DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 5/2022

Redaktion: Herr Dr. Breuer, wo stehen wir in Deutschland im Hinblick auf den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft Ihrer Einschätzung nach? Was muss geschehen, um hier zielgerichtet und mit deutlich höherem Tempo weiter voranzukommen? Dr. Andreas Breuer: Um den Markthochlauf zu beschleunigen, sehe ich insgesamt vier Punkte, die intensiv bearbeitet werdenmüssen: Zunächst geht es um die Laufzeit der Genehmigungsverfahren. Ein Beispiel: Mit dem Quartiersprojekt „SmartQuart“ haben wir im Jahr 2019 das erste deutsche Reallabor gestartet – jetzt befinden wir uns im Jahr 2022 und uns liegen noch immer nicht alle Genehmigungen vor. Wir benötigen unbedingt schlankere, effizientere und insgesamt deutlich kürzere Prozesse. Weiterhin brauchen wir deutlich größereMengenanerneuerbarenEnergien und einen ambitionierteren Hochlauf derWasserstoffwirtschaft. Undwir sollten dabei nicht nur grünenWasserstoff nutzen, weil das die Einsatzmöglichkeiten wegen der geringen Verfügbarkeit in den kommenden Jahren deutlich reduzieren würde, sondern als Brücke auch„bunten“ einsetzen. Dieser dürfte inder Produktionauchgünstiger sein. Denn: Die Strompreise steigen weiter unddiese Entwicklung erschwert es, Projekte, die zu einem Markthochlauf beitragen, wirtschaftlich zu betreiben.Wirmüssen also die Bezahlbarkeit von Projekten zur Unterstützung der Energiewende aufrechterhalten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. BeimThema Bezahlbarkeit spielen, drittens, auchsogenannteCarbonContracts Die Redaktion im Gespräch mit Dr. Andreas Breuer, Leiter Wasserstoff der Westnetz GmbH, über die Umsetzung des Projektes „HydroNet – Klimaschutz-Modellregion Sauerland“, die unterschiedlichen Technologiepfade zur Wasserstoffproduktion und die Voraussetzungen, um bereits in wenigen Jahren mit einer Wasserstoffversorgung beginnen zu können. € Kläranlage Elektrolyse (PEM) Papierindustrie H2-Abnahme bestehende Leitung Chemieindustrie H2-Abnahme Wasserstoff-Einspeisung Entsorgungsindustrie H2-Abnahme Plasmalyse FÖRDERPROJEKT HYDRONET – KLIMASCHUTZ-MODELLREGIONSAUERLAND Wasserstoff-Abnahme 11 km notwendiger Leitungsbau Automotive H2-Abnahme Standort am Leitungsende Steam-Reformer öffentliche H2-Tankstelle Rohstoffindustrie H2-Abnahme Elektrolyse (alkalisch) Mit der Klimaschutz-Modellregion Sauerland entsteht das Energiesystem der Zukunft! » « Übersicht über das Grundgerüst der Klimaschutz-Modellregion Sauerland Quelle: Westnetz GmbH 52 energie | wasser-praxis 05/2022 I N T E R V I E W

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