DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 03/2022

www.energie-wasser-praxis.de energie | wasser-praxis e 03 Aufbereitung | Anlagen Einsatz von Chlordioxid bei der Mikroschadsto entfernung Transport | H ² Umstellung einer Gashochdruckleitung auf Wassersto Wasser | Verteilung Regelwerkskonforme Spülung von Hausanschlüssen 73. Jahrgang | März 2022 | ISSN 1436-6134 Klimafreundliche Gase für die

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E D I T O R I A L Andreas Schick Liebe Leserinnen und Leser, die neue Koalition hat ihre Arbeit aufgenommen – und die Feststellung, dass Deutschland in Sachen Energiewende nicht auf Kurs ist, klingt für viele altbekannt: „Ohne GegensteuernwirdDeutschland seineKlimaziele für 2030deutlich verfehlen“, soBundeswirtschafts- undKlimaminister Robert Habeck. Um das Ruder herumzureißen, hat die neue Bundesregierung konkreteVorstellungen für denGebäudesektor angedacht: Ab 2025 sollen „neue Heizungen“ zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden, im Wärmemarkt soll der Anteil grüner Energie bis 2030 auf 50 Prozent steigen. Auch auf EU-Ebene werden die Zielvorgaben verschärft: Der Entwurf der Gebäuderichtlinie vomDezember 2021 lässt ab 2030 nur noch den Bau von Null-Energie-Gebäuden zu, die ihre Energie entweder eigenständig gewinnen oder aus einer nahen Energie-Community beziehen. Für uns Energieversorger ist es nun entscheidender denn je, unsere Positionen und unsere Erfahrungen in die Debatte einzubringen. Hindernisse wie der verschleppte Stromnetzausbau, verzögerte Genehmigungsverfahren mit früher Öffentlichkeitsbeteiligung und Einflussfaktoren in der Bauleitplanung, die limitierte Handwerkerverfügbarkeit oder die sozioökonomische Wirklichkeit der Gebäudebesitzer sindnicht immer inEinklang zu bringenmit den abstrakten Systemstudien, die den vermeintlichenWeg zur Klimaneutralität weisen. Daher liegt es an uns, unsere Visionen und Konzepte zurDekarbonisierung indieWaagschale zuwerfen und mutig zu vertreten. Vor allem unser Wissen um die Infrastruktur vor Ort und die damit einhergehendenChancen und Grenzen machen uns zu einem unverzichtbaren Gestalter und einem Schlüsselelement in der Energiewende. Mit diesemAnspruchhaben sich eine Reihe vonVerteilnetzbetreibern mit dem DVGW und dem VKU zur Initiative H2vorOrt zusammengeschlossen. Wir alle teilen die Überzeugung, dass eine Wasserstofftransformation der Gasverteilnetze ein entscheidender Baustein für eine ökonomische, soziale und unverzügliche Energiewende ist. Umdie voranschreitende Umstellung deutschlandweit zu koordinieren und in ein kohärentes Gesamtbild zu überführen, starten wir dieses Jahr eine beispiellose Brancheninitiative für die über 700 Gasverteilnetzbetreiber. Hinter demcharmantenNamen „Gasnetzgebietstransformationsplan“ (GTP) verbirgt sich die Weiterentwicklung konkreter Konzepte, wie die Gasverteilnetze unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten bestmöglich in die Klimaneutralität geführt werden können. Von entscheidender Bedeutung sind dabei nicht nur die individuellen Anforderungen der Gaskunden; auch die lokale Einspeisesituation spielt eine signifikante Rolle. ImRahmen des GTP ermitteln die Verteilnetzbetreiber konkrete Umstellzonen in ihren Netzgebieten, diedenWeg für die sukzessive Einspeisungvon Wasserstoff ebnen. Dem fortlaufenden Erkenntnisaufbau wirddurcheine jährlicheAktualisierungRechnung getragen. So soll der GTP bis spätestens 2025 einen hinreichenden Härtegrad für die konkrete Transformationerreichen. Genaueres erfahren Sie in Kürze vonH2vorOrt, DVGWund VKU. Es liegt nun an der Branche, den Beweis anzutreten, ambitioniert und zielstrebig die Energiewende zu gestalten und sie auch technischumzusetzen. DerGTP gibt uns einwertvolles Instrument an die Hand, die Wasserstofftransformation systematischRealität werden zu lassen. Die Strominfrastruktur wurde auf der Existenz der Gasinfrastruktur konzipiert – nicht umsonst gibt es physikalisch einen entscheidenden Unterschied zwischen Elektronen undMolekülen bzw. zwischen Arbeit und Leistung. Das Ziel im Blick, aber die Realität nicht aus den Augen zu verlieren – darin liegt die Herausforderung einer ökologischen, ökonomischenund vor allem auch sozialen Energie- undWärmewende. Ihr Andreas Schick Andreas Schick ist Geschäftsführer der Netze-Gesellschaft Südwest mbH. Die H ² -Transformation der Verteilnetze ist entscheidender Baustein für eine unverzügliche Energiewende! 3 energie | wasser-praxis 03/2022

4 energie | wasser-praxis 03/2022 I N H A L T Titel Quelle: DVGW/wvgw 26 Umstellung einer Gashochdruckleitung auf Wasserstoff 36 Biogaserzeugung in Deutschland: eine Übersicht über den Status quo 52 Regelwerkskonforme Spülung von Trinkwasser-Hausanschlüssen 78 Ich mach was mit … 26 Klimafreundliche Gase für die Energiewende Ab Seite 20 3 | EDITORIAL 6 | NACHRICHTEN TECHNIK 16 | Veränderte Schutzstreifenbreiten für Gashochdruckleitungen nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 463 • Maik Bäcker, Andre Graßmann, Dr. Michael Steiner, Jörn Mehlitz 20 | Produktion von grünem Wasserstoff an Müllheizkraftwerken – ein nachhaltiger Baustein für die Kreislaufwirtschaft • Felix Knicker, Dr. Dipl.-Ing. Arne Schäfer, Achim Schreider 26 | Vorbereitende Maßnahmen zur Umstellung einer Gashochdruckleitung auf den Betrieb mit Wasserstoff • Dennis Hoeveler, Florian Adämmer, Fabian Howe 32 | Grüner Wasserstoff: Auf verpflichtende Zertifizierung der Nachhaltigkeit vorbereitet? • Michael Landspersky 36 | Die Biogaserzeugung in einem ganzheitlichen Blick: Mehr als nur Energielieferant • Thomas Wencker 42 | Rahmenbedingungen für ein technologieoffenes Marktdesign für erneuerbare Gase • Toni Reinholz FORSCHUNG & ENTWICKLUNG 47 | Masterarbeit untersucht Einsatz von Chlordioxid bei der Entfernung von Mikroschadstoffen in der Trinkwasseraufbereitung • Mischa Jütte 52 | Regelwerkskonforme Spülung von Trinkwasser- Hausanschlüssen • Benno Lechner TECHNISCHE REGELN & NORMEN 58 | Qualifikationskriterien für Planer und Hersteller von Gasanlagen • Fabian Henseler 59 | Flüssiggas-Anlagen in Straßenfahrzeugen und Wohnmobilen • Aida Buco-Smajic 52 36 78

5 energie | wasser-praxis 03/2022 60 | Berechnungsgrundlagen Flüssiggasinstallationen nach TRF 2021 • Kai-Uwe Schuhmann 60 | Planung, Bau und Betrieb sowie Eigenkontrolle von öffentlichen Trinkwasserbrunnen • Dr. Karin Gerhardy 61 | Hygiene in der Trinkwasser-Installation – Teil 5: Risikobewertung des stagnierenden Wassers in bestimmten Feuerlösch- und Brandschutzanlagen • Christoph Theelen 62 | Ankündigung zur Fortschreibung des DVGW-Regelwerks 62 | Fortschreibung des DVGW-Regelwerks DVGW AKTUELL 66 | Mit fachlichen und personellen Informationen und Nachrichten aus der Vereinsarbeit sowie Terminen und Veranstaltungen VERANSTALTUNGEN 76 | DVGW-Veranstaltungsvorschau für März und April 2022 ARBEITS | welten 78 | Ich mach was mit Messverfahren BILDUNGS | welten 80 | DVGW-Bildungsbeirat verabschiedet Thesenpapier zum Thema digitale Transformation der Beruflichen Bildung SERVICE 84 | Stellenanzeigen 85 | Grüne Gase 85 | Rohrleitungsbauunternehmen 86 | Bezugsquellen 90 | Impressum Q-02846-17-1-1 DIN EN ISO 9001:2015 zer fiziert nach ISO 9001:2015 Schütz GmbH Messtechnik · Einsteinallee 5 · D-77933 Lahr, Schwarzwald · Tel: +49 (0) 78213280100 info@schuetz-messtechnik.de · www.schuetz-messtechnik.de Die mobile Messeinheit „Scout VGS 4500“ von Schütz GmbH Messtechnik ist ein System, mit dem die Gaslecksuche entsprechend dem neuen DVGW-Regel- werk von 2019 mit einem KFZ erfolgen kann. mit dem Scout VGS 4500

N A C H R I C H T E N STANDPUNKT » Internationale Standards sind Voraussetzung für einen globalen Wasserstoffmarkt « Ein Kommentar von Maira Kusch, Büroleiterin der Geschäftsstelle des Weltenergierat – Deutschland in Berlin Deutschland hat Anfang 2022 denVorsitz der G7-Gruppe übernommen und Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte im Januar 2022 an, die Präsidentschaft nutzen zu wollen, um die G7 zumKern eines sogenannten internationalen KlimaClubs zumachen. Dabei handelt es sich allgemeinumeinen Zusammenschluss von Ländern, die beim Klimaschutz gemeinsam vorangehen. Als mögliches Kooperationsthema nannte Olaf Scholz grünen Wasserstoff. Innerhalb des Klima-Clubsmöchte er ein gemeinsames Verständnis dafür erarbeiten, was grüner Wasserstoff ist. Eine internationale Definition dafür gibt es bisher noch nicht. Einheitliche Kriterien für die Klassifizierung und Zertifizierung von grünem Wasserstoff sind eine wichtige Voraussetzung für den Handel und die Entwicklung eines globalen H2-Marktes. Die Zertifizierung ermöglicht es, die erneuerbaren Eigenschaften des Energieträgers nachzuweisen und ihn vom fossilen Wasserstoff zu unterscheiden. Ebenso wenig wie eine Definition für grünen Wasserstoff gibt es jedoch bisher ein weltweit einheitliches Zertifizierungssystem. Das neue Analysepapier der Deutschen Energie-Agentur und des Weltenergierats „Global Harmonisation of Hydrogen Certification“ hat sich deshalb weltweit elf Regulierungsrahmen für erneuerbaren Wasserstoff angesehen und untersucht, inwieweit sich diese Systeme harmonisieren ließen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Aktuell ist ein einheitliches globales Zertifizierungssystem nur schwer umsetzbar. Dies liegt insbesondere an der Vielzahl von Standards, die sich in ihren Anforderungen unterscheiden. Einige Länder und Regionen, z. B. die Europäische Union, haben sehr ehrgeizige Kriterien für die Produktion vonWasserstoff aus erneuerbaren Energien festgelegt. Diese werden sie voraussichtlich nicht zugunsten eines harmonisierten Systems aufgeben. Das Papier präsentiert daher alternativ ein Anlagenkonzept, mit dem sich der Wasserstoff auf allen analysierten Märkten absetzen ließe. Dazu gehören nicht nur eine Direktverbindung zwischen Elektrolyseur und regenerativemKraftwerk, sondern auch eine siebzigprozentige Treibhausgasreduktion gegenüber einem Referenzwert von 94 g CO2-Äquivalenten/MJ. Der Haken dabei: Der hergestellte Wasserstoff ist vergleichsweise teuer. Um grünen Wasserstoff wettbewerbsfähig zu machen, bedarf es jedoch einer raschen Ausweitung der Produktion und einer Kostendegression. Die EU hat es sich zum Ziel gesetzt, imH2-Bereich international eine Führungsrolle einzunehmen. Dies gilt auch für das Definieren von Standards und technischen Normen. Mit attraktiven Förderinstrumenten hat sie zwar bereits Anreize für die Markteinführung von erneuerbaremWasserstoff geschaffen; sollte sich der regulatorische Rahmen für die H2-Herstellung jedoch als zu streng erweisen, könnten große H2-Produzenten auf andere Absatzmärkte mit weniger anspruchsvollen Anforderungen ausweichen. Der europäische – und damit auch der deutsche – Markt könnten damit langfristig an Attraktivität verlieren. Die politische Herausforderung besteht somit aktuell darin, in Deutschland und Europa die notwendigen Rahmenbedingungen für den Wasserstoffeinsatz zu schaffen, ohne den Markthochlauf zu behindern. Ob dies gelingt, werden die kommenden Monate zeigen. W Kontakt: kusch@weltenergierat.de Quelle: Weltenergierat – Deutschland e. V. 6 energie | wasser-praxis 03/2022

Grüner Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein der Energiewende. Wie sich das Gas künftig in großem Maße zwischenspeichern lässt, soll im Rahmen des Pilotprojekts „H2CAST Etzel“ getestet werden. Projektverantwortlich ist ein Konsortium um den Kavernenbetreiber Storag Etzel GmbH, das die Speicherung von Wasserstoff in bestehenden Kavernen eines Salzstocks im ostfriesischen Etzel erprobt. „Wir wollen die Kaverneninfrastruktur ganzheitlich umwidmen, um den notwendigen Bedarf der Wasserstoffwirtschaft zu unterstützen“, sagte StoragGeschäftsführer Boris Richter bei der Vorstellung des Projektes Anfang Februar 2022. Ziel sei es,mit demPilotprojekt die Kavernenanlage weiterzuentwickeln, so Richter weiter. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt u. a. von der TU Clausthal und dem DLR-Institut für vernetzte Energiesysteme. Der zwölf Kilometer breite und fünf Kilometer hohe Salzstock unter Etzel beherbergt eines der größten Kavernenfelder in Nordwesteuropa. Die künstlich gebauten Hohlräume haben einenDurchmesser vonetwa 60mund sindbis zu500mhoch. Aktuell werden in51Kavernen etwa 4,3Mrd. Kubikmeter Gas und in24weiteren rund 10Mio. Kubikmeter Rohöl gelagert, darunter etwa einGroßteil der deutschen Rohölreserve. Über die 75 Kavernen hinaus könnennochweitere Speicherhohlräume im Salzstock geschaffen werden. Platz ist für insgesamt 99 Kavernen. Zur Erprobung der künftigen Speicherung von Wasserstoff werden zwei bestehende Testkavernen dazumiteinander gekoppelt, sodass Wasserstoff zwischen den Speichern verschoben werden kann. Knapp 100 t Wasserstoff, erzeugt aus erneuerbaren Energien, sollen für den Testbetrieb ab dem Jahr 2024 indie Speicher gefüllt werden. Da es bislang in der Region kein Pipelinenetz fürWasserstoff gibt, soll dieser mit speziellen Tanklastzügen angeliefert werden. Zudem wird für das Ein- und Ausspeichern mit unterschiedlichen Druckzyklen eine sogenannte Obertageanlage gebaut – voraussichtlich abMitte 2023. NachMeinung von Storag Etzel-Geschäftsführer Richter wird die Bedeutung der Kavernen in Etzel noch zunehmen. Er verwies auf Angaben der deutschen Bundesregierung, wonach70Prozent des künftigen Wasserstoffbedarfs importiert werden müsse.Wenn Importmenge undNachfrage auseinanderklafften, brauche es große Speicher als Puffer. W Pilotprojekt zur H ² -Speicherung in Kavernen läuft an Die Kavernenanlage Etzel aus der Luft DasWasserstoff-Pilotprojekt „KRUH2“ derOpenGridEuropeGmbH(OGE) im ostfriesischen Krummhörn nimmt Konturen an. Auf der Betriebsstelle soll Windstrom aus der Region mithilfe eines Elektrolyseurs in Wasserstoff umgewandelt werden. Dieser soll zuerst gespeichert und dann auf drei Arten für den Eigenbedarf genutzt werden: Der Fuhrpark wird durch drei wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Fahrzeuge erweitert. Die dafür notwendige Tankinfrastruktur wird neu errichtet. Im Rahmen der Wärmeversorgung werden zudemvorhandene Brennwertkessel auf Wasserstoff umgerüstet. Darüber hinaus kann der gespeicherte Wasserstoff über eine Brennstoffzelle je nach Bedarf rückverstromt werden. Das Land Niedersachsen fördert das Projekt mit rund 2,81 Mio. Euro. Landesumweltminister Olaf Lies sagte im Rahmen der Übergabe des Förderbescheides: „Erneuerbare Energien sind das Herzstück des Klimaschutzes. Dazu werden wir den Ausbau von Wind an Land, auf See und Fotovoltaik konsequent voranbringen. Aber Strom allein wird nicht funktionieren. Wir brauchen die strategische Kombination von Strom und Gas. Ohne Wasserstoff werden wir die Klimaziele nicht erreichen können.“Dr. Jörg Bergmann, Sprecher der Geschäftsführung der OGE, ordnete das Projekt wie folgt ein: „Wir wollenhier inOstfriesland zeigen, wie die Energiewende mit Wasserstoff zumErfolg werden kann. Was hier vor Ort imKleinen zeitnahumgesetztwird, kann als Blaupause für eine Wasserstoffwirtschaft in ganz Deutschland dienen. Ich freue mich sehr, dass uns dabei das LandNiedersachsen so stark unterstützt.“ W Wasserstoff: OGE-Pilotprojekt in Krummhörn gestartet Quelle: Storag Etzel GmbH 7 energie | wasser-praxis 03/2022

N A C H R I C H T E N VERANSTALTUNGSTIPPS! 27.–28. April 2022, online 26. Kolloquium Gas- und Wassermessung DerDVGWlädt inKooperationmit dem ForumNetztechnik/Netzbetrieb (FNN) alle Prüfstellenleitende und Fachleute der Gas- und Wassermengenmessung zum 26. Kolloquium ein. Die Agenda umfasst gas- undwasserspezifischeThemen, die sich neben der H2-Readiness von Geräten und den Entwicklungen zumSmartMetering auchden Inhalten rund um die Flexibilisierung der Eichfristen und die Reflektion des Stichprobenverfahrens im praktischen Anwendungsvollzug einschließlichdes neuen Qualifikationsverfahrens widmen. www.dvgw-kongress.de/kolloquium 4.–5. Mai 2022, online Technikforum Pyrolyse Im Zuge der aktuellen Klimadiskussionen und der Notwendigkeit, energieschonende Technologien zu entwickeln, leistet die Pyrolyse einen sinnvollen und wichtigen Beitrag. Das „Technikforum Pyrolyse“ greift daher zum einen aktuelle technologische Fragestellungen aus der Praxis und Wissenschaft auf und bietet zum anderen ein Forum, um auch über die wirtschaftliche Perspektive zu diskutieren. www.dvgw-kongress.de/ technikforum-pyrolyse 10.–11. Mai 2022, Berlin Zukunft Straßenbeleuchtung – Kommunen im neuen Licht Straßenleuchten-Infrastruktur gilt als Fundament einer Smart City, Straßenmastendienenals „multitalentierte Trägersysteme“, etwa für Messgeräte, Sensoren oder Ladepunkte. Der Fokus der Straßenbeleuchtungs-Fachkonferenz liegt 2022 auf der Rolle der Kommunen und deren rechtlichen Pflichten. Zudemstehen innovative Steuerungstechnologien, die richtige Planung und Anwendung vonDIN-Normen und strategische Grundlagen imMittelpunkt. www.dvgw-kongress.de/strassenbeleuchtung H2-Bericht prognostiziert Milliardeneinsparungen in der Energieinfrastruktur durch Investitionen in europäische Gasverteilnetze Die Gasverteilnetze in ganz Europa sind für den zukünftigen Transport vonWasserstoff bestens geeignet und bieten einen flexiblen und kostengünstigenWeg hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung. So lautet die Schlussfolgerung des aktuellen Berichts von Ready4H2, einem Zusammenschluss von 90 europäischen Gasversorgern sowie Unternehmen und Organisationen. Laut Bericht bestehe zwar Investitionsbedarf, aber die in die Gasnetze investierten Summen bedeuteten deutlich geringere Gesamtinvestitionen, als ausschließlich den Ausbau der Strominfrastruktur zu forcieren. Im Ergebnis würden Investitionen in eine kombinierte Strom- und Gasinfrastruktur pro Jahr 41 Mrd. Euro weniger kosten als nur auf Elektrifizierung zu setzen. „Es ist von elementarer Bedeutung, jetzt die Weichen zu stellen, dass Energie auch in einer klimaneutralen Zukunft möglichst bezahlbar bleibt. Dabei ist die Nutzung der bestehenden Gasinfrastruktur ein wichtiger Schritt“, waren sich Peter Kristensen, Vorsitzender von Ready4H2, und Florian Feller von der deutschen Vertretung H2vorOrt, bei der Vorstellung des Berichtes im Februar 2022 einig. Ein zukünftiges Problem für das europäische Stromnetz ist die Abhängigkeit vom Wetter, da immer mehr erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windenergie an das Netz angeschlossen werden. Um eine kontinuierliche Energieversorgung während wolkenverhangener und windstiller Zeiten zu gewährleisten, werden schnell reagierende, langlebige Speicherkapazitäten in enormemUmfang benötigt. „In den kommenden Jahrzehntenwird das europäische Energiesystem zunehmend auf nicht flexibel einsetzbaren Energiequellen basieren, wobei die Wind- und Solarkapazität voraussichtlich auf fast 1.000 GW ansteigen wird. BestimmteWetterbedingungen können zu einer anhaltenden Verringerung der Stromerzeugung aus Wind und Sonne führen. Dies geschieht imDurchschnittmehrmals im Jahr für mehrere aufeinanderfolgende Tage – viel länger, als Batterien als Backup zur Verfügung stehenkönnen“, so Kristensen. Um eine kontinuierliche Energieversorgungwährenddieser Zeiträume zu gewährleisten, würden Speicherkapazitäten in enormemUmfang benötigt, zu deren Bereitstellung die lokalenGasinfrastrukturbetreiber beitragen könnten. Bei Ready4H2 sei man daran interessiert, den kosteneffizientesten Weg in die Klimaneutralität zu finden. „Durch unsere Untersuchungen zur Umstellung der Gasverteilnetze auf Wasserstoff sind wir diesemZiel einen Schritt nähergekommen“, so Kristensen. W 8 energie | wasser-praxis 03/2022

Nitratentfernung aus Trinkwasser UBA verlängert Frist zur Verwendung von Ionenaustauscherharzen bis Ende 2024 Ionenaustauscherharze zur Nitrat- entfernung dürfen noch bis zum 31. Dezember 2024 eingesetzt werden. Dies hat das Umweltbundesamt (UBA) mit der im Dezember 2021 erschienenen 23. Bekanntmachung der sogenannten §-11-Liste entschieden. Ionenaustauscherharze zur Nitratentfernung, die ab dem 1. Januar 2025 weder eine Ausnahmegenehmigung (aktuell unter § 12 der TrinkwV geregelt) noch Eingang in die §-11-Liste des UBA gefunden haben, sind dann nicht mehr zulässig. Die bisherige Übergangsregelung für Ionenaustauscherharze wäre zum31. Dezember 2022 ausgelaufen. Um in Deutschland eingesetzt werden zu dürfen, müssen Aufbereitungsstoffe sowie Desinfektionsverfahren für die Trinkwasseraufbereitung auf der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren des Umweltbundesamtes (§-11-Liste) aufgeführt sein. Dies gilt ebenfalls für die (Nach-)Behandlung von Trinkwasser in der Hausinstallation und für C-Anlagen zur Eigenversorgung (nach § 3 TrinkwV und DIN 2001-1). Nach Angaben des UBA gibt es aktuell noch keinen Antrag auf Zulassung eines Aufbereitungsstoffs „Ionenaustauscher zur Nitratentfernung“ in die §-11-Liste. Ionenaustauscherharze zur Nitrtentfernung werden in Deutschland insbesondere von Eigenversorgern in landwirtschaftlich geprägten Gebieten eingesetzt. Betreibern dieser Ionenaustauscher zur Nitratentfernung wird empfohlen, Kontakt mit den entsprechenden Herstellern aufzunehmen. Die Regelung betrifft nicht dieHarze des CO2-basierten Ionenaustauschverfahrens – in der gängigen Literatur als CARIX-Prozess bezeichnet –, das in der öffentlichen Trinkwasserversorgung nach dem DVGW-Arbeitsblatt W 235-3 ebenfalls zur Nitratentfernung eingesetzt wird. W 9 energie | wasser-praxis 03/2022 www.egatec-conference.com I #EGATEC22 The 5th European Gas Technology Conference Hosted by DVGW e.V. supported by ERIG Hamburg, Germany 14–15 June 2022 A MARCOGAZ and GERG event Register now! ©Hamburg Messe und Congress/CCH

Weltwassertag am 22. März 2022: Verein „a tip: tap“ zeichnet leitungswasserfreundliche Organisationen aus Leitungswasser ist eine großartige Möglichkeit, Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit zu verbinden! Redaktion: Bei „a tip: tap“ dreht sich alles um den Genuss des Leitungswassers. Was plant Ihr dieses Jahr für den Weltwassertag? Dominik Lanzl: Der Weltwassertag ist für uns praktisch der höchste Feiertag imJahr. Dieses Jahr wollenwir die Aufmerksamkeit auf einen recht speziellen Bereich lenken: den Arbeitsplatz. Wo gearbeitet wird, muss genug getrunken werden, allein schon, umdie Konzentration aufrechtzuerhalten. Leitungswasser ist dabei eine großartige Möglichkeit, Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit zu verbinden. Viele Unternehmenmachen das bereits – vomkleinen Start-up über Verwaltungen bis hin zu sehr großen Unternehmen. Wir haben das Ziel, diese als leitungswasserfreundlich ausgezeichneten Organisationen ins Rampenlicht zu stellen und neue Beispiele zu sammeln. Redaktion: Welche Intention verfolgt Ihr mit der Initiative „Leitungswasserfreundliche Organisation“? Lanzl: Unsere leitungswasserfreundlichen Organisationen sind die Vorreiter für Leitungswasser am Arbeitsplatz. Ihr Engagement und ihre Geschichten zeigen anderen, wie ein Umstieg auf Leitungswasser funktionieren kann, und sie motivieren, es ihnen gleich zu tun. Mit der Initiative wollen wir dazu beitragen, dass CO2-Emissionen undVerpackungsmüll ganz einfach vermiedenwerden; außerdemsparen die Unternehmen ganz nebenbei auch noch bares Geld und Lagerräume für Flaschenwasser-Kästen. Die Auszeichnung dient also der Kommunikation nach innen und außen über die Vorteile und Qualität unseres Trinkwassers. Redaktion: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um als leitungswasserfreundliches Unternehmen ausgezeichnet zu werden und wie kann man sich bewerben? Lanzl: Als „hartes“ Kriterium gilt, dass in der Organisation keinBudgetmehr für Flaschenwasser ausgegebenwird – und man sich außerdem auch keines sponsern lässt. Die Mitarbeitenden sollen einen unbeschwerten Zugang zum Leitungswasser haben, was ganz individuell von einem sauberenWasserhahn bis zu einer Wasserspenderanlage reichen kann. Darüber hinaus wünschenwir uns, dass Trinkwasser auch für Gäste und bei Veranstaltungen genutzt wird und über das Thema kommuniziert wird – sei es im Intranet, im Nachhaltigkeitsbericht oder mithilfe unserer Plakate und Videos. Interessierte Unternehmen können ihre Anfragen für eine Auszeichnung gerne unter der E-Mail dominik@ atiptap.org anmich senden. Redaktion: Wie viele Organisationen/Unternehmen sind bereits dabei? Könnt Ihr ein gelungenes Beispiel für eine Story hin zum Leitungswasser nennen? Lanzl: In unserem leitungswasserfreundlichen Netzwerk werden wir zeitnah schon die 100. Organisation auszeichnen. DieGemeinschaftwächst alsounddas Interesse andem N A C H R I C H T E N Zum Weltwassertag am 22. März 2022 sprachen wir mit Dominik Lanzl, Leitungswasserenthusiast aus Bayern und Regionalkoordinator Süd bei „a tip: tap“, über die Initiative „Leitungswasserfreundliche Organisationen“. „a tip: tap“ ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für Leitungswasser, gegen Verpackungsmüll und für eine ökologisch-nachhaltige Lebensweise einsetzt. » « Quelle: a tip: tap 10 energie | wasser-praxis 03/2022

Thema ist groß! Gelungene Beispiele gibt es viele: Besonders gut gefälltmir das einesHerstellers von Spielesoftware, der für die Mitarbeitenden in den Teeküchen leitungsgebundene Wasserspender mit Kühlung und Sprudel zur Verfügung stellt und auch für Gäste Karaffen anbietet, auf Wunsch sogar mit Zitronenscheiben, Ingwer oder Ähnlichem. ImUnternehmenhatmanausgerechnet, dass damit ca. 17.000 Plastikflaschen jährlich eingespart werden! Richtig genial finde ich, dass mit dem freigewordenen Budget weitere nachhaltige Maßnahmen finanziert werden. Dies zeigt, dass Leitungswasser einniedrigschwelliger Einstieg in einen nachhaltigen Lebensstil sein kann. MITNETZ GAS setzt dieWasserstoffforschung im ChemieparkBitterfeld-Wolfen fort. NachAbschluss des Projektes „HYPOS:H2-Netz“ 2021wird der Verteilnetzbetreiber mit „H2-Infra“ in den kommenden drei Jahren speziell auf demGebiet der Endanwendung des Energieträgers Wasserstoff forschen. Konkret hat „H2-Infra“ zum Ziel, Anwendungstechnik für Haushalt undGewerbe aufWasserstoffeignung zu testenundweitere Betriebserfahrungen bei der Versorgung von Endverbrauchern zu sammeln. Der Fokus liegt dabei auf der Standardisierung von Prozessen im Sinne eines effizienten Betriebes und derWeiterentwicklung des Sicherheitskonzeptes. Außerdem plant das Unternehmen, spezielle Bildungsprogramme für Monteure und Ingenieure für das praktische ArbeitenmitWasserstoff zu entwickeln und vor Ort Schulungen durchzuführen. Die für das Vorgängerprojekt fertiggestellte Testinfrastruktur mit dem1.200m langenVerteilnetz, der Gasdruckregel- und -messanlage und der Versuchscontainer mit der Messtechnik bleiben erhalten. Hinzu kommen Anwendungstechniken aus demWärmemarkt undweitereWasserstoffverbraucher. Als Projektpartner bleiben die DBI Gas- und Umwelttechnik GmbHund die HTWK Leipzigmit im Boot. Das Budget beträgt insgesamt rund 1,2 Mio. Euro. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi) unterstützt „H2-Infra“ mit öffentlichenMitteln. Das Wasserstoffdorf befindet sich auf einem 12.000Quadratmeter großenGelände in der Chlorstraße. Seit 2018wurdemit „HYPOS: H2-Netz“ eine Verteilnetzstruktur entwickelt, die Anlagen errichtet und die Anbindung und Versorgung von Wasserstoffendverbrauchern untersucht. MITNETZ GAS testete dabei mit ProjektpartnernVerlegetechniken, neue Materialien und definierte die erforderliche Sicherheitstechnik. So wurden z. B. hochdichte Kunststoffrohrleitungen imVerteilnetz und in der Inneninstallation erprobt und Wechselwirkungen von verschiedenenGeruchsstoffen für das Gasnetz untersucht. Nach Projektabschluss zum Jahresende 2021 wird „HYPOS: H2-Netz“ derzeit detailliert ausgewertet. W MITNETZ GAS betreibt Wasserstoffdorf im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen weiter Aus „HYPOS:H2-Netz“ wird „H2-Infra“ Die Brandenburgische Landesregierung sieht das Trinkwasser in der Region um die Tesla-Fabrik in Grünheide, anders als der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner, nicht inGefahr. „Die Landesregierung sieht die Trinkwasserversorgung von 170.000 Menschen im Einzugsgebiet des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE) und der Wasserversorgung von Tesla als nicht gefährdet an“, sagte Landesumweltminister Axel Vogel (Grüne) im Februar 2022 im Landtag in Potsdam. Hintergrund ist eine Klage von Umweltverbänden gegen das Landesamt für Umwelt, die die Wasserförderung aus einemWasserwerk zumGegenstand hat, von der auch Teslamit der Fabrik in Grünheide betroffen ist. Aus Sicht der Kläger fehlen u. a, umweltrechtliche Prüfungen. Der WSE hatte davor gewarnt, dass demVerband rund 4Mio. Kubikmeter Grundwasser für die Entnahme fehlten, wenn dieWassergenehmigung für das Werk in Eggersdorf durch das Handeln der Landesbehörde infrage stehe. Nach Aussage von Umweltminister Vogel richte sich die Klage der Umweltverbände gegen die Erhöhung der genehmigten Wasserentnahmemengen am Wasserwerk Eggersdorf in Höhe von 1,2 Mio. Kubikmeter im Jahr, nicht gegen den ursprünglichen Bescheid von 1976 für rund 2,5 Mio. Kubikmeter Wasser im Jahr. Der US-Elektroautobauer Tesla hat inGrünheide bei Berlin eine Autofabrik gebaut, die bereits zu Testzwecken Fahrzeuge produziert. Die abschließende Genehmigung des Landes Brandenburg fehlt aber noch. Brandenburg leidet unter Trockenheit, in Sommermonaten drohen in einigen Gebieten Einschränkungen für dieWassernutzung. TeslaChef Elon Musk hatte Bedenken wegen Wassermangels mehrfach zurückgewiesen. W Tesla Gigafactory Berlin: Brandenburgs Regierung sieht Wasserversorgung gesichert 11 energie | wasser-praxis 03/2022

N A C H R I C H T E N Aufbau einer Wasserstoff-Wertschöpfungskette Hamburger Hafen und Air Products beschließen Kooperation Die Hamburg Port Authority (HPA) und derWasserstoffproduzent Air Products haben eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit getroffen, um Möglichkeiten für den Aufbau einer umfassenden Wasserstoff-Wertschöpfungskette im gesamten Hamburger Hafen zu erkunden. Air Products und die HPA teilen das Ziel, denAusbau der Produktion, der Lieferketten und des Verbrauchs von Wasserstoff in Norddeutschland und in der Freien und Hansestadt Hamburg zu beschleunigen. In ihrer Zusammenarbeit wollen sich beide darauf konzentrieren, realisierbare Möglichkeiten zu finden, umdie Nachfrage nachWasserstoff zu erhöhen und somit die Dekarbonisierung von Schwerlastfahrzeugen – auch in der Hafenlogistik – und der Industrie voranzutreiben. ImRahmen der Kooperationsvereinbarung sagte Michael Westhagemann, Senator fürWirtschaft und Innovation in Hamburg: „Das Interesse seitens Air Products unterstreicht das Potenzial des Hamburger Hafens imHinblick auf die Entwicklung der Wasserstoffinfrastruktur.“ Die Kooperation sei wichtiger Bestandteil in Hamburgs Maßnahmenpaket auf demWeg zumklimaneutralenHafen. JensMeier, CEOder HamburgPort Authority, ergänzte: „DieHPA setzt sich für zukunftsfähige und innovative Technologienund derenEinsatz imHafeneinundunterstützt damit die Dekarbonisierung und den Luftreinhalteplan der Stadt Hamburg.“ Die Vereinbarung sei ein weiterer Schritt auf dem Weg, konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Kurt Lefevere, Vice President Northern Continent bei Air Products, betonte: „„Häfen und ihre Industrieansiedlungen in Hamburg und weltweit spielen eine entscheidende Rolle im Ausbau der Wasserstoffnutzung in der Energiewende.“ Man wolle das bewährte Wissen und die Erfahrung in der gesamtenWasserstofflieferkettemit der HPA teilen und Möglichkeiten suchen, sie auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit zu unterstützen und Deutschlands ehrgeizige Dekarbonisierungsagenda zu fördern. Als weltgrößter Wasserstoffproduzent verfügt Air Products über praktische Betr iebserfahrung aus mehr als 250 Tankstellenprojekten in 20 Ländern. Das Unternehmen liefert bereits seit mehr als 40 JahrenWasserstoff an den Hamburger Hafen. W Quelle: Jörg Böthling 12 energie | wasser-praxis 03/2022

ImDezember 2021 wurde das DVGW-Arbeitsblatt W291 „Reinigung und Desinfektion von Wasserversorgungsanlagen“ überarbeitet: Die sogenannte „zustandsorientierte Spülstrategie“ ist seitdem ein anerkanntes Verfahren. Gegenüber der vorherigenVersion enthält das Arbeitsblatt u. a. die Erkenntnisse und Erfahrungen des TZW: DVGW-TechnologiezentrumsWasser (TZW) sowie solche von Wasserversorgungsunternehmen zur zustandsorientierten Spülstrategie. Das TZW hat das Verfahren in den letzten Jahren basierend auf Untersuchungen in verschiedenen Forschungsprojekten entwickelt; die Methode wird bereits von einer Vielzahl von Unternehmen umgesetzt. Die Spülstrategie umfasst folgende Arbeitsschritte: • Erarbeitung eines systematischen Spülplans für das Spülgebiet, • Durchführung einer Grundspülung, • Wiederholung der Spülung nach einemdefinierten Intervall mit Erfassung der Ablagerungssituation in den Leitungen, • Berechnung der Spülintervalle auf Basis der gemessenen Ablagerungssituation und • Erarbeitung des zustandsorientierten Spülplanes auf Basis der Berechnungen. Im Rahmen dieser Vorgehensweise werden Leitungen dann gespült, wenn nach einer bestimmten Betriebsdauer ein kritisches Ablagerungsniveau erreicht wird, bei dem ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Braunwasser oder von Trübung gegeben ist. Grund dafür ist eineMobilisierung der Ablagerungen im Leitungsnetz. Nach Angaben des TZW zeigen Erfahrungen aus der Praxis, dass mit einem zielgenauen und nachhaltigen Ansatz das Auftreten von Braunwasser sicher beherrscht werden kann. Dies belegten auch die Erfahrungen des TZW, die auf dem Ergebnis der Untersuchung von rund 10.000 km Leitungsnetz imRahmen der Unterstützung von Wasserversorgungsunternehmen bei der Implementierung der zustandsorientierten Spülstrategie basierten. W Zustandsorientierte Spülstrategie: Erfahrungen des TZW: DVGW-Technologiezentrums Wasser fließen in das DVGW-Arbeitsblatt W 291 ein Die Kosten für Wasserstoffelektrolyseure könnten sich in den kommenden zehn Jahren halbieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) imAuftragderCleanAir TaskForce, einer Nichtregierungsorganisation. Untersucht wurdendabei 5-MW- und100-MW-Anlagenauf Basis von alkalischen und PEM-Elektrolyseuren. Die Ergebnisse zeigen, dass die als „Stack“ bezeichneten Zellstapel die teuerste Komponente bei Elektrolyseurenbleibt.Hier habenalkalische Anwendungen jedocheinenKostenvorteil gegenüber der PEM-Technologie, der laut ISE auch in Zukunft bestehenbleibenwird. Für beideVariantenerwartendieWissenschaftlereineHalbierung der spezifischen Stack-Kosten: Bei alkalischen Elektrolyseurenvon200Euro/kWDC aufweniger als 90Euro/kWDC, bei der PEM-Elektrolyse könntendieKostenvon380Euro/kWDC auf 220Euro/ kWDC sinken. Aus der Analyse geht allerdings auch hervor, dass sich die Kosten beider Technologiennahezuangleichen,wennderAufwandfür dienachgeschalteteVerdichtungmit einbezogen wird. Insgesamt sei im Jahr 2030mit Systemkosten von rund 400 bis 500 Euro/kW zu rechnen, kleinereAnlagenwürdendeutlichteurer bleiben. Die Wissenschaftler verweisen außerdem darauf, dass die Kosten für die Stacks nicht allein für die Systemkosten bestimmend sind. Hier seienweitere Komponentenwie Gas- undWasseraufbereitung, Kühlsysteme und Leistungselektronik relevant. Letztere sei die zweitteuerste Komponente und stehe in der gleichen Größenordnung zu den Systemkosten wie die Stacks. Nach Aussagen der Autoren sei dies ein wichtiges Ergebnis, insbesondere für weitere Kostensenkungsstrategien bei Elektrolysesystemen, und müsse bei zukünftigen Entwicklungen stärker berücksichtigt werden. W Analyse prognostiziert deutlich sinkende Elektrolyseur-Kosten 13 energie | wasser-praxis 03/2022

N A C H R I C H T E N ZAHL DES MONATS … lang ist der neue Film der Gelsenwasser AG, der sich ausführlich mit dem Thema Spurenstoffe im Trinkwasser beschäftigt. Der Film richtet sich in erster Linie an Verbraucherinnen und Verbraucher und erläutert sehr ausführlich die wichtigsten Fakten und zahlreiche Hintergründe. Im Mittelpunkt steht die Beantwortung von Fragen wie „Was sind Spurenstoffe?“, „Wie kommen diese Stoffe in den Wasserkreislauf?“, „Sind Spurenstoffe im Wasser gesundheitlich bedenklich?“ oder „Was bedeutet Vorsorgeprinzip?“ „Bei den vielen Facetten zum Thema ist die Datenlage inzwischen sehr fundiert und man hat viele Erkenntnisse über das Vorkommen von Spurenstoffen im gesamten Wasserkreislauf gesammelt“, erläutert Thomas Pochwyt, Experte für Wasserqualität bei Gelsenwasser. „Und das Wichtigste: Auch Vermeidungsstrategien sind vielfach bereits ausgearbeitet. Wir wissen aber ebenfalls, dass es noch viele Wissenslücken z. B. über sehr polare Spurenstoffe, Transformationsprodukte und Metaboliten gibt.“ Ziel sei es, relevante Informationen aus der Fachwelt zu Qualitätsthemen als Hintergrundinformationen so aufzubereiten, dass sich Interessierte dazu jederzeit informieren können, so Pochwyt. Zu sehen ist der Film im Newsblog auf der Webseite der Gelsenwasser AG unter www.gelsenwasser.de. W 28 Minuten und 8 Sekunden … Phillips 66 und H2 Energy Europe entwickeln Wasserstofftankstellennetz in Mitteleuropa Die Unternehmen Phillips 66 und H2 Energy Europe („H2 Energy“) wollen bis zum Jahr 2026 bis zu 250 Wasserstofftankstellen inDeutschland, Österreich undDänemark aufbauen. Phillips 66 Limited ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Phillips 66, einem diversifizierten Energieerzeugungs- und Logistikunternehmen mit Sitz in Großbritannien. Phillips 66 ist in Europa unter seiner Marke JETmit über 1.000 Standorten imTankstellenmarkt stark vertreten und verfügt durch seine Beteiligung an der Coop Mineraloel AG über ein wachsendes Wasserstofftankstellennetz in der Schweiz. H2 Energy mit Sitz in der Schweiz ist ein Joint Venture zwischen demRohstoffhandelsunternehmen Trafigura Pte Ltd. und der H2 EnergyHolding AG, einemWasserstoffversorger in Europa, der in die Produktion, den Vertrieb und die Verwertung von grünem Wasserstoff investiert. Über seine TochtergesellschaftenhatH2Energy als erstesUnternehmen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkwkonzipiert und an gewerbliche Nutzer geliefert. Außerdemhat das Unternehmen ein Ökosystem für die Betankung mit grünem Wasserstoff in der Schweiz geschaffen. Quelle: Shell 14 energie | wasser-praxis 03/2022

Die Wasserversorgung in Frankfurt/ Main ist gesichert – aber nur unter bestimmten Bedingungen. Dies ist der Tenor eines von der Stadt Frankfurt/ Main entwickelten, neuen kommunalen Wasserkonzeptes. Das Konzept beschreibt nicht nur die rechtliche, organisatorische und technische Ausgangssituation der Wasserversorgung, sondern auch Wasserverbrauch und -dargebot und eine Prognose des Verbrauchs im Jahr 2030. Zudem werden anhand einer Gefährdungsanalyse Maßnahmen in verschiedenen Handlungsfeldern abgeleitet. Das Wasserkonzept der Stadt Frankfurt ist hessenweit bislang einmalig und wurde vom Umweltamt in Zusammenarbeit mit den Versorgungsunternehmen Hessenwasser und Mainova sowie im Austausch mit städtischen Stellen, Gesellschaften und Beteiligungen erarbeitet. Anstoß für die Arbeit an einemeigenen Wasserkonzept ist der Leitbildprozess für ein Integriertes WasserressourcenManagement Rhein-Main, der vom Land Hessen zum Ressourcenschutz und zur Sicherstellung der Wasserversorgung initiiert wurde. „Frankfurt ist sich seiner Verantwortung als Kommune mit demhöchsten Trinkwasserbedarf im Rhein-MainGebiet und großen überregionalen Zulieferungen – vor allem aus demHessischen Ried und Vogelsberg – sehr bewusst“, erklärte Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst im Februar 2022. „Das Wasserkonzept wird uns dabei helfen, die richtigen Entscheidungen für Frankfurt hinsichtlich etwa einer verbesserten Infrastruktur und anderer MaßnahmenderWasserversorgung zu treffen.“ Derzeit werden etwa 25 Prozent des Trinkwasserbedarfs im Frankfurter Stadtgebiet gewonnen, rund 75 Prozent desWassers stammen aus dem Umland. Bevölkerungswachstum in der Stadt und heiße Sommer bedingt durch den Klimawandel haben in den zurückliegenden Jahren den Wasserverbrauch weiter ansteigen lassen. Die Sicherung der Wasserversorgung der Stadt ist laut Wasserkonzept auch in Zukunft gegeben – allerdings werden hierzu deutlich größere Anstrengungenals bisher erforderlich sein. Das Konzept sieht vor, dass derMehrbedarf an Trinkwasser bis 2030 durch die Steigerung der Infiltration von aufbereitetem Flusswasser im Frankfurter Stadtwald und im Hessischen Ried abgedeckt werden kann. Dafür müsse jedoch die entsprechende Infrastruktur konsequent ausgebaut werden. Darüber hinaus seien vor allem die Sicherung und Sanierung bestehenderWasserwerke sowie der Ausbau und die Optimierung von Anlagen derWasserversorgung wie Transportleitungen undHochbehälter durchdenVersorger Hessenwasser erforderlich. „Durch das nun vorgelegte Wasserkonzept wird deutlich, dass der Magistrat die Umsetzung einer zukunfts- und klimasicheren Wasserversorgung als wichtige städtische Aufgabe ansieht“, so DezernentinWüst. Die Stadt werde ihren Teil beitragen, die geplanten Maßnahmen zu realisieren. Aber trotz aller Aktivitäten werde Frankfurt weiter dauerhaft auf die historisch gewachsene überregionale Versorgung mit Trinkwasser angewiesen sein. W Frankfurt/Main beschließt kommunales Wasserkonzept Nach Unternehmensangaben wollen die europäischenTochtergesellschaften vonPhillips 66undH2Energy ihr jeweiliges Know-how und ihre Erfahrungen nutzen, umein Vertriebsnetz inMitteleuropa zu entwickeln, das Wasserstoffangebot, Betankungslogistik und Fahrzeugnachfrage zusammenführt. Ziel der Partner ist es, das Tankstellennetz mit grünem Wasserstoff zu versorgen, soweit dieser verfügbar ist. „Wir bei Phillips 66 sind der Überzeugung, dass die Ausweitung des Zugangs zuWasserstoff entscheidend ist für eine kohlenstoffärmere Energieversorgung in der Zukunft“, soBrianMandell, Phillips 66 Executive Vice President, Marketing and Commercial. „Wir freuen uns, unsere Kräftemit H2 Energy zu bündeln.“ Das künftige Wasserstofftankstellennetz des Joint Ventures in Deutschland, Österreich und Dänemark soll sowohl aus bestehenden Tankstellen der Marke JET als auch aus neuen Standorten an wichtigen Verkehrsachsen bestehen. Darüber hinaus hat H2 Energy kürzlich den Bau einer 1-Gigawatt-Elektrolyseanlage inDänemark bekanntgegeben, die in der Lage ist, jährlich bis zu 90.000 t grünen Wasserstoff aus Offshore-Windstrom zu erzeugen. W 15 energie | wasser-praxis 03/2022

T E C H N I K Entsprechend der Gashochdruckleitungsverordnung (GasHDrLtgV) sind Gashochdruckleitungen für den Transport von Gasen bei Drücken über 16 bar in Deutschland so zu errichten und zu betreiben, dass sie die Sicherheit der Umgebung nicht beeinträchtigen und nicht schädlich auf denMenschen und die Umwelt einwirken [1]. In der GasHDrLtgV wird davon ausgegangen, dass Errichtung und BetriebdemStandder Technik entsprechen, wenn das entsprechende DVGW-Regelwerk eingehaltenwird: Der dafür notwendige Stand der Technik ist in diesem verankert und das auf dem DVGW-Regelwerk basierende integrale, deterministische Sicherheitskonzept für Gashochdruckleitungen in Deutschland ist betriebsbewährt [2, 3]. Die dementsprechend verlegten Leitungen sind damit technisch sicher, müssen aber weiterhin vor Einwirkungen von außen (wie etwa bei Bauarbeiten durch Dritte, land- und forstwirtschaftliche Geräte oder Bodenbewegungen) geschützt werden. Um diese Sicherheit zu erreichen, setzt das DVGW-Regelwerk imWesentlichen auf zwei Mechanismen [3]: die hohe technische Sicherheitsausstattung der Gashochdruckleitungen sowie den Schutz der Leitungen vor äußeren Einwirkungen. Vorgaben Ein wesentlicher Bestandteil des Sicherheitskonzeptes für Gashochdruckleitungen ist die Verlegung der Gasleitung im Schutzstreifen. Der GasHDrLtgV zufolge sind Gashochdruckleitungen gegen äußere Einwirkungen zu schützen und zur Sicherung ihres Bestandes und ihres Betriebes in einemSchutzstreifen zu verlegen. Dabei muss gesichert sein, dass die Leitungen durch die im Schutzstreifen zulässige Nutzung nicht gefährdet werden [1]. Der Schutzstreifen, in dem der Leitungsbetreiber das Recht hat, Aktivitäten zu kontrollieren und zu beeinflussen, hat nach DIN EN 1594 die Aufgabe, die Leitungsanlage vor Einwirkungen Unbefugter zu schützen [4]. Diese Anforderungen werden für Gashochdruckleitungen aus Stahlrohren für einen Auslegungsdruck von mehr als 16 bar im DVGW-Arbeitsblatt G 463 [5] detailliert und in der aktuellen Ausgabe des Regelwerksweiter konkretisiert. Hiernachmuss der Netzbetreiber die Breite des Schutzstreifens in Abhängigkeit vomLeitungsdurchmesser soVeränderte Schutzstreifenbreiten für Gashochdruckleitungen nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 463 Unterirdisch verlegte Gashochdruckleitungen müssen vor äußeren Einflüssen (wie z. B. Bauarbeiten durch unbefugte Dritte, land- und forstwirtschaftliche Geräte oder Bodenbewegungen) geschützt werden, um einen sicheren und zuverlässigen Betrieb zu gewährleisten. Hierzu tragen wesentlich die Schutzstreifen bei, in denen die betreffenden Gasleitungen verlegt werden: Sie haben die Aufgabe, die Leitungsanlage vor Einwirkungen Unbefugter zu schützen. Vor dem Hintergrund, dass die bisherigen Bandbreiten-Angaben im aktuellen DVGW-Arbeitsblatt G 463 durch klare Vorgaben ersetzt wurden, beschreibt der vorliegende Fachbeitrag alle für die Praxis relevanten Änderungen. von: Maik Bäcker (EWE NETZ GmbH), Andre Graßmann, Dr. Michael Steiner (beide: Open Grid Europe GmbH) & Jörn Mehlitz (DVGW e. V.) Nennweite Schutzstreifenbreite ≤ DN 150 4 m > DN 150 ≤ DN 300 6 m > DN 300 ≤ DN 500 8 m > DN 500 ≤ DN 1200 10 m > DN 1200 ≤ DN 1400 12 m Tabelle 1: Übersicht über die Mindestschutzstreifenbreite nach [5] Quelle: DVGW 16 energie | wasser-praxis 03/2022

wie von der Art der Betriebs- und Instandhaltungsmaßnahmen festlegen. Im DVGW-Arbeitsblatt G 463 sind die Mindestbreiten in Abhängigkeit für den Schutzstreifen vorgegeben (Tab. 1). Im Fall von Nennweiten > DN 1400 sind begründete Vorgaben zur Schutzstreifenbreite zu treffen. Die bisherigen Bandbreiten-Angaben wurden in dem aktuellen DVGW-Arbeitsblatt G 463 durch klare Vorgaben ersetzt; dies erfolgte auf Grundlage der langjährigen Erfahrungen bei Bau und Betrieb von Gashochdruckleitungen. Ein deutlich sichtbarer Schutzstreifen verbessert die Erkennbarkeit der Leitungstrasse und erhöht gleichzeitig die Sichtbarkeit von ungenehmigten Tätigkeiten imTrassenbereich. Die Einhaltung der im DVGW-Merkblatt GW 125-B1 [6] geforderten Maßnahmen zu Wurzelbildnern wird für neu zu errichtenden Leitungen ebenfalls erleichtert. Insbesondere bei den unterenDurchmessernhaben die Erfahrungen gezeigt, das oftmals bei Interessenkonflikten die jeweiligen unteren Werte als Basis für weitere Bewertungen standen. Die Zugänglichkeit für betriebliche Tätigkeiten zu einer Gashochdruckleitung in den unteren Durchmesserbereichen wird durch zu schmale Schutzstreifenbreiten signifikant eingeschränkt. ImDVGW-Arbeitsblatt G463wird auch auf dieMöglichkeit der begrenzten Einschränkung der Schutzstreifenbreiten hingewiesen. Dies bedarf einer gesonderten Prüfung durch den Bauherrn. Hier sollten nicht nur die sich ergebenden Vorteile bei der Errichtung der Leitung betrachtet werden, sondern auch die daraus resultierenden dauerhaften Einschränkungen undMehraufwände bei demBetrieb der Leitung. Durch denWegfall der Bandbreitenangabenwird also inmehrfacher Hinsicht demsicherenBetrieb Sorge getragen. Für Gashochdruckleitungenmit einemmaximalenBetriebsdruck bis 16 bar wird durchdie beidenDVGW-Arbeitsblätter G462 [7] undG472 [8] ebenfalls ein Schutzstreifengefordert. Gemäß diesen beiden Arbeitsblättern muss der Netzbetreiber auch in diesen Auslegungsdruckstufen die Breite des Schutzstreifens inAbhängigkeit vomLeitungsdurchmesser sowie von der Art der Betriebs- und Instandhaltungsmaßnahmen festlegen. In beiden DVGW-Arbeitsblättern wird auf die Schutzstreifenbreiten des DVGW-Arbeitsblattes G 463 verwiesen. Bedeutung des Schutzstreifens Bei der Errichtung einer Gasleitung wird für den Bau der üblicherweise breitere Arbeitsstreifen benötigt (Abb. 1), in dem sich auch der Schutzstreifen befindet. Nach dem Bau der Leitung verbleibt nur der Schutzstreifen im direkten Einfluss des Netzbetreibers. Der Zweck des Schutzstreifens ist imWesentlichender Schutz derGashochdruckleitung vor 17 energie | wasser-praxis 03/2022

T E C H N I K dem unbefugten Einfluss Dritter. Er ist daher auch insbesondere für den Betrieb und die Instandhaltung bei der regelmäßigen intensiven Kontrolle des Schutzstreifens für die Sicherstellung der Integrität der Gashochdruckleitung erforderlich. Bei Betrieb und Instandhaltung der Gasleitung übernimmt der Schutzstreifen eine weitere wichtige Aufgabe: So ist die (jederzeitige) Einsehbarkeit der Leitungstrasse zur frühzeitigen Erkennung von unbeabsichtigten Ereignissen von großer Wichtigkeit. Auch die unverzügliche Erreichbarkeit der Trasse ist für den ordnungsgemäßen Betrieb von Bedeutung. Hiervon ausgenommen ist beispielsweise die übliche landwirtschaftliche Nutzung eines Grundstückes. Während dieser Nutzung kann davon ausgegangen werden, dass keine integritätsgefährdenden Eingriffe in den Schutzstreifen stattfinden. Die nicht eingeschränkte landwirtschaftliche Nutzung ist wichtig, umdie Akzeptanz der Leitungstrassen nicht zu gefährden. Für den Grundstückseigentümer und den Grundstücksbewirtschafter ist die Einschränkung der landwirtschaftlichenNutzung durch eineGashochdruckleitung somit auf ein erträgliches Maß begrenzt. Wesentlich ist weiterhin, dass die Leitungstrasse für mögliche Aufgrabungenoder für die intensiveKKS-Messtechnik jederzeit begehbar seinmuss. Gemäß der Definition des Schutzstreifens ist es möglich, dass z. B. spätere Bebauungen bis direkt an den Schutzstreifen ohne Einschränkungen der Sicherheit nachträglich errichtet werden können. Im DVGW-Regelwerk, insbesondere im DVGW-Arbeitsblatt G 466-1 [9], wird dies als „heranrücken“ bezeichnet. Dennoch ist der freie Zugang der Gashochdruckleitung für den ordnungsgemäßen Betrieb und die Instandhaltung über den Schutzstreifen unumgänglich. Immer größere Baufahrzeugewerden für die Sicherstellung des ordnungsgemäßen Betriebs und der Instandhaltung notwendig, sodass eine Anpassung derWerte auf einen festenMindestwert für die Planung von Arbeiten und mit den Geräten führt. Fazit Die bisherigen Bandbreiten-Angaben wurden in dem aktuellen DVGW-Arbeitsblatt G 463 durch klare Vorgaben ersetzt. Dieses spiegelt den aktuell angewandten Stand der Technik wider und bietet Planungssicherheit für die Sicherstellung des ordnungsgemäßen Betriebs und der Instandhaltung. Gleichzeitig bietet die Abb. 1: Regelarbeitsstreifen und Schutzstreifen, Beispiel: Leitung in der Dimension DN 1000 Quelle: OGE 18 energie | wasser-praxis 03/2022

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