DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

Eine erste Zusammenfassung der Ergebnisse ist unlängst im Hessenwasser-Magazin „WasserZeichen“ [13] erschienen, weitere Fachpublikation werden folgen. Die Ergebnisse der Untersuchungen bestätigen imGrundsatz die bislang entwickelten Handlungsstränge und Maßnahmenpakete. Ressourcenbewirtschaftung Das Hessische Ried, eines der wichtigsten Dargebotsgebiete für die Wassergewinnung des Ballungsraumes, ist gekennzeichnet von einem Wechsel von mehrjährigen Nass- und Trockenperioden. Den bereits oben erwähnten Trockenperioden zu Beginn der 1970er-Jahre folgte zu Beginn der 1990er-Jahre erneut eine mehrjährige Trockenperiode, die wiederum abgelöst wurde von einer ausgeprägte Nassphase [14]. Die Folgen der Übernutzung des Grundwasserdargebots in der Trockenperioden der 1970erJahre führten in einem langen und komplexen Prozess, der vomBundeslandHessen initiiert und begleitet wurde, zur Gründung des Wasserbands Hessisches Ried, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, und zur Errichtung der Rheinwasseraufbereitungsanlage in Biebesheim. Seit dem Jahr 1990 wird aus demWerk aufbereitetes Oberflächenwasser für die Grundwasseranreicherung im Einzugsbereich der großen Wasserwerke im Hessischen Ried sowie landwirtschaftliches Beregnungswasser bereitgestellt [15]. Die Anlage hat eine technische Kapazität von 43Mio. Kubikmeter pro Jahr, wovon laut Verbandsplan 5 Mio. Kubikmeter für die landwirtschaftliche Beregnung vorgesehen sind. Das Ressourcenmanagement sowie der operative Betrieb des Wasserverbandes Hessisches Ried (WHR) werden seit 2005 von Hessenwasser betriebsgeführt. Die aktive Grundwasserbewirtschaftung imHessischen Ried hat sich in den über 30 Jahren Betriebserfahrung als unverzichtbares Instrument für eine nachhaltige und umweltschonende Wassergewinnung im Hessischen Ried bewährt. Im Jahr 1999 wurde nach einem intensiven Abstimmungsprozess aller Nutzungs- und Interessengruppen der Grundwasserbewirtschaftungsplan Hessisches Ried [16] vom Land Hessen als Verwaltungsvorschrift erlassen. Die Vorschrift ist seitdem eine grundlegende Basis in den Wasserrechtsverfahren der Hessenwasser und weiterer Wasserversorger im Hessischen Ried. In jüngster Zeit hat der WHRmit finanzieller Unterstützung durch das Land Hessen eine Machbarkeitsstudie aufgesetzt. In den kommenden zwei Jahren wird dabei untersucht, mit welchen technischen Lösungen zukünftig mehr Rheinwasser aufbereitet werden kann. Dabei werden mit Blick auf Bedarf, technische Umsetzbarkeit, Umweltauswirkungen, Qualität des aufbereiteten Wassers und Kosten mehrere Alternativen geprüft. Die Durchführung der Studie erfolgt in enger Abstimmung mit dem hessischen Umweltministerium. Das Konzept des integrierten Ressourcenmanagements durch den WHR ist ein Element des Wasserwirtschaftlichen Fachplans, den das Land Hessen derzeit entwickelt [17]. Das Konzept der Infiltration von aufbereitetem Oberf lächenwasser wird in gleicher Weise seit vielen Jahrzehnten in Frankfurt eingesetzt: So wurde ereits 1959 in Frankfurt-Niederrad eine Mainwasseraufbereitungsanlage zur Bereitstellung von Brauchwasser für die Grundwasserbewirtschaftung der Gewinnungsanlagen im Frankfurter Stadtwald errichtet. Das Betriebswasser wird auch direkt durch den Frankfurter Flughafen und die Stadt Frankfurt genutzt. Durch die Infiltration von aufbereitetem Oberflächenwasser im Einzugsbereich vonWassergewinnungsanlagen wird dabei eine effiziente, wirtschaftliche und hygienisch einwandfreie Substitution von Trinkwasser in nennenswertem Umfang erreicht (Abb. 5). Fazit Für die Gewährleistung einer zuverlässigen, bedarfsgerechten und schließlich auch nachhaltigen Trinkwasserversorgung für die Rhein-MainRegion sind in den zurückliegenden Jahren Maßnahmen → Anpassung der regionalen und der kommunalen Anlagen – Infrastrukturausbau → Stärkung des Verbundsystems – interkommunale Zusammenarbeit → Ausbau der integrierten Grundwasserbewirtschaftung – aufbereitetes Flusswasser (Betriebswassernutzung) zur Infiltration → Leistungsfähige Betriebs- und Regenwassernutzungen auch in Landwirtschaft und Industrie → Wasserthemen in den Kommunen ämterübergreifend angehen – Schwammstadt → Kommunale Wasserkonzepte (Hessisches Umweltministerium) – Ressourcen, Bedarf, Bilanz, Alternativen INFORMATIONEN 35 energie | wasser-praxis 08/2022

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