DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 9/2022

re Notversorgungszeiträume sowie eine deutlich größere Unabhängigkeit vomDieselkraftstoff. Auch ist der Transport, die Lagerung und das Umschlagen von Kraftstoffen in Trinkwasserschutzgebieten nicht mehr erforderlich. Charakterisierung typischer bayerischer Trinkwasserversorgungsanlagen Im ersten Teilprojekt des Forschungsvorhabens soll die grundsätzliche Eignung von Biogasanlagen zur Notstromversorgung typischer bayerischer WVA sowohl aus technischer als auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht evaluiert werden. Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage gilt es jedoch zunächst zu bestimmen, wodurch eine typische bayerische WVA charakterisiert wird. Dies soll im Folgenden erarbeitet werden. Bayern weist mit über 2.200 öffentlichen Trinkwasserversorgungsunternehmen (WVU) die kleinteiligste Struktur der Wasserversorgung in Deutschland auf [2]. Etwa 1.800 dieser WVU betreiben eigene Gewinnungsanlagen [3]. In über 2.930 Wassergewinnungsanlagen werden – bei einem in den letzten Jahren stagnierenden spezifischenWasserverbrauch – in Bayern jährlich ca. 913 Mio. m3 Trinkwasser gewonnen, welches zu 86 Prozent aus Grundwasservorkommen stammt [4]. Häufig kann das Trinkwasser ohne weitere Behandlung an die Endverbraucher abgegeben werden. Für die Wassergewinnung werden ca. 8.400 Wasserfassungen (4.300 Brunnen, 4.100 Quellen, drei Oberflächenwassernutzungen) verwendet [2]. Die überwiegende Mehrheit des bayerischen Trinkwassers stammt dabei aus Brunnen [5]. Die dezentrale Versorgungsstruktur in Bayern zeigt sich auch dadurch, dass die Mehrheit der Gewinnungsanlagen jährlich weniger als 100.000 m3 zu Trinkwasserzwecken fördert und fast 90 Prozent der bayerischen WVU weniger als 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner versorgen [6]. Zur detaillierteren Charakterisierung der WVA werden Datenbestände des Bayerischen Landesamts für Umwelt verwendet und miteinander verschnitten. Zu Art und Vollständigkeit der Daten kann das Folgende festgehalten werden: Gemäß der (ehemaligen) DIN 4046 umfasst eine WVA alle Anlagen(-teile), die einzeln oder in ihrer Gesamtheit der Gewinnung, Aufbereitung, Förderung, Speicherung, dem Transport oder der Verteilung vonWasser dieser WVA dienen. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden all diejenigen vorhandenen Daten von öffentlichen WVA ausgewertet, bei denen ein relevanter Strombedarf besteht (Gewinnung mittels Brunnen, Förderung und Aufbereitung zu Trinkwasser). Brunnen, Aufbereitungs- und Hebeanlagen werden der „übergeordneten“ WVA, welche einWasserversorgungsgebiet versorgt, zugeordnet. Ein WVU betreibt wiederum häufig mehr als eine WVA. Der Umfang der zu den jeweiligen Anlagenteilen verfügbaren Informationen variiert: So liegen für 80 Prozent der Brunnen die direkt an der Wasserfassung gemessenen Werte zur Wasserförderung vor, in 8 Prozent kann die Wasserförderung durchMessungen an Sammelmessstellen angenähert werden. Nur bei den verbleibenden 12 Prozent der Brunnen liegen keine auswertbaren Daten vor. Der durchschnittliche „bayerische Brunnen“ fördert demnach jährlich ca. 186.000 m3 Wasser, wobei der Median mit etwas über 91.000 m3 deutlich kleiner ausfällt. Die Höhe des Wasserstands innerhalb der Brunnen kann in 76 Prozent der Fälle nachvollzogen werden. Der Abstand von der Geländeoberkante (GOK) des Brunnens zum Wasserstand beträgt im Mittel 24,4 m. Sind bei einem Brunnen Fördermenge oder Wasserstandshöhe unbekannt, so wird angenommen, dass diese beiden Werte den bayerischen Durchschnittswerten entsprechen. Die in den betrachteten Trinkwasseraufbereitungsanlagen verwendeten Aufbereitungsverfahren sind nahezu vollständig bekannt. Häufig finden pro Anlage auch mehrere Aufbereitungsarten Anwendung. Die in Bayern am meisten angewendeten Aufbereitungsarten sind die UV-Bestrahlung, die Belüftung sowie die Verwendung von Kalk- und Sandfiltern. Da die Notwendigkeit, der Leistungsbedarf sowie die Komplexität einer Notstromversorgung bei WVAmit Trinkwassereigengewinnung höher ist als bei WVA mit Wasserfremdbezug, werden nachfolgend nur WVA betrachtet, welche ▸ 33 energie | wasser-praxis 09/2022 HTI VERBINDET. DIGITAL. LOKAL. KOMMUNALBOX DIGITAL, VERNETZT, EFFIZIENT xxx Optimieren Sie Ihre Arbeits- prozesse mit der smarten KommunalBox der HTI-GRUPPE. Mehr erfahren: www.hti-handel.de/kommunalbox

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