DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 1/2023

ist ein notwendiger Hebel für die Klimaneutralität Deutschlands“, erklärte Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. „Vor Ort werden wir künftig einen Mix aus strom- und gasgeführter Wärmeversorgung sehen. Dafür brauchen wir grüne Moleküle – einerseits, um das Stromnetz zu entlasten und andererseits, um erneuerbare Energien in großenMengen durchs Land zu transportieren und über längere Zeiträume zu speichern.“ Das heutige Erdgasnetz sei größtenteils wasserstofftauglich, so Linke. „Mit Investitionen in Höhe von rund 50 Mrd. Euro können wir seine komplette H2-Readiness erreichen.“ Auch Florian Feller, Vorsitzender der Initiative H2vorOrt, sieht in den Resultaten die Bestätigung dessen, was sich bereits im Ergebnisbericht 2022 des Gasnetzgebietstransformationsplans (GTP) gezeigt habe: „Die Energiewende muss zur Situation vor Ort passen und dafür sorgen, dass neben Klimaneutralität auch weiterhin ein hohesMaß an Versorgungssicherheit gewährleistet ist.“ P Importprojekt ermöglicht H₂-Import aus Schweden ab 2026 FDas Projekt Northern Green Crane wird eines der ersten großskaligen Vorhaben sein, mit dem ab dem Jahr 2026 grüner Wasserstoff in industriellem Maßstab aus Schweden in die Niederlande und nach Deutschland importiert werden kann. Das Vorhaben soll dabei die LOHC-Technologie (LiquidOrganic Hydrogen Carrier) nutzen und wird sowohl die Energiesicherheit in Europa erhöhen als auch zu den ambitionierten Plänen der Europäischen Kommission beitragen. Durch die Nutzung der bestehenden Flüssigkraftstoff-Infrastruktur kann Northern Green Crane bis zu 8.000 t grünen Wasserstoff pro Jahr liefern. Es legt den Grundstein für künftige groß angelegte Importe mittels LOHC aus Schweden und anderen Ländern, die Zugang zu kostengünstigen Quellen für grünenWasserstoff bieten. So schafft Northern Green Crane die Voraussetzungen für eine Dekarbonisierung von Industrie und Mobilität. Mit der Produktion von grünemWasserstoff in Schweden erschließt das Projekt neue Quellen für grünen Wasserstoff und stärkt die Abnahmestandorte in Deutschland und den Niederlanden. Schweden zeichnet sich durch sein großes Potenzial an erneuerbaren Energien, insbesondere aus Wasser- undWindkraft, aus und erfüllt so alle regulatorischen Voraussetzungen für grünen Wasserstoff. Darüber hinaus kann Northern Green Crane die lokale Wärmeversorgung dekarbonisieren, indem die überschüssige Wärme der LOHC-Hydrieranlage in ein Wärmenetz eingespeist wird. Realisiert wird das Projekt in Schweden durch die Speicherung von grünemWasserstoff in einem sogenannten Liquid Organic Hydrogen Carrier (Trägermaterial: Benzyltoluol) mit einer Hydrieranlage. Diese verfügt über eine Einspeicherkapazität von 24 t Wasserstoff pro Tag. Mit rund 40 Schiffsladungen im Jahr wird das mit Wasserstoff beladene LOHC von Schweden in die Niederlande transportiert. In Rotterdamwird die Hälfte des Wasserstoffs dann in einer neuen Dehydrierungsanlage mit einer Kapazität von 12 t Wasserstoff pro Tag freigesetzt, um die Industrie im Hafen und im Hinterland zu versorgen. Die andere Hälfte des LOHC soll per Binnenschiff über die Ems nach Lingen transportiert werden. Dort wird der Wasserstoff in einer weiteren geplanten Dehydrierungsanlage aus dem LOHC freigesetzt, von der örtlichen Industrie genutzt sowie in eine Wasserstoffpipeline im Rahmen der GET H2-Initiative eingespeist. Das Projekt schafft damit ein einzigartiges Wasserstoffnetz, das Erzeuger kostengünstigen grünenWasserstoffs mit industriellen Abnehmern in ganz Europa verbindet, darüber hinaus die Importaktivitäten beschleunigt sowie die ambitionierten europäischen Dekarbonisierungsziele unterstützt. P Fakten- und Routengrafik zum Projekt Northern Green Crane Quelle: Hydrogenious LOHC Technologies 13 energie | wasser-praxis 01/2023

RkJQdWJsaXNoZXIy ODQwNjM=