DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

der Wasserversorgung. Hierbei werden das Schadensausmaß und die Eintrittswahrscheinlichkeit für die jeweiligen Szenarien bestimmt und klassifiziert, um eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Auf Grundlage des ermittelten Schadensausmaßes und der Eintrittswahrscheinlichkeit kann dann eine Risikomatrix erstellt werden, anhand derer es möglich ist, Szenarien und deren Risiken zu klassifizieren, zu vergleichen und zu priorisieren. Im Hauptindikator, der den Prozessschritt der vorbeugenden Maßnahmen repräsentiert, wurden bei der Untersuchung gute Ergebnisse erzielt: Der Mittelwert für die Umsetzung der vorbeugenden Maßnahmen liegt bei 73 Prozent. Da die zielgerichtete Planung und Umsetzung vorbeugender Maßnahmen jedoch auf den vorherigen Maßnahmen aufbaut, können vorbeugende Maßnahmen nur in Abhängigkeit einer vollständigen Risikoanalyse erfolgen. Die vorliegenden Ergebnisse sind daher kritisch zu betrachten. Defizite konnten hierbei in der redundanten Auslegung von Anlagenteilen sowie der Umsetzung von Lieferverf lechtungen und Versorgungsnetzwerken zu anderen WVU festgestellt werden. Beide Aspekte spielen eine essenzielle Rolle zum Erhalt der Handlungsfähigkeit in Notsituationen. Auffallend sind zudem niedrige Werte im gesamten Prozessschritt des Krisenmanagements. Hier wurden unter allen Hauptindikatoren, die die Prozessschritte des Risiko- und Krisenmanagements wiedergeben, die niedrigsten Werte verzeichnet. Unter allen betrachteten Unternehmen wurden innerhalb des Krisenmanagements im Mittel 38 Prozent der erforderlichen Maßnahmen implementiert. Wechselwirkungen bestehen zur Risikoanalyse und den vorbeugenden Maßnahmen, da nicht alle Risiken erkannt und durch risikomindernde Maßnahmen reduziert werden und daher ein höheres Restrisiko bestehen bleibt. Die Planung und Durchführung von Übungen stellen hierbei besonders relevante Aspekte dar: Unter allen betrachteten Unternehmen wurde im Teilindikator der Übungen ein Mittelwert von 25 Prozent erzielt – einWert, der den Handlungsbedarf für WVU in diesem Feld hervorhebt. Durch regelmäßige Übungen wird die Überprüfung der technischen und organisatorischen Maßnahmen, Strukturen und Prozesse gewährleistet und somit die Handlungskompetenz aller beteiligten Akteurinnen und Akteure in Notsituationen sichergestellt. Der Umsetzungsstand des Prozessschritts Evaluierung beträgt unter allen Unternehmen im Mittel 50 Prozent, es zeigt sich jedoch ein heterogenes Bild. Bei der Evaluierung werden die vier vorherigen Prozesse der Notfallvorsorgeplanung hinsichtlich ihrer Aktualität und Angemessenheit überprüft. Dabei wurden unter allen Unternehmen bei der Evaluierung der Risikoanalyse sowie bei der Evaluierung des Krisenmanagements die niedrigstenWerte erzielt, was sich mit den Ergebnissen dieser beiden Indikatoren deckt. Insgesamt zwei Unternehmen erreichten beim Verbundindikator (NVPt) einen Wert von mehr als 85 Prozent (Abb. 3) und damit einen guten bis sehr guten Umsetzungsstand der Notfallvorsorgeplanung. BeideUnternehmenweisen eher urban geprägte Versorgungsgebiete auf und gehören, gemessen an der Trinkwasserabgabe, zu den größerenVersorgern. Das Unternehmen, welches den höchsten Umsetzungsstand erzielte, hat bei der Teilnahme an der letzten Runde der rheinlandAuch wenn sich die Mehrzahl der Unternehmen zumindest sporadisch mit der Notfallvorsorgeplanung befasst hat, wurde die systematisierte und ganzheitliche Vorgehensweise bislang nur von einer Minorität der betrachteten Unternehmen umgesetzt. 43 energie | wasser-praxis 08/2022

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