DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 1/2023

aber auch Auswirkungen auf die Energiesysteme vieler anderer Staaten. Die Bemühungen Europas, russisches Gas zu ersetzen, trieben die Preise für fossile Brennstoffe auf dem internationalenMärkten regelmäßig auf neue Rekordhöhen. Wie der Trilemma-Index deutlich macht, sind die Staaten, je nach Potenzial an natürlichen Ressourcen, geografischen Gegebenheiten und sozioökonomischen Systemen, davon jedoch sehr unterschiedlich betroffen. Die EU-Länder mit dem größten Energieversorgungsrisiko sind Deutschland, Ungarn und Tschechien. Deutschland findet sich zwar, primär aufgrund der guten Ergebnisse in den anderen Dimensionen, nach wie vor unter den Top 10 der globalen Trilemma-Bestenliste. Die Energieversorgungssicherheit schneidet von allen Dimensionen allerdings am schlechtesten ab. Das erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass die Bundesrepublik 2021 der europaweit größte Verbraucher von Erdgas war, das vor allem über Pipelines aus Russland kam. Ungarn importierte sein Gas ebenfalls fast vollständig aus Russland. Auch Tschechien und Finnland bezogen einen Großteil ihres Bedarfs aus russischen Erdgasquellen. Der geringere Erdgasanteil amEnergiemix beider Länder bewirkte jedoch ein geringeres Versorgungsrisiko. Ihre Energiesicherheit verbessern konnten dagegen z. B. Luxemburg – durch eine Diversifizierung der Rohstofflieferanten und der heimischen Energieerzeugung – und Estland, das seine starke Abhängigkeit von Schieferöl graduell reduziert und seine Energieimporte diversifiziert hat. Außerdem fördert Estland den Erneuerbaren-Ausbau und treibt Verbundnetze mit seinen Nachbarländern voran. Beim Blick auf die globale Trilemma-Rangliste 2022 wird deutlich, dass die ersten zehn Plätze erneut von europäischen und OECD-Ländern dominiert werden. Die drei Spitzenreiter sind dabei Schweden, Dänemark und die Schweiz, die in allen drei Dimensionen sehr gut abschnitten. Sie verfolgen allgemein eine Energiepolitik, die auf eine Diversität der Energiequellen setzt und den Einsatz CO2armer Technologien fördert. Auf den weiteren Plätzen folgen das Vereinigte Königreich, Kanada, Österreich, Frankreich, Norwegen, Deutschland, Neuseeland, Slowenien, Estland und die USA. Die aktuelle Energiepreiskrise zeigt besonders deutlich, warum alle drei Dimensionen des Trilemmas stets gemeinsam betrachtet werden sollten. Nur ein ausgeglichener Politikansatz, der Energiesicherheit, Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit parallel verfolgt, ermöglicht Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit bei gleichzeitigem Umweltschutz. Während Deutschland gegenwärtig einen Winter mit erhöhter Unsicherheit hinsichtlich der Energieversorgung erlebt, bei dem die Versorgungssicherheit zu erschwinglichen Preisen im Fokus steht, bleibt deshalb zu hoffen, dass mit Blick auf ein Gleichgewicht der Dimensionen auch die anderen notwendigen Schritte nicht vernachlässigt werden. Dazu zählen der weitere Erneuerbaren-Ausbau, der Aufbau der benötigten Infrastruktur für die Energiewende, die Treibhausgasreduktion und die Etablierung diverser und langfristiger Energiepartnerschaften, die zunehmend erneuerbare Energien und entsprechende Technologien umfassen. P EU-Projekt SafeCREW unter Leitung des DVGW gestartet F Unter der Leitung der DVGWForschungsstelle an der TU Hamburg ist das europäische Verbundprojekt SafeCREW imDezember 2022 gestartet. In den kommenden dreieinhalb Jahren entwickeln insgesamt elf internationale Projektpartner neue Methoden der Überwachung, Qualitätsprüfung, Behandlung und Verteilung des Trinkwassers. Weiterhin sollen Leitfäden zum Trinkwassermanagement und zur integrierten Risikobewertung fürWasserversorger und Behörden entstehen. Wasserversorger erhalten Unterstützung für ein integriertes Risikomanagement, und Regelungsbehörden können auf Basis der generierten Daten die Zulassung sicherer Materialien in den Verteilnetzen umsetzen. Nicht zuletzt wird durch die Forschungsarbeit die Fortentwicklung und Umsetzung der EU-Trinkwasserrichtlinie sichergestellt. Das SafeCREW-Konsortium wird anhand dreier Fallstudien in Norddeutschland, Italien und Spanien die Charakterisierung derWasserqualität vorantreiben und neue Wasserbehandlungsmethoden sowie ein besseresManagement derWasserverteilnetze entwickeln, damit die hohe Trinkwasserqualität in der EU gesichert bleibt. Dies schließt alle Prozesse von der Quelle über die Aufbereitung bis ins Verteilungsnetz ein. Ein Fokus wird auf der Erforschung bisher unbekannter und der weiteren Charakterisierung bereits bekannter Nebenprodukte der Desinfektion und deren Entstehung liegen. Das SafeCREW-Konsortium besteht aus Forschungsinstituten, europäischen Wasserversorgern, klein- undmittelständischen Unternehmen und dem Umweltbundesamt und wird durch die Europäische Union gefördert. P 7 energie | wasser-praxis 01/2023

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