DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 4/2023

IERD-Projekt zeigt neue Wege der klimaneutralen Stromerzeugung F Mit dem Ausstieg aus Atom und Kohle geht in der Stromerzeugung gesicherte Leistung verloren. Damit droht Gefahr für die Versorgungssicherheit. Gleichzeitig wird der Strombedarf in Deutschland bis 2030 rapide steigen, in der Spitzenlast von heute 80 Gigawatt auf dann 130 Gigawatt. Gründe dafür sind z. B. die zunehmende Digitalisierung, hohe Wachstumsraten bei der E-Mobilität und der prognostizierte Anstieg strombetriebener Wärmepumpen in der Wärmeversorgung. Dieser steigende Strombedarf sorgt dafür, dass auch die jederzeit gesicherte und abrufbare Erzeugungskapazität wachsen muss – oder aber auf anderer Ebene hohe Einsparpotenziale gefunden und genutzt werden müssen. AmVolkacher Institut für Energiewirtschaftliches Redesign (IERD) hat man sich des Themas angenommen und gemeinsammit den drei größten Netzbetreibern WodaPhone, Deutsche Handykomm und Telefón 2 ein Projekt gestartet, mit dem täglich bis zu 2,6 Gigawattstunden (GWh) Strom klimaneutral erzeugt, für den eigentlichen Verwendungszweck nicht genutzt und für systemrelevantere Einsatzformen in das Stromnetz eingespeist werden können. Dazu Prof. Jakob Baatsch, leitender Direktor des IERD: „In Deutschland existieren aktuell rund 62,6 Mio. Smartphones mit einer durchschnittlichen Akkukapazität von etwa 4.500mAh je Smartphone. Ein nicht unbedeutendes Potenzial, wenn es uns gelingt, die Energieversorgung dieser Geräte klimaneutral zu gestalten und die Nutzung der Geräte den energie- und klimapolitischen Anforderungen anzupassen.“ Entsprechend würden die drei Netzbetreiber nur nochMobiltelefone in ihren Netzen zulassen, die nicht über ein bisher handelsübliches Ladekabel aufgeladen werden können, sondern über ein besonders effizientes „Electricity generating Headgear Charging System“, kurz EHC (siehe Abbildung). Die dabei gewonnene Energie werde dann zentral gespeichert und zur Verwendung systemrelevanterer Bereiche ins Stromnetz eingespeist. „Gleichzeitig haben sich die drei Netzbetreiber dazu verpflichtet, das Telefonzellennetz bundesweit auszubauen und so eine weniger stromlastige Kommunikation via Fernsprecher zu ermöglichen“, so Baatsch. Damit die EHCs möglichst effizient arbeiten können, soll analog der Abstandsregelung bei Windkraftanlagen der während der Corona-Pandemie geltende 1,5-m-Abstand für EHC-Träger weiter gelten, womit zusätzlich auch den aktuellen Anforderungen des Datenschutzes in der Telekommunikation Rechnung getragen wird. „Geht man von täglich zwei Akkuladungen je Smartphone aus,“ so Prof. Baatsch, „dann können wir mit diesem innovativen Redesign jährlich rund 750 Zwei-Personen-Haushalte mit regenerativer Energie versorgen und sparen fast die gleiche Energiemenge, die zuvor fürs mobile Telefonieren genutzt wurde. Lediglich die Nutzung der deutlich weniger stromintensiven Telefonzellen fallen als ‚Energieverlust‘ an.“ P Quelle: Krakenimages.com/stock.adobe.com Das „Electricity generating Headgear Charging System“ kann einen wertvollen Beitrag zur Sicherung der deutschen Stromerzeugung leisten. 10 energie | wasser-praxis 04/2023 N A C H R I C H T E N

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