DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 5/2022

Wasser die Vertikalförderbrunnen erreicht hat. Die durchschnittliche Filtergeschwindigkeit liegt dabei bei rund 1mpro Tag. Die Durchsatzleistung der Versickerungsbecken beträgt entsprechend rund 1 m³/(m2 × d). In jedem Becken kann zwischen zwei Reinigungszyklen eine Wassersäule von rechnerisch mehr als 300 m Höhe pro Quadratmeter versickert werden. Im Schnitt wird ein Versickerungsbecken imWasserwerk Haltern sechs bis zehn Monate kontinuierlich genutzt, bzw. so lange, bis die Filtergeschwindigkeit merklich zurückgeht. Ist das Wasser vollständig versickert und die Oberfläche abgetrocknet, bleibt auf dem Sandfeld eine etwa 4 cm dicke Schmutzsanddecke zurück. Sie wird in einem Arbeitsgang maschinell abgeschält, sodass imLaufe von zirka 25 Betriebszyklen etwa 1mSand abgetragen wird. Anschließendwerden die Becken mit Sand, der aus der Halterner Talsperre abgebaggert wird, aufgefüllt. Der abgeschälte Schmutzsand ist reich an organischem Material und wird als Mutterboden weiterverwendet. Insgesamt 201 Vertikalfilterbrunnen mit Tiefen von 40 bis 70 m auf dem Wasserwerksgelände fördern das Bodenfiltrat – das Gemisch aus angereichertem und natürlichem Grundwasser – schließlich zur weiteren Aufbereitung ins Wasserwerk. Dort wird es mit dem Wasser aus zwei weiteren Wassergewinnungen (Haard, Hohe Mark), welche ausschließlich natürliches Grundwasser fördern, gemischt. Geohydrologische Lage ermöglicht naturnahe Aufbereitung in großem Maßstab Die Lage des Wasserwerks ist an drei regionale Besonderheitengeknüpft, die in ihremZusammenspiel mit weiteren Faktoren inklusive der künstlichen Grundwasseranreicherung eine entscheidende Voraussetzung für die qualitative und quantitative Versorgungssicherheit in den von Gelsenwasser versorgten Kommunen im Ruhrgebiet und imMünsterland schaffen. • Die Lage des Wasserwerks an der Stever-Mündungmit den Talsperren Haltern und Hullern ermöglicht die Nutzung einer OberflächenwasserRessource (Einzugsgebiet: rund 883 km²). Die Speicherfunktion der Talsperren ist in Dürreperioden von enormer Bedeutung. • Der Grundwasserleiter „Halterner Sande“ schafft optimale natürliche Voraussetzungen für die Langsamsandfiltration und ermöglicht so eine naturnahe Trinkwassergewinnung und -aufbereitung im Wasserwerk Haltern. Die Speicherkapazitäten des Grundwasserleiters übernimmt ebenfalls eine wichtige Speicherfunktion. • Es besteht dieMöglichkeit, bei Bedarf Wasser aus dem benachbarten Dortmund-Ems-Kanal zu den Talsperren Haltern und Hullern zu leiten und somit weitere OberflächenwasserRessourcen im Bedarfsfall zu nutzen. Die Nutzung der künstlichen Grundwasseranreicherung im Wasserwerk Haltern spiegelt die Bedeutung des Verfahrens in derWasserversorgungwider, Quelle: GELSENWASSER AG Abb. 3: Jedes Versickerungsbecken verfügt über eine Schicht aus Halterner Sand als Filter. 42 IFAT2022 energie | wasser-praxis 05/2022

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