DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

Die globalen Temperaturen steigen an, Extremwetter nehmen zu, das Meereis geht dramatisch zurück – dies ist heute in der Wissenschaft unumstritten [1]. Folgen des Klimawandels in Deutschland sind die Zunahme von Starkregenereignissen, aber auch vor allem im Sommer die Zahl aufeinanderfolgender Trockentage sowie die Andauer von Hitzewellen. Diese Vorgänge haben zur Folge, dass hydroklimatische Gefahren wie Dürren [2] größer werden. Zahlreiche Wirtschaftsbranchen bekommen die Auswirkungen von Dürren zu spüren, etwa die Energieerzeugung, die Industrie oder die Wasserversorgung. Die trockenen Jahre 2018 bis 2020 haben zu einer extremen Dürre bis in tiefere Bodenschichten geführt. Eine Studie mit rekonstruierten Klimadaten zurück bis ins Jahr 1766 hat ergeben, dass im letzten Vierteljahrtausend mit großer Wahrscheinlichkeit kein größeres Dürreereignis über Mitteleuropa aufgetreten ist [3]. Daten des Deutschen Dürremonitors [4] weisen für den Gesamtboden einige Regionen mit einer mittlerweile vierjährig andauernden Dürre aus. Neben der möglichen klimabedingten Änderung von Extremereignissenmuss für dieWasserversorgung auch die mögliche Änderung der langfristigen mittleren Wasserverfügbarkeit geprüft werden. Dazu wurde die zukünftige Veränderung von mittleren jährlichen Abf lüssen sowie der mittleren jährlichen Grundwasserneubildung untersucht. Studiendesign ImRahmen der Helmholtz-Klimainitiative wurde ein Referenzklimafolgendatensatz mit einer horizontalen Auflösung von 1,2 × 1,2 km² entwickelt [5]. Dazu wurden 70 Klimasimulationen aus den Projekten EURO-CORDEX und ReKliES-DE [6] verwendet. Da die zukünftige Treibhausgaskonzentration der Atmosphäre nicht vorhergesagt werden kann, müssen Szenarien eingesetzt werden. Das optimistische Szenario „Klimaschutz“ (RCP2.6) und das pessimistische Szenario „Weiter-so“ (RCP8.5) bildet die Spannbreite dermöglichen Entwicklungen unter Klimawandel ab. Die damit verbundene Temperaturerhöhung in Deutschland reicht im Median über alle Simulationen von 1,2 °C (aus 21 verfügbaren Klimasimulationen unter RCP2.6) bis 3,6° C (49 Simulationen unter RCP8.5). Ein Vergleich der simulierten Daten der Vergangenheit mit Beobachtungsdaten ermöglicht die Einschätzung der Modellierungsgüte. Insbesondere hydrologische Klimafolgensimulationen sind schwellenwertsensitiv. Daher wurde der systematische Fehler der Klimasimulationen mit einem trenderhaltenden Verfahren adjustiert [7]. Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels werden in Deutschland nicht nur Starkregenereignisse wahrscheinlicher, sondern auch Hitzewellen und die Zahl aufeinanderfolgender Trockentage. Mit Blick auf die Wasserversorgung und die mögliche Änderung der langfristigen mittleren Wasserverfügbarkeit wurde die zukünftige Veränderung von mittleren jährlichen Abflüssen und die Veränderung der mittleren jährlichen Grundwasserneubildung untersucht. von: Dr.-Ing. Andreas Marx, Friedrich Boeing & Prof. Luis Samaniego (alle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ) Ergebnisse des Forschungsprojekts „UFZ-Klimafolgenstudie“ für das DVGW Zukunftsprogramm Wasser Zur Entwicklung des Wasserdargebotes im Kontext des Klimawandels Änderung 2069–98 gegen 1971–2000 RCP2.6 [mm/a] RCP8.5 [mm/a] Jahresniederschlag P +41 +108 Potenzielle Verdunstung PET +24 +61 Tatsächliche Verdunstung aET +18 +51 Bilanz P-aET +23 +57 * Es wird jeweils der Median der Änderung über alle Klima-Hydrologie-Simulationen unter Klimaschutz (21‑Simulationen RCP2.6) und Weiter-so (49 Simulationen RCP8.5) gezeigt. Tabelle 1: Mittlere jährliche Änderung unterschiedlicher Wasserhaushaltskomponenten [mm/a] am Beispiel des Elbe-Einzugsgebietes* Quelle: UFZ 16 energie | wasser-praxis 08/2022

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