DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 03/2022

T E C H N I K tel ca. 50 Prozent (energetisch) beträgt [3]. Dadurchwird den MVA-Betreibern, nach der Eintragung in das Herkunftsnachweisregister des UBA und der Zertifizierung durch einen unabhängigen Gutachter, der Erwerb von GrünstromHerkunftsnachweisen ermöglicht – eine wesentliche Voraussetzung zur Erzeugung von grünemWasserstoff. Darüber hinaus verfügen Müllverbrennungsanlagen in Bezug auf potenzielleWasserstoff-Abnehmer häufig über eine günstige geografische Lage – natürlicherweise im Einzugsgebiet urbaner Ballungszentren, mit unmittelbarer Nähe zu Betriebshöfen kommunaler und privater Bus-Verkehrsbetriebe sowie imUmkreis von Industriegebietenmit Standorten von Lkw-Flottenbetreibern (wie z. B. Speditionsunternehmen). Zudembesteht durch den täglichenAnlieferungsverkehr von Abfall durch Abfallsammelfahrzeuge und Wechselbehälter-Lkw ein unmittelbares Nachfragepotenzial vor Ort. Im günstigsten Fall befindet sich ein FahrzeugDepot am Standort oder in unmittelbarer Nähe. Die erforderlichen Entfernungen zumTransport vonWasserstoff an potenzielle Abnehmer sind somit gering, im Idealfall ist sogar eine Betankung vor Ort möglich. Müllverbrennungsanlagen bieten somit durch die gleichmäßige Verfügbarkeit von Grünstrom und das Absatzpotenzial günstige Voraussetzungen zur Produktion von grünemWasserstoff und zur Bildung eines regionalenWasserstoff-Ökosystems. Durch die Integration einer Elektrolyseanlage am Standort einer MVA ergeben sich weitere Vorteile: So könnenbereits bestehende Standortflächenund Infrastrukturen genutzt und gleichzeitig auf anlagentechnisch geschultes Betriebspersonal zurückgegriffenwerden, was Investitions- und Betriebskosten reduziert. Die prozesstechnische Integration zwischen Kraftwerks- und Elektrolyseanlage kann zusätzliche Synergien schaffen, indem bereits vorhandene Betriebsmittel wie vollentsalztesWasser (Kesselspeisewasser), Druckluft und ggf. Stickstoff zum Betrieb der Elektrolyseanlage genutzt werden. Auch eine abwärmetechnische Integration ist möglich, ebenso wie eine Nutzung des bei der Elektrolyse ebenfalls erzeugten Sauerstoffs im Verbrennungsprozess der MVA. Welche Synergien tatsächlich genutzt werden können, hängt von Anlagenaufbau und -zustand ab und sollte im Einzelfall geprüft werden. Demgegenübermüssen jedoch auch einige Herausforderungen beachtet werden. So ist beispielweise die Flächenverfügbarkeit auf dem Kraftwerksgelände bei der Planung zu beHeizwert Siedlungsabfall 8,5 MJ/kgTS [5] Wirkungsgrad Stromerzeugung (Netto) 11,1 % [6] Anlagenauslastung 90 % Annahme Biomasse-Anteil 50 % [3] Tabelle 1: Referenzdaten einer Müllverbrennungsanlage Quelle: Tractebel Engineering Abb. 2: Übersichtskarte des Produktionspotenzials für grünen Wasserstoff an Müllverbrennungsanlagen (Heatmap) Abb. 3: Übersichtskarte des Produktionspotenzials für grünen Wasserstoff an Müllverbrennungsanlagen Quelle: Tractebel Engineering Quelle: Tractebel Engineering © GeoBasis-DE / BKG (2022) © GeoBasis-DE / BKG (2022) 22 energie | wasser-praxis 03/2022

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