DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 5/2022

Eine Sanierung der Nitrat- oder Pflanzenschutzmittelbelastungen ineinem GrundwasserkörperkannjenachGrundwasserneubildung und Austauschhäufigkeit des Bodensickerwassers mehrere Jahrzehnte dauern. Brunnen und Quellfassungen, die von diffusen Flächenbelastungen (z. B. aus der Landwirtschaft) betroffen sind, sindbezüglichdieser EinträgevonFremdwässernnur seltendurch technische Maßnahmen im Sinne der relevanten DVGW-Arbeitsblätter [3, 4] nachhaltig sanierungsfähig. Bei einer vielfachals „Alternative“dazuangedachtenVerlagerung der Förderung in tiefere Stockwerke, sofern hydrogeologisch möglich und wasserrechtlich genehmigungsfähig, verlagern sich unerwünschte Schadstoffe aus dem oberflächennahen Grundwasser über druckgesteuerte Leakage-Vorgänge inmehr oderweniger langen Zeiträume in den neu erschlossenen Förderhorizont. FehlenwegenAusfällenoder klimatisch bedingterMengenrückgänge längerfristig leistungsfähige Brunnen oder Fremdbezüge im Verbundsystem, so kann eine Entnahmesteuerung mit kontinuierlicherQualitätsmessungmittels Sondentechnik die Wiederinbetriebnahme undÜberwachung von z. B. mit Nitrat belasteten Brunnen ermöglichen. Dazumüssendie zeitlichenund fördermengenabhängigen Einflussfaktoren auf die Stoffgehalte imRohwasser bekannt sein. Diese sind durch die stichprobenartigen Routineanalysen meist nicht ausreichend bekannt. Steuerung eines Tiefbrunnens mittels photometrischer Nitratsonde Nitrat- und Pflanzenschutzmitteleinträge stellen nachhaltig wirkende qualitative Belastungen für die Trinkwassergewinnung dar. Brunnen oder Quellfassungen mit dauerhaften Belastungen über den Grenzwerten werden außer Betrieb genommen und Ersatzmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit eingerichtet. Längerfristige Außerbetriebnahmen von technisch funktionierenden Brunnen und Quellfassungen sind vor dem Hintergrund der inzwischen auch in der Wassergewinnung spürbaren Folgen des Klimawandels (z. B. in Form von längeren Spitzenentnahmen und damit verbundenen intensiven Ressourcennutzungen und einem allmählich zurückgehenden Grundwasserdargebot) kaum zu substituieren. In Versorgungsbereichen mit von Natur aus wenig ergiebigen Grundwasserleitern und bei Inselversorgungen wirken sich die Folgen des Klimawandels bereits heute auf die Anlagen- und Ressourcenresilienz aus [1, 2]. von: Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis (Bieske und Partner Beratende Ingenieure GmbH) Abb. 1: Ansicht des Brunnenabschlussgebäudes des untersuchten Brunnens im Westerwald Quelle: C. Treskatis 26 energie | wasser-praxis 05/2022 IFAT2022

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