen wir Ihnen, dass Sie selbst ebenfalls mit positiver Grundstimmung 2023 abschließen und mit Zuversicht, Energie und einwandfreiem Trinkwasser in das neue Jahr starten. Frohe Weihnachtsfeiertage und guten Rutsch! Ihr Gerald Linke und Wolf Merkel ED I TOR I AL 4 energie | wasser-praxis 12/2023

Gemeinsam sind wir lauter! Im Wettbewerb um Fach- und Nachwuchskräfte bündeln wir die Aktivitäten der Energie- und Wasserwirtschaft. Machen Sie mit und nutzen Sie unsere Angebote rund um Stellenangebote und Employer Branding! berufswelten-energie-wasser.de

44 68 62 INHALT 12/2023 3 | EDITORIAL 8 | IMPRESSIONEN 2023 TRINKWASSER 36 | Projekte aus dem DVGW-Zukunftsprogramm Wasser mit Blick auf die Wasserqualität • Dr. Julia Rinck 44 | Wasserverluste – nein danke! Analyse von Verbrauchsganglinien zur Verlusterkennung • Dr. Martin Wagner, Dr. Regina von Fircks 48 | Wo steht die Wasserversorgung bei der Cloud-Nutzung? Erste Erkenntnisse einer Blitzumfrage unter deutschen Wasserversorgern • Andreas Hein, Peter Lévai 54 | Erfahrungen des BSI aus den Nachweisen gemäß § 8a Abs. 3 BSIG • Marie-Luise Gewehr, Joeline Eberlein GAS 58 | Wasserstoff-Leitprojekt TransHyDE: Speicher- und Transportlösungen für grünen Wasserstoff • Hauke Hinners 62 | „Das Gesetz vom Kopf auf die Füße zu stellen, war richtig“ • Doppelinterview: Im Gespräch mit Prof. Dr. Gerald Linke und Andreas Feicht 68 | Errichtung, Umstellung und Betrieb von Gasleitungen aus Stahl für Wasserstoff: von der Werkstoffprüfung bis zur Genehmigung • Agnes Schwigon, Dr. Michael Steiner DVGW 74 | Wasserstoff normalisieren – wie die Normungsroadmap Wasserstofftechnologien den H2-Markthochlauf unterstützt • Dennis Klein, Fenja Severing, Karsten Skorzus, Christian Wiedenhöft Impressionen 2023 Ab Seite 8 Titel Quelle: wvgw 36 Sicherstellung der Wasserqualität im DVGW-Zukunftsprogramm Wasser 44 Analyse von Verbrauchsganglinien zur Erkennung von Wasserverlusten 62 Auswirkungen des Gebäudeenergiegesetzes auf die Energiewirtschaft 68 Umstellung bestehender Gasinfrastrukturen auf den Energieträger Wasserstoff 6 energie | wasser-praxis 12/2023

36 SERVICE 78 | Jahresinhaltsverzeichnis 84 | Stellenmarkt 85 | Rohrleitungsbauunternehmen 86 | Bezugsquellen 90 | Impressum Die Redaktion der „DVGW energie | wasser-praxis“ wünscht Ihnen und Ihrer Familie eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für das Jahr 2024! MIT JAHRES- PLANER FÜR DIE GASWIRTSCHAFT 2024 energie | wasser-praxis 12/2023

JANUAR Die Talsperre Steina im Südharz wird saniert und soll als Vorzeigeanlage für ganz Deutschland dienen. Die alte Aufbereitungstechnik war nicht auf die sich verändernden Umgebungseinflüsse durch den Klimawandel ausgerichtet, sodass die 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Am 19. Januar 2023 findet die erste Kuratoriumssitzung des H2-Kompetenzverbundes in Berlin statt. Der 2022 aus vier Forschungseinrichtungen gegründete Verbund stellt dabei Forschungsergebnisse und eine Richtung für die kommenden Monate vor. Um den Weg für einen schnellen Wasserstoffhochlauf freizumachen, beschäftigt sich der H2-Kompetenzverbund u. a. mit der nachhaltigen Erzeugung, effizienten Verteilung, Speicherung sowie den passenden Geräten. Das Kuratorium des Verbundes besteht aus Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, die den Forschungseinrichtungen mit Rat zur Seite stehen. Der DVGW unterstützt den Verbund im Rahmen eines Sonderforschungsprogrammes mit den nötigen Mitteln – denn nur mit gebündelten Kräften kann die Transformation zu Wasserstoff gelingen. Bildquelle: DVGW/Koroll IMPRESSIONEN 2023 Wasserstoff spielt auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft eine zentrale Rolle. Damit der H2-Hochlauf gelingt, beschließt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz am 1. Januar 2023 die Förderung des Projekts „Normungsroadmap Wasserstoff“, das sich mit der Erstellung von Normen und Standards im Bereich der H2-Technologien befasst. Durchgeführt wird das Verbundprojekt unter der Leitung von DIN und DVGW gemeinsam mit fünf weiteren Verbänden. 8 energie | wasser-praxis 12/2023

19 16 17 18 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz des DVGW am 24. Januar 2023 berichten die Vorstände Gas und Wasser über die Herausforderungen und Themen für das neu angebrochene Jahr. Im Bereich Gas stehen der Wasserstoffhochlauf und die Transformation der Energiesysteme im Fokus, während im Bereich Wasser u. a. die Themen Resilienz, Cybersicherheit und die Vision einer wasserbewussten Gesellschaft für das Jahr 2100 die Arbeit des Vereins bestimmen. 24 Trinkwasserversorgung nicht durchgängig sichergestellt war. Nachdem der Probebetrieb im Jahr 2022 erfolgreich anlief, unterstützt der Bund das Pilotprojekt nun mit zwei Millionen Euro. Wie die Stadtwerke Bad Sachsa Anfang Januar 2023 berichten, sollen 1,3 Mio. Euro davon noch in diesem Jahr eingesetzt werden. 9 energie | wasser-praxis 12/2023

FEBRUAR Am 1. Februar 2023 veröffentlichen DVGW und AGFW den Praxisleitfaden „Kommunale Wärmeplanung“ und damit eine Umsetzungshilfe für eine erfolgreiche Wärmewende. In einigen Bundesländern sind kommunale Wärmepläne bereits vorgeschrieben und im Laufe des Jahres soll auch auf Bundesebene ein Rahmengesetz zur kommunalen Wärmeplanung verabschiedet werden. Mit dem gemeinsamen Leitfaden wollen die beiden Verbände die Kommunen bestmöglich bei der vor ihnen liegenden Aufgabe unterstützen. Im Leitfaden finden die Kommunen u. a. Empfehlungen und Potenziale zur CO2Einsparung auf dem Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem. 1 2 3 4 5 6 7 9 101112131415 Es wird nicht ruhig um die Gigafactory des Autobauers Tesla in Grünheide: Seit auf dem Gelände in Brandenburg Elektroautos produziert werden, gibt es Streit um die Wassernutzungsrechte und den Wasserverbrauch. Zuletzt änderte das Landesumweltamt einen Beschluss: Der Wasserverband Strausberg-Erkner muss zukünftig nicht mehr in alle Fragestellungen einbezogen werden. Der Wasserverband klagte daraufhin gegen die Landesbehörde. Das Landesumweltamt verteidigte seine Entscheidung mit der Begründung, Tesla würde durch regelmäßige Kontrollen des Landes und des Landkreises Oder-Spree überwacht und der Wasserverband werde informiert, wenn eine Gefährdung für die Wasserversorgung nicht ausgeschlossen werden kann. Am 17. Februar 2023 reichen auch der Naturschutzverbund Brandenburg und die Grüne Liga Brandenburg Klage gegen die Behörde ein, da sie vor dem Erlass des Widerspruchsbescheids nicht angehört wurden. Anfang März findet ein Krisentreffen statt, das alle Beteiligten zusammenbringt – ob es danach auch langfristig ruhiger um Teslas Gigafactory und seine Wasserentnahme im Naturschutzgebiet wird, bleibt abzuwarten. Bildquelle: KarachoBerlin/stock.adobe.com 8 10 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

17 16 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 Neues Jahr, neues Forschungsprojekt: Anfang Februar 2023 fällt der Startschuss für das Projekt Portal Green II, in dessen Rahmen Leitfäden zu genehmigungsrechtlichen Fragen im Wasserstoffsektor entwickelt werden. Damit die Leitfäden möglichst praxisnah gestaltet werden können, finden regelmäßige Workshops und Umfragen mit Stakeholdern statt. Die neue DVGW-Datenbank „VerifHy“ nimmt am 8. Februar 2023 ihren Betrieb auf und stellt Netzbetreibern das benötigte Wasserstoff-Wissen zur Verfügung. Mithilfe der Datenbank ist es möglich, die Wasserstofftauglichkeit der eigenen Netze zu bewerten und damit den Umstellungsprozess auf den Energieträger zu beschleunigen. Angelegt wie eine Wissensplattform, wird die Datenbank kontinuierlich mit aktuellen Erkenntnissen aus Forschung und Wissenschaft sowie mit Herstellerinformationen gespeist. 11 energie | wasser-praxis 12/2023

MÄRZ Am 15. März 2023 verabschiedet das Bundeskabinett die „Nationale Wasserstrategie“. Der DVGW und die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall sehen darin einen wichtigen Schritt zu einer zukunftsfesten Wasserwirtschaft, vor allem mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels. Im Fokus stehen der Schutz, die Wiederherstellung und die Sicherung eines natürlichen Wasserhaushalts. In diesem Zusammenhang veröffentlichen die beiden Branchenverbände am gleichen Tag die Vision 2100, die Vision einer wasserbewussten Gesellschaft für das Jahr 2100. Die Publikation ist ein erster Meilenstein einer Roadmap 2030, die praxisorientierte Handlungsempfehlungen für die Wasserwirtschaft entwickelt. 1 2 3 4 5 6 7 8 10 11 12 13 14 15 Zum zweiten Mal in diesem Jahr findet die Wasserstoff-WG in Berlin statt. In der Veranstaltungsreihe werden die wichtigsten Fragen rund um die Energiewende mit Wasserstoff beleuchtet. Am 9. März 2023 geht es um den politischen Rahmen: Wie können Anreize für die Herstellung von Wasserstoff in großem Umfang geschaffen werden und wie kann die Transformation der Energieversorgung in Deutschland gelingen? Darüber diskutieren dieses Mal Vertreter von BMBF, DVGW, Hydrogen Europe, GP Joule, Sunfire und EWE Gasspeicher. Bildquelle: DVGW/Roger Schorries 15 9 12 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Am 22. März 2023 stellt die UNESCO den Weltwasserbericht 2023 vor und betont darin die Bedeutung von Partnerschaften – sowohl zwischen Landwirtschaft und Wasserversorgern als auch bei der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit. Denn egal ob in der Wasserver- oder Abwasserentsorgung, zum Hochwasserschutz oder zur landwirtschaftlichen Kooperation – die Zusammenarbeit sei der Schlüssel zum Erfolg. Der Weltwasserbericht formuliert eine klare Aufforderung zur Kooperation in der Wasserwirtschaft. Am 28. März 2023 einigt sich der Koalitionsausschuss auf Erfüllungsoptionen für die Ausgestaltung des Gebäudeenergiegesetzes, darunter auch die Nutzung von Wasserstoff im Energiemarkt. Heizungen dürfen demnach künftig mit grünem oder blauem Wasserstoff betrieben werden; Wasserstoff wird dadurch verbindlicher Bestandteil der zukünftigen deutschen Wärmeversorgung – wenn die Geräte und Netze H2-ready sind. 22 28 13 energie | wasser-praxis 12/2023

APRIL Deutschland hat in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 760 Mio. t Wasser pro Jahr verloren – das ist die Kernaussage einer Untersuchung des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ), die Anfang April 2023 veröffentlicht wird. Gründe für die Rückgänge sind laut den Forschenden vor allem eine abnehmende Bodenfeuchte, schwindendes Grundwasser, abgeschmolzene Gletscher und gesunkene Wasserspiegel. Gleichwohl sei der untersuchte Zeitraum zu kurz und zu stark von verschiedenen Extremen geprägt, um einen verlässlichen langfristigen Trend ableiten zu können, so das Forscherteam weiter. Die Studie beruht in erster Linie auf Daten der beiden Satellitenmissionen GRACE und GRACE Follow-On. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415 Der Klimawandel und die in der Folge steigenden Wasserbedarfe in der Landwirtschaft haben in einigen Regionen Deutschlands in den vergangenen Hitzesommern zu einem angespannten Wasserhaushalt geführt. Und bereits heute ist absehbar, dass Nutzungskonkurrenzen zwischen Trinkwasserversorgung und Landwirtschaft mit dem weiteren Fortschreiten des Klimawandels in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunehmen werden. Vor diesem Hintergrund hat der DVGW im Rahmen seines Zukunftsprogramms Wasser konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt, wie die Grundwasser-Ressourcen möglichst schonend und nachhaltig bewirtschaftet werden können und wie ein offener und kontinuierlicher Dialog zwischen allen Akteuren gelingen kann. Ein entsprechendes Konzeptpapier, in dem alle Handlungsempfehlungen zusammengestellt sind, wird am 27. April 2023 der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Bildquelle: pixel-kraft/stock.adobe.com 14 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

27 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 28 29 30 Bei einem Treffen des EU-US-Energierats am 4. April 2023 sagen die USA der EU für das laufende Jahr die Lieferung von insgesamt 50 Mrd. Kubikmeter LNG zu. Die europäischen Länder benötigen diese Menge, um angesichts der angespannten Versorgungslage infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die eigenen Gasspeicher zu füllen. Gleichzeitig kündigt die EU eine erste Ausschreibung über die neue gemeinsame Gaseinkaufsplattform an. DVGW goes Hannover: Zwischen dem 17. und 21. April 2023 präsentiert der Verein auf der Hannover Messe 2023 Technologien und Lösungen für ein klimaneutrales und vernetztes Energiesystem der Zukunft. Im Rahmen der Sonderpräsentation Hydrogen + Fuel Cells EUROPE stehen dabei vor allem Wasserstofferzeugung, -transport und -speicherung im Zentrum der Messeaktivitäten. 15 energie | wasser-praxis 12/2023

10 MAI Außergewöhnlich viel Regen und trotzdem Dürre – auf diesen Satz lässt sich das Fazit des Deutschen Wetterdienstes zum Frühjahr 2023 herunterbrechen, das Anfang Mai 2023 veröffentlicht wird. Den Meteorologen zufolge waren die ersten vier Monate des Jahres zwar von überdurchschnittlichen Niederschlägen geprägt. Diese reichen aber bislang noch nicht aus, um die Defizite der vergangenen Trockenjahre im Boden aufzuheben. Tatsächlich tritt eine gewisse Entspannung erst im weiteren Verlauf des Jahres ein, als es beispielsweise im Juli 2023 zu weiteren längeren Regenperioden kommt. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 11 12 13 14 15 16 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Gemeinsam mit dem BDEW und Zukunft Gas stellt der DVGW am 10. Mai 2023 seinen Transformationspfad Neue Gase der Öffentlichkeit vor. Damit postulieren die drei Verbände den Anspruch, als fachlich kompetente und starke Partner die Transformation des Energiesystems in Deutschland aktiv mitzugestalten und dabei die eigene, über Jahrzehnte gewachsene Expertise einzubringen. Inhaltlich stehen ein uneingeschränktes Bekenntnis zu den deutschen und europäischen Klimaschutzzielen, der bereits begonnene Wandel der Gas- zur Wasserstoffwirtschaft und die Einbindung der bestehenden Gasnetzinfrastruktur im Zentrum des Transformationspfads. DVGW, BDEW und Zukunft Gas bekräftigen damit die Überzeugung, dass für ein klimaneutrales und resilientes Energiesystem der Zukunft neben erneuerbarem Strom auch erneuerbare Gase eine elementare Rolle spielen werden. Bildquelle: Claudius Pflug/Laut und Deutlich Nachdem die neue VerifHy-Datenbank Anfang des Jahres erfolgreich gestartet ist, findet am 11. Mai 2023 in Leipzig eine Infoveranstaltung zu dem Online-Angebot statt. Diese richtet sich an die Netzbetreiber in Deutschland und bietet diesen wertvolle Einblicke, wie sie die Datenbank zur effizienten Bewertung der eigenen Netze auf Wasserstofftauglichkeit prüfen können. 28. Mai 2023: Auf der EurEau-Vollversammlung übergibt die bisherige Präsidentin Dr. Claudia Castell-Exner den Staffelstab an den Schweden Pär Dalhielm. Dr. Castell-Exner, die in der DVGW-Hauptgeschäftsstelle die europäische Wasserpolitik koordiniert, hatte das Ehrenamt seit 2019 bekleidet. In Person von Gesche Grützmacher, die zur Vorsitzenden des Komitees Trinkwasser gewählt wurde, wird der DVGW in Zukunft mit einer weiteren Person in dem europäischen Wasserverband vertreten sein. 28 17 energie | wasser-praxis 12/2023

JUNI 13. Juni 2023: Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz stellen der DVGW und die Berliner Wasserbetriebe die Ergebnisse der DVGW-Umfrage „Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserversorgung“ vor. Mit dem Thema treffen die beiden Akteure inmitten eines me1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415 Die Betreiber von Strom- und Gasnetzen sollen nach dem Willen der Bundesnetzagentur für ihre Investitionen in die Energiewende eine bessere Vergütung bekommen. Wie die Behörde am 7. Juni 2023 bekannt gibt, sollen Netzbetreiber ab 2024 für alle neuen Investitionen einen Kapitalkostenaufschlag von 7,09 Prozent verlangen können – ein Anstieg von rund 40 Prozent gegenüber dem bisherigen Aufschlag. 13 IMPRESSIONEN 2023 18 energie | wasser-praxis 12/2023

24 16 17 18 19 20 21 22 23 25 26 27 28 29 30 teorologisch außergewöhnlich warmen Junimonats einen Nerv: Neben den einschlägigen Fachmedien nehmen auch zahlreiche Pressevertreterinnen und -vertreter regionaler und überregionaler Tageszeitungen an dem Format teil, um sich über die Studienergebnisse zu informieren. Erster Spatenstich im Energiepark Bad Lauchstädt: Im Beisein der Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Michael Kretschmer (Sachsen) startet am 21. Juni 2023 die bauliche Umsetzung des Energieparks. Mit dem Beginn der Baumaßnahmen rücken die Produktion, der Transport sowie die Speicherung und Verwendung von grünem Wasserstoff in Mitteldeutschland in greifbare Nähe. 21 Was lange währt, wird endlich gut: Am 24. Juni 2023 tritt die neue Trinkwasserverordnung (TrinkwV) in Kraft. Die vollkommen neu strukturierte Verordnung setzt ein ganzes Maßnahmenbündel aus der europäischen Trinkwasserrichtlinie um, darunter u. a. eine verpflichtende Risikobewertung und ein Risikomanagement für die komplette Versorgungskette, neue Anforderungen bei Untersuchungspflichten sowie eine Verschärfung bei Parametern wie Arsen, Blei und Chrom. Neu sind zudem europäisch einheitliche hygienische Anforderungen an Materialien und Werkstoffe, die mit Trinkwasser in Berührung kommen. Aus Sicht des DVGW sorgen die Neuerungen dafür, dass die neue Trinkwasserverordnung in vielen Punkten den Anforderungen der Branche an ein modernes Trinkwassermanagement gerecht wird. Um seine Mitgliedsunternehmen bestmöglich über die Änderungen zu informieren, konzipiert der Verein in der Folge eine ganze Reihe von weiterführenden Informationsveranstaltungen rund um die neue Trinkwasserverordnung. Bildquelle: Alexstar/stock.adobe.com 19 energie | wasser-praxis 12/2023

JUNI 1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415 Für eine sichere Versorgung mit Trinkwasser ist es unerlässlich, dass in der TrinkwasserInstallation die hygienischen Anforderungen eingehalten werden. Diese standen den relevanten Akteuren – darunter Planungsbüros, Vertragsinstallationsunternehmen und Gesundheitsämter – bislang nur in mehreren verstreuten DVGW-Arbeits- und -Merkblättern zur Verfügung. Seit Anfang Juni 2023 werden die Anforderungen nun in der neuen DVGW-W-551-Reihe „Hygiene in der Trinkwasser-Installation“ übersichtlich und anschaulich zusammengefasst. 20 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

28 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 29 30 3. Juni 2023: Im Rahmen eines energiepolitischen Gesprächs tauscht sich Prof. Dr. Gerald Linke mit Staatssekretär Jörg Kukies über den raschen und effizienten Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft aus. Dabei kann der DVGW-Vorstandsvorsitzende eine ganze Reihe von Erfolgen vermelden, z. B. die nahezu vollständige Fertigstellung des Wasserstoff-Regelwerks, die positiven Ergebnisse einer DVGW-Studie zur Wasserstofftauglichkeit von in Deutschland eingesetzten Rohrleitungsstählen oder die Arbeiten der Initiative H2vorOrt an einer aktualisierten Fassung des Gasnetzgebietstransformationsplans. Mit einer Auftaktveranstaltung in der DVGW-Hauptgeschäftsstelle wird am 28. Juni 2023 das neue DVGW-Mentoringjahr eingeläutet. In den nächsten zwölf Monaten werden erfahrene Fachkolleginnen und -kollegen aus dem DVGW und seinen Mitgliedsunternehmen junge Berufsanfängerinnen und -anfänger beim Jobeinstieg unterstützen, Kontakte in die Branche vermitteln und wertvolle Berufserfahrungen weitergeben. Gleichzeitig profitieren auch die erfahrenen Mentorinnen und Mentoren vom Austausch mit den Nachwuchskräften – erhalten sie doch einen wichtigen Einblick in die berufliche Lebenswirklichkeit der jüngeren Generation. Für die insgesamt 15 neuen Tandems steht eine ganze Reihe von spannenden Veranstaltungen und Formaten auf dem Programm, beispielsweise der Besuch der diesjährigen gat | wat in Köln. Übrigens: Eine Anmeldung für das Mentoringjahr 2024/2025 ist noch bis Ende Februar 2024 auf der DVGW-Webseite möglich! Bildquelle: DVGW 21 energie | wasser-praxis 12/2023

JULI Das geplante Ende der Braunkohleförderung in der Lausitz könnte für die Wasserversorgung in der Region weitreichende Folgen haben: Eine Studie des Umweltbundesamtes kommt zu dem Schluss, dass die Spree in der Folge in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen könnte – mit entsprechenden Konsequenzen für den Spreewald, seine Seen und Kanäle sowie die Trinkwasserversorgung in der Region Berlin. Über die Ergebnisse der Studie diskutiert das Umweltbundesamt u. a. am 3. Juli 2023 mit über 120 Fachleuten aus Bund, Ländern, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415 Nach mehreren heißen und trockenen Sommerwochen kommt es Ende Juli 2023 in großen Teilen Deutschlands zu einer äußerst regenreichen Wetterphase. In einem Zeitraum, in dem in vielen Bundesländern bereits die Sommerferien laufen, fällt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes mit rund 100 Litern pro Quadratmeter rund 30 Prozent mehr Niederschlag als in der Referenzperiode zwischen den Jahren 1961 und 1990. Was bei zahlreichen Schülerinnen und Schülern für Verdruss sorgt, freut indes die deutsche Wasserwirtschaft: Durch den häufigen und vor allem konstanten Regen im Juli können sich die Grundwasserbestände zumindest teilweise von den vergangenen Monaten und Jahren erholen. Bildquelle: Ingo Bartussek/stock.adobe.com 22 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Auch als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind an der deutschen Küste drei LNG-Terminals entstanden. Mitte Juli 2023 veröffentlichen die Bundesnetzagentur und das Bundeswirtschaftsministerium Zahlen zur Nutzung: Demnach wurden im ersten Halbjahr 2023 rund 33,8 Terawattstunden Gas über die Terminals eingespeist, zwei Drittel davon über den Standort in Wilhelmshaven. Insgesamt machen die drei Terminals aber erst einen kleinen Teil der Gasimporte aus. Das Bundeskabinett beschließt am 26. Juli 2023 die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie. Mit dem Schritt sollen u. a. verlässliche Leitplanken für Investitionen gesetzt werden. In einer Stellungnahme lobt der DVGW die Entscheidung als wichtigen Impuls für den Aufbau einer nationalen Wasserstoffwirtschaft. Gleichzeitig werde Wasserstoff aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen deutlich früher in einem größeren Umfang benötigt. 26 31 23 energie | wasser-praxis 12/2023

AUGUST Die Niederschlagsperioden im Frühjahr und im Juli dieses Jahres zeigen Wirkung: Anfang August 2023 vermelden die Harzwasserwerke, dass die unternehmenseigenen Talsperren im Harz mit aktuell 79 Prozent gut gefüllt seien; die Trinkwasserversorgung im laufenden Jahr gilt damit als gesichert. Ähnlich positive Zahlen kommen auch aus Sachsen, wo die Landestalsperrenverwaltung bei ihren insgesamt 25 Trinkwassertalsperren einen Füllgrad von 85,6 Prozent gemessen hat. Nach mehreren Trockensommern mit zum Teil äußerst geringen Füllständen ist das Jahr 2023 für die deutschen Talsperrenbetreiber folglich eine willkommene Abwechslung. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415 24 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 29 30 31 Es sind beeindruckende Zahlen, die sich die Teilnehmenden der Radtour „Die Energiewende erFAHREN“ zum Ziel gesetzt haben: Innerhalb einer knappen Woche wollen sie auf zwei Rädern eine fast 700 km lange Strecke vom Münsterland nach Nürnberg bewältigen – und bei dieser Gelegenheit zahlreiche Orte der Energiewende besuchen. Am 28. August 2023 macht die Gruppe Station in der DVGW-Hauptgeschäftsstelle auf dem Bonner Hardtberg, wo sie u. a. von DVGW-Vorstand Wasser Dr. Wolf Merkel empfangen und über Projekte zu Energiewende und Klimawandel informiert wird. Nach insgesamt 675 km im Sattel und sieben Tagesetappen mit Stopps in vier Bundesländern endet die Fahrradtour am 2. September 2023 in der mittelfränkischen Metropole. Bildquelle: DVGW 7. August 2023: Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft initiieren einen Steuerungskreis, der die Arbeiten an der Normungsroadmap Wasserstofftechnologien strategisch begleiten soll. Ziel ist es, durch eine abgestimmte Vorgehensweise für die technische Regelsetzung den Ausbau von Wasserstofftechnologien in Deutschland zu beschleunigen. Nachdem er bereits Anfang Mai 2023 offiziell vorgestellt worden war, überreichen DVGW, BDEW und Zukunft Gas am 30. August 2023 den Transformationspfad Neue Gase an Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Dieser betont anlässlich der Übergabe die Bedeutung der Transformation der Gasbranche für die Erreichung der Klimaziele und zeigt sich erfreut darüber, dass sich die Verbände hierbei gemeinsam auf den Weg machen. 30 28 25 energie | wasser-praxis 12/2023

SEPTEMBER 1 2 3 4 5 8 9 101112131415 14 Es ist ein Startschuss mit Symbolcharakter: Am 14. September 2023 nehmen Vertreterinnen und Vertreter der H2Direkt-Projektgruppe im bayerischen Hohenwart eine Wasserstoff-Einspeiseanlage in Betrieb. Mit ihr sollen ab der Heizperiode 2023/2024 zehn Kunden über ein umgewidmetes Ortsnetz mit 100 Prozent Wasserstoff versorgt werden. Das Vorhaben ist Teil des TransHyDE-Projekts „Sichere Infrastruktur“ und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Auch der DVGW ist beteiligt: So hat die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut (EBI) die H2-Tauglichkeit aller im Verteilnetzbereich verbauten Komponenten untersucht. 15 6 7 26 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Die Häfen Duisburg und Rotterdam geben am 15. September 2023 bekannt, die Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff intensivieren zu wollen. Eine Studie hatte zuvor die Bedeutung der beiden Häfen bei der Bedienung der Nachfrage der Industrie nach Wasserstoff unterstrichen. Die lokale Produktion des Energieträgers ist in Duisburg ab 2025 geplant; hierfür soll u. a. eine Elektrolyseanlage zur lokalen Produktion von grünem Wasserstoff auf dem Gelände des größten europäischen Binnenhafens entstehen. 28 Die Koelnmesse ist Anfang September 2023 wieder Debattenraum und Schaufenster der Energie- und Wasserwirtschaft in Deutschland: Auf der gat | wat, die am 6. und 7. September 2023 in der Domstadt stattfindet, tauscht sich die Branche über aktuelle Themen aus, knüpft neue und pflegt bestehende Kontakte und informiert sich über innovative Produkte und Dienstleistungen. Unter dem Leitspruch „Stark in die Zukunft“ bietet die Leitveranstaltung in diesem Jahr nicht nur die bewährten Kongressformate zu aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen: Im Rahmen des neu konzipierten Praktiker-Forums können sich die Besucherinnen und Besucher an beiden Veranstaltungstagen in Praxisvorträgen zu den Neuerungen des technischen Regelwerks informieren. Eine Fachausstellung mit rund 150 Ausstellern auf 10.000 Quadratmetern und die traditionelle Abendveranstaltung am ersten Tag der gat | wat runden das Format ab. Im kommenden Jahr wird die Leitveranstaltung der Energie- und Wasserwirtschaft dann wieder turnusmäßig in Berlin stattfinden. Bildquelle: Nicolas Det Am 28. September 2023 findet die 148. ordentliche DVGW-Mitgliederversammlung statt. Rund 400 Teilnehmende schalten sich zu dem Online-Format zusammen und legen mit ihren Beschlüssen den Grundstein für die zukunftsfähige Weiterentwicklung des Vereins. Neben der Neuwahl des DVGW-Präsidiums beschließen die Mitglieder u. a. eine angepasste Beitragsordnung und die Gründung der neuen DVGW-Jugendorganisation „Junger DVGW“. 27 energie | wasser-praxis 12/2023

SEPTEMBER 1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415 Der Deutsche Bundestag beschließt am 8. September 2023 die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Diese sieht u. a. vor, dass jede neue Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss – zunächst allerdings nur in Neubaugebieten. Städte und Gemeinden werden darüber hinaus verpflichtet, einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen, um die Bürgerinnen und Bürger bei der Auswahl einer geeigneten Heizungstechnologie zu unterstützen. 26 Mit der Änderung des Wasserentnahmeentgeltgesetzes beschließt die rheinland-pfälzische Landesregierung Anfang September 2023 die Einführung eines Wasserentnahmeentgelts. Der sogenannte „Wassercent“ fällt ab Januar 2024 für all diejenigen land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in dem Bundesland an, die jährlich mehr als 10.000 Kubikmeter aus Grund- bzw. 20.000 Kubikmeter aus Oberflächengewässern entnehmen. Das Wasserentnahmeentgelt soll in Zukunft zweckgebunden für ressourcenschonende Bewässerungsprojekte verwendet werden. Klimaschutzministerin Katrin Eder betont anlässlich der Gesetzesänderung insbesondere die große Bedeutung von Grundwasser für die öffentliche Trinkwasserversorgung. Vor diesem Hintergrund gelte es, durch gemeinsame Anstrengungen die langfristige Verfügbarkeit unseres wichtigsten Lebensmittels zu gewährleisten. Bildquelle: gringoglueck/stock.adobe.com 11 28 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 11. September 2023: Die Initiative H2vorOrt veröffentlicht ihren Gasnetzgebietstransformationsplan 2023. Dieser deckt mit 241 teilnehmenden Gasverteilnetzbetreibern deutschlandweit über 415.000 km Gasnetze ab. Die Ergebnisse sind erfreulich – zeigt sich doch, dass die Mehrheit der befragten Netzbetreiber bis 2030 mit der H2-Einspeisung in die Verteilnetze beginnen möchte. Auch vonseiten der Industrie ist die Aussage eindeutig: Von knapp zweitausend befragten Großkunden setzen mehr als drei Viertel auf Wasserstoff. Der Bericht verdeutlicht damit den Willen der Branche, die angestrebte Klimaneutralität mithilfe des Energieträgers Wasserstoff ambitioniert umzusetzen. 29 energie | wasser-praxis 12/2023

OKTOBER Das EU-Parlament nimmt am 5. Oktober 2023 seine Position für die bessere Behandlung und Ableitung kommunaler Abwässer an. Dem Willen der Abgeordneten zufolge sollen Hersteller von Arzneimitteln und Kosmetika damit in Zukunft durch eine erweiterte Herstellerverantwortung einen Teil der Kosten für die zusätzliche Behandlung von Mikroverunreinigungen in Abwasser beitragen müssen. Entsprechende Schadstoffe werden bislang häufig ins Grundwasser eingetragen und erschweren in der Folge die Trinkwasseraufbereitung. 1 2 3 4 5 6 7 8 10 11 12 13 14 15 9 30 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von DVGW, BDEW und Zukunft Gas sowie dem ENERTRAG-Aufsichtsratsvorsitzenden Jörg Müller besichtigt Michael Kellner, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, am 9. Oktober 2023 das ENERTRAG-Hybridkraftwerk in Prenzlau. Die Verbände stellen bei dem Termin die Kernpunkte des von ihnen erarbeiteten „Transformationspfad für die neuen Gase“ vor und erläutern, welche zentrale Rolle neue Gase für ein klimaneutrales Energiesystem der Zukunft spielen. Kellner selbst betont im Anschluss an den Termin die Bedeutung von Wasserstoff – neben Strom – als Energieträger der Zukunft und bekräftigt die Absicht, den Markthochlauf und den Aufbau einer entsprechenden Wasserstoff-Infrastruktur zu beschleunigen. Das Hybridkraftwerk selbst ist ein gutes Symbolbild dafür, wie Stadtwerke und Energieversorger diesen Hochlauf vorantreiben: Bereits seit dem Jahr 2011 wird an dem Standort grüner Wasserstoff durch Elektrolyse aus Windstrom erzeugt und anschließend zum Heizen, zur Fahrzeugbetankung und in industriellen Prozessen genutzt. Bildquelle: Tom Schweers/ENERTRAG Beunruhigende Nachrichten kommen Mitte Oktober 2023 von der Weltwetterorganisation: In einer Studie kommt sie zu dem Ergebnis, dass der Klimawandel und menschliche Aktivitäten den globalen Wasserkreislauf zunehmend aus dem Gleichgewicht bringen. Als Gegenmaßnahme kommt u. a. ein verbessertes Wassermanagement infrage, z. B. in der Landwirtschaft. 23 Die Stadtwerke Leipzig eröffnen am 23. Oktober 2023 ihr neues Heizkraftwerk Leipzig Süd. Die Besonderheit: Als weltweit erstes zertifiziertes Wasserstoff-Kraftwerk ist es von Anfang an H2-ready konzipiert worden und kann zu 100 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden. Genutzt werden soll das Kraftwerk in Zukunft für die Fernwärmeversorgung der sächsischen Großstadt – damit ist es auch ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Energiewende im urbanen Raum integriert und umgesetzt werden kann. 31 energie | wasser-praxis 12/2023

3 NOVEMBER Die Versorgung Deutschlands mit Gas ist für die kommenden Wintermonate weitgehend gesichert – das ist die Kernaussage einer Berechnung des DVGW, die der Verein am 7. November 2023 der Öffentlichkeit vorstellt. Mit einem Füllstand von 99,9 Prozent ist der für Anfang November gesetzlich vorgeschriebene Füllstand in Höhe von 95 Prozent auch in diesem Jahr erfüllt; nur noch extrem kalte Temperaturen könnten in diesem Winter unter den aktuellen Bedingungen zu einer Gasmangellage führen. 1 2 4 5 6 7 8 9 10111213141515 32 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Die beiden Bundesländer Brandenburg und Berlin geben am 3. November 2023 bekannt, gemeinsam eine „Wasserstrategie Hauptstadtregion 2050“ erarbeiten zu wollen. Hintergrund ist, dass sich die Hauptstadtregion mit wachsenden Herausforderungen bei der Wasserver- und Abwasserentsorgung konfrontiert sieht: Ein generelles Wachstum der Metropolregion, die Folgen des Klimawandels und der Strukturwandel im Lausitzer Braunkohlerevier machten eine bessere grenzüberschreitende Verzahnung der Landesstrategien erforderlich, so Vertreter der beiden Landesregierungen. In die neue Strategie sollen bereits bestehende Formate der Zusammenarbeit beider Länder sowie vorhandene Länderstrategien wie das brandenburgische Niedrigwasserkonzept und der Berliner Masterplan Wasser einbezogen werden. Ziel der Landesregierungen sei es, die Strategie bis zum Ende des nächsten Jahres vorlegen zu können. Bildquelle: vartzbed/stock.adobe.com 8. November 2023: Im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz wird in Berlin-Moabit die neue PEM-Gigafactory von Siemens Energy und Air Liquide eingeweiht. Die beiden Unternehmen planen, an dem Standort die erste Serienfertigung von PEM-Elektrolyseuren zu realisieren – zunächst mit einer Produktionskapazität von einem Gigawatt pro Jahr. Die kostengünstige Elektrolyseure-Produktion gilt als Schlüsselvoraussetzung für einen Wasserstoffhochlauf. Die Wasserversorger in der Ukraine stehen seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs vor enormen Herausforderungen. Der German Water Partnership e. V. hilft dabei, die Versorgung hunderttausender Menschen in der Ukraine sicherzustellen, und setzt damit Solidarität in die Praxis um. Die dabei getroffenen Maßnahmen stellt Gunda Röstel, Vorstandsvorsitzende des Vereins, am 15. November 2023 am Rande der deutsch-ukrainischen kommunalen Partnerschaftskonferenz vor. 33 energie | wasser-praxis 12/2023

DEZEMBER Startschuss für den Mülheim Water Award 2024: Seit dem 1. Dezember 2023 läuft die dreimonatige Bewerbungsphase für den renommierten Preis, mit dem zum mittlerweile neunten Mal Projekte zur praxisorientierten Forschung und Entwicklung sowie zur Implementierung innovativer Konzepte in der Wasseranalytik und Trinkwasserversorgung ausgezeichnet werden. Die Verleihung des Preises soll dann im Rahmen des 6. Mülheimer Wasseranalytischen Seminars am 10. September 2024 in Mülheim an der Ruhr vorgenommen werden. 1 2 3 4 5 8 9 101112131415 6 7 13 34 energie | wasser-praxis 12/2023 IMPRESSIONEN 2023

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Beim H2 Lunch & Learn des DVGW dreht sich am 13. Dezember 2023 alles um das Thema „Wasserstoff in bestehenden Gasnetzen“: Angela Brandes, Projektleiterin der Avacon Netz GmbH, berichtet in dem Online-Format über die Erfahrungen aus einem Teilnetz in der sachsen-anhaltischen Region Fläming, dem im Rahmen eines Pilotprojektes bis zu 20 Prozent Wasserstoff zugemischt werden. Die kostenfreie Eventreihe soll auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden und ihr Publikum weiterhin mit Wissen rund um den Energieträger Wasserstoff versorgen. Abfahrt in die Zukunft: Auf dem Hydrogen Dialogue 2023, der am 6. und 7. Dezember 2023 im Messezentrum Nürnberg stattfindet, kommen nationale und internationale Entscheiderinnen und Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Wasserstoffwirtschaft zusammen. Neben einem Konferenzbereich mit Vorträgen, Keynotes und Podiumsdiskussionen steht in diesem Jahr auch eine umfassende Ausstellung mit renommierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf dem Programm. Mit dem Hydrogen Dialogue sollen der Dialog, die Vernetzung und der Wissenstransfer zwischen den relevanten Wasserstoff-Stakeholdern gestärkt und somit der Markthochlauf des Energieträgers vorangebracht werden. Bildquelle: NürnbergMesse/Heiko Stahl 35 energie | wasser-praxis 12/2023

Eine ganze Reihe von Trends und Entwicklungen führt derzeit zu einem vermehrten Eintrag von chemischen Stoffen und mikrobiologischen Belastungen in die aquatische Umwelt – und damit auch in die Rohwasserressourcen für die Trinkwassergewinnung. Gleichzeitig nehmen regulatorische Anforderungen an die Einhaltung von Grenzwerten und deren Überwachung zu. Vor diesem Hintergrund ist es von entscheidender Bedeutung, analytische Werkzeuge zur Früherkennung chemischer (stofflicher) und mikrobiologischer (hygieniProjekte aus dem DVGW-Zukunftsprogramm Wasser mit Blick auf die Wasserqualität Die Herausforderungen, denen die Wasserwirtschaft gegenübersteht, nehmen stetig zu: Speziell die Auswirkungen des Klimawandels sind weitreichend und wirken sich in vielfältiger Weise nicht nur auf das verfügbare Dargebot, sondern auch auf die Wasserqualität aus. Steigende Temperaturen sowie damit verbundene Extremereignisse führen zu erhöhten chemischen und biologischen Belastungen. Umso bedeutender sind die frühzeitige Erkennung möglicher Verunreinigungen sowie die Bewertung und Interpretation neuer Substanzen und Substanzklassen mit weiterentwickelten Analyse-Tools. Das DVGW-Zukunftsprogramm Wasser betrachtet in diesem Kontext Themen zur zukünftigen Ausrichtung der deutschen Trinkwasserversorgung. In diesem Rahmen werden im Fachthemenbereich „Sicherstellung der Wasserqualität” Forschungsprojekte zur Früherkennung chemischer und biologischer Parameter als auch digitale Werkzeuge zum Erhalt der Wasserqualität durchgeführt. Zu den verschiedenen Projekten in diesem Themenbereich gibt der vorliegende Fachbeitrag eine Übersicht. von: Dr. Julia Rinck (DVGW e. V.) 36 energie | wasser-praxis 12/2023 TRINKWASSER

Quelle: dzmitrock87/stock.adobe.com scher) Gefährdungen und für eine umfassende Erfassung dieser Belastungen an der Hand zu haben. Begleitend führen die Entwicklungen in der Analytik allerdings auch zu immer größeren Datenmengen, die erfasst, verarbeitet und gespeichert werden müssen. Hierfür bedarf es – im Rahmen einer zielgerichteten Digitalisierungsstrategie – der Entwicklung von Konzepten für die Praxis, wie diese Vielzahl an Daten sinnvoll und effizient verwaltet, ausgewertet und für die Versorger nutzbar gemacht werden kann, um eine schnelle Datenbewertung vornehmen und notwendige Maßnahmen ableiten zu können. Hierzu sind sowohl wissenschaftlich fundierte konzeptionelle Ansätze als auch Praxisbeispiele, die als Vorlage für einen effizienten und sinnvollen Umgang mit Messergebnissen dienen, notwendig. Projekt KLIWAQ Im Projekt KLIWAQ „Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserqualität“ wird eine umfassende Datenbasis zu den möglichen Folgen des Klimawandels auf die chemische und mikrobiologische Beschaffenheit der Rohwasserressourcen geschaffen [1]. Betrachtet werden Auswirkungen z. B. durch Temperaturerhöhungen, Niedrigwasserphasen oder Starkregenereignisse auf Oberflächengewässer (Fließgewässer, Seen und Talsperren) sowie Uferfiltrate und Grundwasser. Diese Auswirkungen werden beispielsweise in veränderten Substanzspektren von Spurenstoffen oder Veränderungen der mikrobiologischen Belastungen, der Artenzusammensetzung und dem Auftreten neuartiger Tier- und Pflanzenarten (sogenannter Neobiota) sichtbar. Zusammen mit Wasserversorgungsunternehmen wird herausgestellt, welche Betroffenheit besteht und welche Folgen des Klimawandels sich heute bereits abzeichnen, um konkrete Handlungsempfehlungen unter sich verändernden Randbedingungen abzuleiten und regionalen Engpässen bei der Trinkwasserversorgung auch zu Zeiten langanhaltender Dürren oder bei höherem Bedarf vorzubeugen. Viele Effekte können von den Versorgungsunternehmen bereits heute beobachtet werden, die z. B. auch Auswirkungen auf die Aufbereitung und möglicherweise sogar auf die Anlagenstruktur haben. Starkregenereignisse beispielsweise führen zu erhöhten Trübungswerten und einem erhöhten Bedarf an Flockungsmittel und vermehrter Filterrückspülung. Eine Zunahme von Spitzenverbräuchen kann zu einer kurzzeitigen Unterdimensionierung von Aufbereitungsanlagen führen. B Abb. 1: Im Projekt KLIWAQ werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserbeschaffenheit untersucht. DVGW WASSER Zukunftsprogramm 37 energie | wasser-praxis 12/2023

Projekt Neobiota Anknüpfend an das Projekt KLIWAQ erfolgt im Projekt Neobiota „Neobiota – Relevanz für die Wasserversorgung und Ansätze zu Konsequenzen“ eine erstmalige Zusammenstellung des aktuellen Kenntnisstandes zur Entwicklung neuartiger Tier- und Pflanzenarten in Gewässern. Neobiota treten in den letzten Jahrzehnten verstärkt in europäischen Gewässern auf und können für die Trinkwasserversorgung eine potenzielle Gefahr darstellen, da sie durch Besiedelung von Anlagen den Betrieb von Trinkwasserförderung und -aufbereitung im betroffenen Gebiet gefährden können. Die ggf. notwendigen Maßnahmen zur Beseitigung invasiver Arten können für die Wasserversorgungsunternehmen mit hohen Kosten verbunden sein, weshalb eine vorausschauende Risikoanalyse notwendig ist, um dieser Gefahr frühzeitig begegnen zu können. Ziel des Projektes ist es, durch einen fachlichen Austausch mit bereits betroffenen Versorgungsunternehmen die aktuellen Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung zu ermitteln sowie potenzielle Gefährdungen und mögliche Gegenmaßnahmen für die Zukunft aufzuzeigen. Projekt QUOVADIS-LAB Während die Schwerpunkte der im Folgenden beschriebenen Projekte auf der Analytik und Bewertung der mikrobiellen Wasserbeschaffenheit bzw. der Online-Überwachung der Wasserbeschaffenheit liegen, wurde im bereits abgeschlossenen Projekt QUOVADIS-LAB „Roadmap analytische Technologieentwicklung“ ein allgemeiner Blick auf den Stand und die zukünftige Entwicklung der Trinkwasserüberwachung geworfen [2]. Dass sich die Trinkwasseranalytik in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau befindet, liegt an der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Analysegeräte und -verfahren – getrieben einerseits durch rechtliche Regelungen, aber auch durch wertvolle Kooperationen zwischen Geräteherstellern und Anwendern mit einer hohen Bereitschaft, neue Ideen in innovative Produkte umzusetzen. Es zeigt sich, dass auch im Bereich der Analytik das Thema Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus rückt und umwelt- und ressourcenschonende Instrumente und Analyseverfahren vermehrt gefordert werden (green analytical chemistry). Das Projekt zeigt auch, dass alle Bereiche der Analytik von einer weiteren Digitalisierung und Automatisierung profitieren würden. Zwecks der Speicherung, Auswertung und Darstellung von Ergebnissen aus der Trinkwasserüberwachung findet ein enger Austausch mit dem Projekt HotBAK statt, in dem diese Themen beispielhaft für MALDI-TOF-Daten und Daten zu Spurenstoffen betrachtet werden. Projekt MoVe Die Ergebnisse aus dem Projekt QUOVADIS-LAB werden im Projekt MoVe „Molekularbiologische VerAbb. 2: Die Bedeutung von Neobiota für die Wasserversorgung wird in dem gleichnamigen Projekt unter die Lupe genommen. Quelle: vernonwiley/iStock.com DVGW WASSER Zukunftsprogramm 38 energie | wasser-praxis 12/2023 TRINKWASSER

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