DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

kator etabliert, bei der die potenzielle Verdunstung (PET) eingesetzt wird. Die PETwird jedoch maßgeblich durch die Änderungen der maximalen Temperaturen beeinflusst, so dass diese steigen muss und damit für terrestrische Klimafolgenaussagen die tatsächliche Verdunstung (aET) genutzt werden sollte. Tabelle 1 zeigt amBeispiel des Elbe-Einzugsgebietes, dass die mit mHM simulierte Zunahme der tatsächlichen Verdunstung weniger stark ausfällt als die PET (nach Hargreaves-Samani). Die aET war bisher in Deutschland im Wesentlichen energielimitiert. Bei abnehmenden Sommerniederschlägen und regelmäßig unter Klimawandel stärker austrocknenden Böden in der Vegetationsperiode II (Juli bis September) tritt zukünftig jedoch vermehrt eine Wasserlimitation der Verdunstung auf. Es bleibt zu berücksichtigen, dass das eingesetzte hydrologische Modell mHM kein dynamisches Pflanzenwachstumsmodul enthält. Damit kann eine erwartete leichte weitere Verfrühung des phänologischen Frühjahres und damit eine Verlängerung der Vegetationsperiode nicht vollständig abgebildet werden, was zu einer aET-Unterschätzung führt. Gleichzeitig findet aber auch eine Pflanzenanpassung hin zu höherer Wassereffektivität in der Landwirtschaft und in Wäldern [z. B. 10] statt (Modell-aET-Überschätzung). Inwieweit diese Effekte sich gegenseitig aufheben, ist wissenschaftlicher Untersuchungsgegenstand. Weiterhin ist in Tab. 1 ersichtlich, dass die zukünftige atmosphärische Bilanz P-aET positiv ist und somit terrestrisch zukünftig ein leichter Wasserüberschuss entsteht. Die Auswertung der Änderung der mittleren jährlichen Abflüsse (Abb. 1) ergibt insgesamt über Deutschland zunehmende jährliche Abflussmengen. Die Zunahmen nehmen von Südwesten nach Nordosten sowie mit zunehmender Erwärmung zu. Jährliche Abnahmen finden sich vereinzelt z. B. in der Weser oder im Schwarzwald. Im Rahmen des Projektes wurden zudem die jährlichen Zuflüsse für 96 Trinkwasser-Talsperren untersucht. Die Einzugsgebiete (EZG) im hydrologischen mHM-Modellsetup wurden anhand hochaufgelöster digitaler Geländemodelle bestimmt. Technische Infrastruktur wird dabei nicht berücksichtigt. Von den 27 Talsperren mit einem Einzugsgebiet größer als 50 km² zeigen bis zum Ende des Jahrhunderts alle Talsperren einen steigenden mittleren jährlichen Zuf luss unter demWeiter-so Szenario RCP8.5; unter dem Klimaschutzszenario weist lediglich eine der Talsperren einen zukünftigen leichten Rückgang des mittleren jährlichen Zuflusses aus. Die Grundwasserneubildung (GWN) ist unter anderem abhängig von der Niederschlagsart, Abb. 1: Relative Änderung der mittleren jährlichen Abflüsse [%] in drei Zukunftszeitscheiben verglichen mit 1971–2000. Oben ist der Median über das Klimaschutzszenario RCP2.6, unten über das Weiter-SoSzenario RCP8.5 dargestellt. Zur besseren Übersichtlichkeit werden nur Flussabschnitte mit mindestens 100 km² Ein- zugsgebietsgröße dargestellt. Quelle: UFZ 18 energie | wasser-praxis 08/2022

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