DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 03/2022

Die Erzeugung von Biogas ist für viele Landwirte zwar zu einem zweiten Standbein geworden, gleichwohl hat das öffentliche Bild dieser Energiewirte unter der sogenannten „Vermaisung“ der Landschaft gelitten. Ebenso sind die spezifischen Stromgestehungskosten mit 8,5 bis 17Cent proKilowattstunde (ct/kWh) relativ hoch.Welchen Sinn gibt es in der Energie- und Wärmewende also, weiter auf Biogas zu setzen? Mit den imErneuerbare-Energien-Gesetz 2000 (EEG 2000) eingeführten Vergütungssätzen begann ein rasantes Wachstum des Bestandes an Biogasanlagen. Landwirte konnten ab diesem Zeitpunkt für jede eingespeiste kWhel je nach Anlagengröße bis zu 20 Pfennig an garantierter Vergütung erhalten. Diese nach Anlagengrößen gestaffelten Preise wurden später um Boni für die Wärmeauskopplung, den Einsatz besonders innovativer Technologien oder den ausschließlichen Einsatz von Gülle erweitert. Über die zurückliegendenmehr als 20 Jahre wurden die Vergütungssätze immer wieder angepasst und Boni hinzugefügt oder gestrichen; mehr als 9.000 Anlagen sind nach den über die Jahre wechselnden EEG-Regelungen in Deutschland gebaut worden. Heutzutage müssen sich Neuanlagen sowie Altanlagen, deren Förderperiode von 20 Jahren beendet ist, inAusschreibungenumeineBau- oder Betriebserlaubnisbewerben.Wegenüberzogener Vorstellungender Bundesnetzagentur sind auch die bei der letzten Ausschreibung im Jahr 2021 bereitgestellten275Megawatt (MW) beiWeitem nicht erreicht worden – lediglich 25 Prozent (oder 70 MW) wurden bezuschlagt. Es handelt sich dabei um insgesamt 73 Projekte, die den erzeugten Strom imMittel für 17,48 ct/kWh an die Netzbetreiber verkaufen. Insbesondere kleinere Anlagen können hier nicht mitgehen und ein wertvoller Teilnehmer der Energie- und Wärmewende droht zu verschwinden. Die Wirtschaftlichkeit von Biogas: Sind nur die Strompreise entscheidend? Die Gestehungskosten des elektrischen Stroms sind für eine Beurteilung der betriebswirtschaftlichen Machbarkeit einer Biogasanlage in den allermeisten Fällen der maßgebliche Faktor (Abb. 1). Bestimmt werden diese vor allem von den Substratkosten und von den betrieblichen Aufwendungen innerhalb einer Biogasanlage. Die heutzutage je nach Anlagengröße und Einsatzstoffen zwischen 8,5 und 17 ct/kWhel liegenden Kosten können mit zusätzlichen Einkünften aus der Verwertung von Abfallbiomasse oder demVerkauf der gleichzeitig produziertenWärme reduziert werden. Im Vergleich mit den anderen erneuerbaren, landwirtschaftlich nutzbaren Energieformen weisen Biogasanlagen die höchsten Stromgestehungskosten auf. Auch im Fall der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan ist das EndproDaten: Fraunhofer ISE in der Studie „Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien“ 2021 Stromgestehungskosten in ct/kWhel 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 feste Biomasse Windkraft onshore Freiland-PV größere PV-Dächer Biogas Abb. 1: Stromgestehungskosten der in der Landwirtschaft nutzbaren erneuerbaren Energieformen Quelle: der Autor 37 energie | wasser-praxis 03/2022

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