DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

werden wir stark abnehmende Niederschläge haben, in Skandinavien jedoch deutlich zunehmende. Deutschland liegt hier in einem Übergangsbereich mit einer leichten Zunahme der Niederschläge bei steigenden Temperaturen. Das heißt: Wir haben mit zunehmenden Temperaturen in Deutschland auch zunehmende Jahresniederschläge zu erwarten, die die Zunahme der Verdunstung übertreffen. Allerdings findet die Zunahme des Niederschlages nicht einheitlich über das ganze Jahr bzw. gleichmäßig über die Jahreszeiten statt. Zu erwarten sind leichte Zunahmen im Frühjahr und im Herbst und eine starke Zunahme imWinter. Im Sommer bleiben die Niederschläge in etwa auf dem heutigen Niveau oder sie nehmen ab, wie im Südwesten Deutschlands. Hinzu kommt: Die Grundwasserneubildung findet in den meisten Regionen Deutschlands im hydrologischenWinterhalbjahr statt. Aufgrund der zu erwartenden Erwärmung ist davon auszugehen, dass Frostsituationen abnehmen werden und ein realtiv größerer Teil des gleichzeitig zunehmenden Niederschlags in den Boden eindringen kann. Dies ist dann die Erklärung dafür, dass die Grundwasserneubildung auch physikalisch erwartbar ansteigt. Zusätzlich erwarten wir imHinblick auf die oberirdischen Gewässer trotz der höheren Verdunstung, dass weiterhin eine ausreichende Menge Wasser vorhanden ist. Dies führt dazu, dass die mittleren jährlichen Abf lüsse zumindest leicht ansteigen und damit auch die Füllung der Talsperren. Wichtig ist, sich genau anzuschauen, inwieweit sich alle Komponenten des Wasserhaushaltes verändern und die Ergebnisse auf Kosistenz zu prüfen. Redaktion: Eine weitere Erkenntnis der Studie ist die Herausbildung von Regionen, die von den prognostizierten Dürreperioden besonders betroffen sein werden. Wo sind diese Gebiete geografisch verortet und inwieweit gibt es Muster, die solche Gebiete begünstigen? Marx: Das ist eine der Fragen, über die wir weiter diskutieren sollten. Ich würde die Frage, stellen, ob tatsächlich irgendwo ein Wassermangel auftritt. Ja, wir haben einige wenige Regionen, in denen die Grundwasserneubildung abnimmt. Aber um zu beurteilen, ob tatsächlich auch eine Wassermangelsituation auftaucht, muss dem Wasserdargebot der Wasserbedarf entgegengestellt werden. Dazu gibt es im DVGW-ZukunftsprogrammWasser das Projekt „WatDemand“, in dessen Rahmen untersucht wird, wie sich der Wasserbedarf in den verschiedenen Sektoren – also von der Industrie über den privatenWassergebrauch bis hin zur Landwirtschaft - entwickeln wird. Eine Gesamtübersicht aller Komponenten wird im Rahmen des Zukunftsprogramms Wasser entwickelt. Merkel: Der bereits erwähnte Dürremonitor hat gezeigt, dass insbesondere ein Gebiet von Ostsachsen über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mit den Studienergebnissen haben wir die notwendigen Kenntnisse, die wasserwirtschaftlichen Systeme vor Ort tl und überregional zu analysieren und weiterzuentwickeln. Dr. Wolf Merkel 25 energie | wasser-praxis 08/2022

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