DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 5/2022

Redaktion: Frau Dähling, wann ist ein Elektrolyseur netzdienlich? Carolin Dähling: Umnetzdienlich zu sein, muss ein Elektrolyseur dazu beitragen, kritische Netzsituationen zu verhindern. In unserer Studie werden Elektrolyseure dann als netzdienlich bezeichnet, wenn sie sowohl in der Nähe von Anlagen stehen, die fluktuierende erneuerbare Energien erzeugen – etwaWindparks –, als auch ausschließlichmit einemÜberschuss aus diesen fluktuierenden Erneuerbaren betriebenwerden. Für einen netzdienlichen Betrieb eignen sich besonders gut Elektrolyseure mit einer Spitzenleistung von bis zu 5 Megawatt (MW). Redaktion: Warum hat sich Ihr Unternehmen dazu entschieden, eine Studie zur dezentralen Nutzung von Elektrolyseuren durchzuführen? Dähling: Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, braucht es eine Transformation des gesamten Energiesystems. GrünemWasserstoff kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. Die im Juni 2020 von der vorherigen Bundesregierung verabschiedete Nationale Wasserstoffstrategie sah vor, inDeutschland bis 2030 eine Elektrolysekapazität von 5 Gigawatt (GW) aufzubauen und damit 14 Terawattstunden (TWh) Wasserstoff zu erzeugen. Allerdings sind in Deutschland in den letzten Jahren zwischen 5 und 7 TWhÖkostrompro Jahr verloren gegangen, weil Erneuerbare-Energien-Anlagen abgeregelt werdenmussten. EE-Anlagenwerden dann abgeregelt, wenn es mehr Strom aus erneuerbaren Energien (EE) gibt als die Netze transportieren können. Daher gilt es, die zu bestimmten Zeiten vorhandenen Energieüberschüsse künftig zu nutzen, statt sie abzuregeln. Dafür benötigen wir neben einem effizienten Netzausbau flexible Abnehmer und Möglichkeiten zur Stromspeicherung bzw. -nutzung. In diesemKontext unterstützen Elektrolyseure, die flexibel als Abnehmer von fluktuierenden erneuerbaren Energien eingesetzt werden können, die Integration dieser grünen Energien in das Stromnetz. So fungieren die Elektrolyseure als flexibles Lastenmanagement auf der Nachfrageseite, um auf variable EE-Produktion reagieren zu können. Zusätzlich werden grüner Carolin Dähling ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Politik und Kommunikation der Energiegenossenschaft Green Planet Energy. Teil ihrer Arbeit sind die inhaltliche Ausarbeitung politischer Forderungen und Konzepte, um sinnvolle Rahmenbedingungen für eine ef fektive Energiewende zu schaf fen. Die Kernthemen sind dabei u. a. die Integration fluktuierender erneuerbarer Energien und die sinnvolle Produktion und Anwendung von Wasserstoff. Nach einer Arbeitsstelle im technischen Bereich der Anbindung erneuerbarer Energien in das deutsche Stromnetz wechselte die studierte Wirtschaftsingenieurin 2019 zu Green Planet Energy. ZUR PERSON Carolin Dähling ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Politik und Kommunikation der Energiegenossenschaft Green Planet Energy. Quelle: Green Planet Energy 77 energie | wasser-praxis 05/2022

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