DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 4/2023

geschleifter Anker nicht unter die Matte kommen kann und in der Folge abgleitet. Am höchsten Punkt ist die Matte so dimensioniert, dass selbst ohne Überdeckung ein 2,5 t schwerer Anker die Matte nicht durchdringen kann. Die Vorbereitung und Herstellung einer solchen Matte, das Absenken auf die Flusssohle und das anschließende Befüllen bedürfen des Einsatzes erfahrener Firmen mit entsprechend geschultem Personal, da die Sicherheitsanforderungen nur erfüllt werden, wenn an jeder Stelle ein wirksamer Schutz existiert. Im vorliegenden Fall wurden die Mattenelemente auf einem Arbeitsschiff miteinander verknüpft, dann zusammengefaltet und mit einem speziell angefertigten Absenkgestell (Abb. 4) auf die Flusssohle gebracht und dort von Tauchern auseinandergezogen und fixiert. Für das Verfüllen wurde ein Betonierschiff mit Mischanlage eingesetzt, sodass der erforderliche Beton direkt über der Matte hergestellt und abgepumpt werden konnte (Abb. 5). Die Arbeiten wurden zum Jahresende 2020 von einer Arbeitsgemeinschaft ausgeführt. Trotz winterlicher Witterung gab es weder Verzögerungen noch Einschränkungen bei Sicherheit und Qualität. Finanzieller und genehmigungstechnischer Nutzen Aus den oben beschriebenen naturschutzfachlichen und genehmigungstechnischen Randbedingungen ist klar ersichtlich, dass ein Dükerneubau zu einer Änderung des Planfeststellungsverfahrens und insbesondere zu einer Erweiterung des Untersuchungsraumes für die Aufnahme der Flora und Fauna geführt hätte – ein Faktor, der das Havelausbau-Projekt sicherlich um Jahre verzögert hätte. Neben den umweltrechtlichen Belangen ist auch verständlich, dass die bautechnischen Schwierigkeiten eines Dükerneubaus in der Dimension DN 600 einen mittleren einstelligenMillionenbetrag gekostet hätten. Die Sohlsicherung des Dükers mit Colcrete-­ Matten blieb hingegen knapp unter der Millionengrenze, was einer Kostenersparnis von ca. 75 Prozent gegenüber dem Neubau entspricht. Aus genehmigungstechnischer Sicht wurde das vorgestellte Sohlsicherungsverfahren von der Bundesanstalt fürWasserbau begutachtet und unter Berücksichtigung der Ausgangslage als „(…) vom Prinzip her die einzig sinnvolle Möglichkeit (…)“ bezeichnet [3]. Aufgrund des deutlich geringerenUmwelteingriffs, des dadurch vereinfachten Genehmigungsverfahrens und nicht zuletzt der reduzierAbb. 5: Betonierschiff mit Mischanlage Dr.-Ing. habil. Steffen Päßler ist Leiter Netzbetrieb Region Mitte bei der ONTRAS Gastransport GmbH und Mitglied im Forschungsbeirat Gas des DVGW. Kontakt: Dr.-Ing. habil. Steffen Päßler ONTRAS Gastransport GmbH Knoblaucher Chaussee 14669 Ketzin Tel.: 0341 27111-6620 E-Mail: steffen.paessler@ontras.com Internet: www.ontras.com Der Autor ten Kosten kann das Verfahren als neue Standardtechnologie zur Dükersicherung angesehenwerden. Durch die frühzeitige Einbindung der Bundesanstalt für Wasserbau ist absehbar, dass das Verfahren auch für andere gleichgelagerte Projekte auf Bundeswasserstraßen und darüber hinaus genehmigungsfähig ist. P Literatur [1] Ingenieurbüro Veenker: Sicherheitsstudie Sohlsicherung FGL 77 bei Ketzin, ONTRAS Gastransport GmbH, 2019 (unveröffentlicht). [2] Forschungsbericht B3951.01.04.10187: Ermittlung Kräfte bei Ankerwurf auf Kreuzungsbauwerke, Bundesanstalt für Wasserbau, 2016 (unveröffentlicht). [3] Bundesanstalt für Wasserbau: Stellungnahme zum PFV „Fahrrinnenanpassung Flußhavel“, Brief vom 30. März 2017 (unveröffentlicht). Quelle: der Autor 49 energie | wasser-praxis 04/2023

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