DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

Ein zusätzlicher spezifischer Treiber für die Bedarfsentwicklung sind lange und heiße Trockenphasen, wie sie in den letzten Jahren häufig zu beobachten waren und nach den Prognosen der Klimaforscher auch in Zukunft häufiger und ausgeprägter auftreten werden. Diese „Extremsommer“ haben vor allem Einfluss auf den kurzfristigen Spitzenbedarf. Dabei wurde zunehmend deutlich, dass die Kombination von automatischen Gartenbewässerungssystemen mit den in Zeiten der Corona-Pandemie vermehrt genutzten privaten Pools die Infrastruktur zur Bereitstellung der Spitzenlasten an ihre Grenzen brachte [9]. Die Erfahrung, dass Aufrufe zum Wassersparen allein nicht unbedingt den notwendigen Effekt erzielen, haben viele Kommunen in der Region zum Anlass genommen, über den Erlass von Gefahrenabwehrverordnungen eine Rechtsgrundlage für die Durchsetzung von Wasserspar-Appellen zu schaffen. Für Hessenwasser war und ist dies Anlass, imDialog mit den Kundenkommunen und Verbänden gemeinsam Lösungen zu besprechen [10]. Neben einer optimierten Abstimmung des Lastmanagements geht es auf Seiten der Kommunen im Einzelfall auch darum, eine Anpassung der vorhandenen Infrastruktur zu prüfen. Auch die WRM hat sich in einem Fachgutachten mit der Thematik Spitzenbedarf auseinandergesetzt [11]. Dargebotsentwicklung Unter demVorhabenstitel AnKliG („Anpassungsstrategien an Klimatrends und Extremwetter und Maßnahmen für ein nachhaltiges Grundwassermanagement“) wurde ab Mitte 2006 ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Forschungsprojekt umgesetzt, welches das Ziel hatte, die Auswirkungen von Klimatrends und Extremwetter auf das Grundwasser exemplarisch für den großräumigen Lockergesteinsaquifer „Hessisches Ried“ und den angrenzenden Kluftgrundwasserleiter des Odenwaldes zu quantifizieren [12]. Die Beteiligung an diesem Forschungsvorhaben markierte den Einstieg von Hessenwasser in die aktive Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels für dieWasserversorgung in Südhessen und hier insbesondere mit den Folgen für das Grundwasserdargebot. In Zusammenarbeit mit der WRM hat sich das Unternehmen im Jahr 2019 durch die Beauftragung eines Fachgutachtens weiter mit den Folgen des Klimawandels für das Grundwasserdargebot in ausgewählten Teilregionen des Versorgungsgebiets auseinandergesetzt. Der zeitliche Zielhorizont der Klimamodellierungen ist das Jahr 2100 (Abb. 4). Abb. 4: Mittlere Änderung der Jahresniederschläge (oben) und der potenziellen Verdunstung (unten) der zur Verfügung stehenden Projek- tionen des EURO-CORDEX- und des Projekt-Ensembles, exemplarisch für Elementarfläche 5 „Südliches Ried“ Quelle: Hessenwasser GmbH & Co. KG 34 energie | wasser-praxis 08/2022

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