DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 9/2022

Wasserentnahmen aus Brunnen an Fließgewässern wie dem Rhein erzeugen − bedingt durch die hydraulische Brunnenwasserspiegelabsenkung − ein ständig landeinwärts gerichtetes Potenzialgefälle vomOberflächenwasserspiegel zur Grundwasseroberfläche. So kann während des Betriebes der Brunnen am Rheinufer, abhängig von der Entnahmemenge und dem aktuellen instationären Grundwasserstandsniveau, Rheinwasser in den Grundwasserleiter infiltrieren. Dieser Infiltrationszustand ist im Brunnenbetrieb als quasi-stationäre Wiederergänzung des Aquifers anzusehen. Der hierdurch generierte Uferfiltratanteil bildet zusammen mit landseitig zuströmendem Grundwasser die Basis zahlreicher Gewinnungsanlagen am Niederrhein. In der Praxis werden so mittels Brunnengalerien oder Horizontalfilterbrunnen Fördermengen von jeweils mehreren Zehner-Millionen Kubikmetern pro Jahr generiert. Diese Wassermengen bilden einen unverzichtbaren Baustein der öffentlichen und industriellenWasserversorgung in der Region. Definition des Begriffs Uferfiltratgewinnung Uferfiltrat bezeichnet Grundwasser, das durch die Versickerung von Oberflächenwasser aus dem natürlichen Gewässerbett in den Grundwasserleiter gebildet und nach einer Untergrundpassage durch Förderbrunnen in Gewässernähe gewonnen wird. Die zuströDie Förderung von Uferfiltrat bildet für viele Wassergewinnungsanlagen entlang großer Fließgewässer in Deutschland die Basis, um die angrenzende Bevölkerung und Industrie mit Wasser zu versorgen. Der Rhein als längster Fluss Deutschlands bildet dabei keine Ausnahme. Entlang der Fließstrecke des Niederrheins ab Bonn liegen zahlreiche Brunnenanlagen, mit denen jeweils Uferfiltrat in der Größenordnung von bis zu mehreren Zehner-Millionen Kubikmetern pro Jahr gefördert wird. Damit diese Entnahmemengen nachhaltig gewinnbar bleiben, dürfen kritische Uferbelastungswerte, ab denen Kolmationsvorgänge der Rheinsohle einsetzen, nicht überschritten werden. Der vorliegende Fachbeitrag enthält vor diesem Hintergrund eine aktuelle Sachstandsbewertung. von: Stefan Simon, Holger Diez (beide: Erftverband), Dr. Till Rubbert & Michelle Kutter (beide: Bieske und Partner Beratende Ingenieure GmbH) Aktuelle Bewertung der Ufer- belastung des Niederrheins infolge von Uferfiltratgewinnung zur Wasserversorgung 22 energie | wasser-praxis 09/2022 T E C H N I K

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