DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 4/2023

Seit dem Jahr 1883 wird München mit naturbelassenem Wasser aus dem Voralpenland versorgt. Über insgesamt 205 km Hauptwasserleitungen aus Grauguss, duktilem Guss, Spannbeton und aus Stahl mit Durchmessern zwischen 800 und 1.200 mm wird das quellfrische Nass von den Hochbehältern am südlichen Stadtrand über natürliches Gefälle ins Münchner Stadtnetz eingespeist und sorgt für die Versorgung von rund 1,6 Mio. Menschen und der dazugehörigen Wirtschaft. Für die Verwendung von Stahlrohren für Hauptwasserleitungen spricht die enorme Festigkeit undWiderstandskraft gegenüber Druckschlägen und anderen mechanischen Beanspruchungen – ein klarer Vorteil gegenüber den anderen verwendeten Materialien. Diesen Vorteilen steht jedoch die Korrosionsanfälligkeit von erdverlegten Stahlleitungen entgegen. Zur Erhaltung der wertvollen Assets und zur Vermeidung von teuren Rohrschäden an den ca. 150 km Hauptwasserleitungen aus Stahl ist bei der Stadtwerke München GmbH der Grundgedanke entstanden, die weitreichenden Erfahrungen des Unternehmens mit dem kathodischen Korrosionsschutz im Gasnetz auch auf das Hauptwasserleitungsnetz aus Stahl zu übertragen. Schaffung der konstruktiven Voraussetzungen In einem Stadtgebiet wie dem von München liegt eine Vielzahl an Beeinflussungen vor: Trotz des vorhandenen passiven Korrosionsschutzes der teils mehr als 100 Jahre alten Stahlleitungen konnten Punkt- und Flächenkorrosionen an den Hauptwasserleitungen aus Stahl nicht verhindert werden. Zu den Hauptverursachern von Außenkorrosion an erdverlegten Stahlleitungen zählen u. a. die Streuströme der gleichstrombetriebenen Bahnen und Kontaktelemente bei Verbindungen mit Stahlbetonbauwerken, aber auch aggressive oder unterschiedlich belüftete Böden. Neben der Erfahrung des KKS am sehr umfangreichen Gashochdruck- und -verteilnetz, lagen erfolgsversprechende Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit des KKS an einer vor 25 Jahren verlegten und 4 km langen Wasserleitung vor. Die Installation des KKS wurde bei dieser Leitung bereits während der Planungsphase berücksichtigt und alle konstruktiven Voraussetzungen im Zuge des Rohrleitungsbaus geschaffen. Im bestehenden Hauptwassernetz gestaltete sich die Planung der KKS-Schutzbereiche hingegen sehr herausfordernd, da im Gegensatz zumGasnetz eine große Materialvielfalt verbaut ist. Hierdurch ist die erforderliche elektrische Längsleitfähigkeit nicht immer gegeben. Neben dem technischen Zustand und der Altersstruktur der Stahlleitungen war die Art der Rohrverbindungen entscheidend für die Einrichtung des KKS am Hauptwasserleitungsnetz. Denn nur eine elektrisch leitende Rohrverbindung ermöglicht einen durchgängigen Stromfluss, der für die einwandfreie Funktion des KKS Voraussetzung ist. Einrichtung und Betrieb des kathodischen Korrosionsschutzes an Wasserleitungen aus Stahl Für die Wasserversorgung von München kommt ein über 200 km langes Netz an Hauptwasserleitungen zum Einsatz, darunter auch viele Kilometer an Stahlleitungen in verschiedenen Dimensionen. Der Werkstoff Stahl bietet bei erdverlegten Rohrleitungen zwar zahlreiche Vorteile – er ist aber gleichzeitig auch anfällig für Korrosion. Um entsprechende Schäden an der Infrastruktur und die dadurch entstehenden Kosten so gering wie möglich zu halten, setzt die Stadtwerke München GmbH auf den kathodischen Korrosionsschutz (KKS). Der Beitrag schildert in diesem Zusammenhang die Erfahrungen, die der Wasserversorger bei der Einführung dieses Schutzsystems gemacht hat. von: Anton Wadenstorfer (Stadtwerke München GmbH) 40 energie | wasser-praxis 04/2023 T E C H N I K

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