DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 03/2022

sich gerade vollziehendenGenerationswechsel. Insbesondere werden neue Kompetenzen benötigt, die es in der Aus- und Weiterbildung aufzugreifengilt. Die Angebote der Beruflichen Bildung müssen diesen Entwicklungen Rechnung tragen. Dem DVGW als technisch-wissenschaftlicher Verein kommt dabei in besonderem Maße die Aufgabe zu, die Schnittstellen zwischen fachlicher und digitaler Kompetenz zu gestalten. Im Folgenden soll der Fokus auf die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Berufliche Bildung und das Angebotsspektrum gelegt werden. Für eine moderne und zukunftsorientierte Berufsbildung, die denheutigenund zukünftigen Anforderungen gerecht wird, sind folgende Thesen richtungsweisend und bestimmen die weitere Entwicklung der Beruflichen Bildung: 1. Duale Nachfrage DigitaleTechnologienerlaubenzunehmendden Einsatz von Online-Formaten in der Bildung. Diese Entwicklungwurdewährend der CoronaPandemie stark beschleunigt und teilweise erst möglich gemacht. Dabei ist eine Vielzahl von Angeboten entstanden und es sind positive Erfahrungengesammeltworden, sodass auchnach der Corona-Pandemie eine Nachfrage nach Online-Formaten vorhanden sein wird. Gleichzeitig bleiben nach wie vor Präsenzformate für bestimmte Veranstaltungen und Zielgruppen erforderlich (z. B. Erfahrungsaustausche, Networking, praktische Aus- und Weiterbildung). Das Portfolio der Beruflichen Bildung muss zukünftig beide Formate bedienen. 2. Allgemeine Vorteile der Digitalisierung und verstärkte Nachfrage nach digitalen Formaten Digitalisierung in der Bildung bietet viele Vorteile: hohe Verfügbarkeit, Reichweite und Flexibilität der Angebote, räumliche und zeitliche Flexibilität vonDozenten und Teilnehmenden, Optimierung vonReiseaufwandundCO2-Emissionen als wichtige Argumente für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz, Qualitätsverbesserung z. B. durch eine erhöhte Transparenz oder durch neue Möglichkeiten der Aufbereitung und Darstellung von Inhalten und deren Aktualität („modernes Lehrbuch“). Zu erwarten ist auch, dass inBezug aufmobiles Arbeitenund digitaleMeetings die in der Corona-Zeit gewonnenen Erfahrungen Einfluss auf die Dienstreiserichtlinien in den Unternehmen haben werden. Zukünftigwirdmit (zumindest teilweisen) Einschränkungen von Dienstreisen in der Versorgungswirtschaft zu rechnen sein, woraus sich die Notwendigkeit alternativer digitaler Austausch- und Bildungsformate zur Aufrechterhaltung der Qualifikationen ergibt. Gleichzeitig lassen sich dadurch auch kurzfristig sich ergebende Zeitfenster inUnternehmen fürQualifizierungsmaßnahmen nutzen. 3. Hohe Verfügbarkeit Die Reduzierung von Zugangsbarrieren durch das Angebot digitaler Lernformate, z. B. Reisezeiten oder -kosten, ermöglicht zukünftig mehr Beschäftigten als bisher, von den DVGW-Bildungsangeboten profitieren zu können. Digitale und analoge Formate zu gleichen Lerninhalten können – wenn möglich – parallel angeboten werden, um unterschiedlichen Lernpräferenzen und Lebenssituationen von Teilnehmenden gerecht zu werden. Für den DVGW besteht zugleich die Chance, das Lernangebot auszubauen, da Inhalte mit z. B. eher informativem Charakter (Regelwerksanpassungen, …) schneller über synchrone Formate (z. B. Webinare) platziert werden können, womit auch bisherige Zugangsbarrieren für die Gewinnung von ReferentinWasser ist Leben – Leben braucht Luft – Leben braucht Kommunikation Ein neuer Kanal der Kommunikation hat sich geöffnet, es kommt einem vor wie nach einem Donnerschlag – von heute auf morgen ist es möglich, seinen Bildschirm zur vierteln, zu neunteln oder sogar zu zwölfteln. Getrieben durch eine Pandemie, die wie ein Twin-Turbo-Motor in Richtung Digitalisierung gewirkt hat, mit dem ursprünglich spontanen Ziel, Menschen zu schützen. Am Anfang vielfach noch mit Skepsis betrachtet, erkennen viele nun auch die Vorteile, die die neue Technik bietet, für sich: für kurze Wege, für sehr spontane Terminzusammenkünfte und eine vorher nie gekannte Pünktlichkeit. Technische Verbindungsschwächen wurden und werden erkannt und man weiß damit umzugehen, Termine und Schulungen sind mehr und mehr von Disziplin geprägt und von virtuellen Händen. Digitale Bildungsangebote bieten viele bekannte Vorteile für Teilnehmende und gleichermaßen für Dienstherren, das digitale Bildungsangebot ist etabliert. Ersetzen kann das neue Format jedoch nicht den persönlichen Erfahrungsaustausch Auge in Auge, handwerkliche Tätigkeiten, den persönlichen Blickkontakt, der auch dem Vortragenden Feedback gibt, nicht zu vergessen die Kommunikation am abendlichen Biertisch. Die gemachten Erfahrungen gilt es zu bewerten, den Blick nach vorne zu richten und dabei das richtige Verhältnis von digitaler und analoger Welt der Zukunft zu finden. Thomas Diesel, Mainfranken Netze GmbH « 81 energie | wasser-praxis 03/2022

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