DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 1/2023

Bevölkerung greifbar. BeimThemaWasser verhält es sich etwas anders: Gerade in den ländlichen Regionen werden die Menschen trotz eines möglichen Blackouts immer in irgendeiner FormanWasser kommen, daran ändern auch externe Bedrohungssituationen wenig. Nur ein Ereignis, bei der tatsächlich kein Leitungswasser mehr aus dem Hahn kommen würde und die Bevölkerung über Wochen zur Wasserversorgung zum nächsten Fluss laufen müsste, würde meiner Meinung nach das Verständnis vom immer verfügbaren Trinkwasser verändern. Und ein solches Szenario ist in Deutschland äußerst unwahrscheinlich, insbesondere im ländlichen Raum. Deshalb können wir dieses Thema kommunikativ nicht so transportieren wie beim Thema Gas. Sie haben gesagt, dass es in Deutschland grundsätzlich genugWasser gibt. Trotzdem erleben wir immer wieder auch Nutzungs- bzw. Interessenkonflikte um die Ressource, z. B. mit der Landwirtschaft oder demNaturschutz. Wie lassen sich diese Konflikte Ihrer Meinung nach mittelfristig auflösen? Löhner: Auch hier spielt meiner Meinung nach das Thema Rechtsprechung eine wichtige Rolle. Mir fehlt in vielen Fällen die Verhältnismäßigkeit in den jeweiligen Projekten vor Ort. Unstrittig ist doch, dass wir sowohl die Wasserversorgung als auch die Landwirtschaft und den Artenschutz brauchen. Die entstehenden Konflikte werdenmeiner Wahrnehmung nach aber immer sehr stark emotionalisiert, und alle Parteien vertreten rigoros ihren eigenen Standpunkt. Das erschwert in der Folge die Kompromissfindung ungemein. Folglich ist es zur Konfliktlösung unbedingt erforderlich, das Miteinander und die Kompromissbereitschaft zu stärken. Wir bei der Fernwasserversorgung Franken haben imDialog mit der Landwirtschaft damit seit über 20 Jahren gute Ergebnisse erzielen können. Abschließend möchte ich Ihnen noch eine Frage stellen, die sich auf die etwas fernere Zukunft bezieht: Werden wir auch im Jahr 2050 sagen können, dass die Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft mit unseremwichtigsten Lebensmittel jederzeit und überall in Deutschland gesichert ist? Löhner: Davon gehe ich aus. Wenn ich mir die Geschichte der Wasserversorgung in der Bundesrepublik der letzten 50 Jahre und die dabei gemachten Entwicklungen ansehe, dann rechne ich fest damit, dass wir auch im Jahr 2050 und selbst im Jahr 2100 eine sichere Wasserversorgung haben werden. Die Frage ist allerdings: zu welchem Preis? Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Löhner! 25 energie | wasser-praxis 01/2023 berufswelten-energie-wasser.de Geben Sie Ihrem Recruiting eine neue Richtung Die Berufswelten Energie & Wasser unterstützen Sie bei der Suche nach passenden Fach- und Nachwuchskräften.

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