DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2023

energie | wasser-praxis 08/2023 www.energie-wasser-praxis.de energie | wasser-praxis 08 Zukunft | Trinkwasser Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel Gas | Versorgung Vorbereitung eines Verteilnetzes auf eine Gasmangellage Trinkwasser | Speicher Anspruchsvolle Sanierung eines Hochbehälters bei Oerlinghausen 74. Jahrgang | August 2023 | ISSN 1436-6134 Stark in die Zukunft: gat | wat 2023 in Köln Geopress K Geopress K Gas Wasserstoffgeeignet! GESCHAFFEN FÜR DIE ENERGIEVERSORGUNG DER ZUKUNFT. viega.de/Geopress-Systeme

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www.gat-wat.de Nutzen Sie die Zeit zum Austausch, treffen Sie auf unsere Nachwuchskräfte und testen Sie Ihr Energie-Level. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! DVGW |BDEW-Gemeinschaftsstand B26, DVGW Young Point D21 und DVGW-Forschungsfläche A30! Besuchen Sie uns auf den DVGW Messeständen. im Rahmen der gat | wat 2023 6. – 7. September 2023, Koelnmesse Praktiker Tage

Mit Tempo stark in die Zukunft! Liebe Leserinnen und Leser, Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Resilienz sind die dominierenden Themen der Energie- undWasserbranche. Dabei sind und bleiben die Herausforderungen enorm. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine nehmen Komplexität und Dynamik durch externe Einflüsse immer stärker zu. Als Folge macht diese Gemengelage einen noch zügigeren Wandel der von unserer Branche betriebenen Infrastrukturen und Versorgungsleistungen notwendig. Tempo lautet also das Gebot der Stunde. So ist im Bereich der Energieversorgung 2023 das entscheidende Jahr fürWasserstoff. Esmuss uns jetzt gelingen, denEnergieträger politisch und technologisch im Energieversorgungssystem Deutschlands so zu verankern, dass eine Wasserstoffwirtschaft in allen Verbrauchssektoren – Wärme, Industrie und Mobilität – möglich wird. Dabei kommt uns zugute, dass wir als Gasbranche schon wichtige Vorarbeiten geleistet haben: So konnte etwa im Rahmen eines Forschungsprojekts die Eignung der verbauten Stahlrohrleitungen für den Transport von Wasserstoff nachgewiesen werden. Darüber hinaus entwickelt und veranschaulicht die DVGW-Innovationsforschungmit zahlreichenDemonstrations- und Pilotprojekten neue Technologien und Standards, die als Basis für eine zukunftsfähige und sozialverträgliche Ausgestaltung eines nachhaltigen und resilienten Energiesystems fungieren können. Bereits 2022 hat mit dem Gasnetzgebietstransformationsplan die Planung für ein flächendeckendes Wasserstoffnetz, das sich aus dem heutigen Gasnetz herausentwickelt, begonnen. Im Frühjahr 2023 startete die zweite Planungsphase. Diese Planung wird als Bestandteil im Wärmeplanungsgesetz festgeschrieben werden. Auch imGebäudeenergiegesetz findenWasserstoffund Gastechnologie generell eine prominente Erwähnung als Zukunftsoptionen zumHeizen auch von Individualgebäuden. Und schließlich hat sich die Erkenntnis Bahn geschlagen, dass Deutschland ein politisch gewolltes Wasserstoff-Ferntransportnetz benötigt, das im EnWG verankert und in wenigen Jahren mit mehr als 11.000 km Länge gebaut werden wird. Auch in der Wasserversorgung nehmen angesichts der Folgen des Klimawandels die Herausforderungen zu. Nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels, sondern auch gesellschaftliche, politische und ökonomische Veränderungen haben Auswirkungen auf das Wasserdargebot und den Wasserbedarf in Deutschland. Die zurückliegenden sehr heißen und trockenen Jahre haben deutlich gemacht, dass sich die Trinkwasserversorgung in Deutschland diesbezüglich weiterentwickeln muss, um auch in Zukunft Bevölkerung und Industrie sicher zu versorgen. Daher ist es auch imWassersektor erforderlich, strukturierteMaßnahmen zeitnah einzuleiten. Von entscheidender Bedeutung sind hier verbindliche politische Entscheidungen. Mit der kürzlich vom Bundeskabinett verabschiedeten „Nationalen Wasserstrategie“ sowie der neuen Trinkwasserverordnung wurden erste wichtige Schritte in die richtige Richtung gemacht. Jedoch sind neben diesen politischen Weichenstellungen auch finanzielleMittel vonnöten, umPlanung und Realisierung einer Vielzahl von lokalen und überregionalen wasserwirtschaftlichen Infrastrukturprojekten stemmen zu können. Was verbindet die zurückliegenden und gegenwärtigen herausfordernden Ereignisse? In ihnen zeigt sich einmal mehr die enorme gesellschaftliche, politische und ökonomische Bedeutung der Energie- und Wasserversorgung. Die aktuellen Debatten mit Blick auf den Wert einer sicheren Wasserversorgung, eine nachhaltige, resiliente und zugleich finanzierbare Zukunft der Energieversorgung für Industrie und Haushalte sowie die sich neu entwickelndenWertschöpfungsketten rund umWasserstoff geben Anlass für Austausch, Diskussionen, Kooperationen. Auf besondere Weise verbindet der am 6. und 7. September 2023 in Köln stattfindende gat | wat-Kongress dabei die politischen und strategischen Themenmit der technischen Perspektive: Das, was politisch und ökonomisch gewollt ist, wird hier unter dem Motto „Stark in die Zukunft“ auch ins Licht des Machbaren gestellt. Dies setzt sich nahtlos fort im neuen Praktiker-Forum: Die gat | wat bietet 2023 mit einem durchgängigen technisch-fachlichen Programm über zwei Tage imHerzen der großen Fachausstellung parallel zum Kongress allen Besucherinnen und Besuchern zusätzliche Inhalte. Und weil uns alle neben der Systemrelevanz auch eine ausgesprochene Kommunikationsfreudigkeit eint, haben wir mit der gemeinsamen Abendveranstaltung am ersten Kongresstag eine zentrale Möglichkeit zumNetzwerken, Austauschen, Projekte anbahnen oder einfach nur Wiedersehen geschaffen. In diesem Sinne freuen wir uns auf Euch und Sie im September in Köln! Ihr Gerald Linke und Wolf Merkel 3 E D I T O R I A L energie | wasser-praxis 08/2023

I N H A LT 0 8 / 2 0 2 3 56 Titel Quelle: Björn Wylezich/stock.adobe.com 50 Ansatz zur emissionsarmen Wartung von Gasdruckregel- und Messanlagen 56 Anspruchsvolle Sanierung eines Trinkwasser-Hochbehälters 72 Integrierte Grundwasserbewirtschaftung im Hessischen Ried 128 Ich mach was mit … 50 3 | EDITORIAL 6 | NACHRICHTEN 14 | Leitveranstaltung der Energie- und Wasserwirtschaft vom 6. bis 7. September in Köln 18 | „Es geht nicht nur um die Transformation unserer Netze, sondern auch um jene in unseren Köpfen!“ • Die Redaktion im Gespräch mit DVGW-Präsident Jörg Höhler 26 | Programmablauf 30 | Hallenplan 32 | Ausstellerverzeichnis 42 | Praxis & Produkte TECHNIK 50 | Arbeiten an Gasdruckregel- und Messanlagen – Durchführung von emissionsfreier Funktionsprüfung und emissionsarmer Wartung • Jens Zschutschke 56 | Sanierung des Trinkwasser-Hochbehälters Menkhauser Berg • Dominik Flint ORGANISATION & MANAGEMENT 60 | Zukunftsprojekt Wasserversorgung: Konsequenzen und Maßnahmen im Versorgungsgebiet des Wasserwerks der Stadt Melle • Klaus Leimbrock, Hilger Schmedding 66 | Regionale Grundwassererkundung unter Berücksichtigung des Klimawandels mit GIS-AHP-Ensembles • Dr.-Ing. Konstantin W. Scheihing, Dr. Christine Kübeck, Uwe Sütering 72 | Nachhaltige Wasserversorgung in Zeiten des Klimawandels – die Integrierte Grundwasserbewirtschaftung im Hessischen Ried • Nicole Staude 77 | Notwendige Maßnahmen zur Klimaanpassung und für eine resiliente Wasserversorgung in Bayern • Dr.-Ing. Hermann Löhner 72 128 gat | wat 2023 in Köln Ab Seite 14 4 energie | wasser-praxis 08/2023

Beilagenhinweis: Einem Teil dieser Ausgabe liegt eine Beilage der MEORGA GmbH bei. 82 | Klimaresiliente Weiterentwicklung des Trinkwasserzukunftskonzeptes für die Region Leipzig • Dr. Ulrich Meyer, Laslo Städtler, Sven Mauder, Dr. Andreas Marx 86 | Zertifizierung nach dem Regelwerk VDE-AR-N 4221 „Mindestanforderungen an ausführende Unternehmen in der Kabellegung“ • Jan Feldhaus FORSCHUNG & ENTWICKLUNG 92 | Gasmangellage – Vorbereitung eines Gasverteilnetzes auf den Ernstfall • Michael Wupperfeld, Josephine Glandien, Jonas Sperlich, Maik Hoffmann, Jens Hüttenrauch 98 | Wasserstofftransformation des Gasverteilnetzes der schwaben netz • Jonas Sperlich, Christopher Knorr, Jens Hüttenrauch, Philipp Kalhammer, Dr. Harald Pointner, Anselm Pfitzmaier TECHNISCHE REGELN & NORMEN 102 | Anforderungen an die Qualifikation und die Organisation zum Betrieb von Gasanlagen auf Werksgelände • Kai-Uwe Schuhmann 103 | Hygiene in der Trinkwasserinstallation – Teil 4: Verhütung, Erkennung und Bekämpfung von Kontaminationen mit Pseudomonas aeruginosa • Dr. Karin Gerhardy 103 | Hygiene in der Trinkwasser-Installation – Teil 7: Herstellung, Inverkehrbringen, Transport, Lagerung, Montage und Inbetriebnahme von Druckerhöhungsanlagen als vollständige Aggregate • Christoph Theelen 104 | Aufruf zur aktiven Mitarbeit: DIN 3434:2012-06 / DIN 3435:2012-06 / DIN 3436:2012-06 • Michael Schwenk 105 | Ankündigung zur Fortschreibung des DVGW-Regelwerks 105 | Fortschreibung des DVGW-Regelwerks DVGW AKTUELL 108 | Mit fachlichen und personellen Informationen und Nachrichten aus der Vereinsarbeit sowie Terminen und Veranstaltungen VERANSTALTUNGEN 126 | DVGW-Veranstaltungsvorschau für August und September 2023 ARBEITS | welten 128 | Ich mach was mit Kommunikationsnetzen BILDUNGS | welten 130 | Nachwuchsförderung – und wie wir die Neugier junger Menschen für die Branche wecken SERVICE 132 | Stellen 133 | Rohrleitungsbauunternehmen 134 | Bezugsquellen 138 | Impressum Spannende Werbe-Ideen für 2023: shop.wvgw.de 5 energie | wasser-praxis 08/2023

Wasserwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Klimawandel und Klimaschutz BDEW, DVGW, DWA und VKU zeigen Lösungen und Handlungsoptionen auf F Die Folgen des Klimawandels und Anforderungen an den Klimaschutz fordern die Wasserwirtschaft heraus – BDEW, DVGW, DWA und VKU zeigen in einem Positionspapier Lösungen und Handlungsoptionen für Klimaresilienz und Klimaschutz auf. Im gemeinsamen Positionspapier verweisen die Verbände auf den geringen Anteil des emissionsrelevanten Energieverbrauchs der Wasserver- und Abwasserentsorgung. Dennoch verfolgen die Betreiberunternehmen intensiv Projekte zur Energieeinsparung, Energieeffizienz und Klimaneutralität. BDEW, DVGW, DWA und VKU betonen dazu: „In Zukunft wird die Branche ihren Beitrag zur Minderung dieser Emissionen weiter verstärken, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen benötigt die Wasserwirtschaft jedoch politische und gezielte finanzielle Unterstützung.“ Entscheidend für eine wirksame Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen in der Wasserwirtschaft ist es, zukünftig stärker als bisher Verschmutzungen bereits an der Quelle zu vermeiden. Andernfalls machen aufwendige und energieintensive Verfahren in der Aufbereitung des Wassers bzw. zur Klärung des Abwassers Investitionen in Energieeinsparungen zunichte. Außerdem gewinnt die konsequente Anwendung des Vorsorge- und Verursacherprinzips angesichts der Quantität von Wasserressourcen immer mehr an Bedeutung. In Zeiten längerer und extremerer Trockenperioden muss der öffentlichen Wasserversorgung entsprechend der bestehenden Regelung imWasserhaushaltsgesetz Vorrang vor anderen Nutzungen und Bewirtschaftungsaspekten eingeräumt werden, um die lebensnotwendige und im Hinblick auf Hygiene erforderliche Daseinsvorsorge der Bevölkerung sicherzustellen. Eine entscheidende Rolle für die Klimaresilienz spielt die Anpassung und weitere Vernetzung der Infrastrukturen. Bei wasserwirtschaftlichen Vorhaben sind behördliche Genehmigungsverfahren zu verkürzen bzw. zu beschleunigen. Darüber hinaus muss die Herstellung notwendiger überregionaler Verbindungen von Wasserversorgungssystemen über Fernwasserleitungen politisch unterstützt und wirtschaftlich gefördert werden. Eine gute Risikovorsorge schließt u. a. die Stärkung und den Aus- bzw. Umbau der Wasserinfrastruktur ein. Bei städtebaulichen Planungen muss ein Paradigmenwechsel erfolgen: weg von der Wasserabführung hin zu lokaler Wassererhaltung und Versickerung. VERANSTALTUNGSTIPPS GW 120: 19. September 2023, online GW 130: 20. September 2023, online Digitale Netzdokumentation Die Veranstaltungsreihe bildet die einheitlichen Standards für Versorgungsunternehmen zur Erstellung einer qualitativen digitalen Netzdokumentation ab. Neben der inhaltlichen Darstellung der Merkblätter erfahren Sie alles rund umMethoden und Werkzeuge sowie zu Strategien der Qualitätssicherung. www.dvgw-kongress.de/digitalenetzdokumentation 14. November 2023, online Prüfung von Energieanlagen auf Explosionssicherheit gemäß BetrSichV Nach der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), §§ 15, 16 und Anhang 2, Abschnitt 3, Nrn. 4.1 und 5.1, sind Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen vor der erstmaligen Inbetriebnahme, nach prüfpflichtigen Änderungen und wiederkehrend mindestens alle sechs Jahre auf Explosionssicherheit zu prüfen. Diese Veranstaltung vermittelt kompakt die Anforderungen an die Prüfung von Energieanlagen der Gasversorgung. www.dvgw-kongress.de/explosionsschutz 15. November 2023, online H2-Sicherheit Wasserstoff ist „zündfreudig“ und flößt Respekt ein – dabei ist sein Einsatz genauso sicher wie der von Öl oder Erdgas. Kenntnisse der sicherheitsrelevanten Faktoren rund um die Anwendung des gasförmigen Elementes helfen bei der Gefahrenvorbeugung. Lernen Sie in diesem Seminar die physikalischen Eigenschaften von Wasserstoff kennen, das Materialverhalten bei seinem Einsatz und die damit einhergehenden Gefahrenquellen. www.dvgw-kongress.de/h2-sicherheit/ 6 energie | wasser-praxis 08/2023 N A C H R I C H T E N

15. B.KWK-Kongress 2023 Kraft-Wärme-Kopplung – Rückgrat der Energiewende F Zum 15. Mal lädt der Bundesverband Kraft-WärmeKopplung e. V. (B.KWK) am 13. und 14. September 2023 zum B.KWK-Kongress in die Hauptstadt ein. Die Veranstaltung startet mit einer Podiumsdiskussion über aktuelle Rahmenbedingungen der Energiewende. Ein Netzwerkabend in entspannter Atmosphäre schließt sich an. Mit innovativen Praxisbeispielen aus Industrie und kommunaler Versorgung, einer Diskussion zumThema Bauen, Wohnen, Wärme und Beiträgen rund um erneuerbare Brennstoffe sowie Recht und Gesetz bildet der B.KWK-Kongress die Themen dieser Zeit ab und bietet Raum für ausgiebigen Austausch! Für 8 Jahre... ... wurde der Masterstudiengang „Gewässerkunde und Wasserwirtschaft“ erfolgreich akkreditiert. Als Kooperationsprojekt der Universität Koblenz, der Hochschule Koblenz und der Bundesanstalt für Gewässerkunde heißt der Studiengang Interessierte ab dem kommenden Wintersemester willkommen. Parallel dazu startet auch der gleichnamige Bachelor-Studiengang. Das Bachelor-Studium vermittelt natur- und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen in den Bereichen Hydrologie, Gewässerkunde und Wasserwirtschaft und qualifiziert die Absolventinnen und Absolventen für einen Beruf in Ingenieurbüros, bei Versorgern, Verbänden und Behörden im Wassersektor oder für das gleichnamige weiterführende Studium. Im Master-Studiengang kommen dann fachliche, methodische wie auch soziale Kompetenzen hinzu, um an der Lösung komplexer Fragestellungen bei der Nutzung aquatischer Ökosysteme und Wasserressourcen mitzuwirken. Als Ziel der Studiengänge geben die drei Partner an, mit Blick auf die Herausforderungen im wasserwirtschaftlichen Bereich Fachleute in einem der Zukunftsfelder des 21. Jahrhunderts auszubilden. ZAHL DES MONATS +INFORMATIONS-PLUS Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie unter www.bkwk-kongress.de. WENN TECHNOLOGIE DEN UNTERSCHIED MACHT ... KROHNE DRUCKMESSTECHNIK – FÜR DEN FEINEN UNTERSCHIED Erfahren Sie mehr über die OPTIBAR Serie: druckmesstechnik-wasser.krohne.com • Leckagesichere, korrosions- beständige Konstruktion ohne Füllöl – keine Kontamination • Robustes Produktdesign für rauen Betrieb und Druckstöße – hohe Überlastfestigkeit und Langzeitstabilität • Schnelle Inbetriebnahme und niedrige Gesamtbetriebskosten • Zahlreiche Kommunikationsoptionen: HART 7, FF, PA, Bluetooth, IO-Link • Breite Auswahl an branchen- spezifischen Drucktransmittern, Druckmittlern und Wirkdruckgebern energie | wasser-praxis 08/2023

Quelle: World Energy Council Weltenergierat: Aktuelle Ausgabe „Energie für Deutschland“ veröffentlicht Neuausrichtung der Gas- und Wasserstoff-Infrastruktur in Nordwesteuropa F Der Weltenergierat informiert mit der „Energie für Deutschland“ jährlich über aktuelle und relevante Energiefragen in Deutschland, Europa und der Welt. Mit Fakten, Perspektiven und Positionen informiert die Broschüre zur nationalen und internationalen Energieversorgung. Das diesjährige Schwerpunktthema „Neuausrichtung der Gas- und Wasserstoff-Infrastruktur in Nordwesteuropa“ ist hochaktuell: Das Kapitel beschäftigt sich mit der gegenwärtigen Nutzung, der regionalen Erzeugung, der Importinfrastruktur und dem Speicher von Wasserstoff. In einem Ausblick wird zudem der zukünftige Wasserstoffbedarf prognostiziert. GWI und SAACKE starten Projekt zur Nutzung von grünem Ammoniak Grüner Ammoniak – ein „neuer“ Brennstoff für die energieintensive Industrie Quelle: konstan/stock.adobe.com F Die Reduzierung der CO2-Emissionen, die Erreichung der Klimaziele, der Kohleausstieg, die Einbindung erneuerbarer Energien und die gleichzeitige Sicherstellung der Energieversorgung stellen die großen Herausforderungen der nächsten Jahre dar. Gerade für Nordrhein-Westfalen als einen der Standorte mit den energieintensivsten Industrien in Deutschland müssen alternative Konzepte entwickelt, ausgearbeitet und umgesetzt werden. Das Gas- und Wärme-Institut Essen e. V. (GWI) und die SAACKE GmbH starten vor diesem Hintergrund ein Forschungsvorhaben zur Nutzung von grünem Ammoniak (NH3) als klimafreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen. ImRahmen des Projektes „Green-NH3 – CO2-neutraler Kessel“ werden die Möglichkeiten und Potenziale einer NH3-Nutzung in Kesselanwendungen geprüft und untersucht. Dazu gehören Grundlagenuntersuchungen, die Entwicklung eines schadstoffarmen Verbrennungssystems und die Übertragung auf reale Anlagen mithilfe von CFD-Simulationen (CFD = Computational Fluid Dynamics). Die resultierenden Erkenntnisse werden im Anschluss verwendet, um aus den vorhandenen Prototypen ein serienreifes Brennersystem zu entwickeln. Der Einsatz von grünem Ammoniak kann für energieintensive Industrien eine Alternative zu fossilen Brennstoffen, aber auch zu Wasserstoff sein. Daher wird das Projekt durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Klimaschutz und Energie des Landes NordrheinWestfalen gefördert und von Currenta, Bayer und Covestro als assoziierte Partner unterstützt. 8 energie | wasser-praxis 08/2023 N A C H R I C H T E N

DVGW-CEO Gerald Linke: „Wir unterstützen die in der NWS angelegte Entwicklung einer Importstrategie für Wasserstoff“ Bundeskabinett verabschiedet Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie F Die Regierungskoalition des Bundes erhöht ihre Ambitionen beim Aufbau eines Wasserstoffnetzes. Festgehalten sind die neuen Ziele in der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS), die das Bundeskabinett am 26. Juli 2023 beschloss. Der Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau der Wasserstoff-Netzinfrastruktur. So soll bis 2027/28 ein Wasserstoffstartnetz mit mehr als 1.800 Kilometer Länge entstehen. Basis sollen überwiegend bestehende und dann umgewidmete Erdgasleitungen sein. Ein Teil der Leitungen soll auch neu gebaut werden. Geplant sind europaweit in etwa 4.500 zusätzliche Kilometer. Bis 2030 sollen dann alle großen Erzeugungs-, Import- und Speicherzentren mit relevanten Abnehmern verbunden sein. Weiterer Schwerpunkt der NWS ist eine Wasserstoffimportstrategie. Nach Einschätzung der Bundesregierung wird Deutschland rund zwei Drittel seines Wasserstoffbedarfs durch Importe aus entsprechend vielen Quellen decken müssen. Wasserstoffpartnerschaften mit Ländern, die gute Voraussetzungen zur Produktion von grünem Wasserstoff haben, sollen den Weg für Importe ebnen. „Mit der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung einen weiteren Impuls zum Aufbau einer nationalen Wasserstoffwirtschaft gesetzt. Positiv ist, dass darin alle Anwendungsbereiche (Industrie, Verkehr, Strom, Wärme) sowie eine breite Farbpalette des Wasserstoffs einbezogen werden“, sagte der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Gerald Linke. Der DVGW unterstütze die in der NWS angelegte Entwicklung einer Importstrategie für Wasserstoff. Zu der Frage, welche Transportoptionen und Prozessketten jeweils zielführend sind, habe man Studien und Analysen durchgeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse sollten in den Strategieprozess einfließen, so Linkes Forderung. Noch in diesem Jahr will die Bundesregierung das Energiewirtschaftsrecht ändern, um die Grundlage für ein Wasserstoffkernnetz zu schaffen. Es soll kürzere, einfachere und digitalisierte Genehmigungsverfahren geben. Dafür plant die Regierung 2023 ein Wasserstoffbeschleunigungsgesetz. Dazu Gerald Linke: „Aufgrund der geänderten wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen wird Wasserstoff deutlich früher in einem größeren Umfang benötigt, um die Klimaschutzziele sicher zu erreichen, die Diversifizierung der Energieimporte zu unterstützen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Daher befürworten wir das im Rahmen der NWS-Fortschreibung noch für dieses Jahr geplante Wasserstoffbeschleunigungsgesetz sowie den Bau von neuen, wasserstofffähigen Kraftwerken.“ Hier benötige man schnell tragfähige Lösungen, da Kraftwerke, die heute ausgeschrieben werden, frühestens im Jahr 2030 ans Netz gingen, so Linke. Nach Prognosen des Bundeswirtschaftsministeriums wird der Gesamtbedarf an Wasserstoff 2030 bei 95 bis 130 Terawattstunden liegen. Dies entspricht rund drei Prozent des jährlichen Primärenergieverbrauchs, also des Energiegehalts aller in Deutschland eingesetzten Energieträger. Bis 2045, wenn Deutschland klimaneutral sein soll, sind laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck 500 bis 600 Terawattstunden nötig. Habeck sagte im Anschluss an die Kabinettsitzung am 26. Juli, dass Wasserstoff nach dem Ausbau der Stromnetze und der erneuerbaren Energien die „nächste große Geschichte“ sei, die Deutschland brauche, um bis 2045 klimaneutral zu werden. Quelle: SmirkDingo/stock.adobe.com Aufgrund der geänderten wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen wird Wasserstoff deutlich früher in einem größeren Umfang benötigt, um die Klimaschutzziele sicher zu erreichen. Prof. Dr. Gerald Linke 9 energie | wasser-praxis 08/2023

TZW und IWW: Projekt Zukunft der mikrobiellen Risikobewertung Umfrage und Workshop zur Zukunft der mikrobiellen Risikobewertung +INFORMATIONS-PLUS Hier geht’s zur Umfrage: http://tzw.de/ blog-details/detail/umfrage-qmr Quelle: TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser FZur routinemäßigenÜberwachung des Trinkwassers auf hygienische Verunreinigungen wird in Deutschland das Indikatorprinzip angewendet, wobei die potenzielle Anwesenheit von fäkalen Krankheitserregern über den Nachweis von fäkalen Indikatororganismen detektiert wird. Dieses Konzept stößt an einigen Stellen an seine Grenzen, sodass zu prüfen ist, ob die hygienische Sicherheit des Trinkwassers durch andere methodische Vorgehensweisen garantiert werden sollte. Das Projekt Zukunft der mikrobiellen Risikobewertung (Zukunft QMR) stellt die verschiedenen methodischen Bewertungsansätze zusammen und vergleicht sie. Neben dem Methodenvergleich werden auch Erfahrungswerte aus der Praxis der Wasserversorgung abgefragt. Als Bestandteil des DVGW-Zukunftsprogramms Wasser wird das Projekt im Jahr 2023 gemeinsam von TZW und IWW bearbeitet. Sie arbeiten bei einem Wasserversorgungsunternehmen und befassen sich mit der Trinkwasserqualität? Dann nehmen Sie an unserer Umfrage teil! Durch die Teilnahme einer breiten Basis von Versorgungsunternehmen soll eine gute statistische Aussagekraft gesichert werden. Der Zeitaufwand für die OnlineUmfrage beträgt ca. 15 Minuten und kann bis Ende September 2023 erfolgen. Ein Workshop zur Diskussion dieses Themas und der Ergebnisse der Umfrage wird am 6. Oktober 2023 am TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe stattfinden (Anmeldung in Kürze unter www.tzw.de). Bevorstehende Heizperiode 2023/24 Deutsche Gasspeicher bereits jetzt zu 84 Prozent gefüllt F Zu Beginn des Spätsommers sind die Erdgasspeicher in Deutschland bereits wieder gut gefüllt. Ende Juli lag der Füllstand nach vorläufigen Daten des europäischen Gasspeicherverbands GIE bei 84,25 Prozent. Im Vorjahr war ein vergleichbarer Wert erst am 1. September erreicht worden. „Werden die Einspeicherungen in der aktuellen Gleichmäßigkeit fortgesetzt, könnte die Füllstandsvorgabe von 95 Prozent bereits im August erreicht werden, und eine vollständige Befüllung wäre schon im September möglich", sagte der Geschäftsführer der Initiative Energien Speichern (Ines), Sebastian Bleschke, der Deutschen Presse-Agentur Ende des vergangenen Monats. Eine im Jahr 2022 während der Gaskrise eingeführte Verordnung sieht vor, dass die Gasspeicher am 1. September zu 75 Prozent, am 1. Oktober zu 85 Prozent und am 1. November zu 95 Prozent gefüllt sein sollen. Zuletzt war am 14. November 2022 in Deutschland ein Füllstand von 100 Prozent verzeichnet worden. ImWinter nehmen die Füllstände üblicherweise ab, nach dem Ende der Heizperiode wieder zu. Die Menge des in den Speichern gelagerten Erdgases entspricht bei 100 Prozent Füllstand nach früheren Angaben der Bundesregierung etwa dem Verbrauch von zwei bis drei durchschnittlich kaltenWintermonaten. Der geringste Füllstand des Jahres wurde am 17. März 2023 mit 63,6 Prozent verzeichnet, nach 24,6 Prozent am 17. März 2022. Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden, der bis April 2022 vom russischen Staatskonzern Gazprom kontrolliert wurde, war Ende Juli bereits zu gut 94 Prozent gefüllt. 10 energie | wasser-praxis 08/2023 N A C H R I C H T E N

INTERVIEW Neben den klassischen Arbeitssicherheitsthemen werden auch Exkurse in andere wichtige Themengebiete der Versorgungswirtschaft angeboten. Drei Fragen an Victoria Drechsel, technische Führungskraft bei der Wasserwerke Westfalen GmbH im Bereich PG Wassergüte und Services, zu den Thementagen Arbeitssicherheit, die vom 13. bis zum 14. September 2023 in Siegburg stattfinden werden. Redaktion: Das Angebot an Veranstaltungen zur Arbeitssicherheit ist groß. Was sind Ihre Beweggründe, dass Sie sich auch in diesem Jahr wiederholt für die Teilnahme an den Thementagen Arbeitssicherheit entschieden haben? Victoria Drechsel: Die gesetzlichen Anforderungen im Arbeits- und Gesundheitsschutz sind sehr umfangreich und verändern sich kontinuierlich. Anhand der praxisbezogenen Vorträge erhalte ich bei den Thementagen Arbeitssicherheit wertvolle Tipps zur Umsetzung im Unternehmen und werde gleichzeitig über aktuelle Neuerungen informiert. Darüber hinaus werden Hilfestellungen zur Etablierung einer rechtskonformen Unternehmensorganisation gegeben, die gerade für TSM-geprüfte Unternehmen wertvoll sind. Das jährlich wechselnde, breit gefächerte und fachlich fundierte Programm bietet neben den klassischen Arbeitssicherheitsthemen auch Exkurse in andere wichtige Themengebiete der Versorgungswirtschaft. Die ausgewogenen Vorträge betrachten alle Facetten der Arbeitssicherheit: von rechtlichen Anforderungen bis zur praxisnahen betrieblichen Umsetzung. Die Dozentinnen und Dozenten überzeugen dabei durch ihre fachliche Qualität und ihr Expertenwissen. Redaktion: Sie sprachen von einem jährlich wechselnden Programm. Was sind Ihre diesjährigen Highlights? Drechsel: Für mich sind Erfahrungsberichte anderer Unternehmen interessant. Ich bin z. B. gespannt auf den Vortrag von Daniel Ludwig von der e-regio über die Krisenbewältigung bei der Flutkatastrophe an der Ahr. Auch vom Vortrag von Dr. Sann-Ferro des VDE zum Thema Lithiumionen-Akkus erhoffe ich mir wertvolle Informationen für das betriebliche Sicherheitskonzept. Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Unternehmen bin ich ebenso auf die Erfahrungswerte von Markus Schleyer von den Stadtwerken Karlsruhe gespannt. Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine gute Mischung an Fachthemen, die auch über die Arbeitssicherheit hinausgehen. Redaktion: Was ist Ihr Fazit aus den Veranstaltungen der vergangenen Jahre? Drechsel: Die Thementage Arbeitssicherheit sind für mich zu einer wertvollen Unterstützung geworden. Neben den Fachvorträgen ist mir der Austausch mit den Referenten und Teilnehmenden sehr wichtig. Die entspannte Atmosphäre während der Veranstaltung und beim gemeinsamen Abendessen am 1. Veranstaltungstag tut ihr Übriges. Aber genau das macht für mich die Veranstaltung aus. Ich kann kompetente Referenten kennenlernen, die mein Netzwerk adäquat ergänzen und hilfreiche Tipps für mein Tagesgeschäft mitnehmen. Quelle: c. harmata +INFORMATIONS-PLUS Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten zu den Thementagen Arbeitssicherheit finden Interessierte unter www.dvgw-sc.de/leistungen/veranstaltungen/. 11 energie | wasser-praxis 08/2023

Strommarkt-Design EU-Parlament beschließt Reform des Strom-Marktes F Das Europaparlament will die Strompreise für Haushalte und Unternehmen langfristig senken und stabil halten. Der Industrieausschuss des Parlaments einigte sich dafür Ende Juli auf ein neues Strommarkt-Design in der EU. Danach sollen Wind- und Solarparkbetreiber langfristige Abnahmegarantien zu vorher festgelegten Preisen vom Staat bekommen können. Im Gegenzug sollen sie ihren Strom auch bei hohen Marktpreisen zu günstigen Konditionen abgeben. Dies soll die Strompreise der Endkunden dämpfen und eine Situation wie während der Energiekrise im vergangenen Jahr vermeiden, als die Preise in unerwartete Höhen stiegen. Eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken soll nach dem Willen des Parlaments jedoch nicht auf diese Weise gefördert werden. Möglicherweise wird Frankreich in den kommenden Verhandlungen aber genau darauf drängen. Der Grünen-Abgeordnete Michael Bloss betonte die sozialen Aspekte der Reform. So soll es den Stromanbietern verboten werden, säumigen Haushalten den Strom abzustellen. Auch soll Energie, die ein Haushalt oder ein Unternehmen mit der Solaranlage auf dem Dach selbst produziert hat, an andere Nutzer weitergegeben werden können. Ebenso sollen Solaranlagen auf dem Balkon künftig eine bestimmte Menge Strom produzieren können, ohne dass Netzentgelte oder Steuern anfallen. Das Parlament muss nun in Verhandlungen mit dem Rat der 27 Mitgliedstaaten und der Kommission einen Kompromiss finden. Allerdings sind die Mitgliedstaaten noch uneins. Sie diskutieren darüber, ob auch die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken oder neue Gaskraftwerke vorangetrieben werden sollten. Beliebtes DBI-Fachforum Energiespeicher in neuem Gewand DBI-Fachforum Wasserstoff- Infrastruktur FAls sauberer und sicherer Energieträger leistet Wasserstoff einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Doch woher können wir Wasserstoff für Deutschland und Europa in ausreichender Menge sowie zu wettbewerbsfähigen Preisen beziehen? Wie gelangt der Energieträger zum Verbraucher? Wie kann die bestehende Infrastruktur effektiv genutzt werden? Und wo stehen wir im Transformationsprozess? Diese Fragen, aktuelle regulatorische Rahmenbedingungen, Trends und laufende regionale sowie überregionale Wasserstoffprojekte stehen im Mittelpunkt des DBI-Fachforums Wasserstoff-Infrastruktur vom 25. bis 26. Oktober in Leipzig. Die Hybrid-Veranstaltung verschafft Teilnehmenden einen Überblick über die gegenwärtigen Entwicklungen in Deutschland und Europa. Am ersten Veranstaltungstag widmen wir uns der Frage nach dem derzeitigen Ordnungsrahmen sowie den aktuellen Perspektiven für Wasserstoff und stellen überregionale Wasserstoffstrategien und -projekte vor. Darüber hinaus diskutieren unsere Referenten in einer spannenden Podiumsdiskussion zum Thema: „In welchen Sektoren nutzen wir zukünftig Wasserstoff und wie wird er bereitgestellt?“ Am zweiten Veranstaltungstag erfahren Teilnehmerinnen und Teilnehmer exklusive Ergebnisse aus laufenden und abgeschlossenen Projekten zum Thema Wasserstoff-Infrastruktur inkl. Untergrundgasspeicher. Außerdem findet eine interessante Exkursion in das Wasserstoffdorf im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen statt. Hier können Wasserstoff-Infrastruktur und Verwendungstechnologien zum Anfassen erlebt werden. +INFORMATIONS-PLUS Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie das Programm finden Sie auf der Website der DBI-Gruppe: www.dbi-gruppe.de Quelle: malp/stock.adobe.com 12 energie | wasser-praxis 08/2023 N A C H R I C H T E N

www.dvgw.de www.energie-wasser-praxis.de energie | wasser-praxis Das Wasserstoff-Dossier I Beiträge aus der DVGW energie | wasser-praxis der Jahre 2021–2023 Das Wasserstoff-Dossier I energie | wasser-praxis Umfangreiches H2-Kompendium als Beilage zur regulären Ausgabe F Zusätzlich zur regulären Ausgabe der DVGW energie | wasser-praxis hat der DVGW ein umfangreiches, zweibändiges Kompendium zum vielfältigen Themenkomplex „Wasserstoff“ erstellt. Das Kompendium enthält nahezu alle Fachbeiträge, Studienergebnisse Projektskizzen und Interviews, die in den Jahren 2021 bis Mitte 2023 in der DVGW energie | wasser-praxis erschienen sind. Ziel ist, die Vielfalt der Forschungsaktivitäten, die Bandbreite der Projekte und Demonstrationsvorhaben und die Dynamik der Entwicklung hin zu einem molekülbasierten nachhaltigen Energiesystem anhand einer Systematik sichtbar zu machen. Der vorliegende erste Band enthält daher Beiträge der Cluster „Forschung, Entwicklung & Organisation“ und „Normung & Regulatorik“. Der im September 2023 erscheinende zweite Band beinhaltet Beiträge der Cluster „Praxis“ und „Roadmap Gas 2050“. Zudem finden sich ergänzende Interviews in beiden Bänden. Alle Beiträge des Kompendiums geben den Wissensstand des ursprünglichen Veröffentlichungszeitpunktes wieder. Sie sind Ausdruck und Beleg des Engagements zahlreicher Menschen für eine ökologische, ökonomische und sozialverträgliche Transformation unserer Energiewelt. Viel Spaß bei der Lektüre! Reinz-Industrial.com reinz.industrie@dana.com Hotline: 0731 7046-777 REINZ-Dichtungs-GmbH, Neu-Ulm Wasserstoff Energieträger der Zukunft - sicher abdichten mit AFM 34 und AFM 30 ¬ Chemisch beständig gegen H2 ¬ H2-Gasdichtheit geprüft (EN 13555) © 2023 Dana Limited. All rights reserved. H 1 Wasserstoff 1,0080 2,2 0,09

2023 gilt als das entscheidende Jahr für Wasserstoff: Der Energieträger muss jetzt im Energieversorgungssystem Deutschlands verankert werden, und zwar so, dass eine Wasserstoffwirtschaft in allen Verbrauchssektoren – Wärme, Industrie und Mobilität – möglich wird. „Die Branche ist auf diesem Weg bereits weit vorausgegangen“, erklärt Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. Dazu gehören konkrete Pläne für die Praxis der Netztransformation sowie der wissenschaftliche Beweis, dass das Gasnetz Wasserstoff zu 100 Prozent speichern und transportieren kann. „Das Kerngerüst der Wasserstoffinfrastruktur und weitere Ausbaupläne haben unsere Mitgliedsunternehmen bereitgestellt. Die Regierung muss jetzt nachziehen und eilig Gesetze auf den Weg bringen, die Wasserstoff stärker als bisher mitdenken. Nur mit dem Grundsatz der Technologieoffenheit wird Deutschland ein leistungsfähiger Industriestandort bleiben“, betont Gerald Linke. Der DVGW-Leitkongress gat | wat vom 6. bis 7. September 2023 in Köln leistet einen wichtigen Beitrag, um technischen Fortschritt und politische Rahmenbedingungen zu diskutieren. Wichtige Impulse werLeitveranstaltung der Energie- und Wasserwirtschaft: gat | wat 2023 vom 6. bis 7. September in Köln DVGW: Höheres Tempo bei der Transformation von Infrastrukturen und Versorgung notwendig Quelle: DVGW Kongress GmbH/Nicolas Det, Jean-Luc Valentin Quelle: DVGW Kongress GmbH/Boris Trenkel 14 energie | wasser-praxis 08/2023

den bei der hochkarätig besetzten Veranstaltung vom neuen Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Philipp Nimmermann, erwartet. Zertifikat abgelaufen? Jetzt umstellen auf: KLINGERSIL® C-4240 Germany PR IMUS AWARD SIEGERin der Kategorie DICHTUNGEN Die Trinkwasserversorgung ohne Kompromisse – Prüfbestätigung nach Elastomerleitlinie bis März 2026 KLINGER GmbH, 65510 Idstein, Tel. +49 6126 40160, mail@klinger.de, www.klinger.de Konkret: H2-Realprojekte – technische Machbarkeit, Planungen und Kosten der Wasserstoffinfrastruktur 14:20–14:40 Uhr Planungsmethodik zur effizienten Ausgestaltung des Transformationsprozesses der Verteilnetze Andreas Imiolek Projektleiter TrafoHyVe, Stadtwerke Karlsruhe GmbH 14:40–15:00 Uhr H2ercules meets Industrie: Ein Infrastrukturprojekt für die H2-Herzkammer Europas Sabine Augustin Leiterin Unternehmensentwicklung, Politik & Kommunikation, Open Grid Europe GmbH 15:00–15:20 Uhr HyPipCo: H2-Pipeline für die Region mit Anbindung an nationale und internationale H2-Pipelines Carsten Krause Projektmanager, HyCologne Wasserstoff Region Rheinland e. V. 15:20–15:40 Uhr Wirtschaftlichkeit des Netzausbaus und -betriebs des Wasserstoffnetzes Mitteldeutschland Gert Müller-Syring Geschäftsführer, DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH muss an künftige Herausforderungen angepasst werden, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch in Zukunft leistungsfähig zu erhalten“, mahnt DVGW-Vorstand Dr. Wolf Merkel. Der DVGW hat zur Modernisierung von Leitungen und Anlagen Forschungsprojekte in seinem Zukunftsprogramm Wasser aufgesetzt. „Wir benötigen verbindliche politische Entscheidungen und finanzielle Mittel, die Forschung und Innovation zur Modernisierung der Infrastruktur ermöglichen. Zugleich brauchen wir ein stärkeres Bewusstsein, dass eine sichere Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser in Zukunft deutlich mehr Anstrengungen aller Beteiligten bedarf“, erklärt Wolf Merkel weiter. Die aktuellen Debatten mit Blick auf den Wert einer sicheren Wasserversorgung, eine nachhaltige, resiliente und zugleich finanzierbare Zukunft der Energieversorgung für Industrie und Haushalte sowie die sich neu entwickelnden Wertschöpfungsketten rund umWasserstoff geben Anlass für Austausch, Diskussionen und Kooperationen. Der gat | wat-Kongress Auch imWassersektor werden die Bedeutung moderner Infrastruktur und resilienter Versorgung für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft angesichts der Folgen des Klimawandels immer deutlicher. „Die Infrastruktur der Wasserversorgung Besuchen Sie die Berufswelten Energie & Wasser am DVGW Young Point Für ein breitgefächertes Angebot in der Nachwuchsförderung ist das Nachwuchs- und Karriereportal Berufswelten Energie & Wasser am DVGW Young Point (Stand D-21) vertreten. Studierende und Azubis haben die Möglichkeit, sich über Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten zu informieren und auf dem digitalen Jobboard den Arbeitsmarkt auszukundschaften. Einen weiteren Anlaufpunkt bieten die Berufswelten Energie & Wasser für Personalerinnen und Personaler aus den Branchenunternehmen: Welche Kooperationsmöglichkeiten gibt es? Wo lässt sich die Verbindung zwischen Nachwuchsförderung und Nachwuchsaktivitäten herstellen? Zu diesen Fragestellungen können Sie sich informieren und austauschen. INFORMATIONEN 15 energie | wasser-praxis 08/2023 V O R S C H A U

Quelle: DVGW Kongress GmbH/Nicolas Det Resilienz und Schutz Kritischer Infrastrukturen 09:00–09:20 Uhr Gemeinsames Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz – Bedeutung für die öffentliche Wasserversorgung Sandra Bachmann (stellv. Leiterin Gemeinsames Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz (GeKoB)/Ländervertreterin Niedersachsen) 09:20–09:40 Uhr Keine Resilienz ohne Cyber-Sicherheit – Sind Sie schon NIS-2-kompatibel? Dr. Timo Hauschild (Fachbereichsleiter Cyber-Sicherheit für Kritische Infrastrukturen, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)) 09:40–10:00 Uhr Kritikalitätsanalyse von Anlagen in der Wasserversorgung Dr. Ina Wienand (Referentin Abt. II. 4. Risikomanagement KRITIS, Schutzkonzepte, Wassersicherstellung, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)) 10:00–10:30 Uhr Diskussion: Resilienz und Schutz Kritischer Infrastrukturen Moderation: Dr. Hermann Löhner (Geschäfts- und Werkleiter, Fernwasserversorgung Franken) mit: Sandra Bachmann (GeKoB), Dr. Timo Hauschild (BSI) & Dr. Ina Wienand (BBK) INFORMATIONEN verbindet die politischen und strategischen Themen mit der technischen Perspektive: Das, was politisch und ökonomisch gewollt ist, wird auch hier ins Licht des Machbaren gestellt. Praktiker-Tage und Fachmesse Das neue Praktiker-Forum bietet ein durchgängiges technischfachliches Programm. Über zwei Tage erhalten Besucherinnen und Besucher der großen Fachausstellung Einblicke in die Neuerungen des technischen Regelwerks, Projekte und Technologie-Updates. Am zweiten Veranstaltungstag findet das etablierte Innovationsforum Wasserwirtschaft statt, eine Veranstaltung des Water Innovation Circle (WIC) von DVGW und DWA. Im Rahmen eines kompakten und praxisorientierten Transferformats können Anwender aus der Wasserwirtschaft an neuesten Erkenntnissen aus den Forschungsprogrammen von BMBF, DBU und DVGW partizipieren. „Wer an einem kompakten Update zum neuesten Stand von Forschung und Entwicklung zu akuten Betreiberthemen interessiert ist, sollte den Besuch des Innovationsforums Wasserwirtschaft auf der gat | wat einplanen“, betont Prof. Dr. Christoph Donner, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe und DVGWSprecher des WIC. In Messehalle 7 findet die große Fachausstellung der gat | wat statt. Hier haben die Kongress- und Messebesucherinnen und -besucher Gelegenheit, sich über die neuen Produkte und Dienstleistungen rund um den Netz- und Anlagenbetrieb zu informieren und direkt mit Herstellern und Dienstleistern zu interagieren. Abendveranstaltung Der erste Veranstaltungstag endet mit einem kommunikativen Abend in der Messehalle. In entspannter Atmosphäre können neue Kontakte geknüpft werden und die DVGWLandesgruppen freuen sich im Landesgruppen-Wirtshaus auf einen Besuch. Ehrung der Preisträgerinnen und -träger der DVGW- Studienpreise Gas und Wasser Im Rahmen der gat | wat 2023 werden die Preisträgerinnen und -träger des DVGW-Studienpreises Gas und Wasser auf der Bühne des Praktiker-Forums geehrt. Die Jury wählte die diesjährigen Siegerinnen und Sieger in einem mehrstufigen Verfahren aus zahlreichen Einreichungen aus. Seien Sie gespannt auf die ausgezeichneten Nachwuchskräfte und die prämierten Abschlussarbeiten. 16 energie | wasser-praxis 08/2023

5 haben Sie die Möglichkeit, die virtuelle Plattform zu besuchen und an verschiedenen OnlineFormaten teilzunehmen. 24.8.2023 14:00–16:00 Uhr Kongress- und Messeticket H2-Normungs- roadmap 14.9.2023 14:00–16:00 Uhr Kongress- und Messeticket Konsequenzen der EU-VO Methanemissio nen auf den Betrieb v G o a n sinfrastruktur 19.9.2023 14:00–16:00 Uhr Kongress- und Messeticket Kostenfrei buchbar Wasserstoff in Bestandsnetzen – Lessons learned aus Realprojekten und aktuelle Vorhaben 21.9.2023 14:00–16:00 Uhr Kongress- und Messeticket Lessons Learned – Europäische H 2- Vorzeigeprojekte 29.8.2023 14:00–16:00 Uhr Kongress- und Messeticket Kommunale Wärmeplanung: Prüfstein der Energiewende Seite 19 Seite 6-13 Seite 21 Seite 20 Seite 20 6. und 7.9.2023 in Köln Kongress- und Messeticket 7.9.2023 9:30–10:30 Uhr Kongressticket Deloitte Workshop: Ansätze zur Transformation von Gasnetzen ONLINE ONLINE LIVE Start Online-Plattform 21.08.2023 Ende Online-Plattform 29.09.2023 l Neuordnung der Energieversorgung und Versorgungssicherheit – worauf muss sich die Branche einstellen? l Klimaneutrale Industrie – Anforderungen an H2-Bereitstellung und Infrastruktur l Perspektiven für die leitungsgebundene Wärmeversorgung l Update Wasserstoffhochlauf – wo stehen wir regional, national und europaweit? l H2-Infrastruktur – Status zu Machbarkeit, Planungen und Kosten l Zukunft Wasser l Nationale Umsetzung der EU-Trinkwasserrichtlinie l Wasserverfügbarkeit und Wassernutzungskonflikte l Wasserqualität l Resilienz und Schutz Kritischer Infrastrukturen l Digitalisierung in der Wasserversorgung l Asset-Management und ergänzende Technologien THEMENSCHWERPUNKTE LIVE IN KÖLN gat wat Online-Events Die Präsenzveranstaltung wird auch in diesem Jahr durch ein umfangreiches Online-Programm ergänzt. Vom 21. August bis zum 29. September 2023 geben fünf Online-Fachforen Einblicke in DVGWProjekte, Regelwerk-Updates sowie neueste Forschungsergebnisse der Töchterinstitute. Darüber hinaus wird das Thema Wasserstoff in verschiedensten Facetten beleuchtet. +INFORMATIONS-PLUS Weitere Informationen zu Programm und Anmeldung finden Sie unter www.gat-wat.de. gat together bei OGE Besuchen Sie uns auf der gat | wat vom 6. bis 7. September 2023 auf dem Stand B24 in Halle 7. Gibt es Programm? Na klar! Am 6. September 2023 ab 13:00 Uhr erwartet Sie bei uns eine spannende Paneldiskussion zum Thema: „Pipelines mit Zukunft: Das Wasserstoff-Kernnetz ist (bald) da!“. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus Bau-, H₂- und CO₂-Projekten freuen sich auf den Austausch mit Ihnen. Wir freuen uns auf Sie. Mehr über uns auf oge.net V O R S C H A U

Die Energie- undWasserwirtschaft sieht sich angesichts des bevorstehendenWandels imHinblick auf Dekarbonisierung, Resilienz undVersorgungssicherheit mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Dies weiß auch Jörg Höhler nur zu gut. Der 56-Jährige ist nicht nur langjähriges Vorstandsmitglied der ESWE Versorgungs AG inWiesbaden, sondern seit November 2O22 auch Präsident des DVGW. ImRahmen unseres jährlichen Sommerinterviews haben wir mit ihm über die aktuell und perspektivisch drängendsten Branchenthemen gesprochen. Quelle: Photocreo Bednarek/stock.adobe.com 18 energie | wasser-praxis 08/2023

Es geht nicht nur um die Transformation unserer Netze, sondern auch um jene in unseren Köpfen! Sommerinterview mit DVGW-Präsident Jörg Höhler 19 energie | wasser-praxis 08/2023 I N T E R V I E W

Redaktion: Herr Höhler, mittlerweile sind Sie über ein halbes Jahr Präsident des DVGW, nachdem Sie das Amt im vergangenen November in energiewirtschaftlich turbulenten Zeiten übernommen haben. Wie fällt Ihr erstes Zwischenfazit aus? Jörg Höhler: Seit vielen Jahren durfte ich bereits als Vorstandsvorsitzender der hessischen DVGW-Landesgruppe und als DVGW-Vizepräsident Erfahrungen sammeln und die wichtige Arbeit unseres Verbandes mitgestalten. Insofern war ich mit unseren Vorgängen, Zielsetzungen, Überlegungen und Netzwerken bestens vertraut und auf die Aufgabe also voll und ganz vorbereitet. Aber tatsächlich habe ich gerade innerhalb der letzten Monate beobachtet, dass das öffentliche Verständnis für die enorme Bedeutung von Energie- und Wasserversorgung sowie von Infrastrukturmaßnahmen und weitreichenden Planungen deutlich zugenommen hat. Und damit steigen auch die Anforderungen der Wirtschaft und der Politik an unsere Branche und unser Expertenwissen als anerkannter Regelsetzer und technisch-wissenschaftlicher Know-how-Träger. Man schaut auf uns und ich kann voller Überzeugung sagen, dass der DVGW auf viele wichtige aktuelle Fragen die passenden Antworten hat. Redaktion: Anlässlich Ihrer Wahl zum DVGW-Präsidenten haben Sie die Notwendigkeit betont, sich innerhalb der Branche zu verständigen, zu vernetzen und so – im Schulterschluss – wichtige Meilensteine für eine zukunftsfeste Energie- und Wasserversorgung zu erreichen. Inwiefern sehen Sie hier bereits eine positive Entwicklung und gibt es eventuell auch noch Optimierungspotenzial? Höhler: Allein der beständige Austausch zwischen der Bundesregierung und Vertretern der Energiebranche in Zeiten des Ukraine-Krieges hat ein Zusammenrücken der Energie- undWasserversorger mit sich gebracht. Hier entwickelte sich die Erkenntnis, dass es vielleicht nicht immer möglich sein wird, mit einer Stimme zu sprechen – dass aber zumindest eine gemeinsame Zielvorstellung verfolgt werden sollte. Mitte Juni dieses Jahres hatten wir zudem auf meine Anregung hin ein wertvolles Strategietreffen mit den Präsidien und Geschäftsführungen von BDEW und DVGW in Gänze. Durch eine Intensivierung der Zusammenarbeit kann im Schulterschluss beider Verbände noch mehr für die Energie- und Wasserbranche erreicht werden. Die Strategietreffen werden fortgeführt und für einzelne Spezialthemen, wie beispielsweise den Wasserstoffhochlauf, werden Sondertermine mit allen zuständigen Experten des BDEW und DVGW vereinbart. Der DVGW ist nicht nur das älteste, sondern auch das größte gas- und wasserfachliche Netzwerk und aufgrund der aktuellen Herausforderungen bemerke ich – wie gewünscht – eine weitere stark wachsende Vernetzung. Unabhängig davon sehe ich, dass wir auf Landesebene und für unsere Mitgliedsunternehmen dabei schon weite Schritte gegangen sind; mit der regierenden Bundespolitik darf der Austausch aber sicherlich noch intensiver werden, vor allem in Form persönlicher Gespräche. Redaktion: Eine gute Gelegenheit, sich zu vernetzen und den bereits genannten brancheninternen Schulterschluss zu üben, ist die gat | wat, die Anfang September 2023 in Köln stattfinden wird. Mit welchen Erwartun- „Auch bei der Gestaltung derWärmewende in Deutschland gilt: Die Stärke des DVGW liegt in der Stärke seiner Mitgliedsunternehmen!“ Quelle: ESWE 20 energie | wasser-praxis 08/2023

gen fahren Sie ins Rheinland, sowohl energie- als auch wasserseitig? Höhler: Ich sprach bereits von den gestiegenen Erwartungen gegenüber unserer Branche. Tatsächlich glaube ich, dass sich jedes einzelne Mitgliedsunternehmen in dieser Phase besonders beweisen kann. Das heißt aber auch, dass wir alle jetzt „liefern“ müssen – das Transformationstempo nimmt zu. Und dabei geht es nicht nur um die Transformation unserer Netze, sondern auch um jene in unseren Köpfen. Wir müssen unsere Strukturen, Planungsvorgänge und Ausführungsmöglichkeiten den neuen Gegebenheiten anpassen. Dabei muss nicht jeder das Rad neu erfinden. Best-Practice-Modelle kennenzulernen oder gemeinsame Ideen zu entwickeln – das können nur Treffen wie die gat | wat ermöglichen. Für die zweitägige Veranstaltung haben wir über 100 Referentinnen und Referenten sowie 150 Austeller gewinnen können. Hinzu kommt das neu konzipierte Praktiker-Forum, bei demder Netzwerkgedanke ganz oben steht. Vor allem die jüngeren Menschen in unserer Branche hatten in den letzten drei Jahren pandemiebedingt kaumGelegenheit, sich persönlich in Präsenz auszutauschen. Dies wieder zu ermöglichen, ist uns sehr wichtig. Darüber hinaus möchte ich erreichen, dass wir als DVGW neben unseren technischen und wissenschaftlichen Expertisen noch mehr als Förderer von technologieoffenen Innovationen wahrgenommen werden. Zusammen mit meinen Kollegen aus dem kleinen Präsidium Thomas Hüwener, Christoph Jeromin und Markus Last, möchte ich von daher die gat | wat gemeinsam eröffnen und nach den schwierigen letzten Monaten einen gemeinsamen Blick in die Zukunft mit vielen neuen Chancen werfen. Redaktion: Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf die zukünftige Energieversorgung werfen: Der DVGWVorstandsvorsitzende Gerald Linke hat kürzlich gesagt, dass 2023 das entscheidende Jahr für Wasserstoff sei. Zum Zeitpunkt dieses Interviews liegt die erste Jahreshälfte bereits hinter uns – wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung und den Status quo? Höhler: Die Tatsache, dass die Bundesregierung und die EU-Kommission das Instrument „H2Global“ zum europäischen Wasserstoffprojekt gemacht haben, ist sicherlich ein wichtiger Schritt für den Markthochlauf von grünemWasserstoff. Vor allem auf lokaler und regionaler Ebene – also dort, wo die Energiewende umgesetzt werden soll – beobachte ich jedoch, dass auf Seiten der Politik oftmals technisches Knowhow fehlt. Diskussionen müssen hier unbedingt unideologisch geführt werden. Wir brauchen Technologieoffenheit. Dabei müssen es die Experten vor Ort sein, die die jeweiligen Möglichkeiten offen analysieren und kommunizieren. Auch hier hat der DVGW bereits 2022 die entscheidenden Weichen gestellt, in dem die Initiative „H2vorOrt“ eröffnet und die zweite Planungsphase des Gasnetzgebietstransformationsplans (GTP) eingeleitet wurde. Die deutschen Gasverteilnetzbetreiber haben mit der Planung für ein flächendeckendes Wasserstoffnetz begonnen, das auf das heute sehr gut ausgebaute Gasnetz aufbaut. Für die kommunale Wärmeplanung und viele Industriekunden mit hohem Energiebedarf stehen wir schon längst mit unseren Mitgliedern im Dialog, sodass die zukünftigen Bedarfe an Wasserstoff auf die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden können. Volle Unterstützung erhalten wir hierbei auch vom Umweltbundesamt, da der GTP ein kohärentes Zielbild der deutschen treibhausgasneutralen Gasinfrastruktur der Zukunft abbildet. Redaktion: Ein entscheidender Aspekt im Rahmen der Transformation des Energiesystems ist die Ertüchtigung der (leitungsgebundenen) Infrastruktur hin zur Wasserstofftauglichkeit. Warum spielt hier nicht nur der vom Ihnen erwähnte GTP eine entscheidende Rolle, sondern auch ein deutlich höheres Tempo bei der Umsetzung? Höhler: Fest steht: Wir brauchen Alternativen zu den fossilen Energieträgern. Der GTP wurde von 50 Gasverteilnetzbetreibern zusammen mit dem DVGW und dem VKU entwickelt – hier spricht also eine immense Expertise und Praxis. Im Ergebnis liegt damit ein standardisiertes PlaAls Diplom-Ingenieur kam Jörg Höhler 1992 zum Magistrat der Stadt Bad Schwalbach und war ab 1994 Betriebsleiter der dortigen Stadtwerke. 1999 wechselte er zur ESWE Versorgungs AG und leitete ab 2007 die Hauptabteilung Technik. 2009 wurde er zum Vorstand der Gaswerksverband Rheingau AG und zum stellvertretenden Vorstandsmitglied der ESWE Versorgungs AG bestellt. Von 2009 bis 2013 war er zugleich Betriebsleiter des Eigenbetriebes „mattiaqua“ der Landeshauptstadt und von 2012 bis 2016 Betriebsleiter der Wasserversorgungsbetriebe. Seit 2009 ist Jörg Höhler Vorstandsmitglied der ESWE Versorgungs AG und seit 2017 Vorstandsmitglied der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG. Seit November 2022 ist Höhler Präsident des DVGW, dem Präsidium gehört er bereits seit 2015 an. ZUR PERSON „Wir müssenWasserstoff als europäische Aufgabe verstehen!“ 21 energie | wasser-praxis 08/2023 I N T E R V I E W

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