DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

über den gesamten Lebenszyklus eingeführt werden, die verschiedene Umweltauswirkungen bzw. Ressourcen-verbräuche erfasst. Um den Hochlauf des Wasserstoffmarktes positiv zu begleiten und die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle zu fördern, sollte der regulatorische Rahmen für Wasserstoffspeicher und Wasserstoffnetze schrittweise – also als adaptive Regulierung – entwickelt werden. Dabei sollte eine Überregulierung des noch jungen Marktes vermieden werden. Erst wenn ein Marktversagen absehbar ist, z. B. in zunehmend monopolistisch geprägten Strukturen der Wasserstoffnetze, muss der Verlust der Marktkräfte durch regulatorisch effektiv simulierten Wettbewerb verhindert werden. Für die Sektoren Strom, Gas und Wasserstoff sollte zukünftig ein einheitlicher Szenariorahmen entwickelt und den Netzplanungen zugrunde gelegt werden. Darauf aufbauend sollten weiterhin getrennte Netzentwicklungspläne für alle drei Bereiche erarbeitet werden. Mit Speichern verbundene Effizienzpotenziale sollten dabei eingehend geprüft und ausgenutzt werden. Ein übergeordneter „Matchmaking-Prozess“ im Rahmen eines Systementwicklungsplans (SEP) sollte sektorübergreifende Redundanzen vermeiden. Damit die Akteure die Logistikkosten im Energiemarkt bei ihrem Handeln beachten und optimieren, sollten die Netzentgeltsystematiken für Gas, Strom und Wasserstoff verursachungsgerechter ausgestaltet werden. Das heißt: Die Marktakteure sollten möglichst mit den tatsächlich von ihnen verursachten Netzkosten in Form eines Netzentgelts belastet werden. Die aktuell dominierende Sozialisierung der Netzkosten über „allgemeingültige“ Netzentgelte verhindert wichtige Signale. Zum Beispiel erfolgt die Allokation von Erzeugungs- und Verbrauchseinrichtungen dadurch weitestgehend ungesteuert. Auch die Wahl der genutzten Netzteile ref lektiert die damit verbundenen Kosten bisher nicht. Neben den Netzentgelten sollten gesetzlich geregelte Umlagen und Abgaben neu geordnet werden. Preisbestandteile, die vonMarktakteuren nicht beeinflusst werden können, dürfen den sektorübergreifenden Wettbewerb – zum Beispiel unter Energiespeichern – nicht verzerren. Eine Neuordnung der Abgaben und Umlagen stellt bei zunehmenden Anteilen erneuerbarer Energien im System ein Level-Playing-Field sicher und erhält die Wettbewerbskräfte aufrecht. Ausblick Die von den Verbänden vorgelegte Studie „Wasserstoff speichern – so viel ist sicher“ zeigt imZusammenhangmit den BMWK-Langfristszenarien, dass dieGas- bzw. Wasserstoffspeicher sich an die Herausforderungen der Energiewende anpassen. Der Weg der Energiewende wird die Herausforderungen für die Speicher prägen, jedoch zeitgleich auch von ihnen abhängen. Mit politischer Unterstützung kann diese Speicherwende gelingen und damit eine zentrale Voraussetzung zur Umsetzung der Energiewende geschaffen werden. T Sebastian Bleschke ist Geschäftsführer der INES Initiative Energien Speichern e. V. Kontakt: Sebastian Bleschke INES Initiative Energien Speichern e. V. Glockenturmstraße 18 14053 Berlin Tel.: 030 315 11-707 E-Mail: s.bleschke@energien-speichern.de Internet: www.energien-speichern.de Der Autor Anzahl Speicher Kapazitäten in TWh Bereitstellung von H -Speicherkapazität durch Neubau H -Kavernenspeicher Bereitstellung von H -Speicherkapazität durch Umstellung Porenspeicher Bereitstellung von H -Speicherkapazität durch Umstellung Kavernenspeicher jährliche Anzahl umgestellter bzw. neugebauter Speicher , Mrd. € Investitionskosten   ­ € ‚   ­ € ‚     €  ƒ  „   € ƒ „ € € €€ €ƒ €„ ‚ Bestandspotenziale vollständig genutzt Neubau Kavernenspeicher ( TWh) Abb. 4: Transformationspfad für Gasspeicher im TN-H₂-G-Szenario Quelle: „Wasserstoff speichern – so viel ist sicher“, S. 165 (DBI, 2022) 57 energie | wasser-praxis 08/2022

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