ewp_042022

EinGroßteil des Kapitals einesWasserversorgungsunternehmens (WVU) ist in der Netzinfrastruktur gebunden. Im Rahmen des Asset-Managements den Netzzustand zu beurteilen und angemesseneMaßnahmen zumErhalt oder zur Verbesserung zu treffen, ist daher eine Kernaufgabe eines jeden WVU. Die spezifischen realenWasserverluste sind in Kombination mit anderen Kennzahlen ein wichtiger Indikator, um den Netzzustand beurteilen zu können und geeignete Instandhaltungsmaßnahmen festzulegen [1]. Dass den Wasserverlusten neben technischen und wirtschaftlichen Betrachtungen auch zunehmend politische Bedeutung zukommt, zeigen die Festlegungen zur Bewertung und Reduzierung von Wasserverlusten, wie sie in Artikel 4 der neuen EU-Trinkwasserrichtlinie [2] dargelegt werden. RealeWasserverluste könnennachdem sogenannten BABE-Konzept (bursts and background estimates) [3] in drei Verlustarten unterteilt werden: • sichtbare (reported), • nicht sichtbare, detektierbare (unreported) und • nicht sichtbare, nicht detektierbare (background). Die drei Verlustarten sind jeweils durch denGrad ihrer Auffindbarkeit sowie die Länge ihrer Laufzeit und dieHöhe ihrer Leckrate charakterisiert. Inwieweit ein Schaden zu einer der drei genannten Verlustarten führt, hängt von zahlreichen Faktoren ab, welche teils standortbedingt (Umgebungsbedingungen, Netzstruktur) und teils durch den Wasserversorger beeinflussbar sind [4]. Sohabenbeispielsweise die Bodenverhältnisse einen starken Einfluss aufdieVerteilungderWasserverlustarten: Bindige Böden (z. B. lehmige Böden) begünstigen eine große Anzahl sichtbarerVerluste.Dies liegt daran, dass die notwendige Leckrate zum Sichtbarwerden einesWasserverlustes über eine Schadensstelle aufgrund der geringen Durchlässigkeit des Bodens niedrig ist und sichdas austretendeWasser schnell aufstaut. Bei nicht-bindigenBöden (z. B. sandig, kiesig) mit hoher Durchlässigkeit kann wiederum die Leckrate sehr hoch sein, ohne dass der Wasserverlust jemals sichtbar wird. Dies erhöht in der Folge denAnteil nicht sichtbarer, detektierbarer Verluste. Somit haben WVU mit einem hohen Anteil an nicht sichtbaren, detektierbaren Verlusten besondere Instandhaltungsanstrengungenaufzubringen, um die Wasserverluste mit geeignetenMaßnahmen zu reduzieren bzw. niedrighalten zu können. Mögliche Instandhaltungsmaßnahmen des Wasserverlustmanagements sinddabei u. a. imDVGWArbeitsblatt W392 [4] beschrieben: • Druckmanagement (z. B. konstante, zeit- oder verbrauchsgesteuerte Verringerung des Betriebsdruckes) [5], • Überwachungsmaßnahmen (z. B. momentane oder kontinuierliche Zuflussmessung), • Ortungsmaßnahmen(z. B. akustische Verfahren, Gasprüfung), • Reparaturmaßnahmen (z. B. Rohrschelle, partielle Erneuerung) oder • Rehabilitationsmaßnahmen (Leitungserneuerung oder -sanierung). Akustische Ortungsmaßnahmen beruhendabei auf der ErfassungundAuswertung von Leckagegeräuschen (Körper-, Wasser- und Bodenschallwellen), die durch den Austritt des unter Druck stehenden Wassers verursacht werden. Variationen ergeben sich in der Art der Sensoren (z. B. für Metall- oder Kunststoffleitungen), deren Anordnung und derAuswertung.AlsOrtungsmaßnahme für detektierbareWasserverlustewerden u. a. Geräuschpegellogger (GPL) eingeEntscheidungsunterstützung zur optimierten Betriebsweise von Geräuschpegelloggern Geräuschpegellogger sind akustische Verfahren zur Vorortung und eventuellen Lokalisierung von Leckagen. Mit ihrer Hilfe können Wasserversorger die Laufzeit von Leckagen und damit Wasserverluste im Rohrnetz effektiv reduzieren. Im Rahmen eines von E.ON SE geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojektes wurde ein Excel-basiertes Entscheidungsunterstützungssystem für verschiedene Betriebsweisen dieser Logger entwickelt. Es erlaubt dem Anwender, durch eine Rohrnetzbewertung die Positionierung der Logger risikobasiert zu verbessern und verschiedene Betriebsszenarien unter technisch-wirtschaftlichen Gesichtspunkten miteinander zu vergleichen. Methodik, Anwendung und Ergebnisse des Excel-Tools werden in diesem Beitrag anhand eines Fallbeispiels der Leitungspartner GmbH erläutert. von: Martin Offermann, Dr. Angelika Becker (beide: IWW Zentrum Wasser) & Volker Diekemper (Leitungspartner GmbH) 36 energie | wasser-praxis 04/2022 O R G A N I S A T I O N & M A N A G E M E N T

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