ewp_042022

Grundsätzlich besteht bei dem Betrieb von Gas- undWasserinfrastrukturen der Anspruch an eine langjährige Einsatzfähigkeit unter der Prämisse von wirtschaftlichen Betriebskosten und einer hohen Versorgungsqualität. Die Beurteilung, ob Instandhaltungsmaßnahmen notwendig sind, erfolgt anhand des Zustandes der jeweiligen Bauteile und Anlagenelemente – sofern dieser mit vertretbarem Aufwand festgestellt werden kann – oder auf Basis von Erfahrungswerten. In der Praxis wird häufig eine Schadensstatistik durch die Analyse von Instandhaltungsergebnissen mit Rückschluss auf wiederkehrende EinflussfaktorenwieMaterial, Bodenverhältnisse oder Montageverhalten erstellt, um gewisse Entscheidungsmuster für zukünftige Instandhaltungsmaßnahmen zu entwickeln. Für sich allein betrachtet haben diese Maßnahmen jedoch einen eher reaktivenCharakter. Vor allem in älteren Verteilnetzen kommt hinzu, dass oft keine aussagekräftige Dokumentation der Altbestände vorliegt. Je nach Rohrleitungsstruktur müssen daher weitere Maßnahmen ergriffen werden, um den Zustand von erdverlegten Strukturen zu erfassen. Eine direkte Beurteilung ist aufgrund der eingeschränkten Inspektionsmöglichkeiten in denmeisten Fällen allerdings nicht wirtschaftlich umsetzbar. Wird eine zuverlässige Aussage über den Zustand von Betriebsmitteln angestrebt, müssen daher alternative und indirekte Methoden für die Ermittlung zum Einsatz kommen. In der Praxis haben sich hierfür die Messwerte des kathodischen Korrosionsschutzes bewährt [1]. Entwicklung einer Bewertungsmatrix Um einen objektiven Vergleich von Rohrleitungssystemen zur Priorisierung von Instandhaltungsmaßnahmen zu ermöglichen, wurde die nachfolgend beschriebene Bewertungsmatrix entwickelt. Deren Inhalte wurden unter stetiger Abstimmungmit denKKS-Experten der Avacon Netz GmbH und der WEVG GmbH & Co. KG für die Anforderungen der Gas- und Wasserinfrastrukturen im Netzgebiet Salzgitter ausgelegt. Um eine allgemeingültige Bewertungsgrundlage zu schaffen, wurden zunächst die bereits angewandten Instandhaltungsstrategien beider Netzbetreiber miteinander abgeglichen. Schwerpunkt der Matrix ist dabei die Erfassung und Bewertung vonMesswerten, Materialien, Verlegeverfahren, Zuständen und der Beeinflussung durch Fremdstromquellen für einen zustandsgerechtenVergleich der betrachteten Rohrleitungsabschnitte. Bewertungsmatrix zur Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen an KKS-geschützten Gas- und Wasserinfrastrukturen Metallische Rohrleitungssysteme werden üblicherweise durch eine Kombination von passiven und aktiven Korrosionsschutzmaßnahmen langfristig vor Schäden geschützt. Als aktive Maßnahme hat sich dabei der kathodische Korrosionsschutz (KKS) bewährt. Doch nicht nur die Schutzfunktion macht entsprechende Schutzsysteme für Netzbetreiber attraktiv: Über die Auswertung von KKS-Messwerten aus Wartungs- und Intensivmessungen sowie aus Fernüberwachungssystemen kann der Zustand der Leitungssysteme in Kombination mit Informationen zu Instandhaltungsbefunden sehr genau ermittelt werden. Auf Basis dieser Werte beschreibt der folgende Beitrag die Entwicklung einer Bewertungsmatrix unter Berücksichtigung bestehender Erkenntnisse aus dem Fachbereich. Die Matrix ermöglicht einen objektiven Vergleich von Gas- und Wasserinfrastrukturen, um in der Folge eine zuverlässige Priorisierung für die Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen an Versorgungs- und Transportleitungen vorzunehmen. von: Louisa-Marie Lahr (Avacon Netz GmbH) 48 energie | wasser-praxis 04/2022 F O R S C H U N G & E N T W I C K L U N G

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