DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

sogenannten Eco-Footprint interessiert sei, der müsse auch hinterfragen und nachrechnen, ob sich dieser durch die Maßnahmen tatsächlich verringere: Aus welchem Land beziehungsweise über welche Entfernung wurde das Fahrzeug hierhertransportiert? Wo wurde die Batterie des Fahrzeugs hergestellt? Welche Werte werden für die Messung des Stromverbrauchs zugrunde gelegt? Herstellerangaben? Ergebnisse von Ökotest? Welcher Strommix ist für die FootprintBerechnung anzunehmen? Noch komplizierter werde es bei den Hybriden. Es gelte zu unterscheiden, wie viel elektrisch und wie viel konventionell gefahren wird, um auf dieser Basis die Verbräuche für beides zu simulieren. Die Ziele bestimmen den Weg In der ESG-Diskussion gerät oft außer Acht, dass eine nachhaltige Entwicklung nur durch eine gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzung umweltbezogener, wirtschaftlicher und sozialer Ziele erreichbar ist und dass sich die verschiedenen Ziele gegenseitig bedingen. In der Vergangenheit wurden immer wieder die hohen Anschaffungskosten als Argument gegen eine Umstellung auf alternative Antriebe ins Feld geführt. Tatsächlich entstehen etwa beim Einsatz kraftstoffsparender und damit emissionsärmerer Dieselfahrzeuge zusätzliche Anschaffungs- und Leasingkosten. Durch kluge organisatorische Maßnahmen können allerdings die Gesamtbetriebskosten gesenkt werden. Beispielweise senkt eine optimierte Tourenplanung mittels Telematik die Treibstoffkosten und damit zugleich den CO2Ausstoß. Eine vorausschauendeWartungsplanung („Predictive Maintenance“) reduziert den Verschleiß und verlängert die Lebenszeit eines Fahrzeugs. Ein kostenoptimierender Einkauf beschafft umweltfreundliche Fahrzeuge und Betriebsstoffe sowie Reifen mit geringem Rollwiderstand zu günstigen Konditionen. „Umwelt– und Kosteneffizienz sind zwei Seiten der gleichenMedaille und keine davon ist die Kehrseite der anderen“, betont Majk Strika. Die entscheidende Frage sei, wie sich die Beschaffung von E-Autos auf die Nachhaltigkeit und zugleich auf die Gesamtkosten der Flotte auswirken würde. „Basis sind die Verbrauchs- und Emissionsdaten der eigenen Fahrzeuge und deren Total Costs of Ownership. Bei Vergleichmit alternativen Antrieben sollte man sich nicht auf die Herstellerangaben verlassen“, so der Experte. Stichwort Fahrzeugbeschaffung: Eine Umstellung auf E- oder Wasserstoffantriebe zum genau richtigen Zeitpunkt bedürfe beispielsweise flexibler Finanzierungsverträge. T NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG., Andreas Wendt, Pressesprecher Netz/Infrastruktur⁷ „Die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG. ist für ein Gasnetz mit einer Rohrlänge von mehr als 14.000 Kilometern zuständig. Unser Fuhrpark muss gut bestückt sein, um das weitläufige Versorgungsgebiet abzudecken. Die gewerbliche Flotte der Netzgesellschaft besteht aus fast 400 Fahrzeugen, und der Fuhrpark wird schrittweise auf Elektromobilität umgestellt. Die ersten voll elektrischen Servicefahrzeuge sind bereits seit einigen Wochen im Einsatz. Dieses erste Ziel haben wir trotz aktueller Lieferschwierigkeiten von Herstellern und eines sehr überschaubaren Fahrzeugangebots erreicht. Ziel ist es, bis 2025 den gesamten Fuhrpark auf Klimaneutralität umgestellt zu haben. Dazu zählt natürlich auch die notwendige Infrastruktur an den jeweiligen Standorten im Netzgebiet, um eine ständige Einsatzbereitschaft zu gewährleisten und die Versorgungssicherheit zu garantieren.“ Avacon Netz GmbH, Jens Ackermann, Fuhrparkmanager⁸ „Als Betreiber kritischer Infrastrukturen sind wir auf eine zuverlässige Mobilität unserer Mitarbeiter angewiesen. Wir haben frühzeitig begonnen, Elektromobilität im Alltag umfangreich zu testen. Inzwischen hat sich diese Technologie so weit fortentwickelt, dass wir einen umfassenden Einsatz von Elektrofahrzeugen in unserer Flotte für möglich halten, und wir sind zuversichtlich, dass dies auch gelingen wird. Grundsätzlich sind wir offen für den Einsatz weiterer alternativer Antriebstechnologien. So haben wir kürzlich erstmals ein Wasserstoff-Fahrzeug (Pkw) fest in die Flotte eingebunden und werden demnächst auch Wasserstoff-Transporter mit in die Flotte aufnehmen, um hiermit Erfahrungen im Alltagsbetrieb zu sammeln. Welche Technologie sich letztlich durchsetzen wird, wird die Zukunft zeigen. Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und natürlich auch die damit verbundenen Kosten werden hierbei eine entscheidende Rolle spielen.“ Manfred Godek ist freier Journalist für Wirtschafts- und Management-Themen. Kontakt: Manfred Godek Presse- und Redaktionsbüro Turmstr. 12 40789 Monheim Tel.: 02173 690-611 E-Mail: godek@godek.onmicrosoft.com Der Autor 7 schriftliches Interview 8 schriftliches Interview Quelle: Avacon Quelle: NBB Netzgesellsellschaft 67 energie | wasser-praxis 08/2022

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