DVGW energie | wasser-praxis, Ausgabe 8/2022

Planer hat, weiß Kapfer einzuschätzen: „Die erforderlichen Informationen waren alle digital im Bagger vorhanden. Dadurch entfielen aufwendige Absteckungsarbeiten. Wir mussten keine einzige Grenzemehr abstecken, da der Baggerführer auf dem Display bereits alles Notwendige sehen konnte. Das Aufmaß der Leitungen war genauso einfach“, stellt Kapfer fest. Digitale Bestandsaufnahme Hier war im BAP festgelegt, dass der Baggerführer mit demMTS-Navi alle sechs Meter, vor jeder Muffe des Gussrohres, die Rohroberkante im offenen Graben dank Gerätesensorik digital aufnimmt; das Gleiche galt für jedes Formstück. Einmal pro Woche sicherte Wörle die Daten. „Will man später einen Krümmer finden, ist dies leicht möglich, da die genaue Lage und Höhe im UTM-Koordinatensystem vermessen wurde“, so Wörle. Kapfer fügt hinzu: „Ohne die Baggersteuerung und ohne die digitale Bestandsaufnahme wäre der Vermessungsaufwand für mich vor Ort wesentlich höher gewesen. Dies spiegelt sich natürlich auch in den Honorarkosten für den Auftraggeber wider.“ Mit Blick auf die Spülbohrung wurden alle drei Meter die Rohrachsen vermessen und auf dem Gelände angezeichnet. Wörle nahm diese Punkte nach der Ausführung mit demRover auf. Die digital erhobenen Daten vom offenen Graben wurden an den Auftraggeber übermittelt, der sie in das Geoinformationssystem (GIS) der Stadt Gundelfingen einlesen konnte. Wörle digitalisierte zudem sämtliche Lieferscheine und übermittelte diese per PDF ebenfalls an den Auftraggeber. „Auch das hat einen enormen Vorteil: So ist gewährleistet, dass die eingesetzten Materialien auch nach Jahren noch nachvollziehbar sind. Dank der BIM-Methode weiß man stets, was wo liegt.“ Für den Planer ist das digitale Aufmaß ebenfalls hilfreich. Nicht nur, dass dadurch Bestandsvermessungen von Hand entfallen. Auch bei der Abrechnung hatte Kapfer weniger Arbeit: „Digitale 3D-Aufmaße mit Verschneidungen von unterschiedlichen Geländemodellen sind für die Abrechnung eine große Erleichterung – auch wenn dafür die Erstellung der digitalen Ausführungsplanung etwas aufwendiger ist. Wir hatten zudem weniger Planungs- und Abrechnungsunterlagen in Papierform. Indem Arbeitgeber, Arbeitnehmer und das Ingenieurbüro eine gemeinsame Datenumgebung haben, herrscht eine hohe Transparenz und der aktuelle Stand ist für jeden leicht ersichtlich.“ Planer sieht Potenzial von BIM Mit BIM hatte Kapfer zuvor noch keine direkten Berührungspunkte. Entsprechend skeptisch war der Planer zunächst, wie er zugibt. Entsprechend äußerte er sich vor dem Beginn des Projektes: „Jedes unserer Bauvorhaben ist sozusagen ein Unikat und Planungs- und Bauabläufe sind jedes Mal anders. Dies gilt meiner Meinung nach besonders für den Straßen- und Tiefbau. Im Tiefbau alle Abläufe vollumfänglich so zu standardisieren, um es in BIM abzubilden, sehe ich als Herkulesaufgabe an. Wir müssen aufpassen, dass wir uns mit BIM nicht mehr Arbeit machen und im schlimmsten Fall nicht noch zusätzliche Kosten für den Auftraggeber produzieren.“ Heute ist Kapfers Interesse an BIM geweckt – so sehr, dass er zurzeit selbst, wie zuvor Anna Wörle, eine Ausbildung zum BIM-Professional-Baustellenmanager absolviert. „Ich bin überzeugt, dass wir um das Thema nicht umhinkommen. BIM hat eindeutige Vorteile. Es ist nur die Frage, Abb. 4: Bauzeichnerin Anna Wörle ortet mit dem Bodenradar die Fremdsparten und überträgt diese in die digitale Planung. Quelle: Rohrleitungsbau Fritz Heidel OHG Building Information Modeling ermöglicht es, auf der Baustelle Zeit und Kosten zu sparen. 71 energie | wasser-praxis 08/2022

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