DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

merechten mit einemVorrang für die öffentliche Wasserversorgung, aber gleichzeitig auch die Herstellung der Verteilungsgerechtigkeit für andere Sektoren. Genau diese Aufgaben werden wir in den nächsten Jahren im Rahmen des Zukunftsprogramms Wasser sehr intensiv weiterverfolgen. Redaktion: Stichwort Zukunftsprogramm: Die Klimafolgenstudie nimmt Bezug auf einen der drei Schwerpunkte, nämlich den Komplex „Extremereignisse und Klimawandel“. Inwieweit können diese Ergebnisse auch Erkenntnisse für die anderen beiden Schwerpunkte des Programms, also „AssetManagement/ergänzende Technologien“ und „Sicherstellung der Wasserqualität“ geben? Merkel: Es ist kein Zufall, dass diese drei Themenbereiche imZukunftsprogrammWasser genau so angelegt sind, weil es vielfältige Querbeziehungen gibt, zum Beispiel in Bezug auf die Wasserqualität: Wir müssen unsere Wasserressourcen vor Einträgen wie Nitrat, Chemikalien oder Arzneistoffen schützen; dies ist wichtiger denn je. Nur saubereWasserressourcen sind für uns auch wirklich nutzbar. Eine Anpassung benötigt auch die geeigneten Infrastrukturen und neben dem Erhalt der bestehenden Assets befassen wir uns folgerichtig auch mit Anpassung und Ausbau von Infrastrukturen. Es gibt eine Vielzahl solcher Querbeziehungen in unserem Programm. Marx: Auch wenn ich eben erläutert habe, dass Deutschland immer noch ein wasserreiches Land ist und auch bleibt, gibt es einen Wermutstropfen: Wir erwarten sowohl innerjährliche Umverteilungen mit trockeneren und heißeren Sommern als auch die Zunahme der Wahrscheinlichkeit mehrjähriger Dürreereignisse. Klar ist: Es ist gut, dass die langjährigeWasserverfügbarkeit nicht abnimmt, aber in den Sommermonaten werden die Böden regelmäßig stärker austrocknen, als sie das in der Vergangenheit getan haben. Die Anzahl heißer Tage wird deutlich zunehmen und damit verbunden wird sich derWasserbedarf im privaten Bereich sicher erhöhen. Es werden also klimabedingt Anpassungsmaßnahmen getroffen werden müssen. Das kann zum Beispiel den Spitzenfaktor betreffen. Diese Diskussion erscheint mir als eine der spannenden Herausforderungen, vor denen die Wasserversorgung steht. Aus meiner Sicht gibt es zudem vor allem politischen Handlungsbedarf, weil sich die Erkenntnis, dass solche Extremereignisse in Zukunft gemanagt werden müssen, noch nicht überall durchgesetzt hat. Letztlich muss man sich auf regionaler Ebene überlegen, nach welchen Kriterien und Parametern man bestimmt, wann ein Dürreereignis anfängt. Hinzu kommt eine Priorisierung der wichtigstenWassernutzer und damit einhergehend eine Hierarchie der Nutzungsbeschränkungen imExtremfall. Dieser Prozess wird möglicherweise mit großen Diskussionen verbunden sein und ich halte es für sehr ratsam, diese Diskussion jetzt zu führen und nicht erst in zehn oder fünfzehn Jahren. Redaktion: Damit sind wir beim Thema Wasserverteilungskonflikte und Sie beide haben bereits Forderungen an die Politik formuliert. Was müsste denn darüber hinaus mit Blick auf die Studienergebnisse politisch passieren, um die beschriebenen Szenarien so gut wie möglich zu managen? Merkel: Auch hier reden wir über eine Aufgabenteilung. Die Wasserversorgungsunternehmen Wir als DVGWmüssen die Entscheidungs- und Handlungsgrundlagen klären, wir müssen Prognosen absichern, ein einheitliches Vorgehen der Länder einfordern und Maßnahmen auf eine belastbare und abgestimmte Basis bringen. Dr. Wolf Merkel 27 energie | wasser-praxis 08/2022

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