DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

Die Klimasimulationen mit täglichen Daten zwischen 1971 und 2098 decken das Gebiet Deutschlands sowie die Ursprungsgebiete von Rhein, Elbe, Oder und Donau ab. Mit dem hydrologischen Modellsystem mHM ([8], [9]) wurden Klimafolgen für den Wasserhaushalt auf dem mit den Klimasimulationen identischen Modellgitter abgeschätzt. Das Umweltsystemmodell berechnet neben den täglichen Oberflächenabflüssen z. B. auch Schneespeicher, Bodenwasserkomponenten, Grundwasserneubildung, Interzeption oder aktuelle Verdunstung. Das Modell wurde durch alle Klimasimulationen angetrieben, so dass insgesamt 70 Klima-Hydrologie-Simulationen auf der Ein-Kilometer-Skala mit täglichen Daten zwischen 1971 und 2098 für Deutschland vorliegen. Die hier eingesetzte Ensemble-Strategie erlaubt eine umfassende Auswertung sowohl der imRahmen der Modellunsicherheiten wahrscheinlichsten Entwicklung (Median der Änderungen über alle Klimasimulationen in einemKlimaszenario) und der Gesamtspannbreite der möglichen Veränderungen (Best-case-/Worst-case Betrachtungen) als auch der Robustheit der Änderungen unter verschiedenen Szenarien des Klimawandels. Mittlere langjährige Veränderungen Die Ergebnisse zeigen für Deutschland allgemein, dass die klimabedingten Veränderungen auch unter demKlimaschutzszenario ungefähr bis zur Mitte des Jahrhunderts voranschreiten und sich danach stabilisieren, während die Änderungen unter dem Szenario „Weiter-so“ bis zum Ende des Jahrhunderts fortschreiten. Neben den mittleren Temperaturen ändern sich auch Hitzeperioden. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden bei den Hitzetagen mit Tageshöchsttemperaturen über 30° C unter RCP 2.6 Zunahmen um 3,5 Tage/Jahr undunterRCP8.5um15,5 Tage/Jahr erwartet. Verglichen wird immer gegen die Vergangenheitszeitscheibe 1971 bis 2000, in der im Mittel in Deutschland 5,8 Hitzetage/Jahr aufgetreten sind. Inwieweit damit Änderungen des Wasserbedarfes verbunden sind, wird aktuell im Rahmen des DVGW-ZukunftsprogrammsWasser im Projekt „WatDemand“ untersucht. Zukünftige Änderungen des Wasserdargebots werden wesentlich durch den Niederschlag bestimmt, da sich Klimawandel auf die Menge und Verteilung des Niederschlags auswirkt. Vor diesemHintergrund wurden saisonale und jährliche Änderungen des Niederschlags ausgewertet. Saisonale Änderungen beziehen sich auf die meteorologischen Jahreszeiten, die ganze Monate umfassen (z. B. Winter: Dezember–Februar). Generell steigt die Jahresniederschlagssumme mit zunehmender Erwärmung leicht an. Im Ensemblemedian unter RCP 2.6 wird regional bis 2050 eine Zunahme zwischen +4,5 Prozent (Donau, Rhein) und +6,8 Prozent (Oder) erwartet, danach treten uneinheitliche und nur leichte Änderungen auf. Demgegenüber wird für das Szenario RCP 8.5 eine Zunahme der mittleren Jahresniederschlagssummen um ungef ähr 11 Prozent (Maas) bis knapp 20 Prozent imOder- und Warnow-Peene-EZG in der Zukunftszeitscheibe 2069 bis 2098 ersichtlich. Die Niederschlagsänderungen fallen saisonal sehr unterschiedlich aus. Im Sommer zeigen sich die stärksten mittleren Niederschlagsabnahmen unter dem RCP 8.5 Szenario von ca. -7 Prozent (Rhein) bis -9 Prozent (Maas) und leichte Zunahmen imOder Gebiet (+7 Prozent). ImWinter werden im Median über alle Simulationen Niederschlagszunahmen erwartet. Diese fallen unter RCP 8.5 an Maas (+27 Prozent) undWarnowPeene (+33 Prozent) am stärksten aus. Die prozentualen Änderungen weisen den Median über das Klimaensemble aus und stellen damit im Rahmen der Modellunsicherheiten die wahrscheinlichste Entwicklung dar. Unter beiden Szenarien finden sich jedoch auch Simulationen sowohl mit stärkeren Niederschlagszunahmen als auch mit Niederschlagsabnahmen. Diese sind möglich, aber weniger wahrscheinlich. In den letzten Jahren wurde in Deutschland der Anstieg der Verdunstung als maßgeblicher Treiber der Wasserhaushaltsänderung diskutiert. So hat sich die klimatische Wasserbilanz als IndiZukünftige Änderungen des Wasserdargebots werden wesentlich durch den Niederschlag bestimmt b , da sich der Klimawandel auf die Menge und Verteilung des Niederschlags auswirkt. Lesen Sie hierzu auch unser SOMMER- INTERVIEW ab Seite 22 17 energie | wasser-praxis 08/2022

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