DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 03/2022

T E C H N I K dukt relativ teuer und einWettbewerb amHeizungs- und Strommarkt schwierig. Der systemische Vorteil der übersaisonalen Speicherbarkeit des Biomethans wiegt hierbei nicht die Nachteile der höheren Erzeugungskosten auf. Auch wenn die Preisentwicklungen am Markt den Abstand zwischen Erdgas und Biomethan zuletzt reduziert habenund sichder Emissionshandel positiv auf die Biomethan-Nutzung auswirkt, sprechend diese Ausführungen auf den ersten Blick gegen die Biogastechnik. Biogas kann mehr: Biodiversität, Bodenschutz, Landschaftsschutz Die Biogastechnik nur nach ihrenmonetären Eigenschaften zu beurteilen, ist allerdings viel zu kurz gegriffen. Denn neben der hocheffizienten Erzeugung grünen Stroms, grüner Wärme und grünen Biomethans haben Biogasanlagen einen großen Einfluss auf ihre direkte Umgebung. Biogaskritiker sehendiesenEinfluss vor allemindemgroßflächigenAnbauvon Mais: Dieser sogenannte Starkzehrer laugt die Böden aus und benötigt einige Dünger- und Pestizidgaben. Dafür bietet er mit mehr als 50 Tonnen pro Hektar (t/ha) im Bundesdurchschnitt die höchsten jährlichen Biomasseerträge. Auch die jährliche Methanausbeute erreicht mit mehr als 3,5 t/ha Spitzenwerte. Aus diesem Grund werden neue mögliche Energiepflanzen stets anMais gemessen. Bei den durch die Biogas-Branche erforschten Alternativen (Abb. 2) handelt es sichbeispielsweise umPflanzen, die – anders alsMais und Roggen-GPS – nicht in einjähriger Monokultur kultiviert werden müssen und meist ohne großen Dünger- und Pestizideinsatz auskommen. Weil diese Pf lanzen mehrjährig wachsen, entfallen die beim Mais und anderen industriell produziertenAgrarpflanzenmehrmals pro Jahr notwendigen Bodenarbeiten. Insbesondere die Resilienz der Pflanzengegen zuletzt häufiger aufgetretene Trockenphasen ist deutlich größer als bei Maispflanzen. Ebenso gibt es mit Hirse oder speziellen Gräsern Pflanzenarten, die an Trockenphasen angepasst sind, dasWachstumbei fehlender Feuchtigkeit einstellen und anschließend unbeschädigt wieder austreiben. Diese alternativen Pflanzenhabenweitere Vorteile: • Sie bieten zusätzlichen Lebensraum für Insekten (Bienen, Hummeln, Schmetterlinge etc.), die es in der heutigen, intensivenLandwirtschaft ansonsten sehr schwer haben. • Durchdie InsektenwerdenVögel und andere Fraßfeinde angelockt, die diese Insekten als Nahrung brauchen. • Viele kleinere Säugetiere fühlen sich in diesen Feldern wohl. Landwirte können dieser neuen, buntgemischten Lebensgemeinschaft mit angepasstenErntezeiten sogar nochunterstützend unter die Arme greifen. BesondershervorzuhebenistderAufbau eines vollwertigen Bodens. Bei der ProduktionvonMaisoderGetreidewirdder Bodenjedes Jahr „umgebrochen“.Dieses Pflügen bewirkt, dass untere Bodenschichten an die Oberfläche gebracht werdenundumgekehrt. Auf den ersten Blickwird sodurch schwereMaschinen verdichteter Boden belüftet. Der plötzlicheWechsel der Sauerstoffversorgung stellt für die imBoden lebendenMikroorganismen jedoch ein ernsthaftes Problemdar. Langfristignimmt derenZahl ab und der Boden verarmt an Lebewesen, Nährstoffen und Humus. Dem wirkt einemehrjährigeKultur entgegen, bei der der Boden über mehrere Jahre nicht gepflügt wird und so die Chance erhält, die ursprüngliche, funktionierende Struktur wieder aufzubauen. Zusätzlich führt die Düngungmit Gärrest bzw. Wirtschaftsdünger aus der Biogasanlage die ursprünglichenNährstoffe mitsamt einigem Fasermaterial wieder zurück auf die Fläche. Der Bodenwird stabilisiert, kannmehr Nährstoffe aufnehmen und obendrein binRWG = Riesenweizengras; GPS = Ganzpflanzensilage Trockenmasseertrag 225 dt/ha 175 150 125 100 75 50 25 0 RWG Silphie Sida Switchgras Mais Roggen-GPS Abb. 3: Deutliche Unterschiede im Wurzelgeflecht von Silphie (links) und Mais Abb. 2: Ernteerträge alternativer Energiepflanzen über sechs bayerische Vergleichsstandorte, Zeitraum 2015–2018 Quelle: Dr. Susanne Schroetter/Julius-Kühn-Institut Quelle: Dr. Maendy Fritz/TFZ Straubing/KWK-Impulstagung Bingen 2021 38 energie | wasser-praxis 03/2022

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