DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 9/2022

geleitet werden. Liegen überwiegend kurzkettige PFAS im Rohwasser vor (Kettenlängen C6 und kürzer), verkürzen sich die Filterlaufzeiten allerdings sehr stark und die Aufbereitungskosten steigen entsprechend [11]. Ionenaustauscher als mögliche Alternative sind bislang nur im Rahmen von Forschungsvorhaben getestet worden. Hier stellt insbesondere die Regeneration der beladenen Harze, die nach derzeitigem Kenntnisstand den Einsatz von Ethanol erfordert, eine große Einschränkung dar. Die Filtration über dichte Membranen, d. h. die Nanofiltration oder die Umkehrosmose, ist ebenfalls eine Möglichkeit, um PFAS zu entfernen. Insbesondere in den Fällen, in denen neben der PFAS-Entfernung weitere Aufbereitungsziele verfolgt werden (beispielsweise eine Enthärtung des Wassers), kann diese Variante eine Alternative darstellen. Allerdings sprechen der hohe Energie- undWasserbedarf gegen den Einsatz dichter Membranen zur PFAS-Entfernung. Abhängig von der Rohwasserbelastung könnte auch eine Vollstrombehandlung notwendig werden, was eine zusätzliche Aufhärtung des membranbehandelten Wassers erfordern würde. Bei allen beschriebenen Aufbereitungsverfahren ist zu berücksichtigen, dass durch die PFAS-Entfernung Rückstände entstehen, die wiederum mit PFAS belastet sind und die entsorgt und ggf. weitergehend behandelt werden müssen. Der Vermeidung von PFAS-Einträgen ist daher in jedem Fall der Vorzug vor einer nachträglichen Entfernung der Stoffe bei der Trinkwasseraufbereitung zu geben. P Literatur [1] Richtlinie (EU) 2020/2184 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2020 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Neufassung). Amtsblatt der Europäischen Union L 435, S. 1–62. [2] TrinkwV 2019: 4. Verordnung zur Änderung der Trinkwasserverordnung vom 20. Dezember 2019. Bundesgesetzblatt, Teil I 2019 (52), S. 2.934. [3] Umweltbundesamt: Empfehlung des Umweltbundesamtes – Umgang mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) im Trinkwasser (2020), online unter www.umweltbundesamt. de/sites/default/files/medien/5620/dokumente/twk_200826_ empfehlung_pfas_final.pdf, abgerufen am 28. Juli 2022. [4] Umweltbundesamt: Ergänzung der Empfehlung „Umgang mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) im Trinkwas- ser“ vom 26. August 2020. Empfehlung des Umweltbundesamtes nach Anhörung der Trinkwasserkommission, Umwelt- bundesamt. Bundesgesundheitsblatt– Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, Band 64, Seiten 1.328–1.329 (2021) [5] EFSA (2020): Risk to human health related to the presence of perfluoroalkyl substances in food. Efsa Journal Eur Food Saf Auth 18(9):e6223. https://doi.org/10.2903/j. efsa.2020.6223 [6] Umweltbundesamt: Stellungnahme zu einem vorübergehenden Maßnahmenwert für PFOA und PFOS, online unter www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/421/ dokumente/stellungnahme_pfoa_pfos_0.pdf, abgerufen am 28. Juli 2022. [7] DIN 38407-42:2011-03: Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung – Gemeinsam erfassbare Stoffgruppen (Gruppe F) – Teil 42: Bestimmung ausgewählter polyfluorierter Verbindungen (PFC) in Wasser – Verfahren mittels Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie und massenspektrometrischer Detektion (HPLC-MS/MS) nach Fest-Flüssig-Extraktion (F 42). [8] ISO 21675:2019-10: Wasserbeschaffenheit – Bestimmung von polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) in Wasser – Verfahren mittels Flüssigkeitschromatographie/Tandem-­ Massenspektrometrie (LC-MS/MS) nach Festphasenextraktion. [9] Borchers, U., Wiegand, L. : Die analytischen Herausforderungen der neuen EU-Trinkwasserrichtlinie: was kommt auf die Deutsche Wasserversorgung zu?, in: GWF-Wasser | Abwasser, Ausgabe 3/2021, S. 30–33. [10] Borchers, U., Sacher, F.: PFAS im Trinkwasser – Überwachung und Herausforderungen für die Trinkwasserversorgung. 55. Essener Tagung für Wasser- und Abfallwirtschaft „Wasserwirtschaft im Klimawandel“ vom 9. bis 11. März 2022 in Aachen. T. Wintgens und J. Pinnekamp. Aachen. Gewässerschutz – Wasser – Abwasser: 33/31-33/37. [11] Riegel, M., Sacher, F.: Betroffenheit der Trinkwasserversorgung durch die Einführung eines Trinkwassergrenzwerts für PFAS, in: DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 11/2021, S. 65–69. Dr. Ulrich Borchers ist Leiter des Geschäftsbereiches Wasserqualität beim IWW Zentrum Wasser. Dr. Camilla Beulker ist Leiterin der Abteilung II 3 Trinkwasser- und Badebeckenwasserhygiene beim Umweltbundesamt. Dr. Alexander Kämpfe ist Fachgebietsleiter für chemische Analytik in der Abteilung Trinkwasser und Badebeckenwasser beim Umweltbundesamt. Dr. Holger Knapp ist Sachgebietsleiter organische Kontaminanten in Lebensmitteln und Trinkwasser beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Dr. Frank Sacher ist Leiter der Abteilung Wasserchemie beim TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser. Dr. Roland Suchenwirth ist Abteilungsleiter Umweltmedizin beim Niedersächsischen Landesgesundheitsamt. Kontakt: Dr. Ulrich Borchers IWW Zentrum Wasser Moritzstr. 26 45476 Mülheim an der Ruhr Tel.: 0208 40303-210 E-Mail: u.borchers@iww-online.de Internet: www.iww-online.de Die Autoren 71 energie | wasser-praxis 09/2022

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