DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 9/2022

Es wird deutlich, dass die auf Grundlage statistischer Auswertungen bestimmte durchschnittliche bayerische WVA mit Eigengewinnung durch Brunnen über etwa drei Brunnen sowie eine Aufbereitungsanlage verfügt, ca. 543.000 m3 Wasser pro Jahr fördert, knapp 8.300 angeschlossene Einwohnerinnen und Einwohner versorgt, etwa 3.000 Gebäude umfasst und sich über eine Fläche von ungefähr 20 km2 erstreckt. Es gilt zudem zu beachten, dass die Medianwerte stets deutlich niedriger als die Durchschnittswerte ausfallen. Auch ist anzumerken, dass die Unterschiede in Bezug auf die Fläche des Versorgungsgebietes – sowie hierdurch bedingt, auch die enthaltenen Gebäude derWVA – zu einem signifikanten Teil von der jeweils regierungsbezirksspezifisch unterschiedlichen Herangehensweise bei der Definition der Grenzen der Versorgungsgebiete stammen können. Approximation des elektrischen Leistungsbedarfs der Wasserversorgungsanlagen Nachdem die grundsätzlichen Kennzahlen der bayerischenWasserversorgungsanlagen bestimmt wurden, kann anhand dieser Zahlen der Leistungsbedarf der jeweiligen WVA approximiert werden. Dieser setzt sich aus dem Bedarf der Wasserförderung (Gewinnung und Transport), dem Bedarf der Wasseraufbereitung sowie dem Bedarf sonstiger Verbraucher (z. B. Netzleitstelle oder Beleuchtung) zusammen. Aufgrund der Relevanz bezüglich des Strombedarfs werden bei der Wasserförderung nur Brunnen und keine Quellen berücksichtigt. Da auf Quellen jedoch nur 18 Prozent der Trinkwassergewinnung entfällt [3] und bei diesen in der Regel das Grundwasser auf natürliche Weise (ohne Benötigung elektrischer Energie) an der Erdoberfläche austritt, werden die Auswirkungen auf die Ergebnisse als vertretbar gering eingestuft. Der Leistungsbedarf der WVA wird maßgeblich von der geförderten Wassermenge beeinflusst. Über die bekannte jährliche Fördermenge kann die durchschnittliche Tagesförderung bestimmt werden. Für ein zuverlässiges Notstromkonzept ist jedoch der ungünstigste Fall und somit der Leistungsbedarf des Spitzentages zu berücksichtigen, weshalb die mittlere Wassermenge mit dem Tagesspitzenfaktor fd multipliziert werden muss. Der zu verwendende Tagesspitzenfaktor kann über die Anzahl der versorgten Einwohnerinnen und Einwohner EW einer WVA bestimmt werden, gemäß dem DVGW-Arbeitsblatt W 410 gilt Gleichung (1). fd = 3,9 ∙ EW ⁻⁰,⁰⁷⁵² (1) Da der Datenbestand der Wasseraufbereitungsanlagen eine Zuordnung der zugehörigen Wassergewinnungsanlagen umfasst, kann die Menge des an einem Spitzentag aufzubereitenden Wassers Qp_Aufb (in m3/h) durch Multiplikation des durchschnittlichen täglichen Aufbereitungsvolumens mit dem Tagesspitzenfaktor fd bestimmt werden. Es wird hierbei vereinfachend angenommen, dass die von der zugeordnetenWassergewinnungsanlage geförderteWassermenge vollständig aufbereitet wird. Die Art der Aufbereitung, welche mit einem spezifischen Energiebedarf EAufb aus der Fachliteratur [7–9] verknüpft werden kann, ist ebenfalls bekannt. Ist einer Aufbereitungsanlage mehr als eine Aufbereitungsart zugeordnet, wird der spezifische Energiebedarf der Aufbereitungsarten addiert. Somit kann der Leistungsbedarf einer ggf. notwendigen Aufbereitungsanlage PAufb gemäß Gleichung (2) berechnet werden. PAufb = Qp_Aufb ∙ ∑EAufb (2) Zur Approximation des Leistungsbedarfs der Wasserförderung muss im nächsten Schritt zunächst die Förderhöhe des Wassers determiniert werden. Wie bereits erörtert, ist die Höhe des Wasserstands innerhalb der Brunnen meist bekannt. Zur Bestimmung der Pumphöhe wird die Höhenlage der im Versorgungsgebiet vorhandenen Gebäude, zu welchen über OpenStreetMap präzise Standortkoordinaten be▸ shop.wvgw.de Grundlagen für Bohrgeräteführer zu Bohr- und Ausbauarbeiten für Erdwärmesonden und andere Wärmequellen. Erdwärme nutzbar machen! Die Neuauflage liefert das notwendige Fachwissen für den qualitätsgerechten Umgang und die Ausführung von oberflächennahen Erdwärmesystemen. Gebündeltes Expertenwissen liefert Grundlagen, Praxiserfahrung und die fachgerechten Arbeitstechniken. Detaillierte und verständliche Aufbereitung mit zahlreichen Abbildungen. arbeitshilfe_geothermie_Anzeige JP bbr 22_185x85_final.indd 1 17.11.21 13:49 35 energie | wasser-praxis 09/2022

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