ewp_042022

DVGW-Studie ermittelt Verfügbarkeit klimaneutraler Gase: Ausreichende Wasserstoffmengen für den Bedarf in Deutschland ab dem Jahr 2030 Die Bundesregierung hat im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine das Ziel formuliert, Deutschlands Abhängigkeit inder Energieversorgung schneller als ursprünglich geplant zu reduzieren. Dies kann gelingen, wenn jetzt alle relevanten TechnologienundOptionen eingesetzt werden. ImKontext einer umfassenden Transformation des Energiesystems in Deutschland kommt Wasserstoff eine unverzichtbare Bedeutung zu, um die Energieversorgung in Zukunft auf dem Weg indieKlimaneutralität abzusichern. Entgegen zahlreichenAnnahmenmuss Wasserstoff jedoch keine Mangelware bleiben. Bereits ab dem Jahr 2030 kann der Bedarf mehr als gedeckt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass die politischen Rahmenbedingungen entsprechend geschaffen werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag des DVGW durchgeführte Studie von Frontier Economics. Die Untersuchung hat in verschiedenen Szenarien die mittel- und langfristige Verfügbarkeit klimaneutraler Gase ermittelt. Demnach stehen im Jahr 2030 rund 290Terawattstunden (TWh)CO2-armer bis klimaneutraler Wasserstoff zur Verfügung. Etwa 60 Prozent davon wären grünerWasserstoff aus heimischer Elektrolyse und anderen europäischen Ländern. Nach Meinung von Experten übertrifft diese Menge alle gängigen Nachfrageprognosen um ein Vielfaches: So geht der Nationale Wasserstoffrat für diesen Zeitraumvon einem Bedarf vonbis zu 110 TWh aus. Bis 2045 könnten Industrie, Fahrzeuge sowie Gebäude der Studie zufolge dann mit einer Energiemenge von 850 TWh versorgt werden. Durch den Import von grünemWasserstoff, beispielsweise aus Ländern Nordafrikas, wäre auf lange Sicht sogar ein Angebot von etwa 2.000 TWh denkbar. Dies entspricht aus Sicht des DVGW mindestens dem Doppelten der Energie, die im klimaneutralen Deutschland der Zukunft benötigt wird. „Das Argument, Wasserstoff sei der Champagner der Energiewende, ist widerlegt. Mit politischem Willen und den notwendigen Weichenstellungen können über die deutschen Verteilnetze ausreichende Mengen für alle Sektoren zur Verfügung stehen – für die Industrie und auch für die über 20 Mio. Haushalte, die heutemit Gas heizen. Es sollten also alle Sektoren für die Anwendung von Wasserstoff berücksichtigt werden“, so der DVGW-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Gerald Linke. Er unterstrich gleichzeitig erneut die zwingende Technologieoffenheit und die Chance der mit einer Diversifizierung verbundenen Stärkung der Versorgungssicherheit. Für eine solche Transformation sei Deutschland mit seiner Infrastruktur gut aufgestellt und wasserstofftaugliche Endgeräte bereits entwickelt. Der Umbau des Energiesystems ist aus Sicht des DVGHW nur zu schaffen, wenn alle Optionen ausgeschöpft werden – sowohl der Ausbau erneuerbarer Energien als auch der Hochlauf klimafreundlicher Gase. Nur so ließen sich die enormen Energiemengen decken, die heute nochmit fossilen Rohstoffen erzeugt werden. „Bei der Energiewende sollten neben der direkten Elektrifizierung auch die Importoptionen großer Mengen an erneuerbaren Energien durch Wasserstoff als Chance erkannt werden. ImZusammenspielmit grünen Elektronen bietet Wasserstoff eine zukunftsfähige und bezahlbare Lösung für alle Anwendungen. Nicht nur technische Ansätze sind wichtig, auch die Sozialverträglichkeit müssen wir im Blick behalten“, so Linke. Die Studie des DVGWentkräftet zudem die Aussage, klimafreundliche Gase seien zu teuer für den Gebäudesektor. So könnten die langfristigen Herstellungskosten von grünem Wasserstoff von aktuell 25 bis 30 Cent pro Kilowattstunde auf fünf bis sieben Cent im Durchschnitt im Jahr 2045 sinken. W Quelle: j-mel/Adobe Stock 8 energie | wasser-praxis 04/2022 N A C H R I C H T E N

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