DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 1/2023

Studie des Nationalen Wasserstoffrats sieht Wasserstoff als Teil einer erfolgreichen Wärmewende „Eine ,One-Size-Fits-All-Lösung‘ existiert für den Wärmemarkt nicht“ FEine aktuelle Fraunhofer-Studie imAuftrag des Nationalen Wasserstoffrates (NWR), dem obersten Beratergremium der Bundesregierung im Bereich Wasserstoff, kommt zum Ergebnis, dass alle klimaneutralen Energieträger, darunter auchWasserstoff, imWärmemarkt benötigt werden, um eine klimaneutrale Energieversorgung bis 2045 zu erreichen. Der NWR hatte imHerbst 2021 zwei Institute der Fraunhofer-Gesellschaft mit der Analyse und Bewertung unterschiedlicher Dekarbonisierungspfade für den Wärmemarkt beauftragt. Im Rahmen der Ergebnispräsentation der Bottom-up-Studie Ende November 2022 betonte Katharina Reiche, Vorsitzende des NRW, dass die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung „zu den größten Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität gehört.“ Es gelte, effiziente und nachhaltige Lösungen zu schaffen, die gleichzeitig auch sozial fair sind. Reiche erklärte: „Die Wärmewende findet lokal statt. Jede Kommune, jede Gemeinde, jeder Stadtteil ist anders. Für die Beurteilung unterschiedlicher Lösungsansätze braucht es daher eine belastbare Datengrundlage.“ Die Studie stellte sich der Aufgabe, auf Basis lokaler Gegebenheiten an den vier Fallbeispielen Burg bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt), Fellbach (Baden-Württemberg), Mainz (RheinlandPfalz) und Westerstede (Niedersachsen) Pfadoptionen für eine effiziente Dekarbonisierung des Wärmesektors zu zeigen. Insbesondere die Rolle des Wasserstoffs in einer klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2045 sollte hierzu untersucht werden. „Eine ‚One-Size-Fits-All-Lösung‘ existiert für den Wärmemarkt nicht. Transformationspfademüssen alle wesentlichen Technologien als mögliche Lösungsoption beinhalten, um für die lokal sehr unterschiedlich ausgeprägten Versorgungsaufgaben unter Einbeziehung aller Gesichtspunkte zu bestmöglichen Lösungen zu gelangen“, sagte Sebastian Herkel, Leiter der Abteilung Energieeffiziente Gebäude bei Fraunhofer ISE. Dies müsse mit verpflichtenden kommunalenWärmeplanungen angegangen werden. Nach Aussage der Forschenden ist der Weg bis 2030 zunächst in allen Szenarien sehr ähnlich: Er ist auf der einen Seite durch einen starken Hochlauf der Fotovoltaik- und Wärmepumpenleistungen geprägt, auf der anderen Seite durch den Beginn des Wasserstoffhochlaufs für die industrielle Anwendung und die zentraleWärmeerzeugung. Dies unterstrich auch Dr. Jörg Bergmann, Leiter der Arbeitsgruppe „Infrastruktur undWärme“: „Mit Wasserstoff wird die Energiewende sicherer und bezahlbarer.“ Es sei wichtig, nun sehr schnell große Mengen an günstigem Wasserstoff verfügbar zu machen; nicht nur für die Großindustrie, sondern auch für die an das Verteilnetz angeschlossenen Industrie- und Gewerbebetriebe sowie die (Fern-)Wärmeversorgung. „Dafür benötigen wir umgehend eine leistungsfähigeWasserstoffinfrastruktur inDeutschland“, forderte Bergmann. Die Bottom-up-Studie verdeutlicht zudem die Komplexität des Wärmemarktes bei lokaler Betrachtung und betont die Notwendigkeit von Vor-Ort-Analysen. Die Dekarbonisierungspfade der untersuchten Versorgungsgebiete variieren abhängig von den lokalen Gegebenheiten. Nach Ansicht der Studienautoren kann die kommunale Wärmeplanung als zentrales Instrument diese Erkenntnis würdigen und damit relevante Einflussfaktoren für denWärmemarkt adressieren. Bei der Erstellung von kommunalenWärmeplänen sollten den Forschenden zufolge einheitliche Rahmenbedingungen zu technischen und ökonomischen Randbedingungen als Vorgaben fixiert und regelmäßig aktualisiert werden. Beim DVGW sieht man sich durch die Ergebnisse der Studie bestätigt: „Der Einsatz von Wasserstoff in der kommunalenWärmeplanung INFORMATIONS-PLUS Kurz- und Langfassung der „Bottom- up-Studie zu Pfadoptionen einer effizienten und sozialverträglichen Dekarbonisierung des Wärmesektors“ können online unter www.wasserstoffrat.de heruntergeladen werden. Quelle: ri/pixabay.com 12 energie | wasser-praxis 01/2023 N A C H R I C H T E N

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