DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 1/2023

Linke: Mit VerifHy haben wir aber auch keinen geringeren Anspruch, als die technologisch führende, umfangsreichste und zuverlässigste Netzumstelldatenbank anzubieten – und zwar europaweit und in der Landessprache unserer Kunden. Denn eins ist klar: Die Transformation des Erdgasnetzes zu einer Wasserstoffinfrastruktur ist kein nationaler Alleingang. Der Aufbau und die Befüllung der Datenbank erfolgen stufenweise, wobei zunächst die Gasnetze fokussiert werden. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge und ab wann werden Netzbetreiber auf das Angebot zugreifen können? Birnmeyer: Die Programmierung ist abgeschlossen und die aus den DBI-Kompendien bestehende sogenannte Basis-Befüllung wurde eingepflegt. Seit dem 1. Januar 2023 können Netzbetreiber nun Lizenzen erwerben und die Datenbank nutzen. Außerdemwerden wir in den nächstenWochen undMonaten Informationsveranstaltungen für die Netzbetreiber durchführen und die Funktionsweise von VerifHy ausführlich erläutern. Die aus den Kompendien des DBI bestehende Basis-Befüllung enthält Aussagen zu 250 Materialien, 75 Komponenten-Steckbriefen und 105 Produkten – es stecken also viele Jahr der Forschung darin. Wir gehen aber davon aus, dass diese Basis-Daten sehr schnell angereichert werden, weil wir den Herstellern von Bauteilen im Gasnetz die Möglichkeit bieten, ihre Produkte und deren Parameter zurWasserstoffverträglichkeit einzupflegen. Wir haben uns außerdem bereits Zugriff auf weitere Forschungsergebnisse gesichert; diese Informationen werden ebenfalls sukzessive in die Datenbank eingepflegt. Vor diesemHintergrund gehen wir davon aus, dass sich der Datenschatz sehr schnell weiter anreichern wird und dessen Aussagekraft stetig steigt. Wie läuft die Überprüfung eines bestehenden Netzes mithilfe der Datenbank konkret ab und welche Daten müssen die Netzbetreiber hierfür vorhalten? Müller-Syring: Für die Bewertung der H2-Readiness ist eine gute Dokumentation der Assests essenziell. Es bedarf einer eindeutigen Zuordnung zwischen den Assets, die bewertet werden sollen, und der Datenbank. Damit diese Zuordnung hergestellt werden kann, haben wir in Abstimmung mit Netzbetreibern eine CSV-Datei entwickelt, die aber bewusst keine echte Schnittstelle ist. Diese Datei dient als Übersetzungswerkzeug zwischen den Daten, die beim Netzbetreiber vorliegen, und der Datenbank. Je genauer die Daten des Netzbetreibers sind, desto genauer sind dann auch die Aussagen der Datenbank im Hinblick auf die Wasserstoffverträglichkeit. Ein Beispiel: Wenn die Aussage lediglich lautet „An Ort X ist Rohr Y verbaut“, dann bleibt die Aussage ungenau. Wenn aber noch Angaben zum Material, zur Druckstufe oder verwendeten Produkten ergänzt werden, dann erhält man deutlich genauere Informationen zur H2-Verträglichkeit. Generell unterscheiden wir zwischen unterschiedlich stark belastbaren Informationen. Auf der Produktebene steht eine Herstellererklärung oder gar eine Prüfbescheinigung einer Prüfstelle dahinter. Beides garantiert eine hohe Verlässlichkeit über die H2-Eignung des entsprechenden Produktes. Nun kommt es aber auch vor, dass Netzbetreiber nicht immer Aussagen dazu treffen können, welche Produkte an bestimmten Stellen verbaut worden sind. Dies liegt einfach an der gewachsenen Struktur der Gasinfrastruktur und deren Alter. In diesem Fall gehen wir automatisch auf die Komponentenebene und können dort zumindest sagen: Üblicherweise sind diese Komponenten bis zu einem Wasserstoffanteil von X Prozent geeignet. Damit lassen wir zwar ein wenig nach, was die Belastbarkeit des Ergebnisses angeht; aber dennoch ist die Komponentenbewertung insofern eine große Hilfe, als dass sie weitgehend repräsentativ ist für die Bauteile, die wir üblicherweise im Netz antreffen. Um die Menge der benötigten Informationen noch kurz zu umreißen: Wir haben fünf Pflichtfelder, ohne die es tatsächlich nicht geht. Darüber hinaus gibt es noch einmal fünf weitere Felder, die optional sind und das Bewertungsergebnis verbessern können. Birnmeyer: Ich möchte noch zwei Ergänzungen zur prinzipiellen Funktionsweise der Datenbank vornehmen: Es gibt zwei prinzipielle Ansätze, wie man die Datenbank nutzen kann. Zum einen kommt hier die Stapelverarbeitung über die autorisierende CSV-Datei infrage oder aber die Nutzung als Nachschlagewerk in Stichworten. LetztereOption bietet dieMöglichkeit, bestimmteMaterialeigenschaften bzw. Informationen zu Komponenten manuell zu suchen. Die ausgespielten Informationen sind dann auch downloadbar. Unter ökonomischen Gesichtspunkten sollte die Instandhaltung von Gasverteil- und -transportnetzen so kosteneffizient wie möglich gestaltet werden. Wie 46 energie | wasser-praxis 01/2023 I N T E R V I E W

RkJQdWJsaXNoZXIy ODQwNjM=