DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 5/2022

Der Anstieg von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre und deren Beitrag zur Erderwärmung hat die Aufmerksamkeit für das Thema Methanemissionen stark erhöht. Methan ist nach Kohlendioxid die zweitgrößte Quelle des anthropogenenBeitrags zumKlimawandel [1]. Die Europäische Kommission hat darauf im Oktober 2020 mit der Veröffentlichung der EU-Methanstrategie [2] reagiert, aus der imDezember 2021 der Entwurf einer EU-Methanverordnunghervorgegangen ist. Darauf basierend sieht die Kommissionu. a. im Sektor Energie signifikantes Potenzial, Methanemissionen kosteneffizient zu senken. Der Verordnungsentwurf enthält nicht nur Verpflichtungen zuMessungen, Berichterstattung und Überprüfungen von Methanemissionen, sondern auch Vorgaben zu Wartungs- und Instandsetzungsmaßnahmen und lehnt sich stark an die Vorgaben der Oil andGasMethane Partnership (OGMP) [3] an. Darüber hinaus wurde während der UN-KlimakonferenzCOP26 inGlasgow im November 2021 der Global Methane Pledge vorgestellt und von 111 Ländern einschließlich der EU-Staaten und der USA unterzeichnet [3]. Die Staaten verpflichten sich darin, die weltweitenMethanemissionenbis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu reduzieren, um einen Beitrag zur Beschränkung der Erderwärmung auf möglichst 1,5 °C zu leisten [4]. Weiterhin sieht der aktuelle Entwurf zur EU-Methanverordnung vor, dass Betreiber von Gasinfrastrukturen die Methanemissionen ihrer relevanten Assets zwölf Monate nach Inkrafttreten der Verordnung mit generischen, aber quellspezifischen Emissionsfaktoren (EF) berichten müssen [5]. Das Umweltbundesamt (UBA) berichtet jährl ich die Methanemissionen Deutschlands innerhalb der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) [6]. Die dort verwendeten EF für erdverlegte Rohrleitungen undGas-Druckregel- undMessanlagen (GDRMA) sind die bislang bestverfügbaren für das deutsche Gasverteilnetz, basieren jedoch auf Emissionsraten aus dem Jahr 1997, veröffentlicht in einer Studie im Jahr 2000 [2], sowie auf Schadensangaben der Jahre 2003 bis 2008, veröffentlicht in einer Studie im Jahr 2012 [1]. Da in den letzten Jahren vermehrt PE-Leitungen im Gasverteilnetz verlegt wurden, die eine geringere Leckhäufigkeit als andere Materialien aufweisen, ist zu erwarten, dass die EF des UBA nicht mehr den heutigen Stand widerspiegeln. Zudem sind sie zwar quellspezifisch, unterteilen aber nicht die geforderten Emissionsarten gemäß OGMP. Das bedeutet: Die Anforderungen der EU-Methanverordnung an den ersten Bericht der Betreiber würden mit diesen EF vermutlich nicht erfüllt werden können. Zielsetzung Das Forschungsprojekt ME DSO sollte daher die aktuelle mit der erforderlichenDatenlage abgleichen, die für eine transparente, konsistente und ausreichend genaue Ermittlung der Methanemissionen aus dem Gasverteilnetz erforderlich ist. Die erforderliche Datenlage gebendie Leitlinien vonOGMP [7], der Entwurf der EU-Methanverordnung [8] und der Entwurf einer Technical Specification vonCEN [9] vor. An diesen Vorgaben hat sich das Projekt hinsichtlich der verwendeten Definitionen und Begriffe orientiert. Forschungsprojekt ME DSO abgeschlossen: deutlich geringere Methanemissionen im Gasverteilnetz als bisher angegeben Das Forschungsprojekt ME DSO (DVGW-Förderkennzeichen: G 201812) hatte nicht nur die Inventur der Datenlage zur Abschätzung von Methanemissionen aus dem deutschen Gasverteilnetz zum Ziel, sondern es sollte auch ein repräsentatives Messprogramm zur Erhebung der erforderlichen Daten entwickeln und durchführen. Die Ergebnisse zeigen, dass die ermittelten Emissionsfaktoren (EF) für erdverlegte Rohrleitungen und Gas-Druckregel- und -Messanlagen (GDRMA) ca. eine Zehnerpotenz unter aktuell veröffentlichten Emissionsfaktoren liegen. Zudem wurden ein Messorganisationskonzept und Messprotokolle entwickelt, die in zukünftigen Messkampagnen zum Einsatz kommen können, um die einheitliche Durchführung von Messungen sowie Standardisierungsbestrebungen zu unterstützen. von: Charlotte Große, Melanie Eyßer, Stefanie Lehmann, Jenny Sammüller, Marco Behnke (alle: DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH) & Klaus Peters (Westnetz GmbH) 66 energie | wasser-praxis 05/2022 F O R S C H U N G & E N T W I C K L U N G

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