DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 9/2022

Bei einem lang andauernden und großflächigen Stromausfall werden Kritische Infrastrukturen – in Abhängigkeit zur Ausfalldauer – stark beeinträchtigt oder fallen gänzlich aus; ein gesamtgesellschaftlicher Kollaps mit immensem Schaden ist in der Folge kaum vermeidbar [1]. Die Bereitstellung von Trinkwasser gehört in einem derartigen Katastrophenfall zu den wichtigsten Aufgaben. Durch die meist vorhandenen Hochbehälter können kurze Stromausfälle zwar häufig kompensiert werden, allerdings sind auch diese Speicherkapazitäten nicht für mehrtägige Stromausfälle dimensioniert. Daraus resultiert die Notwendigkeit einer verlässlichen Notstromversorgung für alle relevanten elektrischen Betriebsmittel des Wasserinfrastruktursystems. Neben konventionellen Notstromversorgungslösungen, wie z. B. dem Einsatz von Dieselaggregaten, stellen auch lokale Inselnetze eine sinnvolle Notstromversorgungsmöglichkeit dar: Durch sie können im Falle eines Blackouts die entstehenden Beeinträchtigungen signifikant reduziert werden [1]. Forschungsprojekt LINDA 4 H₂O Das vom Freistaat Bayern geförderte Forschungsprojekt LINDA 4 H2O (Lokale Inselversorgung von Wasserversorgungsanlagen mit dezentralen Erzeugungsanlagen bei großflächigen Stromausfällen) untersucht vor diesem Hintergrund insbesondere die Eignung von Biogasanlagen zur Notstromversorgung von Wasserversorgungsanlagen (WVA) im Inselnetzbetrieb (Abb. 1). Vorteile dieses Konzepts im Vergleich zur Verwendung von Dieselaggregaten sind z. B. längeCharakterisierung bayerischer Trinkwasserversorgungsanlagen und Approximation des zugehörigen elektrischen Leistungsbedarfs Im Forschungsprojekt LINDA 4 H2O wird die Eignung von Biogasanlagen zur Notstromversorgung von bayerischen Wasserversorgungsanlagen im Inselnetzbetrieb untersucht. Um die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit dieses Konzepts zu bewerten, wird in dem vorliegenden Fachbeitrag zunächst eine Charakterisierung der Wasserversorgungsanlagen durchgeführt. Hierauf basierend wird anschließend eine Methodik vorgestellt, welche die Approximation des elektrischen Leistungsbedarfs der untersuchten Anlagen ermöglicht. von: Dominik Storch, Prof. Dr.-Ing. Michael Finkel (beide: Hochschule Augsburg) & Prof. Dr.-Ing. Rolf Witzmann (Technische Universität München) Biogasanlage Trinkwasserversorgungsanlage 110/20 kV 20/0,4 kV 20/0,4 kV Abb. 1: Schematische Darstellung der Inselnetzversorgung Quelle: die Autoren 32 energie | wasser-praxis 09/2022 T E C H N I K

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