DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

nehmender Erwärmung über alle zukünftigen 30-jährigen Zeiträume zu. Neben dem insgesamt im Winterhalbjahr zunehmenden Niederschlag nehmen auch Frosttage ab. Bis zum Ende des Jahrhunderts nehmen die Tage mit Minimumtemperaturen unter 0° C im Median zwischen -20 d/a (RCP2.6) bis -58 d/a (RCP 8.5) ab [12]. Ein Rückgang von Tagen mit Bodenfrost begünstigt wiederum die Inf iltration des Niederschlagswassers in den Boden. Die absoluten Änderungen der GWN sind insgesamt klein, regional sind diese prozentual aber teilweise hoch. Dies betrifft vor allem den Nordosten Deutschlands (Abb. 2). Neben der wahrscheinlichsten Entwicklung (Median über das Modellensemble) wird auch die Robustheit der Änderung dargestellt. Dazu werden die Übereinstimmung der Änderungsrichtung sowie die Signifikanz der Änderung verwendet. Wenn weniger als zwei Drittel der Simulationen dieselbe Änderungsrichtung zeigen, wurden die entsprechenden Flächen in Abb. 2 nach rechtsoben [//] schraffiert. Die Signifikanz der Änderung beinhaltet den Test, ob zukünftige Änderungen innerhalb oder außerhalb der natürlichen Variabilität liegen. Nach [12] ist eine Klimaänderung signifikant, wenn sie gemäß eines sogenannten U-Tests (hier: Wilcoxon Rangsummentest) mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 5 Prozent mit zufälligen Schwankungen erklärbar ist. Wenn weniger als 50 Prozent der Simulationen eine signifikante Änderung zeigen, wurde die Flächen in Abb. 2 nach rechtsunten schraffiert [\\]. Schraffierungen in beide Richtungen liefern ebenfalls eine klare Aussage, da keine Änderung zwischen Vergangenheits- und Zukunftszeitscheibe zu erwarten ist. Die gesamte Spannbreite der Simulationen über die zehn großen Einzugsgebiete Deutschlands ist zusätzlich in Abb. 3 dargestellt. Entwicklung von Dürreereignissen Dürren sind Extremereignisse mit einer Trockenheit, die statistisch nur in 20 Prozent der Fälle erreicht wird. Sie können über mehrere Jahre andauern. Die Entwicklung der oben gezeigten langjährigen zukünftigen Änderungen des Niederschlages und der GWN zeigen deutlich, dass die aktuelle Bodenfeuchtedürre seit 2018 kein neuer Normalzustand ist. Innerjährlich nehmen zukünftig Dürren in der Bodenschicht bis 30 cm Tiefe durch die Stagnation oder Abnahme des Sommerniederschlages im Südwesten Deutschlands am stärksten zu. Dies betrifft vor allem die Vegetationsperiode II von Juli bis September. Darüber hinaus wurden zweijährige Dürreintensitäten für die gesamte Fläche Deutschlands und der Ursprungsgebiete der großen EZG berechnet. Das Ergebnis ist in Abb. 4 dargestellt. Die Dürreintensität ist ein dimensionsloses Maß, um die Stärke einer Dürre abzuschätzen. In die Berechnung fließen die Länge der Dürreperiode in zweijährigen Zeiträumen und die absolute Trockenheit im zeitlichen Verlauf ein. Zusätzlich wird eine Normierung über Zeit und Raum vorgenommen, so dass ein Maximalwert von 0.2 erreicht werden kann. Dieser würde bedeuten, dass jeder Tag innerhalb von zwei Jahren in der gesamten betrachteten Fläche trockener war als alle Tage im Vergleichszeitraum 1971 bis 2000. Die zweijährigen Dürreintensitäten wurden für jede Klima-Hydrologie-Simulation berechnet. Abb. 4 zeigt, dass unter beiden Klimaszenarien zukünftig größere Intensitäten auftreten und dass diese unter demWeiter-so Szenario stärker ausgeprägt sind. Insgesamt steigt also in Deutschland dieWahrscheinlichkeit zweijähriger Ereignisse mit größeren Intensitäten als in der Vergangenheitszeitscheibe. Zusammenfassung Die Anpassung an den Klimawandel erfordert eine robuste Entscheidungsbasis. Dazu wurden alle verfügbaren Klimasimulationen, die Deutschland und die Ursprungsgebiete unserer EZG abdecken, genutzt, um zukünftige Änderungenmit Abb. 4: Zweijährige Boden- feuchtedürren bis 30 cm Bodentiefe über die Fläche Deutschlands und den Ursprungsgebieten unserer Flüsse. Oben ist das Klima- schutzszenario RCP2.6 (21 Simulationen), unten das Weiter-So-Szenario RCP8.5 (49 Simulationen) dargestellt. In den Quadranten links unten sind die zweijährigen Dürre- intensitäten der Vergangenheit gezeigt, rechts oben finden sich jeweils zukünftig auftretende größere Dürre- intensitäten als in der Vergan- genheit. Eine jahresscharfe Zuordnung ist nicht möglich, da Klimasimulationen nicht das tatsächliche Wetter abbilden. Quelle: UFZ 20 energie | wasser-praxis 08/2022

RkJQdWJsaXNoZXIy ODQwNjM=