DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

Quelle: Michael Graf/Unsplssh Redaktion: Teile des Frühjahrs und des bisherigen Sommers 2022 waren erneut durch warme Temperaturen, längere Trockenphasen und vergleichsweise wenig Niederschlag geprägt. Wie stellt sich die Situation für die deutschen Wasserversorger derzeit dar? Dr. Wolf Merkel: Die Lage ist in keiner Weise so angespannt wie 2018. Das hat vor allem mit der Ressourcenseite in Form von deutlich höheren Talsperrenfüllständen zu tun. Verglichen mit dem Jahr 2018 sind also entsprechend größereWassermengen verfügbar. Außerdem konnten wir eine wasserwirtschaftliche Erholung in vielen Grundwasserleitern verzeichnen. Hier bewegen wir uns zwar nicht auf Höhe des langjährigen mittleren Niveaus, aber in eine spürbar positive Richtung. Hinzu kommt, dass auch die Wasserversorgungsunternehmen merklich besser vorbereitet sind. In einigen Regionen hat man rechtzeitig darauf hingewiesen, dassman zumBeispiel von Seiten der Bürgerinnen und Bürger bestimmte Maßnahmen ergreifen kann. Zusammengefasst heißt dies: Die Wasserversorgung in Deutschland ist sicher. Dr. Andreas Marx: Die Landesteile, in denen es jetzt aufgrund der Trockenheit Probleme gibt, sind zumeist bereits seit Mitte 2018 durchgängig von Dürre im Gesamtboden betroffen. Damit verbunden sind neben sinkenden Grundwasserständen auch Niedrigwasser in Flüssen und in extremen Fällen auch ausgetrocknete Bäche. Dies hat in einigen Landkreisen zu privaten Nutzungseinschränkungen oder Wasserentnahmeverboten geführt. Ich möchte in diesem Kontext jedoch betonen, dass eine Dürre ein Extremereignis darstellt und damit auch wieder vorbeigehen wird. Leider wird die aktuelle Dürre aufgrund der fehlenden Erfahrung in der allgemeinen Wahrnehmung und zumTeil auch in der medialen Kommunikation mit einem neuen Normalzustand gleichgesetzt. Hier muss man ganz klar sagen: Das ist so nicht zu erwarten. Redaktion: Herr Dr. Marx, in Ihrer Studie geht es um die zukünftige klimatische Entwicklung in Deutschland bis zum Jahr 2100 und die Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit. Welche sind die zentralen Ergebnisse Ihrer Untersuchungen? Marx: Wir hatten im Rahmen der Helmholtz-Klimainitiative die Möglichkeit, über zweieinhalb Jahre sehr umfangreiche Simulationen für ganz Mitteleuropa durchzuführen. Wir haben also nicht nur die Fläche Deutschlands betrachten können, sondern auch Teile der wichtigsten Flusseinzugsgebiete um Deutschland herum. Dabei hat sich Folgendes gezeigt: In Deutschland ist zu erwarten, dass die Jahresniederschläge mit steigenden Temperaturen im Median über alle Simulationen hinweg leicht ansteigen. Es zeigt sich auch, dass die durch höhere Temperaturen ebenfalls steigende Verdunstung das zu erwartende NieDas Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hat im Rahmen des DVGW-Zukunftsprogramms Wasser und als Bestandteil der Helmholtz-Klimainitiative eine breit aufgestellte Klimafolgenstudie durchgeführt, welche die zukünftige klimatische Entwicklung in Deutschland bis zum Jahr 2100 und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit beleuchtet. Wir haben mit Dr. Andreas Marx, Leiter des Deutschen Dürremonitors und Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros am UFZ, und Dr. Wolf Merkel, DVGWVorstand Wasser, über die Ergebnisse der Studie und die sich daraus ergebenden Prämissen für die zukünftige Ausgestaltung der Wasserversorgung in Deutschland gesprochen. 23 energie | wasser-praxis 08/2022

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