DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 5/2022

nologie, weil wir den Energiebedarf nicht unmittelbar und ausschließlich mit grünemWasserstoff decken können. Die Gegebenheiten sind günstig: Einer unserer Partner, ein Entsorgungsbetrieb aus Arnsberg, verfügt amStandort seinerMüllverbrennungsanlage über Rohstoffe in Form von Abfallresten, die sich sehr gut für die Pyrolyse nutzen lassen. Sowird also ein Rohstoff, in diesem Fall Methan, nicht nur einer weiteren Verwertung zugeführt, sondern er bildet darüber hinaus die Grundlage für eine klimaneutrale Energieerzeugung. Der dann anfallende feste Kohlenstoff wiederum ist keinesfalls ein Abfallprodukt, sondern vielmehr ein wertvoller Rohstoff, den wir im Rahmen einer Verbundpartnerschaft für dieVerwendung im Straßenbau zur Verfügung stellen. Je nach Menge können wir aber auch einen Reifenhersteller im nahen Dortmund mit dem Kohlenstoff beliefern. Der Nachweis über den nachhaltigen Einsatz aller Komponenten ist übrigens verbindlich vorgeschrieben für die Förderfähigkeit des Projekts. Redaktion: Wie ist derzeit der Status quo des Projektes, wann beginnt die Produktion? Dr. Breuer: Wir haben im Februar 2022 die Projektskizze an das Regierungspräsidium in Arnsberg übergeben. Jetzt hoffenwir, dass es uns bis zumHerbst möglich ist, auch den Förderantrag einzureichen. Sollte dieser bewilligt werden, könnten wir Anfang 2023 offiziell starten. Für die Vorbereitung inklusive Genehmigungsverfahren und der erneuten Prüfung der Infrastruktur rechnen wir mit zwei bis drei Jahren. Wir werden umfangreiche Brennertests und 3DFeuerraumsimulationen durchführen, ehe die Unternehmen in eine Umstellung auf Wasserstoff gehen. Insofern planen wir, im Jahr 2026 mit der Wasserstoffversorgung zu beginnen. Mir ist dabei wichtig zu betonen, dass wir mit diesem Projekt de facto die gesamte Region abgeholt haben. Wir beginnen zwar mit einer Insellösung. Aber dieMöglichkeit, perspektivisch andenderzeit in Planung befindlichenH2-Backbone der Fernleitungsnetzbetreiber angeschlossen zu werden, besteht. Wir können dieses Projekt auf nahezu jede Region in Deutschland übertragen. Denn eines ist uns klargeworden: Unternehmen haben landesweit mehr oder weniger denselben Druckpunkt: Sie wollen CO2 reduzieren, sie wollen Wasserstoff einsetzen, aber sie wissen noch nicht, wie sie an den Rohstoff kommen. Hier können wir zwar nicht den Schalter umlegen und alle Unternehmen sofort auf 100 Prozent Wasserstoff umstellen, aber wir fangen an und gehen die ersten Schritte. Und zwar mit der Perspektive, dies auch in viele weitere Regionen zu übertragen. Redaktion: Herr Dr. Breuer, herzlichen Dank für das Gespräch! Wir unterstützen die gesamte Region und sagen: Wir starten mit dem Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur und können euch als Unternehmen an diese Infrastruktur anbinden. » « Dr. Andreas Breuer leitet die Wasserstoffaktivitäten bei der Westnetz GmbH, dem Verteilnetzbetreiber der Westenergie AG. In seinen Verantwortungsbereich fallen insbesondere die Forschungs- und Entwicklungsprojekte für die Wasserstoffinfrastrukturen. Dabei werden Technologietrends identifiziert und bewertet, deren Entwicklung verantwortet und anschließend die Umsetzung sichergestellt. Dr. Andreas Breuer hat an der TH Darmstadt Energietechnik studiert. ZUR PERSON 55 energie | wasser-praxis 05/2022

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