DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 03/2022

T E C H N I K Sektoren stellt sich die Preisfindung und damit auch der CO2-Preis sehr unterschiedlich dar (Tab. 2): Diemit Abstand höchstenCO2-Preise sind derzeit imVerkehrssektor zu erzielen. Die Preisgestaltung setzt sich dabei aus den Kosten von erneuerbaren Kraftstoffen mit ihrer jeweiligen THG-Einsparung gegenüber einem fossilen Referenzwert zusammen. Die THG-Reduktion können die quotenverpflichteten Unternehmen dann auf die von ihnen geforderte THG-Mindesteinsparung anrechnen. Das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) setzt die vermeintlich geringsten Preisanreize, allerdings wird hierbei die gesamte Inverkehrbringung von fossilem Gas und Öl mit einer CO2-Abgabe versehen, was in Anbetracht des Gesamtvolumens zu einer hohen zusätzlichen finanziellen Last derWirtschaftsakteure führt, die eher auf den Wechsel zu anderen Technologien abzielt, welche nicht unter die Abgabenpflicht fällt. Mit demgeplanten Start des freien Handels der CO2-Zertifkate unter dem BEHG ab dem Jahr 2026 wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein anderer Preis einstellen als die bisher staatlich festgelegten Stufen. ImRahmen der Energiesteuerrichtlinie ist die CO2Komponente in die Energiebepreisungmit eingerechnet. Der Preisvorteil gegenüber fossilen Energieträgern erhöht sich hier mit geringer CO2-Intensität des Energieträgers. Fraglich ist allerdings, ob die Energiebesteuerung nach Umweltmerkmalen mit den anderen CO2-Bepreisungen verknüpft werden könnte oder ob sich die EU-Mitgliedstaaten für eine der Optionen entscheidenmüssen. Dagegen könnte das Vorgehen bei der Energiesteuerbefreiung von Biokraftstoffen sprechen, als es diese noch gab. Dabei mussten sich die Steuerverpflichteten entscheiden, ob diese eine Steuerbefreiung für die in Verkehr gebrachte Energie in Anspruch genommen wird oder ob diese auf die Quotenerfüllung angerechnet werden sollte. Es stellt sich die Frage, ob die sich aus der CO2Bepreisung und der Energiebesteuerung ergebenden Kostenvorteile für erneuerbare Gase gegenüber fossilen Energieträgern ausreichen, um einen stärkeren Markthochlauf zu erreichen. Hierzu bietet sich ein Vergleich der Treibhausgasvermeidungskosten an, welche sich aus den Kosten für die Bereitstellung der Energie und dessen THG-Einsparpotenzial ergeben (Abb. 1). Im Fall von Biomethan ist das derzeitige Preisniveau im Kraftstoffmarkt auskömmlich und kann sogar zu einer Senkung der Preise an CNG-Tankstellen führen, und auch für grünen Wasserstoff und seinen Derivaten könnte es unter gewissen Umständen ausreichend sein. Zu berücksichtigen ist dabei, dass grüner Wasserstoff und seineDerivate aufgrund der hohen Kosten die letzte zu ziehende Option für die Erfüllung der THG-Mindesteinsparungen im Verkehr darstellen. Nur wenn diese zur Zielerreichung wirklich benötigt werden, würde diese nachgefragt werden. Der CO2-Preis imEU ETS reicht noch nicht aus, umden Einsatz von EE-Gasen in der Industriewirklich zu forcieren, da es durch die hohen THG-Vermeidungskosten lukrativer ist, die entsprechenden Zertifikate zu erwerben, anstatt eigenständig grüne Wasserstoffkapazitätenaufzubauen. Das derzeit hohe Preisniveau von Erdgas lässt zumindest Biomethan in Teilen als attraktive Option für die Industrie erscheinen, was sich auch schon in einer durchaus gestiegenenNachfrage zeigt. Es ist aber abzuwarten, wie nachhaltig diese Entwicklung seinwird. Neben den Kosten spielen allerdings auchweitere Faktoren eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. Dies umfasst u. a. Verfügbarkeit, Flexibilität oder eine hohe Nachhaltigkeit von Energieträgern. Aufgrunddes eher qualitativenCharakters können diese preislich nur schwer in die Bewertung einbezogen werden. Gleichwohl wird diesen Faktoren in der allgemeinen Wahrnehmung eine immer größer werdende Bedeutung bei denMarktakteuren beigemessen. Weitere Rahmenbedingungen zur Unterstützung des Markthochlaufs von erneuerbaren Gasen Wie der Kostenvergleich gezeigt hat, kann die CO2-Bepreisung nicht allein den Markthochlauf von EE-Gasen intensivieren und es bedarf weiterer unterstützender Maßnahmen, die im Kern die THG-Einsparung verfolgen. Im Weiteren soll hierzu ein kurzer Überblick gegeben werden. Euro/t CO ² ct/kWh THG-Quote Verkehr 250–650 6–15 Brennstoffemissionshandel 25–55 0,46–1 Energiesteuerrichtlinie – 1–4 EU ETS-Berechtigungen 80–90 1,7–2,2 Tabelle 2: Preisvorteil durch CO ² -Bepreisung für EE-Gase Quelle: dena 44 energie | wasser-praxis 03/2022

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