DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 1/2023

trischen Lösungen: In der Dampferzeugung werden imRahmen der Szenarioannahmen wasserstoffbasierte Dampfkessel wirtschaftlich attraktiv und decken im Jahr 2045 mit 87 TWh einen großen Anteil der Endenergienachfrage. Die Wasserstoffnachfrage der Industrie steigt insbesondere ab 2030 (87 TWh) stark an und erreicht im Jahr 2045 einenWert von 482 TWh. Das Wasserstoffszenario setzt für rohstoffliche Verwendung und Prozesswärme eine frühzeitige und imweiteren Verlauf eineWasserstoffversorgung voraus, die die Industrie auch in der Fläche erreicht. Grüner Wasserstoff muss früh in ausreichenden Mengen und sehr günstig zur Verfügung stehen, um sich über die gesetzten Anwendungen (Stahl, Chemie) hinaus gegen die direkte Elektrifizierung durchzusetzen. Der Um- und Ausbau der Transportinfrastruktur für Wasserstoff muss genauso wie der für Strom großflächig und zügig geschehen, sodass er auch in stark betroffenen Regionen nicht zum Flaschenhals der Industrietransformationwird. Der Aufbau eines Wasserstoff-Transportnetzes sollte zu Beginn große Industrienachfrager (ca. 20 Standorte) zentral berücksichtigen. Die Entwicklungen im Szenario erfordern dann auch zeitnah die Umstellung von Verteilnetzen auf Wasserstoff. Weiterhin müssen neue CO2-neutrale Herstellungsverfahren beginnend 2025 und in relevantemUmfang 2030 marktfähig und auf den industriellenMaßstab skaliert sein. Hierfür gilt es, für die kommenden Jahre eine klare Perspektive für den wirtschaftlichen, großindustriellen Betrieb CO2-neutraler Herstellungsverfahren zu schaffen, damit Unternehmen die nötigen Investitionen und strategischen Weichenstellungen anstoßen können. Dabei ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit vor dem Hintergrund von Carbon-Leakage-Gefahren und der Abwanderung von Teilen derWertschöpfung zu berücksichtigen, die in diesem Szenario ausgeklammert wurden. In der Mobilität wird Wasserstoff selbst unter den getroffenen günstigen Rahmenbedingungen erst nach 2030 eine größere Rolle spielen (2030 beträgt die Nachfrage nur 10 TWh). Das 2030-Sektorziel wird insbesondere durch den Einsatz batterieelektrischer Pkw und Nutzfahrzeuge erreicht. Langfristig ist jedoch ein hoher Wasserstoffbedarf mit 112 TWh (Abb. 3) im Jahr 2045 zu sehen, getrieben u. a. durch einen hohen Einsatz bei schweren Lkw. Wasserstoff als Treibstoff für Lkw ist besonders dann interessant, wenn hohe Gewichtsanforderungen für den Gütertransport, hohe Reichweitenanforderungen und der Bedarf nach schnellen Tankvorgängen bestehen. Zu beachten ist hierbei, dass aufgrund der Annahme einer als fehlend angenommenen Ladeinfrastruktur in diesem Szenario batterieelektrische Nutzfahrzeuge nur im regionalen Einsatz in Betracht kommen. Die Verfügbarkeit der Infrastruktur ist somit ein wesentlicher Faktor für die Weichenstellungen von alternativen Antrieben und Kraftstoffen im Verkehr. Unklar ist an dieser Stelle insbesondere, ob und ab wann der Aufbau ggf. zusätzlich benötigter Infrastruktur vonWasserstofftank- Endenergiebedarf Verkehr in TWh Wasserstoff Strom Kerosin/PtL-Kerosin Erdgas/LNG Diesel/PtL-Diesel Benzin/PtL-Benzin Abb. 3: Energienachfrage im Mobilitätsektor für den Zeitraum zwischen den Jahren 2020 und 2050 Quelle: DVGW F 53 energie | wasser-praxis 01/2023

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