DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 9/2022

www energ e-wasser-prax s de energie | wasser-praxis e 09 Versorgung | S cherhe t Bezugsprivilegien in einer Gasmangellage Wasser | Versorgung Gewinnung von Uferfiltrat amNiederrhein Roadmap | Gas Transformationspfade für die deutsche Gasinfrastruktur 73 Jahrgang | September 2022 | ISSN 1436-6134 Brochterbecker Damm 52 | 48369 Saerbeck | Germany DIE ZUKUNFT IST GRABENL S! 9. SAERBECKER ROHRLEITUNGSSYMPOSIUM 22. –23. 09. 2022 JETZT QR-CODE SCANNEN, INFORMIEREN UND ANMELDEN www.saertex-multicom.de/hausmesse-2022 Anerkannt als Fortbildungsveranstaltung der IK Bau NRW >>>

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www.energie-wasser-praxis.de energie | wasser-praxis 09 Versorgung | Sicherheit Bezugsprivilegien in einer Gasmangellage Wasser | Versorgung Gewinnung von Uferfiltrat amNiederrhein Roadmap | Gas Transformationspfade für die deutsche Gasinfrastruktur 73. Jahrgang | September 2022 | ISSN 1436-6134

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Liebe Leserin, lieber Leser, derzeit liefert Russland nur einen Bruchteil der vertraglich vereinbarten Gasmengen. Dies ist unverständlich, weil sich die auf das Fehlen einer Turbine beruhende Argumentation für die Drosselung mittlerweile als Mär entpuppt hat und von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeckmit deutlichen Worten als Farce bezeichnet wurde. Nun bedeutet diese Reduktion der Liefermengen durch Nord Stream 1 aber nicht, dass Heizungskunden in Deutschland im Winter frieren müssen. Zum einen sind Privatkunden gesetzlich geschützt; zum anderen wird als Kompensation des benötigten Bedarfs deutlich mehr Erdgas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien in unser Gasnetz eingespeist. Um weitere Bedarfslücken zu schließen, wird es zudem zu einer erhöhten Einspeisung aus den LNG-Terminals unserer europäischen Nachbarn kommen, die wiederum Flüssiggas über weltweite Märkte beziehen. Die sich derzeit kontinuierlich weiter füllenden Gasspeicher in Deutschland sind ein Beleg dafür. Erfreulich ist zudem, dass das neue LNG-Terminal in Wilhelmshaven aller Voraussicht nach bereits in einigen Monaten betriebsbereit sein wird. All diesen positiven Aspekten zum Trotz betone ich an dieser Stelle erneut, dass der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien – und damit verbunden der rasche Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft unter Nutzung der bestehenden Gasinfrastruktur – das wirkungsvollste Mittel ist, um sich zeitnah von den Importen fossiler Energieträger unabhängiger zu machen. Eine versorgungssichere, nachhaltige und bezahlbare Energiewende unter Einhaltung der Klimaschutzziele ist ohne Wasserstoff schlichtweg nicht möglich. Die dafür notwendige und gleichermaßen vorhandene Infrastruktur ist bereits heute H2-ready. Dass sie zukünftig zu einhundert Prozent klimaneutralenWasserstoff aufnehmen kann, erhöht unsere Versorgungssicherheit enorm. In diesemKontext begrüßt der DVGW, dass die EU-Kommission einen Ordnungsrahmen für Wasserstoff anstrebt. Die Vorschläge der Kommission gehen aber bedauerlicherweise davon aus, dass die Netzinfrastruktur fürWasserstoff „auf der grünen Wiese“ neu errichtet werden muss. Dies ist in keiner Weise zielführend. Volkswirtschaftlich sinnvoller und effizienter ist es, wenn sich die Wasserstoffinfrastruktur aus der bestehenden Gasinfrastruktur heraus entwickelt, so wie es etwa in der Initiative „H2vorOrt“ geplant wird. Daher haben wir den europäischen Institutionen vorgeschlagen, den Rechtsrahmen entsprechend anzupassen. Konkret bedeutet dies, dass es Vorgaben zur Entflechtung braucht, die die Entwicklung des Wasserstoffnetzes ermöglichen, statt sie zu verhindern. Dazu gehört auch bei Wasserstoff die Differenzierung der Netzebenen „Fernleitung“ und „Verteilung“ analog zu Gas und Strom, aber auch die Anwendung der Entflechtungsvorschriften für Gasnetzbetreiber auf Wasserstoffnetze. Im Rahmen der Regulatorik sehen wir auch weiteren Nachholbedarf in Bezug auf den Gebäudesektor. Eine erfolgreiche Energiewende im Wärmemarkt kann nur gelingen, wenn es angesichts der Heterogenität des Gebäudebestands zu einem Zusammenspiel verschiedener klimaneutraler Energieträger, Infrastrukturen und Technologien kommt. Nur ein technologieoffener Ansatz führt gemäß aktuellen Studien zu einer technisch machbaren, sozialverträglichen sowie zeit- und kostenoptimierten Dekarbonisierung des gesamten Gebäudesektors. Daher gilt: Auch der Energieträger Wasserstoff muss im Bereich des Wärmesektors zur Anwendung kommen dürfen. So empfiehlt etwa die aktuelle Fraunhofer-„Bottom-up“- Studie imAuftrag des NationalenWasserstoffrats ausdrücklich auch den Einsatz von Wasserstoff im Gebäude. Insofern bedarf es einer technologieoffenen und pragmatischen Ausgestaltung ordnungsrechtlicher Anforderungen an neueWärmeerzeuger, umBezahlbarkeit und Klimaschutz im Gebäudesektor in Einklang zu bringen. Die Annahme, dass reine Gasheizungen nicht mehr einbaubar seien, weil sie die für neue Heizungen ab 2024 vorgeschriebene 65-ProzentErneuerbare-Regelung nicht erfüllen könnten, ist zudem schlichtweg falsch. Gasheizungen erfüllen diese Vorgabe, wenn sie entweder mit Biomethan bzw. zukünftig klimaneutralem Wasserstoff oder in Kombination mit weiteren Technologien wie beispielsweise Solarthermie betrieben werden. Leider findet sich im „Sofortprogramm Gebäudesektor“ der Bundesregierung keine einzigeMaßnahme zur verstärkten Nutzung klimaneutraler Gase wie der Hochlauf von Biomethan, obgleich dieser in der Koalitionsvereinbarung beschlossen wurde. Damit bleibt eine wesentliche Option zur Erfüllung der Klimavorschriften im Gebäudesektor und der angestrebten Unabhängigkeit von russischem Erdgas leider ungenutzt. Für den DVGW steht daher fest, was schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 und den daraus folgenden Verwerfungen auf dem internationalen Energiemarkt galt: Die Dekarbonisierung der bestehenden Energieversorgung bei gleichzeitig maximaler Versorgungssicherheit gelingt nur durch den prominenten Einsatz von klimaneutralen Gasen mit der Gasinfrastruktur als Schlüsselelement. Dieses wertvolle Asset nicht zu nutzen, wäre fahrlässig und unverantwortlich. Ihr Gerald Linke „Wasserstoff ist für eine versorgungs- sichere, nachhaltige und bezahlbare Energiewende unverzichtbar“ 3 energie | wasser-praxis 09/2022 E D I T O R I A L

I N H A LT Titel Quelle: Pavlo Kovalov/iStock.com 12 Die Redaktion im Gespräch mit Björn Munko 22 Gewinnung von Uferfiltrat entlang des Niederrheins 58 Wasserstoff-Leitprojekt TransHyDE befasst sich mit Transport und Speicherung von grünem Wasserstoff 92 Ich mach was mit … 22 Perspektiven der zukünftigen Energieversorgung Ab Seite 12 3 | EDITORIAL 6 | NACHRICHTEN INTERVIEW 12 | „Wir sehen LNG als Brücke zu erneuerbaren Energien wie Wasserstoff!“ • Die Redaktion im Gespräch mit Björn Munko, Leiter der Einheit Gastechnologien und Energiesysteme in der DVGW-Hauptgeschäftsstelle TECHNIK 22 | Aktuelle Bewertung der Uferbelastung des Niederrheins infolge von Uferfiltratgewinnung zur Wasserversorgung • Stefan Simon, Holger Diez, Dr. Till Rubbert, Michelle Kutter 32 | Charakterisierung bayerischer Trinkwasserversorgungsanlagen und Approximation des zugehörigen elektrischen Leistungsbedarfs • Dominik Storch, Prof. Dr.-Ing. Michael Finkel, Prof. Dr.-Ing. Rolf Witzmann ORGANISATION & MANAGEMENT 40 | Haushalts-, SLP- und geschützte Kunden: Bezugsprivilegien in einer Gasmangellage • Dr. Gerrit Volk FORSCHUNG & ENTWICKLUNG 46 | Transformationspfade für die deutsche Gasinfrastruktur: Ergebnisse des DVGW-Forschungsprojekts „Roadmap Gas 2050“ • Jonas Sperlich, Jens Hüttenrauch 52 | Wasserstoff entfesseln: Welchen Rahmen braucht der Markthochlauf? • Annegret-Claudine Agricola, Simon Byrtus, Tim Langenhorst, Lioba Thomalla 58 | Wasserstoff-Leitprojekt TransHyDE: Wie wird grüner Wasserstoff gespeichert und transportiert? • TransHyDE-Geschäftsstelle, Kommunikation und Koordination 64 | PFAS im Trinkwasser: ein erster Überblick über Befunde und Herausforderungen für die Wasserversorgung • Dr. Ulrich Borchers, Dr. Camilla Beulker, Dr. Alexander Kämpfe, Dr. Holger Knapp, Dr. Frank Sacher, Dr. Roland Suchenwirth 12 92 58 4 energie | wasser-praxis 09/2022

Beilagenhinweis: Einem Teil dieser Ausgabe liegt eine Beilage der MEORGA GmbH bei. TECHNISCHE REGELN & NORMEN 72 | Anforderungen an die Qualifikation und die Organisation zum Betrieb von Gasanlagen auf Werksgelände • Kai-Uwe Schuhmann 73 | Flüssiggas-Anlagen in Freizeitfahrzeugen, Mobilheimen und Wohnmobilen • Aida Bučo-Smajić 74 | Kommunikationsadapter zur Anbindung von Messeinrichtungen an die LMN-Schnittstellen des Smart Meter Gateway • Manfred Schwarzmüller 75 | Ankündigung zur Fortschreibung des DVGW-Regelwerks 75 | Fortschreibung des DVGW-Regelwerks DVGW AKTUELL 78 | Mit fachlichen und personellen Informationen und Nachrichten aus der Vereinsarbeit sowie Terminen und Veranstaltungen VERANSTALTUNGEN 90 | DVGW-Veranstaltungsvorschau für September und Oktober 2022 ARBEITS | welten 92 | Ich mach was mit Rohrleitungen BILDUNGS | welten 94 | Fachkräftemangel versus Fachkräftesicherung: Neue Arbeits- gemeinschaft Personalentwicklung und digitale Arbeitswelten im Gremienverbund von AGFW, BDEW, DVGW, rbv und VDE 98 | PRAXIS & PRODUKTE SERVICE 101 | Grüne Gase 101 | Rohrleitungsbauunternehmen 102 | Bezugsquellen 106 | Impressum 5 energie | wasser-praxis 09/2022 • Prozess-Rohrleitungen in PE, PP, PVDF, ECTFE • Hervorragende Lebensdauer • Bis zu einem Außendurchmesser von 3500 mm • Energie- und Wartungseinsparung • Produktspezifische Zulassungen für Trinkwasser OSMOSE Rohrsysteme für Entsalzungsanlagen und Wasseraufbereitungsanlagen Wir beraten Sie gerne info@frank-gmbh.de T. +49 6105 4085-0 www.frank-gmbh.de www.agru.at @agruwor ld

Jury gibt Nominierte bekannt 22. Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft Die Nominierten des 22. Innovationspreises der deutschen Gaswirtschaft stehen fest. Die Jury hat aus 52 Bewerbungen zwölf Projekte in den vier Kategorien „Anwendungsorientierte Forschung“, „Effiziente Anwendungstechnik“, „Intelligente Infrastruktur“ und „Nachhaltige Erzeugung“ für den Innovationspreis ausgewählt. „Die Projekte zeichnen sich durch besondere Innovationskraft und Pioniergeist in der Forschung, Gasanwendung, -infrastruktur und Erzeugung aus,“ betont der JuryVorsitzende Prof. Dr. Frank Behrendt, Leiter des Fachgebiets Energieverfahrenstechnik und Umwandlungstechniken regenerativer Energien an der TU Berlin. „Die Nominierten zeigen, dass effiziente Gastechnologien auch weiterhin eine wichtige Rolle für die Energie- wende spielen und dass die Branchen sich bereits mitten in der Transformation zu erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen befindet.“ Die nominierten Projekte werden im Zeitraum vom 14. September bis zum 5. Oktober 2022 in digitalen Veranstaltungen vorgestellt. Bei den wöchentlich stattfindenden „Meet-ups“ können sich Branche, Politik und interessierte Öffentlichkeit bereits im Vorfeld des Innovationspreises mit den Nominierten über aktuelle Entwicklungen und Projekte in den jeweiligen Bereichen austauschen und erhalten so einen Einblick in den Transformationspfad der Die Nominierten nach Kategorien ANWENDUNGSORIENTIERTE FORSCHUNG • FAU Erlangen-Nürnberg & Fraunhofer ISC – Optische Indikation von Wasserstoff Mit sogenannten Suprapartikeln – winzig kleinen Partikeln, die ihre Farbe verändern, sobald sich Wasserstoff in ihrer Umgebung befindet – wird das Gas für das bloße Auge sichtbar. • Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH – Wasserstoffdorf Bitterfeld Umfangreiches Testfeld u. a. für Kunststoffleitungen und deren Eignung für Wasserstoff sowie Aufbau eines Simulations- modells zur technisch-wirtschaftlichen Bewertung der entwickelten Infrastruktur • OTH Regensburg (FENES) – Methanisierungs-Bioreaktor (ORBIT) Planung, Aufbau und Testbetrieb eines Rieselbett-Bioreaktors zur biologischen Methanisierung NACHHALTIGE ERZEUGUNG • Salzgitter Flachstahl GmbH – CO2-reduzierte Stahlherstellung Ersatz von Kohlenstoff durch Wasserstoff bei der Eisenerzreduktion und dadurch signifikante Dekarbonisierung der Primärstahlproduktion • Universität Hohenheim – Biogas-Upgrade Nachhaltige und effiziente Biomethan- und Kraftstoffproduktion mit neuer, zweistufiger Druckfermentation und integrierter Wasserstoff-Methanisierung • Landwärme GmbH & Reverion GmbH – negative Emissionen mit grünem CO₂ aus Biogas CO₂-negative Produktion von Biomethan, reversible Brennstoffzelle und CO₂-Speicherung und -Verwertung INTELLIGENTE INFRASTRUKTUR • Robert Bosch GmbH – Neue, kompakte Multigasanalytik Raman-Gasanalysegerät, das in einem einzigen Messvorgang fast alle relevanten Gase nachweist, die Wasserstoff verunreinigen können, und gleichzeitig die exakten Konzentrationen all dieser Gase bestimmt • Hoffmann & Hoppestock GmbH – Systemlösung H₂- und Bio-CNG-Tankanlage Geschlossene, dezentrale Betankungslinie von der Biogas- anlage bis zum Tankstutzen eines Fahrzeugs • PSI Software AG – PSIcontrol/Greengas Unterstützung für Netzbetreiber beim Umbau ihrer Gasnetze für den Transport erneuerbarer Gase EFFIZIENTE ANWENDUNGSTECHNIK • AVAT Automation GmbH – AVAT SE²OPTIMIZER für BHKW Regelungslösung zur gasbezugsreduzierenden, kostensenkenden und erlössteigernden KWK-/BHKW-Anlagenfahrweise • Kueppers Solutions GmbH – iRecu Wasserstoffbrenner Additiv gefertigter Rekuperatorbrenner jetzt auch mit Wasserstoff und damit vollständig CO₂-frei • Kawasaki Gas Turbine Europe, B&B-AGEMA, IDG, RWTH Aachen und FH-Aachen – H₂-Micro-Mix-Brenner DLE-Wasserstoffverbrennungstechnologien zur Verbrennung von 100-prozentigem Wasserstoff entwickelt und erfolgreich getestet INFORMATIONEN 6 energie | wasser-praxis 09/2022 N A C H R I C H T E N

Branche in Richtung Klimaneutralität 2045. Die Verleihung des Innovationspreises, dessen Fokus in diesem Jahr auf dem Aspekt „Re:Inventing Energy“ liegt, findet dann am 12. Oktober 2022 in Berlin statt. Die Jury des Innovationspreises besteht mit Prof. Frank Behrendt von der TU Berlin, Annegret-Claudine Agricola von Zukunft Gas, Frederik Brandes vom DVGW, Susanne Harmsen von Energie &Management, Christian Seelos von energate und Ingram Täschner vom BDEW aus Vertretern der Wissenschaft, Fachmedien und Verbänden der deutschen Gaswirtschaft. P In eigener Sache: Richtigstellung Im Fachbeitrag „Stand der Notfallvorsorgeplanung in der Wasserversorgung in Rheinland-Pfalz“ (S. 38 ff. der Ausgabe 8/2022) ist es zu einem Fehler gekommen. Die Abbildung 3 auf S. 42 („Umsetzungsstand der Notfallvorsorgeplanung, dargestellt nach jährlicher Abgabemenge der betrachteten WVU“) wurde aufgrund eines Softwarefehlers nicht korrekt dargestellt. Wir bedauern diesen Umstand und veröffentlichen die Grafik an dieser Stelle erneut in korrekter Form. DIE REDAKTION % % % % % Notfallvorsorgeplanung (NVPt) Umsetzung der Maßnahmen Elektrische Direktheizgeräte keine Alternative DVGW empfiehlt moderaten Weiterbetrieb der Gasheizung im Winter Als vermeintliche Vorsorge für den Fall eines Gasversorgungsengpasses im Winter decken sich aktuell viele Verbraucher für die ergänzende Heizung von Wohnungen und Häusern mit mobilen elektrischen Direktheizgeräten wie Heizlüfter ein. Nach Meinung des DVGWund der EnergietechnischenGesellschaft im VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE ETG) sind solche Geräte aber keine sinnvolle Alternative, umdenGasverbrauch zu senken. „Bei solch einer zusätzlichen, gleichzeitig auftretenden Belastung kann es zu einemAnsprechen des Überlastschutzes und damit zu einem Stromausfall in den betroffenen Netzbereichen kommen“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Hendrik Lens, stellvertretender Leiter des VDE ETG Fachbereichs. „Auch dieWiederherstellung der Stromversorgung gestaltet sich als schwierig. Wenn nicht möglichst viele betroffene Kunden ihre Heizgeräte manuell ausschalten, würde ein Zuschaltversuch durch den Netzbetreiber sofort zu einem erneuten Abschalten führen.“ Frank Gröschl, Leiter des Technologie- und Innovationsmanagements beim DVGW, empfiehlt einen moderaten Weiterbetrieb der Gasheizung: „Sinnvoll ist es jedoch, schon jetzt EffizienzWeiterführende Informationen zum Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft erhalten Sie online unter www.innovationspreis.gas.info. 7 energie | wasser-praxis 09/2022

Bildungsverbund DVGW, GWI und rbv gestärkt Neue Rahmenvereinbarung erhöht die Qualitätsstandards der beruflichen Bildung Als Partner mit einer großen Schnittmenge im Bereich der Mitgliedschaft kooperieren der DVGW, das Gas- und Wärme-Institut Essen e. V. (GWI) und der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) bereits seit vielen Jahren imBereich der beruflichen Bildung. Wesentliches Merkmal des Verbunds ist die enge Abstimmung bei der Entwicklung neuer Themen, Formate und Bildungsstandards. Ihre Zusammenarbeit haben die drei Partner mit einer im Juli 2022 geschlossenen Rahmenvereinbarung nun bekräftigt und erweitert. „Die neue Rahmenvereinbarung ist ein weiterer Schritt zur Erhöhung und Absicherung der Qualitätsstandards und bedeutet einen Mehrwert für unsere Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, Mitglieder sowie für das Energie- undWasserfach“, sagte Dr. Markus Lermen, Leiter Berufliche Bildung des DVGW. Nach offiziellen Angaben werden DVGW, GWI und rbv auch künftig im Bereich der Anerkennung von Kursstätten kooperieren, die imAuftrag einer der drei Parteien imSinne der DIN ISO9000 fff. i. V. m. ISO 29990 Schulungsmaßnahmen im fremden oder eigenen Namen durchführen und Prüfungen der Kursteilnehmenden abnehmen. Zur Kennzeichnung der zusammen anerkannten Kursstätten wird ein gemeinsames Anerkennungszeichen verwendet. Die operative Durchführung und Umsetzung der Kursstättenanerkennung und die Erarbeitung der für die Anerkennung der Kursstätten einzuhaltenden Voraussetzungen und Kriterien erfolgt auf Basis einer Geschäftsordnung. P VERANSTALTUNGSTIPPS GW 120: 21.09.2022, online GW 130: 13.12.2022, online GW 118: 14.12.2022, online Digitale Netzdokumentation Die Veranstaltungsreihe bildet die einheitlichen Standards für Versorgungsunternehmen zur Erstellung einer qualitativen digitalen Netzdokumentation ab. Neben der inhaltlichen Darstellung der Merkblätter erfahren Teilnehmende nicht nur alles rund um Methoden und Werkzeuge, sondern auch Wissenswertes zu Strategien der Qualitätssicherung. www.dvgw-kongress.de/ digitale-netzdokumentation 18. und 19. Oktober 2022, Berlin 26. September bis 13. November 2022, online gat | wat 2022 – Der Leitkongress der Energie- und Wasserwirtschaft Die gat | wat 2022 bietet den idealen Rahmen für einen intensiven persönlichen Austausch, der gerade jetzt eine enorme Bedeutung hat. Das Programm wird alle aktuellen Entwicklungen berücksichtigen. Ergänzt wird die PräsenzVeranstaltung durch Livestreams und Online-Events, die einen vertieften Einblick in ausgewählte Fachthemen geben. www.gat-wat.de 22. November 2022, online Prüfung von Energieanlagen auf Explosionssicherheit gemäß BetrSichV Nach der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), §§ 15, 16 und Anhang 2, Abschnitt 3, Nrn. 4.1 und 5.1, sind Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen vor der erstmaligen Inbetriebnahme, nach prüfpflichtigen Änderungen undwiederkehrendmindestens alle sechs Jahre auf Explosionssicherheit zuprüfen. Diese Veranstaltung vermittelt kompakt die Anforderungen an die Prüfung von Energieanlagen der Gasversorgung. www.dvgw-kongress.de/explosionsschutz maßnahmen für denWinter anzugehen. Eine Absenkung der Raumtemperatur um ein Grad spart sechs Prozent Energie. Durch Anpassung der Heizungsregelung an das tatsächliche Nutzerverhalten, Online-Steuerung von Heizkörperthermostaten per App, hydraulischen Abgleich der Heizungsanlage sind weitere schnell wirkende Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Verbrauchssenkung möglich.“ Laufende Wartungen an den Gasheizungen sollten vor dem Winter stattfinden, um Ineffizienzen frühzeitig aufzudecken und abzustellen, so Gröschl. Mit Strom zu heizen, sei zudem teuer. Das Gasnetz könne mit Wärmebedarfsspitzen viel besser umgehen, dafür sei es ausgelegt. „Es liefert an kalten Wintertagen die dreifache Energiemenge wie das Stromnetz.“ P 8 energie | wasser-praxis 09/2022 N A C H R I C H T E N

Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Energiepark Bad Lauchstädt „Solche Referenzprojekte zeigen, dass die Energiewende im großen Maßstab funktioniert“ Im Rahmen seiner Drei-Länder-Tour „Wirtschaften und Arbeiten in Krisenzeiten. Robert Habeck vor Ort“ war Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Ende Juli dieses Jahres auch im Energiepark Bad Lauchstädt im südlichen SachsenAnhalt zuGast. Habeck informierte sich über das Innovationsprojekt „Energiepark Bad Lauchstädt“, das als Reallabor der Energiewende durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Sein Interesse galt dabei vor allemdemStatus quo des Projektes und den Perspektiven, die das Vorhaben für die Gestaltung der Energiewende und als potenzieller Ausweg aus bestehenden Abhängigkeiten für die Zukunft mit sich bringt. NachMeinung von Habeck seien eine beschleunigte Energiewende und ein schneller Ausbau erneuerbarer Energien das A und O für eine sichere Energieversorgung und heute wichtiger denn je. „Wir müssen die notwendigen Schritte hin zur Klimaneutralität konsequent gehen. Ein Schlüsselelement hierfür ist Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien. Im Energiepark Bad Lauchstädt wird dafür eine Wertschöpfungskette aus Windenergie, Wasserstoffumwandlung, Speicherung, Transport undNutzung aufgebaut. Solche Referenzprojekte zeigen, dass Energiewende imgroßen Maßstab funktioniert,“ so der Bundeswirtschaftsminister. „Wir haben dieses Vorhaben mit Blick auf die Energiewende in Deutschland und den damit einhergehenden Strukturwandel in Mitteldeutschland auf den Weg gebracht. Die aktuelle energiepolitische Lage motiviert uns zusätzlich, dieses Projekt zu einem Erfolg werden zu lassen“, ergänzte Cornelia Müller-Pagel, Leiterin Grüne Gase bei der VNG AG, Projektkoordinatorin und Sprecherin des Konsortiums im Rahmen des Vor-Ort-Termins. Status des Projektes Nach das Projektes im September 2021 angelaufen ist, haben die Konsortialpartner ihre Arbeit an den einzelnen Teilprojekten aufgenommen. Im Fokus standen neben ingenieurtechnische Planungen als Grundlage für die verschiedenen Genehmigungs- und Anzeigeverfahren auch weitere Standortvorbereitungen wie Bodenuntersuchungen und Vermessungen. Nach Angaben des Konsortiums ist in dieser Projektauftaktphase die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells, das auf der Grundlage eines verbindlichen regulatorischen Rahmens passierenmuss, von besonderer Bedeutung. Dieser Punkt stellte die Vorhabenträger bisher vor eine besondere Herausforderung, da sich die Veröffentlichung des Delegated Act – RED II auf europäischer Ebene um mehrere Monate verzögert hatte. Die Genehmigungs- bzw. Zulassungsverfahren für Windpark, Elektrolyseur, Speicher und Gasreinigung laufen bisher weitgehend planmäßig. P Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit Vertretern des Projektkonsortiums Quelle: Kirsten Nijhof 9 energie | wasser-praxis 09/2022

Am 21. und 22. September 2022 in Nürnberg HYDROGEN DIALOGUE 2022: Treffpunkt der Wasserstoffwirtschaft Der 3. Hydrogen Dialogue Summit & Expo am 21. und 22. September 2022 in Nürnberg spiegelt die immense Bedeutung von Wasserstoff für Industrie und Klima, Energieversorgung und Politik wider. Die Veranstaltung bietet mehr als 60 hochkarätige Vorträge, Keynotes und Podiumsdiskussionen entlang der gesamtenWertschöpfungskette der globalen Wasserstoffwirtschaft. Auch eine Online-Teilnahme ist möglich. Das enorme Marktpotenzial und die wachsende Bedeutung der Wasserstofftechnologie machen diesen Branchentreff so wichtig: „Die Wasserstoffwirtschaft brennt darauf, sich nach zwei erfolgreichen digitalen Ausgaben des Hydrogen Dialogue live in Nürnberg zu treffen“, betont Jasmin Rutka, Leiterin Hydrogen Dialogue bei der NürnbergMesse. Die Vorträge, Podiumsdiskussionen und die begleitende Ausstellung bilden einen Querschnitt an relevanten Themen der nationalen und internationalen Wasserstoffwirtschaft. Im Fokus steht nicht nur die „Jahrhundert-Chance H2: Deutschland als Wasserstoffland“, sondern auch die Möglichkeiten der Skalierung und Beschleunigung des Marktes und der Aufbau der europäischen Wasserstoffinfrastruktur. Der DVGW präsentiert sich H₂-ready Der DVGW präsentiert auf der Innovation Stage im Rahmen der Fachausstellung sein Wasserstoff-Know-how. In einer zweistündigen Session am21. September ab 12:30 Uhr wird es um zahlreiche und vielfältige DVGW-Projekte gehen. Die Referenten nehmen Bezug auf die gesamte Wertschöpfungskette, sie diskutieren über die Umstellung des Gasnetzes auf Wasserstoff und stellen H2-Zertifizierungsprogramme und internationale Kooperationsprojekte vor, etwa SuperP2G, HIGGS, LivingH2 und MefHySto. Als weiteres Schwerpunktthema werden Antworten auf die Frage „Wie sich die DVGW-Expertise der Regelwerke über die beruflicheWeiterbildung in die Praxis übertragen lässt“ im Mittelpunkt stehen. P INFORMATIONS-PLUS HYDROGEN DIALOGUE 2022 21.–22.09.2022 im Messezentrum Nürnberg – Tickets unter www.hydrogendialogue.com/tickets/ 13. DBI-Fachforum Energiespeicher in Berlin Am 26. und 27. September 2022 veranstaltet die DBI-Gruppe in Berlin zum 13. Mal ihr Fachforum Energiespeicher. Im Mittelpunkt der hybriden Veranstaltung im pentahotel Berlin-Köpenick stehen neben aktuellen Perspektiven für erneuerbare Gase und überregionale H₂-Strategien und -Projekte auch Forschungsergebnisse aus bereits abgeschlossenen Projekten. Highlight des ersten Tages wird die Podiumsdiskussion zum Thema „H₂-Bezug, Gasnetztransformation, Aufstellung in den Unternehmen – wie gelingt die Energiewende?“ sein. Am zweiten Tag stehen praktische Fragestellungen der operativen Transformation auf der Agenda. So werden sowohl Rolle und Möglichkeiten der Wasserstoffspeicherung in Untergrundgasspeichern als auch Fragen des sicheren Betriebes diskutiert. Außerdem kommen Herausforderungen bei der Leitungsumstellung zur Sprache. „Seit vielen Jahren wird das DBI-Fachforum als vitale Veranstaltung geschätzt, die systemanalytische Fragestellungen, politische Aspekte, regulatorische Entwicklungen und aktuelle technische Themen im Kontext zur Energiespeicherung adressiert“, sagt Emily Schemmel, Marketingleiterin der DBI-Gruppe. „Seien Sie dabei und bringen Sie sich aktiv in die Diskussionen gemeinsam mit Fachexperten, verantwortlichen Behörden, Netzbetreibern und Interessenten zur Energiewende ein.“ Nähere Informationen und Anmeldemöglichkeiten gibt es unter www.dbi-gruppe.de. l www.dbi-gruppe.de © DVGW e.V., Adobe Stock, Stand: Mai 2022 DBI-FACHFORUM Energiespeicher Hybridveranstaltung 26.-27. September 2022 | Berlin & ONLINE ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 9 | kontakt@dbi-gruppe.com ndlich zum DBI-Fachforum ENERGIEmber 2022 an: beide Tage nur 1. Tag nur 2. Tag en (Tag 1) teil*: ja nein ss die DBI - Gastechnologisches Institut gGmbH n Daten elektronisch speichert, zur Bearbeitung ie im Rahmen der Veranstaltung veröffentlicht Namensschilder, Zusendung der Login-Daten Diese Einwilligung kann ich jederzeit per E-Mail postalisch widerrufen. Weitere Informationen unserer Webseite zu entnehmen. Veranstaltung ist diese Auswahl erforderlich!) der DBI-Gruppe abonnieren. Ich willige ein, ebote, z. B. für Veranstaltungen, per E-Mail gung kann ich jederzeit per E-Mail an konen. Ein Link zum Widerruf befindet sich am ten Information. Organisatorisches Anmeldung Die Anmeldung für eine Präsenzteilnahme ist bis zum 15.09.2022, für die Online-Teilnahme bis zum 25.09.2022 möglich. Mit dem Versand des Anmeldeformulars gelten die Teilnahmebedingungen als akzeptiert sowie die Anmeldung als verbindlich. Teilnehmerkreis Fach- u d Führungskräfte von Stadtwerken, Strom-, Gasnetz- und Speicherbetreiber, Ingenieurbüros, Planer, Behörden, Forschungseinrichtungen, Hochschulen sowie Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen und Interessenten innovativer Energiekonzepte. Teilnahmebedingungen Nach erfolgter Anmeldung erhalten Sie die Anmeldebestätigung. Nach Versand der Anmeldebestätigung erhalten Sie die Rechnung. Bei einer Stornierung bis zum 10. Kalendertag vor der Veranstaltung ist eine Bearbeitungsgebühr von EUR 50,00 zzgl. MwSt. zu entrichten. Nach dieser Frist ist der volle Preis gemäß Rechnung zu zahlen. Stornierungen müssen schriftlich erfolgen. Ersatzteilnehmer können benannt werden. Muss die Veranstaltung seitens des Veranstalters abgesagt werden, z.B. bei Unterschreitung der Mindestteilnehmerzahl, erfolgt die sofortige Benachrichtigung. In diesem Falle besteht nur die Verpflichtung zur Rückerstattung der bereits gezahlten Teilnahmegebühr. Alle erforderlichen Hygiene- & Abstandsmaßnahmen werden auf unserer Veranstaltung umgesetzt. Es gelten die zum Zeitpunkt der Veranstaltung aktuellen Bestimmungen am Veranstaltungsort. Bei der Veranstaltung werden Fotoaufnahmen für Webseite, Printmedien und Social-Media-Kanäle sowie Video-Aufzeichnungen für die OnlineÜbertragung angefertigt. Mit dem Betreten der Veranstaltungsräume erfolgt die Einwilligung der abgebildeten Personen zur unentgeltlichen Veröffentlichung ohne, dass es einer ausdrücklichen Erklärung bedarf. Sollte die betreffende Person im Einzelfall nicht mit der Veröffentlichung einverstanden sein, ist ein Widerruf schriftlich an kontakt@dbi-gruppe. com möglich. Teilnahmegebühr beide Tage: EUR 850,00 nur 1. oder 2. Tag: EUR 590,00 Mitarbeiter von öffentlichen Einrichtungen sowieMitglieder von HYPOS e.V. &Energy Saxony e.V. erhalten einen Sonderrabatt von 25%. Die Gebühr pro Person versteht sich als Pauschalbetrag, zzgl. MwSt. Sie enthält Verpflegung bei Präsenz-Teilnahme, Aufwendungen der Übertragungstechnik für Online-Teilnahme sowie die Download-Berechtigung der Vorträge im Nachgang. Adresse/Veranstaltungsort pentahotel Berlin-Köpenick Tel: (+49) 30 65479-0 Grünauer Straße 1 Fax: (+49) 30 65479-550 D-12557 Berlin-Köpenick www.pentahotels.com Im pentahotel ist ein Zimmerkontingent für die Teilnehmer reserviert. Dieses kann unter dem Stichwort: „DBI“ bis zum 15.08.2022 abgerufen werden (EZ inkl. Frühstück: EUR 129,00 inkl. MwSt. pro Person). Änderungen vorbehalten Kontakt/Ansprechpartner DBI - Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg Halsbrücker Straße 34 | D-09599 Freiberg Fachlicher Leiter Stefan Schütz Tel.: (+49) 341 2457-188 stefan.schuetz@dbi-gruppe.de Organisation Emily Schemmel Tel.: (+49) 3731 4195-339 emily.schemmel@dbi-gruppe.de www.dbi-gruppe.de/termine.html Rechnung: per Post per E-Mail eldung 10 energie | wasser-praxis 09/2022 N A C H R I C H T E N

Die Bundesregierung hat am10. August 2022 beschlossen, dass künftig Trinkwasser aus dem Leitungsnetz an möglichst vielen öffentlichen Orten frei verfügbar sein muss. Kommunen sollen künftig Trinkwasserbrunnen beispielsweise in Parks, Fußgängerzonen und in Einkaufspassagen aufstellen, sofern dies technisch machbar ist und dem lokalen Bedarf entspricht. Die neue Regelung zielt darauf ab, möglichst allen Bürgerinnen und Bürgern öffentlichen Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser zu gewähren. Leicht verfügbares Trinkwasser ist darüber hinaus auch ein wichtiger Baustein kommunaler Hitzeaktionspläne. So können sich die Menschen besser vor den gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze schützen. Im Rahmen des Beschlusses sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen): „Zugang zu Trinkwasser muss für alle Menschen in Deutschland so einfach wie möglich sein. Trinkbrunnenmit Leitungswasser gehören zudem zu den Basisbausteinen einer guten Hitzevorsorge. Wenn Kommunen jetzt aktiv werden, dann leisten sie einen wichtigen Beitrag zumGesundheits- und vor allemHitzeschutz von Bürgerinnen und Bürger.“ Leitungswasser sei ein kontrolliertes Lebensmittel, es spare Energie und werde am Trinkbrunnen verpackungsfrei bereitgestellt – so profitiere auch die Umwelt. Der Gesetzesentwurf legt fest, dass künftig zur öffentlichen Wasserversorgung, als einer Aufgabe der Daseinsvorsorge, auch die Bereitstellung von Leitungswasser durch Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten gehört. Städte und Gemeinden müssen die neue Regelung mit Inkrafttreten des Gesetzes umsetzen. Dabei haben sie weitgehende Flexibilität, was Lage, Zahl und Art der Trinkwasserbrunnen angeht. Trinkwasserbrunnen sollten möglichst an zentralen, frequentierten und für die Allgemeinheit gut erreichbaren öffentlichen Orten wie Plätzen, Fußgängerzonen oder Parks aufgestellt werden. Derzeit gibt es deutschlandweit bereits schätzungsweise mehr als 1.300 öffentliche Trinkwasserbrunnen. In einem ersten Schritt sollen Städte und Gemeinden nun etwa 1.000 zusätzliche Trinkwasserbrunnen aufstellen. Öffentliche Trinkbrunnen sind überdies eine wirkungsvolle Maßnahme, umMenschen vor den gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze zu schützen. Daher sind sie auch Teil der für Kommunen empfohlenen Maßnahmen für regionale und lokale Hitzeaktionspläne. Ziel ist es, hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle durch Prävention zu vermeiden. Fachleute des „Zentrums KlimaAnpassung“ unterstützen zahlreiche Städte und Gemeinden bei der Ausarbeitung von Konzepten zum Hitze- und UVSchutz. Die mögliche Ausgestaltung eines nationalen Hitzeaktionsplans lässt das Bundesumweltministerium in einem eigenen Forschungsvorhaben erkunden. Die Gesetzesnovelle passiert zunächst den Bundesrat, bevor der Bundestag sie verabschieden kann. Das Gesetz tritt am Tag nach der Verkündung in Kraft. P Beschluss der Bundesregierung Städte und Gemeinden müssen Trinkwasser im öffentlichen Raum kostenlos bereitstellen Quelle: JonasKIM/pixabay.com 11 energie | wasser-praxis 09/2022

Quelle: wvgw/Martin Schramm Seit April dieses Jahres ist BjörnMunko Leiter der Einheit „Gastechnologien und Energiesysteme“ beimDVGW. Wir haben mit ihm über die aktuelle Situation am Gasmarkt, die Entwicklungen bei Planung und Bau der schwimmenden LNG-Terminals und die Perspektiven der zukünftigen Energieversorgung gesprochen. 12 energie | wasser-praxis 09/2022 I N T E R V I E W

Wir sehen LNG als Brücke zu erneuerbaren Energien wie Wasserstoff! 13 energie | wasser-praxis 09/2022

Redaktion: Herr Munko, als Nachfolger von Alfred Klees sind Sie nun seit einigen Monaten beim DVGW Leiter der Einheit „Gastechnologien und Energiesysteme“. Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz in Bezug auf die aktuelle, doch recht turbulente Situation und Ihre Erwartungen an das neue Tätigkeitsfeld aus? Björn Munko: Turbulent ist in diesem Zusammenhang ein treffender Terminus. Die derzeitigen Herausforderungen empfinde ich auch als sehr spannend. Dies ist aber nun leider einem Umstand geschuldet, den sich bis vor einem halben Jahr wahrscheinlich niemand vorstellen konnte oder wollte. Wir stecken momentan nicht nur in der Energiewende, sondern auch in einer für alle deutlich spürbaren Energiekrise. Letztere hat den Effekt, dass wir innerhalb des DVGW und innerhalb der Gaswirtschaft zahlreiche Themen bearbeiten und Entscheidungen treffen müssen, die noch vor einem Jahr nicht auf der Agenda standen. Aktuell steht ganz klar die Versorgungssicherheit Deutschlands und Europas im Fokus. Wir haben uns in diesem Zusammenhang in Deutschland lange Zeit sehr sicher gefühlt und sind nun durch den russischen Angriffskrieg eines Besseren belehrt worden. Anschaulich wird dies auch an einem recht banalen Aspekt der Arbeitsroutine: In meinem vorherigen Job habe ich Gastanker gebaut mit einem Tank aus Nickelstahl als Hauptequipment. Ich habe also fast jeden Morgen als erstes geschaut, wie sich der Nickelpreis entwickelt. Heute werfe ich zunächst einen Blick auf die Webseite der Bundesnetzagentur und vergewissere mich, dass noch Gas durch eine oder mehrere Pipelines fließt. Bei den neuen Herausforderungen werde ich darüber hinaus durch ein starkes Team im DVGW und unseren Ehrenamtlichen aus den Gremien unterstützt. Insbesondere in der Einheit kann ich auf engagierte Mitarbeiter:Innen mit großer Expertise zählen, diemir den Einstieg beimDVGWerleichtert haben. Dafür möchte ich hier meinen Dank aussprechen. Redaktion: Wie steht es denn aktuell um die Versorgung mit Gas in Deutschland, auch und insbesondere mit Blick auf den kommenden Winter? Munko: Nach der Revision von Nord Stream 1 erhalten wir derzeit knapp 20 Prozent der technisch möglichen Leitungskapazität und damit deutlich weniger als vertraglich vereinbart. Die Bundesnetzagentur hat im Juli verschiedene Szenarien durchgerechnet – mit dem Ergebnis, dass es imWinter unter bestimmten Voraussetzungen bzw. bei einer Verkettung bestimmter Umstände weiterhin zu einer Gasmangellage unterschiedlichen Ausmaßes kommen kann. Mit diesen Voraussetzungen sind beispielsweise die geforderten Einsparungen bei Verbrauchern bzw. in der Industrie gemeint. Entscheidend ist zudem der Fortschritt bei den im Bau befindlichen FSRUs, also den schwimmenden LNGTerminals. Relevant ist auch die Entwicklung der Verbräuche im restlichen Teil Europas – wir dürfen nicht vergessen, dass wir Solidaritätsverpflichtungen gegenüber unseren europäischen Partnern haben, die wir wahrnehmen müssen. Generell gehe ich davon aus, dass wir bei einer Lieferquote von 20 Prozent durchNord Stream1, den von der Bundesnetzagentur geforderten Einsparungen und den zusätzlichen Importkapazitäten, insbesondere über die LNG-Terminals, ohne darüber hinausgehende Einschränkungen durch diesen Winter kommen. Es hängt viel davon ab, dass die LNG-Terminals einsatzbereit sind. Hier sind wir auf einem sehr guten Weg. Bezüglich der Einsparungen muss aus meiner Sicht noch mehr passieren. Uns allen muss klar sein: Jeden Kubikmeter Gas, den wir jetzt einsparen, können wir im kommenden Winter gut gebrauchen. Redaktion: Der Gasverbrauch ist in den letzten Wochen bereits stark zurückgegangen, im Juli 2022 ist er um mehr als 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken. Die von der Bundesregierung avisierten Speicherziele wurden frühzeitig erreicht. Bewältigt Deutschland die Gaskrise am Ende besser als gedacht? Munko: Im März und auch noch im April dieses Jahres war die Unsicherheit imMarkt und in der Politik noch deutlich größer. Die Spanne zwischen dem absoluten Worst-Case- und dem Best-Case-Szenario war sehr breit und zum damaligen Zeitpunkt voller unbekannter Parameter. Diese Spanne hat sich aktuell deutlich verkleinert. Wir bewegen uns bei der Planung der kommendenMonate zwar immer noch in einem Bereich, der unterschiedliche Szenarien beschreibt und die Gefahr, dass in der Industrie im schlechtesten Fall Gasmengen eingeschränkt werden müssen, besteht weiterhin. Allerdings ist der Worst Case, den wir im März betrachtet haben, aus meiner Sicht deutlich abgeschwächt. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass uns die Situation noch bis über den Winter 2023/24 beschäftigen wird. 14 energie | wasser-praxis 09/2022 I N T E R V I E W

Redaktion: Wie stehen Sie zu den Vorschlägen einer Mindestbevorratung von Gas, analog zur staatlichen Ölreserve? Munko: Fakt ist: Wir haben uns lange Jahre einfach zu sicher gefühlt. Unter den neuen Voraussetzungen am Energiemarkt gibt es durchaus Ideen, wie wir uns in Deutschland im Kontext von Versorgungssicherheit und Klimaschutz aufstellen: Dazu zählt sowohl eine Diversifizierung der Beschaffung als auch eine Diversifizierung der Moleküle – also Biogas und Wasserstoff. Wir im DVGW denken schon lange nicht mehr nur an Erdgas. Der große Teil der DVGWForschungsprojekte beschäftigt sich mit Wasserstoff und erneuerbaren Gasen. Hier sind wir ein entscheidender Treiber dieser Entwicklung. Ergänzend hinzu kommen aber auch Sicherheitsaspekte wie die Bevorratung. Darauf zielt das Gasspeichergesetz mit den bekannten Füllstandsvorgaben ab. All diese Komponentenmüssen nicht nur mitgedacht, sondern miteinander verzahnt werden, das ist entscheidend. Redaktion: Um möglichst bald von russischem Erdgas unabhängig zu werden, werden in Deutschland Flüssiggasterminals gebaut. Wie schätzen Sie den derzeitigen LNG-Markt ein? Und gibt es genügend globale Kapazitäten, um ausreichende Mengen Flüssiggas zu importieren? Munko: Ich bin überzeugt davon, dass es genügend Kapazitäten gibt. Der LNG-Markt hat sich in den letzten zehn Jahren signifikant verändert, er ist spürbar dynamischer geworden. Während der Anfänge konnte man ein LNG-Geschäft mit einer virtuellen Pipeline vergleichen: Es wurden Verträge über 20 Jahre geschlossen, es gab ein Terminal A und ein Terminal B und es gab Schiffe, die gebaut wurden, um das LNG von Terminal A zu Terminal B zu transportieren. Das lief gut – auch, weil ein solches Geschäft die Ölpreisbindung beinhaltete. Im letzten Jahrzehnt hat sich diese Situation stark verändert. Ein großer Teil des LNGwird heute über den Spotmarkt mit deutlich kürzeren Vertragslaufzeiten angeboten. Hinsichtlich der weltweiten Produktionsmengen bin ich insofern zuversichtlich, als dass diese in den letzten Jahren nicht voll ausgelastet waren. Hier bestehen nicht nur Kapazitäten, die man hochfahren kann, sondern auch weitere, die sich in Bau befinden. Der LNG-Markt war und ist auch weiterhin ein wachsender Markt. Wir sprechen in diesem Zusammenhang über rund 20 Prozent an Produktionskapazitäten, die noch nicht ausgeschöpft wurden; genug LNG ist also vorhanden. Redaktion: Begibt man sich im Hinblick auf einen LNG-Import aus Katar bzw. weiteren MENA-Staaten nicht erneut in eine Abhängigkeit, die Schwierigkeiten mit sich bringt? Munko: Das sehe ich im LNG Markt deutlich differenzierter. Verglichenmit der Situation derzeit, begibt man sich viel eher aus einer Abhängigkeit in eine deutlich größere Diversifizierung. Klar, diese Diversifizierung beinhaltet auch schwierige Player, da stimme ich Ihnen zu. Aber wenn sich im Rahmen der internationalen Pipeline-gebundenen Gasversorgung, in der im Wesentlichen nur einige wenige große Akteure eine bedeutende Rolle spielen, einer dieser Versorger als schwarzes Schaf entpuppt, dann tut das nachmeiner Wahrnehmung deutlich mehr weh als im LNG-Markt, in dem 10 bis 15 Akteure auftreten. Man hat also eindeutig bessereMöglichkeiten, den Import auf eine breitere Basis zu stellen. Natürlich hat jede Handelsbeziehung auch eine politisch-ethische Komponente, die mitgedacht werden muss und soll. Unter anderemdeshalb setzenwir nicht ausschließlich auf LNG. Wir sehen LNG vielmehr als Brücke zu erneuerbaren Energien wie Wasserstoff. Das heißt also: Ich habe mit der Diversifizierung im LNG-Markt deutlich weniger Bauchschmerzen als mit der Festlegung auf eine fixe Pipeline von oder nach Russland. Redaktion: Wie bewerten Sie den derzeitigen Projektstand an den LNG-Standorten Wilhelmshaven und Brunsbüttel imHinblick auf eine Einsatzfähigkeit zum Jahresanfang 2023? Munko: Insgesamt wurden vier Schiffe gechartert, die auch ab sofort verfügbar sind – das sind schon mal gute Voraussetzungen. Für die Anbindung des FSRU-Terminals inWilhelmshaven werden aktuell die ersten Leitungskilometer verlegt. Die gute und enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Behörden undUnternehmenmuss Björn Munko (45) ist seit 1. April 2022 neuer Leiter Gastechnologien und Energiesysteme beim DVGW. Der Diplom-Ingenieur war vorher seit 2003 bei TGE Marine Gas Engineering beschäftigt, zuletzt in der Position als General Manager Sales & Business Development. Das Unternehmen hat sich auf die Lieferung von Gasanlagen für den Transport von Flüssiggas und Einsatz von Gasen als Schiffstreibstoff spezialisiert. ZUR PERSON 15 energie | wasser-praxis 09/2022

man in diesem Zusammenhang loben. Dies war übrigens nicht erst seit dem Inkrafttreten des LNG-Beschleunigungsgesetzes der Fall. Auch schon vorher haben alle Beteiligten die Dringlichkeit erkannt und entsprechend gehandelt – sei es der Projektbearbeiter, der Techniker oder die genehmigende Behörde. Dort ist das Projekt ganz oben auf den Tisch gekommen und direkt bearbeitet worden. Allein das hat den Prozess schon stark beschleunigt. In Brunsbüttel sind wir auch auf einem gutenWeg. Dort müssen wir im Vergleich zur 26 km langen Anbindungsleitung in Wilhelmshaven „nur“ eine deutlich kürzere Leitung für die erste Ausspeisung bauen, diese wird dann später noch durch eine weitere Leitung ergänzt. Insofern bin ich guter Dinge, dass zu Beginn des nächsten Jahres das erste LNG-Gas aus einem deutschen Terminal in unseremGasnetz fließen wird. Es gibt darüber hinaus auch noch die Onshore-Terminals in Stade und Brunsbüttel. Hier müssen wir aber per se mit längeren Bauzeiten kalkulieren. Bei einem FSRU braucht man im Prinzip „nur“ die Zugangsleitung an Land und eine entsprechende Hafeninfrastruktur. Beim Bau eines OnshoreTerminals hingegen kommen mehrere „long lead-items“ dazu, beispielsweise die Tanks, die Regasifizierung und entsprechende Pumpen. All diese Komponenten sind auf dem Schiff bereits vorhanden. Redaktion: Deutschland verbraucht rund 1.000 Terawattstunden (TWh) Gas pro Jahr, alle deutschen Speicher zusammen haben jedoch nur Kapazitäten für 240 TWh. Inwieweit kann der Import von LNG diese Lücke ausgleichen? Munko: Der LNG-Import konnte nie die komplette Lücke ausgleichen und wird dies auch in Zukunft nicht können. Richtgröße beim deutschen LNG-Import sind rund 20 bcm, also 20Mrd. Kubikmeter; dieMengen, die wir nicht mehr aus RussJeden Kubikmeter Gas, den wir jetzt einsparen, können wir im kommenden Winter gut gebrauchen. 16 energie | wasser-praxis 09/2022 I N T E R V I E W

Quelle: wvgw/Martin Schramm 17 energie | wasser-praxis 09/2022

„Wir müssen gemeinsam kooperativ und mit größtem Einsatz dafür sorgen, dass das Dreieck aus Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und Kosten wieder ins Gleichgewicht kommt.“ Quelle: MsLightBox/iStock.com energie | wasser-praxis 09/2022 18 I N T E R V I E W

land beziehen werden, sind aber deutlich größer. Wir erhalten derzeit bereits zusätzlicheMengen von europäischen Partnern via Pipeline, etwa ausNorwegen. Außerdemwerdenwir derzeit bereits mit relativ großen LNG-Anteilen über die Terminals in Zeebrugge, Rotterdam und den französischen Terminals beliefert. Letztlichmuss die Bilanz in Summe wieder passen und LNG ist neben denEinsparungen, den Speicherkapazitäten,der Diversifizierung der Energieimporte und verstärkter Nutzung von Biogas nur ein Anteil dieser kombinierten Lösung. Redaktion: Wäre es energiepolitisch nicht sinnvoller, die LNG-­ Importe in Form einer gesamteuropäischen Initiative gemeinschaftlich zu erhöhen? Munko: Wir stehen mit allen EU-Partnern im permanenten Austausch. Bestes Beispiel ist der EU-weite Beschluss, 15 Prozent Gas einzusparen, wenn auch auf freiwilliger Basis. Es gibt darüber hinaus Projekte, die die Binnenversorgung innerhalb der EU perspektivisch verbessern. Ein Beispiel: Spanien hat enorme Kapazitäten an LNG-Terminals, steht jedoch vor der Schwierigkeit, die potenziellen Mengen via Pipeline nach Mitteleuropa zu transportieren. Planung und Bau einer dafür notwendigen Pipeline am Rande der Pyrenäen und durch das Mittelmeer nehmen nun deutlich Fahrt auf. Darüber hinaus hat Spanien schon relativ früh damit begonnen, LNG in kleinen Mengen zu re-exportieren, etwa nach Italien. Ich möchte damit sagen: Es wird bereits gesamteuropäisch gedacht. Trotzdemwerden die Mengen, die wir über andere europäische Terminals importieren können, in Summe auch nicht reichen. Um in Deutschland eine Versorgungssicherheit zu gewährleisten, benötigen wir eigene Terminals. Redaktion: Stichwort Zukunftsfähigkeit: Wie stehen Sie zu der Forderung, die geplanten LNG-Terminals direkt technisch H2-ready zu errichten? Munko: Zunächst einmal ist es sehr sinnvoll, bei diesen ProjektenWasserstoff direkt mitzudenken. Die Forderung, jetzt H2-ready zu bauen ist jedoch insofern schwierig, als dass es noch keine scharfe Definition für H2-readiness gibt. Gemeint sind nicht nur reiner Wasserstoff, sondern auchWasserstoffDerivate. Und hier wird es problematisch: Flüssiger Wasserstoff muss bei rund -250 °C transportiert werden, für LNG „reichen“ aber -160 °C. Diese beiden unterschiedlichen Voraussetzungen beimBau eines Terminals zu berücksichtigen, ist technisch theoretisch zwar machbar, aus ökonomischen Gesichtspunkten jedoch sehr schwierig. Zum Transport von reinem Wasserstoff bei -250 °C gibt es aktuell auch nur ein einziges Schiff, das sich in einer Testphase zwischen Australien und Japan. befindet. Beim Thema Derivate sprechen wir über Ammoniak, synthetisches LNG, LOHC oder Methanol. Das heißt: Wenn ich einem Terminalbetreiber heute die Maßgabe mitgebe, H2ready zu bauen, dann weiß er nicht wirklich, was er machen soll. Ammoniak-ready zu bauen, ist technisch ebenfalls gut machbar. Die Frage ist nur: Welche Form des seegängigen Transports von Wasserstoff wird sich in Zukunft durchsetzen? Zu Beantwortung dieser Frage ist der DVGW in verschiede Projekte involviert, die die Thematik technisch, ökonomisch und aus Sicht der Regelsetzung erfassen. Zusammengefasst bedeutet das: Es ist wichtig, eine Flexibilität zu schaffen. Die FSRUs an sich sind bereits flexibel und auch die Leitungen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel werden Wasserstoff-ready sein. Bei den Onshore-Anlagen wie in Stade gibt es Planungen, auch die Derivate mitzudenken – hier gibt es aber nach jetzigem Stand noch unterschiedliche Ansätze und Lösungsoptionen. Redaktion: Im Zuge der Gaskrise wird nahezu ausschließlich auf den Aspekt Versorgungssicherheit fokussiert, das Thema Klimaneutralität wurde nahezu vollständig aus der Debatte verdrängt. Welche Rolle werden grüne Gase wie Biomethan und Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen in den nächsten Jahren Ihrer Meinung nach spielen? Munko: Eine sehr große und entscheidende Rolle. Zwar sind unsere Bemühungen, das Gas aus Russland kurzfristig durch das Wiederanfahren von Kohlekraftwerken zu ersetzen, im Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) Ein Floating Storage and Regasification Unit (kurz: FSRU, deutsch: schwimmende Speicher- und Regasifizierungseinheit) kann verflüssigtes LNG von LNG-Tankern löschen, speichern und zur direkten Einspeisung in das Erdgasnetz regasifizieren. Dabei wird das etwa -160 °C kalte verflüssigte LNG durch Exportpumpen des Tankschiffs gelöscht und gespeichert. Mithilfe von Pumpen und einer Reihe von LNG-Verdampfern wird das LNG auf Pipelinedruck gebracht, über 0 °C erwärmt und so wieder in einen gasförmigen Zustand versetzt. Im Anschluss wird das Erdgas über die Hochdruck-Ladearme des Anlegers ins Pipelinenetz eingespeist. Eine landseitige Erdgas-Verdichterstation ist nicht notwendig. Alternativ kann mithilfe der FSRU das flüssige LNG in kleinere LNG-Tanker umgeschlagen oder über eine LNG-Pipeline an Land transferiert werden, um es dort in Tankfahrzeuge zu verladen. FSRUs sind vergleichsweise schnell zu errichten. Werden sie nicht mehr benötigt, können sie nach Ablauf der Charterverträge an den Eigner zurückgegeben und an anderer Stelle eingesetzt werden. Die landseitige Infrastruktur kann mit einem Ship-to-Shore-Interface und der Einbindung in das Gasnetz mit etwaigen Pufferspeicherkapazitäten vergleichsweise schlank gehalten werden. Eine LNG-Importinfrastruktur, die maßgeblich auf FSRU setzt, ist im Vergleich zu stationären Terminals hochflexibel und auch für eine kürzere Nutzungsdauer ausgelegt. HINTERGRUND 19 energie | wasser-praxis 09/2022

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