DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 5/2022

Kluftreichweiten sind diese Gesteinsserien nur gering bis mäßig ergiebig. Die Flächennutzung indenTrinkwassereinzugsgebietendieser Regionwird von der Land- und Forstwirtschaft geprägt. Zahlreiche Waldinseln und Siedlungsschwerpunkte sind inweitläufige Acker- und Weidelandschaften eingestreut. Daher werden in Trinkwasserbrunnen seit vielen Jahren vereinzelt erhöhte Nitratgehalte und lokal auch BentazonBelastungengemessen.Durchlangfristig angelegteKooperations- undExtensivierungsmaßnahmen werden Eintragsreduzierungen von Stickstoff aus dem Oberboden angestrebt; jedoch werden in diesen Festgesteinsarealen weiter Nitratgehalte von>50mg/l undBentazongehalte von > 0,1 µg/l im Rohwasser einzelner Brunnenanlagen gemessen. Im Normalfall wird der bis 108,50 m unter Gelände gebohrte Beispieltiefbrunnen zusammenmit demVerbundnetz der Stadtwerke als ortsnahe Versorgung für einen mehrere Kilometer außerhalb der Kernstadt gelegenen Ortsteil genutzt. Bisher wurden über Laboranalysen und Eigenuntersuchungen des Betreibers stichprobenartig Nitratwerte um50mg/l und Bentazongehalte von etwa 0,10 bis 0,14 µg/l gemessen. Der Brunnen ist aufgrund der Grenzwertüberschreitungen seit mehr als zwei Jahrennicht amNetz undwird im Hygienebetrieb mit bis zu 9 m³/h über ca. 16 Stundenpro Tag abgepumpt und das Wasser in den Vorfluter abgeschlagen. Angedachtes Ziel dieserMaßnahme ist u. a. eine Reduktion der Belastungen durch „Ausspülen“ der Klüfte im Grundwasserraum. Die Versorgung des Ortsteils erfolgt derzeit über einen Hochbehälter, der aus der zentralenVersorgungszoneder Stadt gespeist wird. Jedoch ergaben sich auch im Versorgungsbereich der Kernstadt witterungs- und klimabedingte Rückgänge inder Ergiebigkeit undVerfügbarkeit der dort genutzten Brunnen und Stollenanlagen. Daher kann der Ausfall des hier untersuchten Brunnens und damit der mengenmäßige Verlust von ca. 10 Prozent des Tagesbedarfes imVerbundnetz der Stadtwerke für die Versorgungssicherheit der Kernstadt bei längeren Trockenphasen ein zusätzlicher Problemfall werden, da die Trockenheit sich seit nunmehr zehn Jahren überall auf dieSpitzenbedarfszeiträumeunddas nutzbare Dargebot nachteilig auswirkt. DerWasserspiegel des Brunnens lag früher bei ca. 35munter Brunnenkopf und damit auch bei Aufnahme der Förderung schon in der oberen Filterstrecke. Das Sperrrohr war flach abgesetzt worden und erreichte die Festgesteinsoberkante nicht (Abb. 2). Die Eintragsursachen und die Orte der vermutlich primär landwirtschaftlich verursachten Einträge sind bisher nicht bekannt. In einemerstenSchrittwurdeder Brunnen imZuge einer Sanierungmit einer PVCEinschubverrohrung und einer neuen oberflächennahen Zementierung ausgestattet. Danach wurde der Ruhespiegel bei ca. 73 bis 74 m unter Brunnenkopf in der unteren Filterstrecke angetroffen. Er liegt jetzt deutlich tiefer als bei seiner Herstellung imJahr 1972. Der abgesenkte Wasserspiegel erreicht Wertevon>80munter Brunnenkopfniveau. Nach der Sanierung des Brunnens hat dieser einen deutlichen Leistungsverlust erfahren, da die oberflächennahen Zuflüsse durch die Abdichtung des Ringraums reduziert wurden. DieMaßnahme hat aber trotz dieser Zuflussreduzierung bisher nicht zu einem signifikanten Rückgang der stofflichen Belastungen geführt. Erfassung der aktuellen Betriebsrandbedingungen In den Brunnen wurde zur Aufklärung der förderbedingten Einflüsse ein Datenlogger über der Pumpe in 100 m Tiefe in der untersten Filterstrecke eingebaut (Abb. 3), umdieVeränderungen der Wasserstände, der Leitfähigkeit sowie der Wassertemperatur über die Zeit und inFunktionder Fördermengen zu erfassen. Nach den bisherigen Ergebnissen der Loggermessungen fördert der Brunnen bei Wechselbetrieb unterschiedlich mineralisiertes und temperiertes Grundwasser aus den an den Brunnen angeschlossenen Kluftzonen. Kurzzeitige hydrologische Einflüsse aus dem Oberflächenwasser sind aus den bisherigenGangliniennicht erkennbar. Jedoch deutet sich ein Einfluss von intensiveren und länger anhaltenden Niederschlägen in der Leitfähigkeits- Abb. 3: Einbau und Auslesung des 100-m-Datenloggers im Beispielbrunnen Quelle: C. Treskatis 28 energie | wasser-praxis 05/2022 IFAT2022

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