DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 2/2023

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▸ Dr. Jürgen Grönner Liebe Leserinnen und Leser, rund 40 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland entstehen bei derWärmeerzeugung – in unserenWohnungen oder im Zuge industrieller Prozesse. Ein guter Grund also, sich die Wärmewende genauer anzuschauen und sie in der Prioritätenliste beim Umbau unseres Energiesystems weit nach oben zu ziehen. Das hat die Politik auch bereits getan. Das Problem dabei: Es wird zu einseitig über den Weg der Wärmewende diskutiert. Zu sehr in Einzellösungen, zu wenig im Gesamtsystem. Für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz führt derWeg vor allemüber dieWärmepumpen. Durchaus spielen diese eine wichtige Rolle, sind aber eben nur ein Teil der Lösung – nämlich insbesondere dann, wenn es um die Versorgung sanierter oder neu gebauter Privathäuser geht. Sie decken aber nicht den restlichen Teil des Wärmemarktes ab. Eine Studie des Nationalen Wasserstoffrats der Bundesregierung, die im November 2022 veröffentlicht wurde, bestätigt: Der „One size fits all“-Ansatz ist keine Option. Die Wärmewende findet lokal statt. Jede Kommune, jeder Stadtteil ist anders. Daher braucht es individuelle Lösungen. Dabei muss der Lösungsraum voll ausgeschöpft werden: Der Königsweg ist einMix ausWasserstoff, Wärmepumpen, Fern- undNahwärme sowie Biogas. Die Komplexität der örtlich sehr unterschiedlichen Gegebenheiten muss sich in den kommunalen Wärmeplanungen spiegeln. Nur so können wir die zukünftige Wärmeversorgung jeder Gemeinde realitätstauglich adressieren. Um zu verstehen, warumWasserstoff ein wichtiger Teil dieses Weges ist, lohnt ein Blick auf den privaten Wohnungsmarkt. Die meisten Gebäude in Deutschland sind nicht vollständig energetisch saniert – eine grundlegende Voraussetzung für den effizienten Einsatz von Wärmepumpen. Für die entsprechende Sanierung fehlt es an Material und an Personal. Und sie wäre mit immensen Kosten für die Mieter und Eigentümer verbunden. Derzeit sind in Deutschland 6,5 Mio. Gasheizungen im Einsatz. Diese lassen sich kurzfristig nicht umbauen. Aber umstellen, und zwar auf Wasserstoff. Auch in der Industrie können viele Produktionsprozesse nicht einfach elektrifiziert werden. Die Grundstoffindustrie braucht Prozesswärme, also viel und beständig Hochtemperatur von 700 bis 1.200 °C. Diese Unternehmen sind auf gasförmige Energieträger wie Wasserstoff angewiesen. Ein weiterer Punkt, der für den Einsatz von Wasserstoff im Wärmemarkt spricht: die bestehendenErdgasnetze. 550.000 km Leitungen, die bereits in den Straßen von Städten und Gemeinden liegen. Mit den Gasnetzen verfügt Deutschland über eine Infrastruktur, die nicht erst neu aufgebaut werden muss. Eine Infrastruktur, die schon heute Millionen Haushalte und industrielle und gewerbliche Kunden versorgt. Dass dieses für den Transport von Wasserstoff genutzt werden kann, zeigt die Westnetz GmbH in Holzwickede bei Dortmund. Hier haben wir eine bestehende Erdgasleitung auf 100 Prozent Wasserstoff umgestellt. Mit dem grünen Gas versorgen wir vier Gewerbeimmobilien, die dieses dann für die eigene Wärmeversorgung nutzen. Ein Projekt, das zeigt: Die Umstellung des Erdgasnetzes auf Wasserstoff funktioniert. Damit die Infrastrukturen in Zukunft für den Transport von Wasserstoff genutzt werden können, müssen wir nicht nur die technischen Voraussetzungen schaffen. Es braucht außerdem langfristige Sicherheiten bei Investitionen und einen entsprechenden regulatorischen Rahmen. Es braucht Entwicklungspläne, die die nationale und europäische Wasserstoffinfrastruktur mit den regionalen Versorgungsinfrastrukturen zusammenbringen. Es braucht ein leistungsfähiges H2-Backbone. Für diesen Auf- und Ausbau brauchen die Netzbetreiber Investitionssicherheit. Die Wärmewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die im Dialog zwischen Versorgern, Kommunen und Unternehmen gelöst werden muss. Wir haben in Deutschland die richtigen Voraussetzungen für eine nachhaltige und effiziente Wärmewende. Diese gilt es, zu nutzen. Dabei dürfen wir uns nicht in der Auswahl der einen Technologie verlieren. Vielmehr braucht es Technologieoffenheit und individuelle Lösungen für die Gegebenheiten vor Ort. Die Wärmewende ist eine Mammutaufgabe mit entscheidender Bedeutung, um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Ihr Jürgen Grönner Dr. Jürgen Grönner ist Geschäftsführer Regionaltechnik und Asset-Management der Westnetz GmbH. Der Umbau des größten Energiesektors in Deutschland – mit mehr Weitsicht bei der Wärmewende 3 energie | wasser-praxis 02/2023 E D I T O R I A L

I N H A LT 0 2 / 2 0 2 3 Titel Quelle: XiaoYun Li/iStock.com, Janis Abolins/iStock.com, Robert Biedermann/stock.adobe.com 24 Zur Behandlung von Artenschutzbelangen in Wasserrechtsverfahren 42 Datenerhebung und -nutzung in der Wasserstoffwirtschaft 46 Kurzstudie zu Prozesswärme im industriellen Mittelstand 76 Ich mach was mit … 24 Industrielle Prozesswärme mit Wasserstoff Ab Seite 46 3 | EDITORIAL 6 | NACHRICHTEN ORGANISATION & MANAGEMENT 14 | TRINK-ASSET: Datenplattform zur verbesserten Entscheidungsfindung im Asset-Management • Peter Lévai, Martin Offermann, Dr. Martin Wagner 24 | Der Leitfaden „Artenschutz“ – ein Ansatz zur Beschleu- nigung wasserrechtlicher Verfahren? • Dr. Richard Raskin, Dr. Michael Denneborg 30 | Ansätze für Trinkwasser-Lastmanagement auf Verbraucherseite • Axel Dierich, Dr. Shahrooz Mohajeri, Jörg Walther 38 | Sichere Routinen für den Notfall • Dr. Eva Benz, Anouk Kaminske 42 | Wasserstoffwirtschaft: Optimal genutzte Daten unter- stützen Versorgungsunternehmen bei der Nachhaltigkeit • Douglas Nunez FORSCHUNG & ENTWICKLUNG 46 | Kurzstudie zu Prozesswärme im industriellen Mittelstand: ohne Wasserstoff keine Klimaneutralität • Lars Baumgürtel, Wolfgang Jung, Stephan Rath, Timo Schenkhorst 52 | Entfernung von geruchsrelevanten Begleitstoffen aus Biogas • Peter Kussin, Kerstin Kröger, Jochen Schütz, Friedemann Mörs, Dr. Frank Graf TECHNISCHE REGELN & NORMEN 58 | Qualifikationsanforderungen an Sachkundige der Gasinfrastruktur • Fabian Henseler, Christian Opitz 59 | Mechanische Abführung von Abgasen für raumluftabhängige Gasfeuerstätten in Abgas- bzw. Zentralentlüftungsanlagen • Kai-Uwe Schuhmann 60 | Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten an Wasserrohrleitungen mit asbesthaltigen Bauteilen oder Beschichtungen • Klaus Büschel 61 | Strahlenschutz für Beschäftigte in der Wasserwirtschaft bezüglich Radon • Dr. Karin Gerhardy 42 76 46 4 energie | wasser-praxis 02/2023

62 | Ankündigung zur Fortschreibung des DVGW-Regelwerks 62 | Fortschreibung des DVGW-Regelwerks DVGW AKTUELL 64 | Mit fachlichen und personellen Informationen und Nachrichten aus der Vereinsarbeit sowie Terminen und Veranstaltungen VERANSTALTUNGEN 74 | DVGW-Veranstaltungsvorschau für Februar und März 2023 ARBEITS | welten 76 | Ich mach was mit Energie- und Gebäudetechnik BILDUNGS | welten 78 | Wissensvermittlung Wasserstoff: Der H₂-Markthochlauf braucht heute Fachkräfte (Teil 2) • Andrea Appel, Michael Schanz, Marc Bovenschulte, Stefan Garche, Anja Heilmann, Ursula Hoffmann, Peter Preuss, Thomas Kunz, Kathrin Pilz-Lansley, Simon Reichenwallner, Alexander Mack 83 | PRAXIS & PRODUKTE SERVICE 85 | Rohrleitungsbauunternehmen 86 | Bezugsquellen 90 | Impressum 5 energie | wasser-praxis 02/2023 PLASS 360 Ventil-Anbohrarmaturen! ® ● PE-Körper mit PE-Spitzende 360° drehbar ● Ventilabgang über Sicherungsbügel 4 x 90° fixierbar ● Ventilgehäuse und Abgang aus PE 100 (kein Korrosionsansatz) ● Gehäuseunterteil/Gehäusehilfsabsperrung aus Edelstahl (Feinguss V4A) ● PE-Spitzende PE 100, SDR 11 zum Schweißen / Klemmen / Stecken ● Kein stagnierendes Wasser = Totraumfrei ● Strömungsgünstig (optimale hydraulische Werte) ● Stiftlose Verbindung mit der EBG ● Rückbaubar Guss/Stahl /AZ PE-Rohr PVC Stahl www.plasson.de

Am 26. August 2022 brachen zwei Dinge – zum einen „durchbrach“ der BaseStrompreis für das Frontjahr, also konkret der Preis für eine Bandlieferung über das ganze Jahr 2023, kurz die magische Marke von 1.000 Euro/MWh – und zum anderen brach eine Debatte um den Preisbildungsmechanismus imMarkt und die Gewinne los. Den erfrischendsten spontanen Einwurf zu dieser Entwicklung habe ich von Professor Lion Hirth gelesen, der auf Twitter trocken kommentierte: „Alle reden vom Strommarkt, am lautesten die, die sich erst seit Mittwoch damit beschäftigen.“ Auch wenn Professor Hirth nur die Debattenkultur kommentiert, setzt sein Tweet bei einem aus meiner Sicht zentralen Punkt an: Es geht um einen Markt mit sehr langfristigen Perspektiven – da führt das Betrachten vonMarktentwicklungen nur der letzten sechs Monate (bzw. vom Tweet bis zum angesprochenen Mittwoch gerechnet: der letzten fünf Tage) schnell auf Irrwege. Kurz noch die Vorbemerkung, dass es mir weniger um die Debatte für oder gegen eine Übergewinn- oder ZufallsgewinnabSTANDPUNKT Von Zufällen und Übermaß – Anmerkungen zur Gewinnabschöpfungsdebatte Ein Kommentar von Dr. Christoph Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Netze BW GmbH Wasserwirtschaft trifft sich am 15. und 16. März 2023 in Berlin Neue Highlights auf der TAUSENDWASSER F Am 15. und 16. März 2023 öffnet die TAUSENDWASSER in der STATION-Berlin ihre Pforten. Zu den diesjährigen Highlights zählen neben dem Kongressprogramm auch sogenannte Guided Tours und die „Cool Water Party“. Während im Rahmen des Kongressprogramms zentrale Themen wie Trinkwasserhygiene, Recruiting, der „Masterplan Wasser Berlin“, Energieeffizienz und Ressourcenmanagement im Mittelpunkt stehen, haben die Fachbesucher während der kostenlosenGuided Tours dieMöglichkeit, sich einenÜberblick über die Aussteller zu verschaffen. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, empfehlen die Veranstalter eine Reservierung imTicket-Shop der TAUSENDWASSER. Am Abend des 15. März steigt dann die „Cool Water Party“: Bei Live-Musik und Catering soll nicht nur Networking betrieben, sondern auch das ein oder andere Tanzbein geschwungen werden. Eintrittskarten für die Abendveranstaltung gibt es ebenfalls imTAUSENDWASSER Ticket-Shop. Messe soll nachhaltiger werden Nach Angaben der Veranstalter soll die TAUSENDWASSER nachhaltiger werden, da dieWegwerfmentalität vieler Events der Verantwortung der Wasserwirtschaft nicht gerecht werde. Daher wurde ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept entwickelt, das auch die Standsysteme einschließt. Statt einen Großteil der Messestände nach einmaliger Nutzung zu entsorgen, bietet die TAUSENDWASSER qualitativ verbesserte Systeme an, die nach der Veranstaltung eingelagert werden und für spätere Ausgaben wiederverwendbar sind. Den Aussagen der Veranstalter zufolge können Aussteller mit der Auswahl ihrer Standkategorie die Organisatoren aktiv bei diesen Bemühungen unterstützen und ganz nebenbei ihre eigene Nachhaltigkeitsbilanz verbessern. P 6 energie | wasser-praxis 02/2023 N A C H R I C H T E N

schöpfung geht, sondern mehr darum, diese Diskussion in den richtigen zeitlichen Rahmen zu setzen, d. h., sie von der Kurzfristigkeit der Situation zu lösen. Die aktuelle Lage ist für private Haushalte wie Unternehmen dramatisch und kurzfristige Hilfen wie die Strom- und Gaspreisbremse sind notwendig! Gerade weil diese extrem angespannte Situation einen sehr kurzfristigen Fokus mit sich bringt, geht es mir darum, bei der Frage denkbarer Finanzierungen dieser Hilfen, eben auch über Zufallsgewinnabschöpfung, den zeitlichen Blick zu weiten und im Folgenden zeige ich auf, warum ich das für wichtig erachte. Preis ist nicht Gewinn Die Preise sind hoch, dramatisch hoch. Die Boulevard-Schlagzeilen vom Rückgang der Strompreise nach der 1.000-EuroSpitze können nur als grotesk anmuten. Der Fall von „abstrus hoch“ auf „extremst hoch“ ist keine Erholung für die Kunden. Aber: Es ist falsch, einfach diese hohen Preise in Gewinne bei den Kraftwerksbetreibern umzuschreiben. Zum einen haben die großen Erzeuger typischerweise ihre Erzeugung schon vor Jahresanfang auf Termin verkauft, um für das laufende Geschäftsjahr keine Ergebnisrisiken mehr aus Marktpreisbewegungen zu haben. Für die Unternehmen bedeutet das konkret: Wer seine für 2022 erwartete Erzeugung über die Jahre 2019, 2020 und 2021 auf Termin verkauft hat, also zu vertraglich fixierten Preisen, der konnte von den hohen Spotpreisen während des Jahres 2022 auch nicht mehr profitieren. Zum anderen sind auch die Erzeuger im aktuellen Marktumfeld mit anderen Kosten konfrontiert. Und damit meine ich nicht nur die in Folge des russischen Überfalls ebenfalls gestiegenen Preise für Kohle. Zumal diese dem „normal und vernünftig arbeitenden“ Kraftwerksbetreiber auch egal sein sollten, denn als er in 2019/2020/2021 seine Erzeugung verkauft hat, hat er auch immer entsprechend Kohle (und CO2) eingekauft. Aber die technischen Risiken sind jetzt anders zu bewerten: Ein einwöchiger technischer Ausfall kostet in der aktuellen Marktsituation bei einem 900 MW Steinkohleblock ca. 50 Mio. Euro (der zu deutlich geringeren Preisen verkaufte Strom muss dann ja kurzfristig am Markt zu deutlich gestiegenen Preisen beschafft werden). Das ist schon ein sehr relevanter Teil der Rohmarge für das ganze Jahr, die man auf Basis der erzielten Verkaufspreise der letzten Jahre eingeplant hatte. Und ein technisches Risiko besteht immer, zumal die F LNG-Spezialschiff in Brunsbüttel erwartet Die Arbeiten an dem LNG-Terminal im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel nehmen weiter Gestalt an: Nachdem die technischen Voraussetzungen für das schwimmende Terminal bereits im Dezember des vergangenen Jahres geschaffen worden waren, ist Ende Januar die sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) eingetroffen. Das fast 300 m lange Spezialschiff mit dem Namen „Höegh Gannet“ soll in Zukunft das von Tankern gelieferte Flüssigerdgas (LNG) in Empfang nehmen und an Bord in Gas umwandeln, um es anschließend in das deutsche Gasnetz einspeisen zu können. Als Empfangskomitee angekündigt hatten sich u. a. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther. Die Anreise des Spezialschiffs war zuvor von einem Unfall geprägt worden: Bei einem Werftstopp der „Höegh Gannet“ in Frankreich im Dezember hatte sich durch heftige Böen ein in der Nähe liegendes Kreuzfahrtschiff gelöst und war durch Seitenwinde auf das LNG-Schiff getrieben. Den Zeitplan für die Reise nach Brunsbüttel hat dieser Auffahrunfall der besonderen Art allerdings nicht gefährdet: Nachdem die Reederei die Schäden an dem Schiff behoben hatte, konnte die Weiterfahrt fortgesetzt werden. P Ende Januar 2023 ist in Brunsbüttel das LNG-Spezialschiff „Höegh Gannet“ eingetroffen. Unser Bild zeigt das Schwesterschiff „Höegh Grace“. Quelle: Höegh LNG energie | wasser-praxis 02/2023 7

aktuellen Einsatzzeiten in der Instandhaltungsplanung der letzten Jahre sicher nicht antizipiert wurden. Aber keine Frage: Natürlich bringt die Preisentwicklung wirtschaftlich positive Effekte in der Erzeugung. Alte Kraftwerke kommen im laufenden Jahr doch noch „ins Geld“, können also wieder profitabel vermarktet werden (wobei das technische Risiko aufgrund der gestiegenen Preise jetzt besonders hoch ist). Und da der Grundmechanismus des „Terminverkaufs“ fortgeführt wird, heute also schon Verträge für die Jahre 2023, 2024 und 2025 gemacht werden, kommen in der Zukunft die Preise über die nächsten Jahre langsam auch in der Erzeugung an (parallel aber natürlich auch die hohen Beschaffungskosten für Kohle und CO2). Aber gerade dieser letzte Punkt zeigt: Es ist falsch, nur auf den Moment zu schauen. Der ganzheitliche Blick ist notwendig. Das Kraftwerksgeschäft ist in Betrieb und Vermarktung ein langfristiges. Die Gewinne heute bestimmen sich wesentlich aus den Preisen der letzten Jahre und die Preise heute beeinflussen die Gewinne über die nächsten Jahre. Kraftwerke laufen 25 Jahre und mehr Ein Kraftwerk ist eine technische Anlage, die eine technische Nutzungsdauer von mindestens 25 Jahren (Gaskraftwerke), gerne aber auch 50 Jahre und mehr (Kohlekraftwerke und insbesondere Wasserkraftwerke) hat – und da dies ja auch einige Kraftwerkskolleginnen und -kollegen lesen: Ja, ich weiß, bei guter Pflege gerne auch deutlich länger. Die Excel-Sheets mit ihren Barwertberechnungen im Rahmen der Investitionsentscheidungen gehen also immer über entsprechend lange Zeiträume. Zumindest ich habe da bei der Argumentation eines „Übergewinns“ Schwierigkeiten, wenn ich nur das letzte halbe Jahr betrachte. Gerade wenn man auf die Ergebnissituation des deutschen Kraftwerkparks schaut, muss man nicht so lange zurückgehen, um auch auf sehr bittere Zeiten zu kommen. Zählt man die Verluste von RWE, E.ON und EnBW der Jahre 2013 bis 2016 zusammen, kommt man auf die stolze Summe von 21Mrd. Euro Verlust – Summe der EBT der Jahre 2013 (RWE), 2014 (E.ON, EnBW), 2015 (RWE, E.ON), 2016 (RWE, E.ON, EnBW). Berücksichtigt man, dass jeder Geschäftsmann und jedes Unternehmen ja eigentlich eine Verzinsung für sein eingesetztes Fortsetzung von Seite 7 Handlungs- und Rechtsicherheit für kleine Wasserversorger Grundwasserdatenbank Baden-Württemberg feiert 30-jähriges Jubiläum FDie Grundwasserdatenbank Baden-Württemberg (GWDWV) ist unlängst 30 Jahre alt geworden. Hinter dem Projekt stehen rund 1.400Wasserversorgungsunternehmen, die kommunalen Spitzenverbände Gemeindetag und Städtetag sowie Verbände der Wasserwirtschaft, darunter auch der DVGW. Sie überwachen auf freiwilliger Basis die Rohwässer der öffentlichen Wasserversorgung und stellen die Daten als Kooperationsbeitrag zur Verfügung. Gegründet wurde die GWD-WV, als Mitte der 1980er-Jahre der Nitratgrenzwert abgesenkt und ein Grenzwert für Pestizide eingeführt wurde. Man stellte eine größere Zahl an Grenzwertüberschreitungen fest und es wurde deutlich, dass flächendeckende Informationen notwendig waren. So entstand das Grundwasserüberwachungsprogramm des Landes BadenWürttemberg, das weitere Partner suchte. Im Laufe der letzten 30 Jahre hat sich die GWD-WV beständig weiterentwickelt – nicht zuletzt auch, um Antworten auf neue Problemstellungen zu finden, wie etwa die Verbreitung von Abbauprodukten aus chemischen Pflanzenschutzmitteln, Industriechemikalien, Eine flächendeckende Überwachung der Grundwasservorkommen garantiert die hohe Qualität des Trinkwassers in Baden-Württemberg. Quelle: TZW 8 energie | wasser-praxis 02/2023 N A C H R I C H T E N

Kapital erwartet und setzt hier nur 6 Prozent auf das bilanzielle Eigenkapital an, sind es sogar knapp 26Mrd. Euro. Überwiegend entstanden diese Verluste aus demKraftwerksbereich, insbesondere durch die in den Jahren nach 2010 dramatisch gefallenen Strompreise – im tiefsten Punkt ca. 20 Euro/MWh. Dass bei Anlagen, die durch dieses „Tal der Tränen“ gegangen sind, auch Phasen von höheren Gewinnen akzeptabel sein sollten, erscheint mir selbstverständlich. Deshalb empfinde ich denmit dem dritten Entlastungspaket eingeführten Begriff des „Zufallsgewinns“ auch als schwierig. Zufällige Gewinne können ja durchaus auch angemessen und richtig sein. „Übergewinn“ erscheint mir da der bessere Angang, wobei bei der Bestimmung eines Übergewinns irgendeine Relation zur tatsächlichen Nutzungsdauer des Investitionsgutes gegeben sein sollte. Kraftwerksinvestitionen sind sehr langfristige Investitionen. Energie ist ein langfristiges Geschäft Der aktuelle kurzfristige Handlungsdruck ist enorm. Haushalte und Unternehmen müssen ge- bzw. unterstützt werden. Natürlich ist eine legitime Finanzierungsquelle für die Strom- und Gaspreisbremse das Abschöpfen von echten Übergewinnen. Aber nur weil ein Gewinn zufällig ist, ist er nicht übermäßig, und gerade weil es in einem Jahr mal Verluste („Untergewinne“) geben kann, kann es in einem anderen Jahr auch Übergewinne geben. Zumal mit Blick auf die Übergewinne im Strombereich auch noch die Frage gestellt werden könnte, was auf den russischen Überfall und was auf die Nichtverfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke aufgrund von Trockenheit und technischen Problemen zurückzuführen ist. Zumindest Letzteres gehört wohl noch zu den Ereignissen, die man im „normalen“ Geschäftsablauf (sehr weit definiert im Sinne von „alle denkbaren Entwicklungen“) auf dem Schirm gehabt haben könnte. Besonders jetzt merken wir, wie wichtig die langfristige Perspektive in der Energiewirtschaft bzw. Energiepolitik ist. Nicht nur mit Blick auf die aktuelle Lage, sondern auch mit Blick auf den ebenso dringend notwendigen Umbau des Energiesystems, um dem Klimawandel zu begegnen. Mit Überlegungen und Argumentationen, die immer nur von heute bis zum letzten Mittwoch reichen, werden attraktive Investitionsbedingungen schwierig bzw. wir diesen Herausforderungen nicht gerecht. P Süßstoffen, gesundheitsschädlichen Spurenstoffen und anderen Schadstoffeinträgen. Für die Zukunft gibt es Überlegungen, digitale Werkzeuge zur Datenauswertung noch umfassender zu nutzen und so perspektivisch zu einem „Digitalen GesamtsystemGrundwasserschutz Baden-Württemberg“ zu kommen. „Die Datendichte und die Qualität der Auswertung sind bundesweit einzigartig und wir sind stolz darauf, dass dies auf freiwilliger Basis seit 30 Jahren funktioniert“, sagt Frieder Haakh, Vorsitzender des Beirates und technischer Geschäftsführer der Landeswasserversorgung die Arbeit der GWD-WV. ZumJubiläum ist ein Sonderbeitrag der GWD-WV erschienen. Er beschreibt und analysiert das Trendverhalten einzelner Substanzen im Grundwasser über den Zeitraum der letzten 30 Jahre. „Landesweit sinkende Konzentrationen für die Parameter Nitrat, Phosphat und Aluminium zeigen eine generelle qualitative Verbesserung der Grundwasserbeschaffenheit. Dahingegen deuten die Trends für die Parameter Natrium und Chlorid auf eine diesbezügliche Verschlechterung der Grundwasserbeschaffenheit hin“, erläutert Haakh. Steigende Rohwassertemperaturen, die vermutlich durch die Klimaerwärmung bedingt sind, müssten ebenfalls weiter beobachtet werden. Die Datenanalyse und Trendauswertungen der Grundwasserdatenbank machten insgesamt deutlich, dass die Anstrengungen für den vorbeugenden Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasservorkommen nicht nachlassen dürften, so Haakh. P 12 … Zylinder haben die Gasmotoren der MTU-Baureihe 4000, die der Motorenbauer Rolls-Royce kürzlich in einem ersten Testlauf mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben hat. Im Rahmen der umfangreichen Erprobung hat der Motor nach Unternehmensangaben sehr gute Eigenschaften in Bezug auf Wirkungsgrad, Emissionen, Leistung und Verbrennung aufweisen können. Einem zukünftigen Praxiseinsatz – beispielsweise als sauberer Antrieb für Stromaggregate und Blockheizkraftwerke – steht damit nichts mehr im Weg. Seine Eignung in der Praxis unter Beweis stellen könnte der Gasmotor u. a. im Leuchtturmprojekt „enerPort II“ im Duisburger Hafen: Die Betreiber von Europas größtem Binnenhafen planen, mithilfe von zwei Blockheizkraftwerken mit MTU-Wasserstoffmotoren der Baureihe 4000 (installierte Leistung: 2 Megawatt) sowie drei Brennstoffzellensystemen (installierte Leistung: 1,5 Megawatt) ein neues Containerterminal klimaneutral mit Energie zu versorgen. Ein entsprechendes und auf Wasserstoff basierendes Versorgungsnetz, mit dem die Blockheizkraftwerke mit dem klimafreundlichen Energieträger versorgt werden sollen, befindet sich ebenfalls im Aufbau und soll voraussichtlich im nächsten Jahr in den Betrieb gehen. ZAHL DES MONATS 9 energie | wasser-praxis 02/2023

Reaktion auf „Inflation Reduction Act“ der USA EU-Kommission präsentiert Industrieplan für Europa Quelle: Etienne Ansotte F Im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos im Januar hat sich EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen für umfangreiche industriepolitische Eingriffe ausgesprochen, um Europa im globalen Rennen um klimafreundliche Technologien voranzubringen. Mit der richtigen Unterstützung für Unternehmen werde „die Geschichte derWirtschaft der sauberen Technologien in Europa geschrieben“, sagte von der Leyen. Konkret sprach sie sich für einen „Green-Deal-Industrieplan“ aus, der die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft verbessern soll. Die Initiative ist auch eine Reaktion auf den „Inflation Reduction Act“ (IRA) von US-Präsident Joe Biden. Das gewaltige Programm soll grüne Wirtschaftszweige in den USA fördern und hat in Europa Ängste vor einem neuen Subventionswettlauf ausgelöst. Von der Leyens Idee besteht aus vier Teilen: Die Kommission will den Bau neuer Windparks und Batteriefabriken beschleunigen, umweltfreundliche Technologien fördern, Arbeitnehmer qualifizieren und neue Handelsverträge mit anderen Ländern schließen. „Wir müssen ein Regelungsumfeld schaffen, das es uns ermöglicht, rasch zu expandieren und günstige Bedingungen für entscheidende Branchen zu schaffen“, sagte von der Leyen mit Blick auf die nötige Beschleunigung der Errichtung von Windparks und Batteriefabriken. Die Kommission werde dafür ein neues „Netto-Null-Industrie-Gesetz“ vorschlagen – nach dem Vorbild des „European Chips Act“, der die Halbleiterproduktion in Europa ankurbeln soll. Das Gesetz solle zudem Hand in Hand mit dem „Raw Materials Act“ gehen, der Europas Zugriff auf kritische Rohstoffe verbessern soll. „Bei seltenen Erden ist Europa heute zu 98 Prozent von einem Land – China – abhängig“, mahnte von der Leyen. Dies habe die Preise in die Höhe getrieben und bedrohe Europas Wettbewerbsfähigkeit. Veredelung, Verarbeitung und Recycling von Rohstoffen müssten in Europa verbessert werden. Zur Förderung umweltfreundlicher Technologien sagte die Kommissionschefin: „Damit die europäische Industrie attraktiv bleibt, ist es notwendig, mit den Angeboten und Anreizen außerhalb der EU mitzuhalten.“ Damit spielte sie auf den IRA, das Förderprogramm der USA, an. Von der Leyen will daher „vorübergehende“ Anpassungen des Wettbewerbsrechts, um Beihilfen schneller und leichter möglich zu machen. Dabei sollen anders als bisher nicht nur bahnbrechende technologische Entwicklungen gefördert werden, sondern auch Technologien, die schon am Markt sind und für die Europa mehr Produktionsanlagen schaffen will. Zur angestrebten Qualifikation von Arbeitnehmern sagte von der Leyen: „Die beste Technologie ist nur so gut wie die Fachkräfte, die sie einbauen und betreiben können.“ Wachstum bei Zukunftstechnologien sei allein mit einem enormen Zuwachs an qualifizierten Arbeitskräften möglich. Darüber hinaus sollen neue Handelsverträge die Grundlage für „starke und krisenbeständige Lieferketten“ bilden. Abkommen mit Mexiko, Chile, Neuseeland und Australien seien in Arbeit, Fortschritte mit Indien und Indonesien möglich. Auch das Mercosur-Abkommen mit den wichtigsten Volkswirtschaften Lateinamerikas müsse wieder Thema werden, forderte von der Leyen. „Internationaler Handel ist der Schlüssel, um die Kosten für unsere Industrie zu senken, um Arbeitsplätze zu schaffen und neue Produkte zu entwickeln.“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck äußerte sich nach Bekanntwerden der Pläne positiv: „Der Plan ist notwendig für ein starkes und klimaneutrales Europa und gerade jetzt wichtiger denn je, umneben akuter Krisenhilfe den Blick konsequent nach vorn zu richten.“ Die Vorschläge passten zu dem, was die Bundesregierung erarbeitet habe. „Europa wird den Wettbewerb nicht verlieren“, sagte Habeck. P 10 energie | wasser-praxis 02/2023 N A C H R I C H T E N

VERANSTALTUNGSTIPPS 15. März 2023, online H₂ Sicherheit Wasserstoff ist „zündfreudig“ und flößt Respekt ein – dabei ist seinEinsatz genauso sicher wie der von Öl oder Erdgas. Kenntnisse der sicherheitsrelevanten Faktoren rund um die Anwendung des gasförmigen Elementes helfen bei der Gefahrenvorbeugung. ImMittelpunkt des Seminars stehendie physikalischenEigenschaften von Wasserstoff, das Materialverhalten bei seinem Einsatz und die damit einhergehendenGefahrenquellen. www.dvgw-kongress.digital/h2-sicherheit 19.–20. April 2023, Bonn Sicherheit in der Netzsteuerung Das Marktumfeld für Netzbetreiber hat spätestens seit Beginn dieses Jahres noch mehr an Komplexität gewonnen. In der Tradition vorangegangener Kongresse in Zusammenarbeit mit dem Technischen Komitee „Dispatching“ im DVGWgeht diese Präsenzveranstaltung in Bonn verstärkt auf Erfahrungsberichte zur Krisenvorsorge Gas ein und widmet sich auch den Herausforderungen aus der Kundenperspektive. www.dvgw-kongress.de/sicherheit-netzsteuerung 26.–27. April 2023, Hof DVGW-Wassertreff Hof Die DVGW-Landesgruppen Mitteldeutschland und Bayern laden herzlich zum Forum für Expert:innen mit begleitender Fachausstellung ein. Renommierte Referent:innen berichten dabei aus der Praxis und stellen Lösungsansätze vor. Neben der neuen Trinkwasserverordnung mit dem Fokus auf das Risikomanagement werden auch Themen wie eine klimaneutraleWasserwirtschaft und IT-Sicherheit beleuchtet. www.wassertreff-hof.de Grüner Wasserstoff Studie sieht NRW als idealen Standort Deutschland und die Niederlande haben die besten Chancen, von der Umstellung der Industrie auf grünen Wasserstoff zu profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Centrums für Europäische Politik (Cep), die die regionalen Chancen der europäischen Wasserstoffwirtschaft untersucht. „Die Niederlande und das Land Nordrhein-Westfalen sind von ihrer Industriestruktur her ideale Wasserstoffabnehmer. Gleichzeitig bieten beide Regionen aufgrund der nahe gelegenen Nordsee das europaweit größte Potenzial für künftige OffshoreParks, deren Windenergie zur Gewinnung von Wasserstoff genutzt werden kann“, sagte Studienautor Andre Wolf dem Redaktionsnetzwerk Deutschland im Januar. Da Produktion und Nutzung für einen zügigen Markthochlauf möglichst nah beieinander liegen sollten, hätten die Nordseeanrainer gute Chancen, das gemeinsame Wasserstoffzentrum der EU zu werden, so der Cep-Experte. Eine Gefahr allerdings sieht Wolf in überbordender Regulierung. So könnte der Pfad in Richtung Wirtschaftlichkeit durch teilweise zu rigide überregionale Infrastrukturrestriktionen ausgebremst werden. Wolf fordert die EU daher auf, die notwendigen öffentlichen Fördergelder zielgerichtet einzusetzen. Notwendig seien eine bessere räumliche Koordination sowie eine konsequentere Ausrichtung der gegenwärtig noch über verschiedene Kanäle geförderten Projekte. Zugleich sollten die Voraussetzungen für den Aufbau einer grenzüberschreitenden Transportinfrastruktur geschaffen werden. Biomethan in KWK-Anlagen wieder förderfähig F Der Bundestag hat laut Auskunft des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) im Zuge von Änderungen im Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) auch das Gesetz zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor geändert. Darin hat er auch die Streichung von Biomethan aus demKraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) zurückgenommen, die imOsterpaket beschlossen worden war: Der betreffende Artikel 17 Nummer 6 a) aa) wird damit aufgehoben (Drucksache 20/4730, Deutscher Bundestag). Begründet wurde dieser Schritt seitens des Gesetzgebers Anfang Dezember 2022 damit, dass die Verwendung von Biomethan in KWK-Anlagen nun doch „als ein wichtiger Baustein in der Dekarbonisierung kommunaler Wärmenetze“ angesehen wird. Durch den Ausschluss von Biomethan wäre die Zielvorgabe, den Anteil erneuerbare Wärme bis zum Jahr 2030 auf 50 Prozent zu erhöhen, deutlich schwieriger zu erreichen. P 11 energie | wasser-praxis 02/2023

Berliner Wasserbetriebe investieren 21 Mio. Euro in eines ihrer größten Wasserwerke Keiner hat’s gemerkt: Fünf Jahre Renovierung im laufenden Betrieb F Die BerlinerWasserbetriebe haben das Wasserwerk Tegel renoviert. Innerhalb von fünf Jahren wurde bei laufendemWasserwerksbetrieb unterbrechungsfrei die Trinkwasseraufbereitung nahezu komplett instandgesetzt, Steuer- und Regelungstechnikmodernisiert und eine Brunnengalerie erneuert. Insgesamt hat das Unternehmen dort 21 Mio. Euro in die sichere und hochwertige Trinkwasserversorgung investiert. Pünktlich zum Jahresende 2022 wurden die Bauarbeiten an Berlins größtem Wasserwerk im Großen und Ganzen abgeschlossen. Rund fünf Jahre dauerten die Instandhaltungs- und Erneuerungsarbeiten im 1969 in der heutigen Form fertiggestellten Wasserwerk Tegel. In den drei Belüftertürmen wurden u. a. der Beton und die Rohrleitungen erneuert, außerdem wurde die Filterhalle gedämmt. Die Halle erhielt ebenso wie die Belüftertürme außerdem eine neue Fassade. „Die Arbeiten im laufenden Betrieb waren eine echte Herausforderung – für die Beschäftigten ebenso wie für die Bauleute“, sagt Wasserwerks-Chef Carsten Utke. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wir sind aber noch nicht ganz fertig.“ Einige Arbeiten rund um das Werk stehen noch aus. So werden bis 2025 noch in der Nähe des Wasserwerks liegende Abwasserleitungen ausgetauscht. Auf dem ebenfalls renovierten Dach der Filterhalle wurde zudem eine neue Solaranlage montiert, die mit 853 m2 Panels eine Leistung von 192 kWp aufweist und damit deutlich effizienter arbeitet als ihre vor 14 Jahren montierte Vorgängerin – „und weniger Platz braucht, sodass im kommenden Jahr eine zweite Anlage auf dem Dach montiert werden soll“, so Werkleiter Utke. Das Wasserwerk Tegel fördert am Tag durchschnittlich 155.000 Kubikmeter Trinkwasser aus 131 Grundwasserbrunnen und versorgt damit rund 1,5 Mio. Menschen in Berlin und Brandenburg. Es ist eines von drei Schwerpunktwasserwerken der Berliner Wasserbetriebe. Von Tegel werden auch die Wasserwerke in Stolpe, Spandau und Kladow gesteuert. P Quelle: Berliner Wasserbetriebe 12 energie | wasser-praxis 02/2023 N A C H R I C H T E N

INES ist neues Mitglied im Bundesverband Erneuerbare Energie F Seit dem 1. Januar 2023 ist die Initiative Energien Speichern e. V. (INES) Mitglied im Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE). Mit der Mitgliedschaft im BEE setzt die INES ihre inhaltliche Ausrichtung auf die Energiewende auf institutioneller Ebene fort. Bereits in der Vergangenheit bildete die gemeinsame fachliche Expertise die Grundlage der Zusammenarbeit zwischen BEE und INES. Die in Kooperation erarbeiteten Studien „Erneuerbare Gase – ein Systemupdate der Energiewende“ (2017) und „Neues Strommarktdesign für die Integration fluktuierender Erneuerbarer Energien“ (2021) sind dafür ein Beleg. Beide Verbände wollen die Zusammenarbeit durch eineMitgliedschaft der INES im BEE vertiefen und ausbauen. Die INES wird im Rahmen der Mitgliedschaft in den Gremien des BEEmitarbeiten und dabei weiterhin sowohl fachlich als auch kommunikativ zum Gelingen der Energiewende beitragen. INES-Geschäftsführer Sebastian Bleschke kommentierte den Beitritt zum BEE mit den folgenden Worten: „Mit einem klaren Blick auf die Speicherung von sauberen Energien, insbesondere grünem Wasserstoff, hat sich die INES in den vergangenen Jahren konsequent auf die Ziele der Energiewende ausgerichtet. Die Zusammenarbeit mit dem BEE hat uns dabei stets begleitet. Mit dem Beitritt in den BEE schlagen wir nun aber noch mal ein ganz neues Kapitel in dieser Hinsicht auf.“ Die institutionelle Verflechtung verschaffe der INES die Möglichkeit, die Zusammenarbeit zu vertiefen und so noch besser zum Gelingen der Energiewende beizutragen. WolframAxthelm, BEE-Geschäftsführer, ergänzte: „Die INES und den BEE sowie seineMitgliedsverbände verbindet eine über Jahre gewachsene vertrauensvolle und freundschaftliche Arbeitsbeziehung. Die INES in den Kreis der Erneuerbaren-Verbändelandschaft aufzunehmen war der nächste logische Schritt. Neben dem Hochlauf erneuerbarer Energien werden wir die großen Untergrundspeicher brauchen, damit die Energiewende vollständig umgesetzt werden kann. Wir freuen uns, diese Herausforderung nun mit gemeinsamer Kraft angehen zu können.“ P Wasserstofferzeugung Thyssen kooperiert mit ADNOC/Abu Dhabi F Der Essener Konzern Thyssenkrupp und der Energie- und Petrochemiekonzern ADNOC aus Abu Dhabi verstärken ihre Zusammenarbeit im Wasserstoffgeschäft. Im Mittelpunkt einer beschlossenen Grundsatzvereinbarung steht die Ammoniak-Technologie der Thyssenkrupp-Tochtergesellschaft Uhde. Basis der Vereinbarung ist die Entwicklung einer Ammoniak-Cracking-Anlage im Großmaßstab, die Wasserstoff extrahiert, um ihn z. B. in der Stahlindustrie nutzen zu können. Zeitplan und Standort sind noch offen, im Gespräch ist ein Nordseehafen in Deutschland oder den Niederlanden. Weil Wasserstoff für eine Verflüssigung extrem stark heruntergekühlt werden muss, bietet es sich an, ihn in Formvon Ammoniak zu transportieren. Das Gas kann entweder direkt weiterverarbeitet werden, oder es wird im Importland in Stickstoff und Wasserstoff aufgespalten. Mit erneuerbaren Energien klimaneutral erzeugter Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle für die Dekarbonisierung. Da hierzulande nicht genügend Ökostrom verfügbar ist, wird Deutschland nach Einschätzung der Bundesregierung den größten Teil seines Bedarfs importieren müssen. In der Anfangsphase dürfte vor allem blaues Ammoniak nach Europa gelangen, das unter Abscheidung des anfallenden Kohlendioxids aus Erdgas gewonnen wird. Thyssenkrupp trage zu „allen Dimensionen der grünen Transformation“ bei, sagte Vorstandschefin Martina Merz. Sauberes Ammoniak sei der besteWeg, umWasserstoff per Schiff zu transportieren, ergänzte Uhde-Geschäftsführer Cord Landsmann. Zusammen mit ADNOCwerde man das „letzte Puzzleteil für den globalen grünenWasserstoffhandel“ liefern. Vom Wasserstoffboom erhofft er sich zusätzlichen Schub für den Anlagenbau. Wie Landsmann der Nachrichtenagentur Reuters sagte, will Uhde seinen Umsatz „mittelfristig“ auf rund 2 Mrd. Euro verdoppeln. Dabei sei man offen für Partnerschaften und Investoren. P 13 energie | wasser-praxis 02/2023

Das Asset-Management ist ein fundamentaler Baustein des substanzorientierten Erhalts und des nachhaltigen, ressourcenoptimalen Betriebs der bestehenden Wasserinfrastruktur und gilt als zentraler Schlüsselfaktor für eine auch in Zukunft tragfähige, bezahlbare sowie sichere Trinkwasserversorgung. Ein zielgerichtetes Asset-Management orientiert sich an technisch-wirtschaftlich fundierten Entscheidungen, die mehr und mehr datenbasiert erfolgen. Dabei erschweren jedoch eine teils historisch gewachsene Versorgungsstruktur mit vielen Altdatenbeständen und eine meist strukTRINK-ASSET: Datenplattform zur verbesserten Entscheidungsfindung im Asset-Management Wasserversorgungsunternehmen haben ein vitales Interesse daran, die Nutzungsdauer ihrer Anlagen und Leitungen möglichst gut auszuschöpfen, um nachfolgenden Generationen eine gut funktionierende Versorgungsinfrastruktur ohne Instandhaltungs- und Investitionsstau zu übergeben und gleichzeitig die immer komplexeren und in ihrer Anzahl wachsenden Herausforderungen bewältigen zu können. Ein geeignetes Instrument hierfür ist das Asset-Management, mit dem sich Potenziale in der Digitalisierung, Roboterisierung, Miniaturisierung und der künstlichen Intelligenz heben lassen. Bei der Einführung und Umsetzung eines Asset-Managements stehen Wasserversorger jedoch häufig vor der Herausforderung, dass die eigenen Datenbestände veraltet und darüber hinaus strukturell dezentral gelagert sind. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des DVGW-geförderten Projektes „TRINK-ASSET“ das Grobkonzept einer Datenplattform entwickelt, mit der eine unternehmensübergreifende Erschließung dezentraler Datenbestände möglich werden soll, um in der Folge bestehende Datenlücken zu schließen. von: Peter Lévai, Martin Offermann (beide: IWW Zentrum Wasser) & Dr. Martin Wagner (TZW:DVGW-Technologiezentrum Wasser) % % % % % < , Mio. m /a , – , Mio. m /a , – , Mio. m /a , – Mio. m /a > Mio. m /a Abb. 1: Prozentuale Verteilung der Befragungsteilnehmer (n = 56) nach Wasserabgabe m³/a, Größenstruktur gemäß Branchenbild der deutschen Wasserwirtschaft 2015 turell bedingte, dezentrale Datenhaltung fundierte und datengestützte Entscheidungen. Hier setzt die kollaborative Datennutzung mittels Datenplattformen an – die Konzeptidee dieser Datenplattform heißt TRINK-ASSET. Belastbaren Daten für die Entscheidungsfindung kommt eine immer größere Bedeutung zu. Diese Daten sind jedoch teilweise nicht oder nur unzureichend verfügbar bzw. liegen nur dezentral und/oder lückenhaft vor. Insbesondere Daten zu älteren Assets existieren häufig nur in Papierform. Datenlücken und fehlende Datensätze erschweren die Entscheidungsfindung, außerdem führt eine aufwendige und manuelle Qualitätssicherung zu unzureichenden Ergebnissen. Eine Möglichkeit, um all diesen Problemen zu begegnen, wäre die Realisierung einer kollaborativen Datenplattform, in der Wasserversorgungsunternehmen Daten und Kenngrößen der von ihnen verwalteten Assets hinterlegen. Datenlücken könnten so durch vorhandene Angaben ähnlicher Assets ergänzt werden. Im Rahmen des vom DVGW geförderten Forschungsvorhabens „Machbarkeitsstudie über eine kollaborative Datenplattform für das Asset-Management von Trinkwasserversorgern – MBS TRINK-ASSET“ (Förder-Nr.: W202128) wurden vor diesemHintergrund die Ausgangslage, der Bedarf und die Quelle: IWW/TZW 14 energie | wasser-praxis 02/2023 O R G A N I S AT I O N & M A N A G E M E N T

Umsetzbarkeit einer solchen kollaborativen Datenplattform für das Asset-Management in der Wasserwirtschaft analysiert. Mit der unternehmensübergreifenden Erschließung dezentraler Datenbestände sollen mittels TRINK-ASSET Datenlücken geschlossen und so eine verbesserte Datenbasis zur Generierung von Entscheidungswissen für das Asset-Management zur Verfügung gestellt werden. Möglichkeiten der intelligenten Datenerfassung, -verarbeitung und -analyse sollen damit besser genutzt werden können. Ziel ist es außerdem, bereits verfügbare Daten, Informationen und Wissen schneller und in qualitativ hochwertiger Form unternehmensintern verfügbar, systematisch auswertbar und unternehmensübergreifend teilbar zu machen. Durch Aggregation technischer und kaufmännischer Referenzdaten, Alterungsmodelle, Netzzustandsanalysen sowie die Bereitstellung technischer Benchmarks soll dabei insbesondere kleinen und mittelgroßen Wasserversorgern eine verbesserte Datenbasis zur Generierung von Entscheidungswissen zur Verfügung gestellt werden. DVGW-Mitgliederbefragung Bei der Prüfung von Anforderungen, Chancen und Risiken einer kollaborativen Datenplattform für das Asset-Management von Trinkwasserversorgern sollten die potenziellen Nutzer mit einbezogen werden. Hierzu erfolgte von Ende März bis Anfang Mai 2022 eine anonymisierte Onlineumfrage unter den DVGW-Mitgliedsunternehmen. Neben Abfragen zu Unternehmensstruktur und zum Stand des Asset-Managements waren auch Fragen zum Status quo der Netz- und Anlagendokumentation, zu bereits verwendeten und gewünschten Funktionalitäten einer AssetManagement-Software sowie zu Chancen und Risiken der kollaborativen Datennutzung enthalten. Die Umfrage hatte insgesamt 56 auswertbare Rückläufe, mit denen ein breiter Querschnitt der Wasserversorgung abgebildet werden konnte (Abb. 1). Unternehmen aller Größenklassen waren vertreten, wobei die beiden Klassen mit einer jährlichen Wasserabgabe von über einer Million Kubikmeter zusammen einen Anteil von fast 80 Prozent einnahmen. Ein Viertel der Teilnehmer repräsentieren reine Trinkwasserversorgungsunternehmen, drei Viertel sind Mehrspartenunternehmen. Findet ein spartenübergreifendes Asset-Management statt, dann am häufigsten (bei 50 Prozent) gemeinsam für die Wasser- und Gassparte. Definition wichtiger Fachbegriffe ASSET Unter „Asset“ versteht man in der Wasserversorgung alle baulichen und technischen Strukturen der Trinkwasser-Infrastruktur, die einen Wert besitzen. Betrachtet wird die gesamte Versorgungskette; hierzu zählen Trinkwassernetze (Rohre und die dazugehörigen Armaturen etc., auch Linienobjekte genannt) sowie Anlagen (Brunnen, Aufbereitungsanlagen, Druckerhöhungsanlagen, Behälter und Bauwerke und die Prozess-, Leit- und Messtechnik, etc., auch als Punktobjekte bezeichnet). ASSET-MANAGEMENT Die Aufgabe des „Asset-Managements“ ist die kurz-, mittel- und langfristige Aufrechterhaltung und Planung des Betriebs. Dabei geht es darum, Ziele zu definieren, Strategien zu entwickeln und Assets zu priorisieren. Hierbei hat die Erfassung, Verarbeitung und Auswertung von Daten eine elementare Bedeutung. KOLLABORATIVE DATENNUTZUNG Die kollaborative Datennutzung beschreibt die Erschließung und gemeinsame Verwendung bislang dezentral bei den Einzelunternehmen vorliegender Datenbestände (beispielsweise in Datenbanken). Die Nutzung mündet z. B. in einem anonymisierten, unternehmensübergreifenden Datenpool. INFORMATIONEN Bei der Frage nach der organisatorischen Verankerung des Asset-Managements stellte sich heraus, dass bei fast 30 Prozent der Befragten Asset-Management als Thema noch gar nicht explizit verfolgt wird. Bei den übrigen Befragten gestaltet es sich in der Form, dass es entweder eine eigene Asset-Management-Abteilung gibt (21 Prozent) oder aber ein oder mehrere Mitarbeitende sich u. a. mit dem Thema befassen (45 Prozent), dies aber selten (6 Prozent) ausschließlich (Abb. 2). Betrachtet man lediglich die Wasserversorgungsunternehmen mit einer jährlichenWasserabgabe von unter einer Million Kubikmeter (n = 12), so zeigt sich ein leicht anderes Bild: Hier gab fast jeder Zweite (42 Prozent) an, dass das Thema Asset-Management nicht explizit verfolgt wird. Allerdings gibt es auch bereits bei Unternehmen dieser Größenordnung eigene Abteilungen zumAsset-Management (17 Prozent). Die Teilnehmer wurden im Rahmen der Befragung auch gebeten, den Erfüllungsgrad der Qualitätskriterien für die Dokumentation von Netzen und Anlagen in Anlehnung an die Kriterien des DVGW-Merkblatts GW 130 auf einer vierstufigen Ordinalskala anzugeben, jeweils vor dem Hintergrund der eigenen Ziele und Anforderungen. Hier zeigte sich, dass die Netze F 15 energie | wasser-praxis 02/2023

(Abb. 3) gegenüber den Anlagen (Abb. 4) durchweg einen deutlich höheren Erfüllungsgrad aufweisen. Über alle sechs Kriterien hinweg betrachtet (Mittelwert der Einzelwerte) gaben bei den Netzen 81 Prozent der Befragten einen überwiegenden bis vollumfänglichen Erfüllungsgrad an, bei den Anlagen waren es hingegen lediglich 62 Prozent. Dies deckt sich mit den bisherigen Erfahrungen im Kontext anderer Erhebungen und Untersuchungen im Themenfeld Asset-Management bzw. technisches Anlagenmanagement. Bei den Wasserversorgungsunternehmen mit einer jährlichen Wasserabgabe von weniger als einer Million Kubikmeter zeigte sich für Netze und Anlagen ein über alle Kriterien hinweg gebildeter niedrigerer Mittelwert als bei der gesamten Vergleichsgruppe. Weiterhin sollten die Teilnehmer bei der Befragung ihre Einschätzung angeben, wie wichtig ihnen bestimmte Funktionen bzw. Anforderungen an eine Asset-Management-Software – aufgeteilt in sechs Kategorien – sind und inwieweit sie diese mit der von ihnen genutzten Software bereits abdecken können. Für beides stand jeweils eine vierstufige Ordinalskala zur Verfügung, für die Wichtigkeit mit der Bandbreite von „sehr wichtig“ bis „unwichtig“ und für die Abdeckung von „vollumfänglich“ bis „gar nicht“ mit entsprechenden Abstufungen. Die Antworten dienten als Basis für die folgende Bedarfsanalyse. Eine weitere Frage war, ob bereits gemeinsame und unternehmensübergreifende Datenpools genutzt werden. Knapp über 60 Prozent der Teilnehmer gaben hierbei an, in diesem Zusammenhang noch keine Erfahrungen gemacht zu haben. Die etwa 40 Prozent der Befragten, die bereits unternehmensübergreifend Daten genutzt haben, taten dies im Rahmen von Kennzahlenvergleichen mit einfachen statistischen Auswertungen. Weitergehende Anwendungsfelder der kollaborativen Datennutzung, wie etwa die aktive Nutzung von Daten Dritter zur Schließung eigener Datenlücken, gingen aus den Antworten nicht hervor. Der Anwendungsfall mit den meisten Nennungen war die Gas- undWasserstatistik des DVGW. Bei der Frage, wo die Teilnehmer mit ihrer eigenen Datenbasis an Grenzen stoßen, um gewünschte Auswertungen auszuführen, war die am häufigsten gegebene Antwort, dass allgemein keine ausreichende Datenbasis vorhanden sei, insbesondere für alte Betriebsmittel. Die Befragungsteilnehmer wurden anschließend gebeten, konkrete Anwendungsfälle anzugeben, für die sie einen Mehrwert bei der gemeinsamen Nutzung eines unternehmensübergreifenden (anonymisierten) Datenpools für das Asset-­ Management imGegensatz zur ausschließlichen Nutzung unternehmenseigener Daten sehen. Hier stachen insbesondere der Vergleich mit anderen Unternehmen zur Plausibilisierung eigener Daten, das Heranziehen weiterer Daten für belastbarere Analysen sowie die Prognose auf Basis von Kennzahlen und Funktionen heraus. Neben den technischen Analysen spielt zudem die Wirtschaftlichkeit in Form von Kostenkennzahlen und -analysen eine wichtige Rolle. Hinsichtlich einer kostenpflichtigen Nutzung einer kollaborativen Datenplattform äußerte % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % % Anzahl an Nennungen (n = ) Das Thema wird nicht explizit verfolgt. EINE Person beschäftigt sich UNTER ANDEREM mit dem Asset-Management. MEHRERE Personen beschäftigen sich UNTER ANDEREM mit dem AssetManagement. EINE Person beschäftigt sich AUSSCHLIESSLICH mit dem AssetManagement. MEHRERE Personen beschäftigen sich AUSSCHLIESSLICH mit dem AssetManagement. Es gibt eine eigene Abteilung/ Organisationseinheit zum AssetManagement mit mehreren Personen. Abb. 2: Organisatorische Verankerung des Asset-­ Managements unter den befragten Versorgungs- unternehmen Quelle: IWW/TZW 16 energie | wasser-praxis 02/2023 O R G A N I S AT I O N & M A N A G E M E N T

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