DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 4/2023

den hierfür zur Verfügung stehenden Tools mit ihren wichtigen Merkmalen dokumentiert. Im Rahmen des Projektes wurden auch Hemmnisse für den bisher zum Teil noch geringen Einsatz digitaler Werkzeuge erarbeitet und als Herausforderungen mit dokumentiert. Die Arbeiten schlossen mit einer Einschätzung über die zukünftig zu erwartenden Handlungsstränge im Asset-Management in der Wasserversorgung. Defizitanalyse Für die Erarbeitung von möglichen Zielen für den Einsatz digitaler Tools im Asset-Management wurde ein interaktiver Lösungsweg beschritten. Dabei wurden zunächst mit ausgewählten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Forschung Perspektivinterviews geführt, in denen die Meinungen zu verschiedenen Aspekten und zukünftig relevanten Themenbereichen des Asset-Managements von Wasserversorgungssystemen, insbesondere unter dem Aspekt der Digitalisierung, erfasst wurden. Dabei ging es vor allem um die Fragestellungen, was das Asset-Management leisten können soll, wie weit die Werkzeuge im Asset-Management entwickelt sind, welche Zukunftsfelder es gibt und welche Treiber das Asset-Management nach vorne bringen werden. Die Inhalte wurden anschließend im Rahmen von Fokusgruppen-Workshops mit der Praxis gespiegelt. Darauf aufbauend erfolgte die Analyse von Hemmnissen und Entwicklungsfeldern für die Zukunft sowie auch die Definition eines Zielbilds für Anforderungen an digitale Tools für das Asset-Management in der Trinkwasserversorgung. Sowohl die befragten Forschenden als auch die Praxispartner stuften den Zusammenhang von Asset-Management und Digitalisierung zwar als hochrelevant ein. Es zeigten sich jedoch auch Unterschiede in der Betrachtung digitaler Werkzeuge: Während aus Sicht der Forschenden Entwicklungen im Bereich maschinelles Lernen, KI und IoT im Vordergrund stehen, lag der Fokus der Praxispartner auf ganz grundlegenden Fragen, wie der Bereitstellung plausibler und valider Daten für die weitere Verarbeitung. Generell erschweren verschiedene Herausforderungen die Digitalisierung im Asset-Management. Neben der schon genannten Problematik der Eingangsdaten sind fehlende Schnittstellen zwischen unterschiedlichen digitalen Werkzeugen ein Hauptproblem. Außerdem setzt die Anwendung digitaler Software entsprechende Qualifikationen der Anwenderinnen und Anwender voraus, die nicht immer gegeben sind. Daher stellt die Schulung des Personals eine weitere Herausforderung und auch weiteren Entwicklungsbedarf dar. Bei den aktuell verwendetenWerkzeugen lassen sich spezifische Einzellösungen, z. B. für hydraulische Berechnungen, von generischen Tools wie Tabellenkalkulationsprogrammen oder Geschäftsanalyse- und Visualisierungsdiensten unterscheiden. Neben solchen Einzellösungen existieren zwar modulare Softwareökosysteme, die eine Vielzahl der im Asset-Management involvierten Prozesse abdecken – allerdings sind solche Systeme in der Branche noch nicht sehr verbreitet. TAM-Hauptprozess Aufgaben (für die digitale Werkzeuge genutzt werden können) Unterstützungsprozesse •  Datenerfassung und -verwaltung (Bestandsdaten, Umgebungsdaten, Zustandsdaten, Schadensdaten) •  Datenaufbereitung Untersuchungsprozesse •  Zustandserfassung (bei Betrieb, Inspektion, Wartung) von Anlagen •  Schadensdokumentation Bewertungsprozesse •  hydraulische Berechnungen und Rohrnetzanalyse •  Wasserverlustanalysen •  Zustandsbewertung, Schadensanalysen und -prognosen •  Ermittlung von Restnutzungsdauern •  Priorisierung und Kritikalitätsanalyse • Risikomanagement und Gefährdungsbeurteilung Planungs- und Umsetzungsprozesse • Instandhaltungsmanagement • Erneuerungsstrategie • Kostennachverfolgung • Priorisierung von Maßnahmen • Visualisierung • Arbeitsplanung Tabelle 1: Zuordnung von Aufgaben zu Hauptprozessen des Technischen Anlagenmanagements Quelle: IWW/TZW 56 energie | wasser-praxis 04/2023 F O R S C H U N G & E N T W I C K L U N G

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